Du träumst von Babymoon? Ein letztes Mal, bevor Du Mama wirst, willst Du in den Urlaub fliegen? Dann fragst Du Dich bestimmt, ob das überhaupt funktioniert. Nehmen Fluggesellschaften Schwangere mit und ist Fliegen eigentlich unbedenklich?
Blickpunkt Medizin: Was raten Frauenärzte zum Thema Fliegen in der Schwangerschaft?
Falls Du körperlich gesund bist, spricht medizinisch nichts dagegen, dass Du in den Flieger steigst. Leidest Du allerdings unter einer komplizierten Schwangerschaft, dann raten Mediziner von Flugreisen ab. Das gilt insbesondere bei:
- Erhöhtem Risiko von Früh- oder Fehlgeburt
- Vorzeitigen Wehen
- Herz-Kreislauf-Problemen
- Fehllage der Plazenta (Placenta Praevia)
- Blutarmut
- Erhöhtem Thromboserisiko
- Mehrlingsschwangerschaften
Viele Schwangere machen sich Gedanken wegen der erhöhten Strahlenbelastung beim Fliegen. Aber das ist nicht notwendig, wie die Münchner Gynäkologen Professor Ioannis Mylonas und Professor Klaus Friese erklären. Die normale Strahlenbelastung, der Du über den Zeitraum von einem Jahr in Deutschland ausgesetzt bist, beträgt durchschnittlich 2,1 mSv. Ein Flug von Frankfurt am Main nach Los Angeles schlägt mit etwa 0,05 bis 0,11 mSv zu Buche. Gefährlich wird die Strahlenbelastung für Dich und Dein Ungeborenes erst, wenn sie jährlich eine Dosis von 50 mSv überschritten würde. Wegen der Strahlenbelastung musst Du Dir, selbst bei einer Fernreise, also keine Sorgen machen.
Was dagegen tatsächlich ein Risiko birgt, ist der Innendruck in der Kabine. Er ist etwa so hoch, als stündest Du auf einem 1.500 bis 2.500 Meter hohen Berg. Unser Körper passt die Atmung normalerweise automatisch dem Umgebungsdruck an. Der Durchschnittsmensch lebt und atmet mit einem Luftdruck von 101 kPa und einen Sauerstoffpartialdruck von 21,3 kPa. Bei einem Langstreckenflug beträgt der Luftdruck in der Kabine etwa 75 kPa und der Sauerstoffpartialdruck 20 kPa. Je niedriger Luft- und Sauerstoffpartialdruck, desto langsamer nimmt Dein Körper Sauerstoff auf. Wenn Du gesund bist, dann kann Dein Organismus gut damit umgehen, indem er einfach den Blutdruck, die Atem- und Herzfrequenz erhöht. Problematisch wird der Kabinendruck nur für Schwangere, die unter einer ausgeprägten Blutarmut, Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Sichelzellenanämie leiden.
Falls Du ein erhöhtes Thromboserisiko hast, ist Fliegen in der Schwangerschaft eher nicht ratsam. Stützstrümpfe und die Gabe von Blutverdünnern können Dir allerdings helfen, einen Kurzstreckenflug zu meistern.
Am besten reist Du, laut Expertenmeinung, übrigens im zweiten Trimester. Dann geht es Schwangeren normalerweise körperlich und geistig am besten. Die Schwangerschaftsübelkeit und bleierne Müdigkeit der ersten Wochen sind vorbei, gleichzeitig kannst Du Dich noch gut bewegen.
Sprich auf jeden Fall vor der Flugreise mit Deinem Gynäkologen. Lass Dich medizinisch beraten und höre auf die Expertenmeinung. Falls der Arzt eher von dem Trip abrät, dann unternimm lieber einen Kurzurlaub mit der Bahn. Es gibt auch wunderbare Ziele in Deutschland und unseren Nachbarländern.
Regelung der Airlines: Unter welchen Voraussetzungen nehmen Fluggesellschaften schwangere Passagiere mit?
Leider gibt es keine einheitliche Regelung, bis wann Du als Schwangere in den Flieger darfst. Deshalb prüfe unbedingt vor der Reisebuchung, die aktuellen Konditionen der jeweiligen Airline.
