Ein Jahr lang ging unser Mädchen (4 Jahre) vergnügt in den Kindergarten und nach den vierwöchigen Sommerferien gab es plötzlich Tränen und Protest. Nur eine normale Phase? Oder stimmt da etwas nicht? „Sie hing heute morgen wie eine Klette an mir“, erzählte mir Thomas am ersten Kindergarten-Tag nach der Sommerpause. „Sie war traurig, als ich gehen wollte und fand keinen Anschluss zu den anderen Kindern.“ Ich wunderte mich sehr, denn seit ihrer Eingewöhnung letzten Sommer gab es nie Probleme. Nach wenigen Tagen mit Papa blieb sie völlig selbstverständlich und quietschvergnügt in ihrer neuen Gruppe, ohne dass sich daran etwas änderte. Ich hatte nach der Geburt des Buben im November damit gerechnet, dass sie lieber zu Hause bleiben will. Genau wie das Baby. Oder nach den Weihnachtsferien, weil bis dahin vielleicht der „langweilige“ Alltag eingekehrt war. Aber nein, sie ging jeden einzelnen Tag ohne Wanken hin.
Weinendes Kind in der Kita abgeben?
Am Ende der letzten Woche weinte sie dann sogar, als Thomas sich verabschiedete und er ließ sie weinend zurück. An einem Vormittag, weil er einen wichtigen Termin hatte und an zwei weiteren weil die Erzieherinnen sich sicher waren, dass sich diese „Phase“ so schnell wieder legt. Mein Bauch grummelte, als ich davon erfuhr, weil ich unser Mädchen nicht gerne gegen ihren Willen irgendwo abgebe. Sie machte bislang alles mit und zwar immer mit einer inneren Bereitschaft und ihrem Einverständnis. Egal ob Kindergartenbesuch oder Übernachtung bei der Omi. Ich zwang sie nie zu irgendetwas, weil es sich für mich falsch anfühlt, wenn wir sie traurig zurücklassen, obwohl sie lieber bei uns sein möchte und deswegen entschied ich, dass wir ihr Zeit – erneute Wiedereingewöhnungszeit – geben.
Gefühle ernst nehmen
Nach dem Wochenende sagte sie dann jedoch zum ersten Mal ganz deutlich, dass sie nicht in den Kindergarten will. Ich fragte sie warum, doch sie konnte es nicht konkret benennen. Ich hakte nach, ob sie jemand ärgere, da fiel der Name Aron, aber keine weiteren Details. Ich versprach ihr, dass ich gemeinsam mit ihrer Erzieherin versuchen werde herauszufinden, was los ist (Elterngespräch). Und dass Papa solange bei ihr in der Kita bleibt, bis sie sich wohlfühlt.
Zu Hause lassen? Oder lieber nicht?
Sie äußerte den Wunsch zu Hause zu bleiben aber so stark und überzeugend, dass wir nur kurz überlegten und sie am Montag tatsächlich für einen Tag daheim ließen. Thomas ging mit beiden Kindern in den Zoo, während ich mit dem Laptop auf dem Schoss im Auto auf dem Parkplatz davor arbeitete. Für den Fall, dass der Bub zwischendurch hungrig ist. War er aber nicht… Sie freute sich sehr über unsere Entscheidung und genoss das verlängerte Wochenende. Der Zoo war wie leergefegt (alle Kinder im Kindergarten oder in der Schule), aber sie schlenderte trotzdem glücklich durch und wirkte an diesem Tag sehr entspannt. Vielleicht brauchte sie genau das? Eine Auszeit vom Kindergarten? Ich hatte ihr an diesem Montag aber auch direkt erklärt, dass das eine Ausnahme ist und Papa sie am nächsten Tag wieder in den Kindergarten bringt. Sie zog eine Flappe und senkte den Kopf. Und wieder hörte ich ein „Ich will nicht in den Kindergarten“. Gerne hätte ich sie noch ein paar Tage beurlaubt, damit sie merkt wie toll der Kindergarten ist und dass sie nicht gehen „muss“. Aber wir sind selbstständig und auf jede Minute angewiesen, die sie dort ist, denn die Stundenanzahl ist eigentlich sehr gering – wir bringen sie erst gegen halb neun und holen sie bereits nach dem Mittagessen wieder ab.
Langsamer Wiedereinstieg
Wir machen trotzdem keinen kurzen Prozess (das weinende Kind stehen lassen), aber auch keine längere Pause. Wir versuchen es mit einem sanften Wiedereinstieg, in der Hoffnung, dass sie wieder Freude am Spiel mit ihren Freundinnen findet und gerne bleibt, weil sie merkt, dass wir da sind, wenn sie uns mal braucht. Die vergangenen Tage setzte sich Thomas dementsprechend still in die Gruppe, statt sich schnell zu verabschieden und wartete geduldig auf ein Signal unserer Tochter. Dieses kam in der Regel nach dem Frühstück (gegen 10 Uhr) und sie spielte dann noch entspannt ohne ihn.
Warum will mein Kind nicht in die Kita?
Dennoch sagt sie uns seitdem jeden Morgen, dass sie nicht in den Kindergarten will. Ich wünschte, sie könnte uns erklären warum, aber ich schätze sie ist mit ihren vier Jahren noch nicht in der Lage die Ursache zu benennen. Jedenfalls bekomme ich aus ihr keine brauchbaren Informationen heraus. Ich kann mir vorstellen, dass es etwas mit den vier neuen Kindern zu tun hat, die gerade eingewöhnt werden. Damit, dass vier ältere Kinder, zu denen sie ein gutes Verhältnis hatte, nun in die Schule gehen. Dass wir die vier Wochen Sommerferien gemeinsam als Familie fröhlich vergnügt im Schwimmbad und auf Spielplätzen verbrachten. Und vielleicht hat sie Verlustängste wegen ihres Bruders, obwohl ich nicht verstehe warum erst jetzt und nicht schon eher.
Elterngespräch
Am Dienstag treffen wir uns mit ihrer Erzieherin zu einem Elterngespräch. Vielleicht fällt ihr zu dem Thema etwas ein, ansonsten machen wir weiter wie bisher. Beobachten, was im Kindergarten passiert (sofern uns das möglich ist), sie langsam wieder eingewöhnen und ab und zu eine Pause einlegen, wenn ihr der Gang in die Kita zu große Bauchschmerzen bereitet.