Für viele, die „traditionell“ Babybrei geben, ist es schwer vorstellbar, wie das mit Fingerfood laufen soll. Ein Baby kann tatsächlich selbst essen und erstickt dabei nicht an einem zu großen Stück? Hat es nicht großen Hunger oder ist frustriert? So waren unsere ersten Wochen mit „Breifrei“.
Breifrei: Die ersten Versuche
Eines Abends war es soweit. Der kleine Rubbelbatz war fast 6 Monate alt und hatte uns seit Wochen sehr interessiert beim Essen zugesehen. Ich kochte Kürbislasagne – eine große für uns und eine kleine, die nur aus Lasagneplatten und größeren Kürbisstücken bestand, für den Kleinen. Meinen Mann wollte ich zu seinem Feierabend damit überraschen, dass unser Baby nun endlich (breifrei) essen darf – er hätte ihm nämlich längst etwas gegeben, nur mir war es wichtig, bis zum 6. Monat zu warten. Also haben wir ihn auf Papas Schoß gesetzt und ihm einen Teller mit Kürbis und Lasagneplatten hingestellt.
Matschen statt satt werden
In diesem Moment wurde aus der romantischen Vorstellung, wie unser Baby zum ersten Mal am Familientisch sitzt, schnell matschige Realität: So schnell konnte niemand von uns reagieren, wie er den Teller samt Lasagne herumschleuderte, alles auf dem Tisch vermatschte und schließlich auf den Boden bzw. seinen Papa warf. Der saß nur da wie paralysiert – so hatte er sich das nicht vorgestellt. Am Ende war alles voller Kürbis, vor allem der kleine und der große Mann und wir mussten beide baden.
Im Nachhinein lachen wir über diesen Tag, zunächst war aber vor allem mein Mann wirklich überfordert. Am nächsten Tag waren wir besser vorbereitet. Es gab nichts, was sich von kleinen Händchen so einfach zu Brei-Matsch verarbeiten lässt. Von da an saß er auf meinem Schoß. Im Gegensatz zu seinem Papa fällt es mir nämlich gar nicht schwer, selbst zu essen und trotzdem auf ihn zu achten – das heißt, herunterfallende Stückchen aufzusammeln, ihm kleinere Teile in den Mund zu stecken und aufzupassen, dass er nicht runterrutscht. Einen Teller gab es seitdem nicht mehr, das Essen wurde erst mal direkt vom (sauberen) Tisch gegessen. Trotzdem hat er auch die nächsten Male vor allem mit dem Essen gespielt, es untersucht und auf den Boden fallen lassen. In den Magen ist da nicht viel gewandert.
Kann sich das Baby verschlucken?
Die Angst, dass er sich verschlucken könnte, hatten wir natürlich auch und haben ihn immer gut beobachtet. Gleich an besagtem ersten Abend hat er sich mehrfach verschluckt, gehustet, gewürgt und zweimal übergeben. Was sich erst einmal schlimm anhört, hat mich ungemein beruhigt. Denn wenn tatsächlich ein zu großes Stück nach hinten rutscht, kommt es meist mit einem kräftigen Husten wieder nach vorne geschossen. Wenn das Husten nicht reicht und er tatsächlich keine Luft bekommt, übergibt er sich und das Stück rutscht mit nach vorne. Man kann ihm außerdem helfen, indem man ihn über die Knie legt und fest von unten zwischen die Schulterblätter klopft. Ich habe das anfangs ein paar Mal gemacht, glaube ich aber nicht, dass es nötig gewesen wäre. Er hätte das auch so ganz gut hinbekommen.
Schnelle Lernfortschritte in den ersten Wochen
Babys und Kinder lernen schnell. Das gilt auch für das Thema Essen. Innerhalb kurzer Zeit hat unser Sohn z.B. gelernt, wie er auch ohne Pinzettengriff kleinere Teile in die Hand nimmt und aus der Faust in den Mund stopft. Und während anfangs die Stückchen nur rein- und wieder rausgeschoben wurden, fing er bald an, die Stücke mit dem Kiefer zu zerkleinern und dann so lange im Mund herumzuschieben, bis die sich aufgelöst haben oder klein genug sind zum Schlucken. Denn Zähne hat er nach wie vor keine, die ihm helfen könnten.
Am besten gehen also Lebensmittel, die spätestens im Mund weich werden:
- Banane
- Birne
- gedünstetes Gemüse wie Kartoffel, Süßkartoffel, Pastinake, Zucchini
Aber auch festere Nahrungsmittel wie Gurke oder Paprika mag er gerne. Davon bekommt er zwar nach wie vor wenig runter, aber er beschäftigt sich trotzdem lange damit. Mittlerweile hat er übrigens mit dem Pinzettengriff zu üben angefangen. Die erste Spaghetti hat er so auch schon in den Mund bekommen.
Im Hochstuhl funktioniert „Breifrei“ besser
Nach etwa einem Monat konnten wir ihn außerdem endlich in den Hochstuhl setzen. Das war eine große Erleichterung für uns beide! Sowohl er als auch ich können jetzt endlich in Ruhe essen. Alles, was am Mund vorbei geht, fällt auf sein Ess-Brettchen, das zum Hochstuhl gehört, und er kann es dort selbst wieder auflesen. Sobald er jetzt im Stuhl sitzt, fängt er an zu suchen und sich zu strecken. Er weiß genau, dass auch für ihn etwas auf dem Tisch steht und kann es kaum erwarten. Um den Schaden für die Kleidung möglichst gering zu halten, habe ich ihm ein Ärmel-Lätzchen genäht (die gibt es natürlich auch zu kaufen), das er bei stark färbenden Lebensmitteln angezogen bekommt. Viele legen zusätzlich eine abwischbare Tischdecke aus Plastik auf den Boden – wir wischen danach einfach die Dielen kurz ab.
Wir bleiben bei Breifrei!
Und der Brei? Wir haben es auch damit mal versucht: Den isst er auch, möchte den Löffel aber immer selbst in die Hand nehmen. Und das ergibt eine riesen Sauerei. Wir bleiben also bei breifrei.
Spannendes Thema, oder? Mehr zu Baby led weaning, Breifrei und Beikost nach Bedarf erklärt Dir Julia in unserem Magazin-Artikel „Baby led weaning: Fingerfood statt Babybrei“.