Hier einige Beispiele, wie die derzeitige Regelung (Stand 06/2020) einiger Fluggesellschaften in Bezug auf Schwangere aussieht:
- Lufthansa: Bis zur 36. Schwangerschaftswoche (SSW) bei unkomplizierten Schwangerschaften, ab der 28. SSW möglichst mit Attest (Attest-Vordruck von Lufthansa), Frauen mit Mehrlingsschwangerschaft bis zur 32. SSW
- Quatar Airways: Bis zur 36. SSW, ab der 28. SSW ist ein Attest über die Flugtauglichkeit notwendig, davor ist ein Attest empfohlen, Mehrlingsschwangerschaften bis zum Beginn der 33. SSW
- Singapore Airlines: Bis zur 36. SSW, ab der 28. SSW mit Attest über Flugtauglichkeit, Geburtstermin und Schwangerschaftswoche, Mehrlingsschwangerschaften bis zur 32. SSW
Das sieht ziemlich einheitlich aus. Die meisten Fluggesellschaften halten sich bei ihren Vorgaben für Schwangere an die Empfehlungen der IATA (International Air Transport Association), die von Flugreisen ab der 36. SSW abrät.
Denke daran, unbedingt den Mutterpass mit in den Urlaub zu nehmen. Führe ihn im Handgepäck mit, sodass Du ihn jederzeit griffbereit hast. Zudem solltest Du Dich auch über die Einreisebedingungen Deines Zielgebietes informieren. Länder, wie zum Beispiel die USA, lassen Frauen nur bis zu einer bestimmten Schwangerschaftswoche einreisen. Das hängt damit zusammen, dass ein Säugling, der in den USA geboren wird, automatisch die amerikanische Staatsangehörigkeit erhält. In anderen Destinationen ist eine Auslandsreisekrankenversicherung für Schwangere Pflicht. Selbst, wenn diese nicht vorgeschrieben ist, solltest Du unbedingt einen gültigen Auslandsreisekrankenschutz besitzen. Besorge Dir eine Versicherung, die auch Deine Schwangerschaft und alle damit verbundenen Behandlungen abdeckt.
Tipps, um die Flugreise als Schwangere gut zu überstehen
Nachdem Dein Arzt Dir freie Bahn gegeben hat, sitzt Du jetzt in der Maschine Richtung Babymoon. Gerade bei längeren Flügen solltest Du unbedingt meine Tipps berücksichtigen.
- Trinke möglichst viel Wasser: Lass Dir ruhig vom Bordpersonal regelmäßig Getränke bringen. Falls man Dein Babybäuchlein nicht gut erkennen kann, dann gib ruhig Bescheid, dass Du schwanger bist.
- Reserviere einen Gangplatz in Toiletten-Nähe: Je weiter fortgeschritten die Schwangerschaft ist, desto größer wird der Druck auf die Blase. Damit Du regelmäßig und ungehindert zum WC kannst, nimmst Du am besten einen Sitzplatz am Gang.
- Achte auf Beinfreiheit: Um die Thrombosegefahr zu reduzieren, solltest Du Deine Beine und Füße regelmäßig bewegen und strecken. Auch hier lohnt ein Gangplatz, an dem Du Dich hin und wieder langmachen kannst. Achte nur darauf, niemandem versehentlich ein Bein zu stellen oder den Servierwagen zu behindern.
- Bewegung gezielt einsetzen: Stehe während des Fluges immer wieder auf und gehen den Gang auf und ab. Das gilt natürlich nur, wenn die Anschnallzeichen erloschen sind. Mach jede halbe Stunde Antithromboseübungen, sodass das Blut in Deinen Beinen ungehindert fließt.
- Stützstrümpfe: Um einer Thrombose vorzubeugen, solltest Du Dir entsprechende Strümpfe besorgen, die Du während des Fluges trägst. Das verhindert auch, dass Deine Beine anschwellen.
- Richtig angurten: Damit Dein Baby im Notfall nicht gequetscht wird, schnallst Du Dir den Flugzeuggurt einfach unterhalb des Bauches an. Das Bordpersonal hilft Dir gerne und zeigt Dir den korrekten Sitz.
Meine Erfahrung zum Fliegen als Schwangere
Ich selbst bin ganz am Anfang meiner Schwangerschaft mehrfach – auch Langstrecke – geflogen. Mir ging es rundherum blendend und ich hatte überhaupt keine Probleme. Dennoch war ich auch in Sorge, weil mich Freunde immer wieder wegen der Gefahren gewarnt hatten. Schauergeschichten von Aborten im Flugzeug wurden an mich herangetragen. Das hat mich in Stress versetzt.
Wenn es Dir gut geht und medizinisch nichts dagegenspricht, dann buche die Tickets, steig in den Flieger und mach nochmal eine letzte Reise als Nicht-Mama. Lass Dich nicht von den „gut gemeinten Ratschlägen“ aus Deinem Umfeld verunsichern. Du weißt, was gut für Dich ist. Höre auf Dein Bauchgefühl sowie Deinen Arzt und genieße Deinen Urlaub.
Hast Du Erfahrungen mit Flugreisen in der Schwangerschaft gemacht? Bist Du bereits schwanger in den Urlaug geflogen? Wir freuen uns über Deine Geschichte in den Kommentaren.
Mehr Infos dazu findest Du hier.