Immer wieder fragen sich besorgte Eltern, warum ihr Baby gerade in den Abendstunden so unruhig ist und viel weint, meistens auch dann, wenn es tagsüber total friedlich war. Viele Kolleginnen vertreten die Bauchwehtheorie, ich finde es eher unwahrscheinlich, dass ein Baby unabhängig von anderen Faktoren immer zur gleichen Zeit Bauchschmerzen hat.
Der Stress des Tages
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber in diesem Falle wiederhole ich mich gerne, denn mir ist es einfach ein großes Anliegen, Euch immer wieder klar zu machen, dass Euer Kind das nicht tut, um irgend etwas zu erreichen, Euch zu manipulieren oder Aufmerksamkeit zu bekommen. Für kleine Babys ist halt nur jeder Tag total anstrengend. Neben der Tatsache, dass es Dinge wie Atmen, Temperaturregulation, Trinken und Verdauen gerade erst lernt, erlebt es jeden Tag eine Vielzahl von neuen Sinneseindrücken, die verarbeitet werden wollen. Gerüche, Geräusche, Berührungen sind nicht unbedingt positiv oder negativ besetzt, sondern in allererster Linie einmal neu und fremd. Deshalb macht es wirklich Sinn, die ersten Tage mit Kind zu Hause möglichst ungestört und mit wenig Besuch zu verbringen. Denn Ihr seid für Euer Kind ja auch noch „Neuland“, und es muss die Erfahrung machen, dass Ihr (und später auch Eure Wohnung, sein Bettchen etc.) die Konstante in diesem ganzen Wirrwarr seid.
Warum Rituale Vertrauen schaffen
Ich kann gut verstehen, dass man sich ein bisschen blöd vorkommt, wenn man seinem wenige Tage alten Kind ein Schlaflied vorsingt, mit der Spieluhr mitsummt oder mit ihm betet. Aber ich denke, Ihr werdet mir Recht geben, dass eine solche oder ähnliche Form des Gute-Nacht-Sagens bei einem Kind von 2 Jahren kein bisschen seltsam mehr anmutet. Natürlich versteht Euer Neugeborenes die Worte, die Ihr sagt nicht, kann den Sinn von einem Gebet oder einem Gute-Nacht-Lied nicht begreifen, aber es merkt am Klang Eurer Stimme, dass Ihr etwas Liebes sagt. Nach einigen Tagen erkennt es, dass es stets das Gleiche ist und damit könnt Ihr einem ganz kleinen Baby nicht nur zeigen, dass nun die Nacht beginnt, sondern auch, dass trotz all der Aufregung des Tages, all dem Neuen und vielleicht auch Beängstigendem etwas gleich bleibt: nämlich die Tatsache, dass Ihr da seid.
Wie ein solches Anfangsritual aussehen kann
Das klingt alles immer recht hochtrabend und durchdacht, aber im Prinzip ist ein Ritual ja nichts anderes als ein immer gleicher Ablauf einer bestimmten Handlung. Und das geht auch mit kleinen Babys wunderbar und sehr einfach. Beispielsweise wäre eine Möglichkeit, dass Ihr Euch vor dem letzten Stillen am Abend mit dem Baby zurück zieht. An seinem Schlafplatz wird es fertig gemacht für die Nacht (wickeln, Schlafanzug an, massieren, singen, Spieluhr…..), die letzte Mahlzeit gibt es dann schon im Dunkeln im Liegen. Es wird nur das Nötigste geredet und am Ablauf auch bei Telefonklingeln, Besuch o.ä. nichts verändert.
Gerade nach stressigen Tagen oder auch wenn Ihr das erste Mal woanders mit Baby übernachtet kann ein solcher geregelter Ablauf Eurem Baby helfen, Unsicherheiten und Ängste abzubauen, damit alle Beteiligten eine gute Nacht haben können. Welche positiven Effekte Rituale auch weit über das erste Lebensjahr hinaus haben, darüber erzähle ich Euch ein anderes Mal.
Welche Rituale habt Ihr? Hinterlasst uns gerne einen Kommentar!