Stillen, Abpumpen, Pre-Milch

Abpumpen statt Stillen?


Muttermilch ist einzigartig. Sie ist optimal auf die Bedürfnisse Deines Babys abgestimmt und versorgt es mit allen lebenswichtigen Nährstoffen. In der Regel bekommt Dein Kleines die Milch direkt aus der Brust. Alternativ kommt auch die Versorgung mit Muttermilch über Abpumpen und anschließendem Fläschchengeben in Frage. Hier erfährst Du, in welchen Fällen Abpumpen statt Stillen Sinn macht und was es dabei zu beachten gibt:

Das macht Muttermilch besonders

Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung ein wahres Wunderwerk. Sie ist leicht verdaulich und verursacht in aller Regel weder Blähungen noch Bauchweh. Sie unterstützt die Darmflora Deines Babys und stärkt dessen Immunabwehr. Außerdem ist Muttermilch eine wahre Verwandlungskünstlerin. Ein paar Beispiele: Wächst Dein Kind, enthält sie mehr Nährstoffe und ist Dein Kind krank, ändert Dein Körper die Zusammensetzung der Milch so, dass das Baby beim Trinken mehr immunaktive Stoffe bekommt.

Abpumpen ist nicht gleich abpumpen

Pumpen und Stillen zu vergleichen, ist schwierig. Und zwar deshalb, weil viele Mütter nur gelegentlich abpumpen und ansonsten stillen. Ein Grund für gelegentliches Pumpen kann z.B. sein, dass Du einen längeren Termin hast und Dein Baby nicht mitnehmen kannst. Oder Du nutzt eine Handmilchpumpe als Unterstützung während des Abstillens. Im folgenden geht es deshalb um das ständige Abpumpen von Muttermilch.

Abpumpen statt stillen – das sind die Gründe

Es gibt verschiedene Gründe dafür, das Baby nicht an der Brust sondern über ein Fläschchen mit Muttermilch zu versorgen. Hier sind die wichtigsten aufgelistet:

🍼 Du hast Stillschwierigkeiten

So ein Stillstart kann holprig sein. Und Stillschwierigkeiten sind keine Seltenheit. Meistens pendeln sich Mama und Baby als Still-Duo zeitnah ein – manchmal klappt das allerdings erst spät oder sogar gar nicht. Wenn Du das Stillen zum Beispiel sehr schmerzhaft findest, kann Abpumpen eine Hilfe sein. In jedem Fall raten wir in dem Fall, eine Stillberatung in Anspruch zu nehmen. Neben dem Stillstart hat es auch das Still-Ende oft in sich. Beim Abstillen kann es ebenfalls notwendig werden, regelmäßig abzupumpen. Lasse Dich von Deiner Hebamme beraten, sobald es um das Thema „Baby von der Brust entwöhnen“ geht.

 

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Wie Du Stillen und Abpumpen kombinieren kannst, erklärt Stillberaterin Alexandra hier.

🍼 Dein Frühchen braucht Muttermilch

Frühgeborene können unter Umständen nicht direkt gestellt werden. Sie sind häufig noch zu schwach um an der Brust zu saugen. Das Kolostrum (die besonders reichhaltige, erste Muttermilch) wird daher anders verabreicht (z.B. über eine Spritze in den Mund. Vor der 34. Schwangerschaftswoche geborene Frühchen werden häufig über eine Magensonde ernährt.
Auch wenn Frühchen noch Schwierigkeiten mit dem eigenständigen Trinken haben: Muttermilch ist mit Abstand die beste Nahrung für die Kleinen. Frühgeborene haben einen noch unreifen Magen-Darm-Trakt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sie optimal auf ihre Bedürfnisse angepasste Milch bekommen. Pumpst Du für ein Frühchen ab, enthält die Muttermilch für das Baby z.B. mehr Fette und Immunglobulin als es bei Muttermilch für ein reifgeborenes Baby der Fall wäre.

🍼 Muttermilch gegen Allergien

Anders als vielfach angenommen, ist es wissenschaftlich nicht erwiesen, dass Stillen präventiv gegen Allergien hilft.
„Muttermilch ist die von nationalen und internationalen Fachgesellschaften empfohlene Ernährung für Säuglinge ist und wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Mutter und Kind aus. Aus den wissenschaftlichen Daten lässt sich allerdings nicht ableiten, dass Stillen zu einem geringeren Risiko für Allergien beim Kind führt. Dennoch sollten Mütter in ihrem Stillwunsch bestärkt und unterstützt werden“, heißt es in einer neuen wissenschaftlichen Leitlinie 2022 zur Primären Prävention von Allergien und Asthma.

🍼 Du brauchst Unabhängigkeit / Flexibilität

Je nach Lebenssituation ist eine lange Stillbeziehung nicht immer möglich. Für all die Mamas, die ihr Baby weiterhin mit Muttermilch versorgen möchten, aber nicht mehr stillen können (weil Du zum Beispiel arbeitest und stattdessen der Papa in Elternzeit ist), kann Abpumpen eine gute Lösung sein. Das Wort „Flexibilität“ ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen. Um die Milchproduktion in Gang zu halten, ist Regelmäßigkeit beim Pumpen wichtig.

Übrigens: Stillen ist ebenso wie Abpumpen gesetzlich geschützt und geregelt. Das ist wichtig zu wissen, wenn Du in den Job zurückkehrst.

Für Dein Baby abpumpen: Das ist zu beachten

  • Hygiene

Alle Teile, die mit Muttermilch in Berührung kommen, müssen hygienisch einwandfrei sein. Das bedeutet, sie müssen frisch gespült und sterilisiert sein. Außerdem gibt es bei der Lagerung von Muttermilch einiges zu beachten.

  • Zubehör

Eine Handmilchpumpe besteht aus etlichen Einzelteilen, eine elektrische Muttermilchpumpe ebenfalls. Neben dem Pumpenzubehör benötigst Du bei regelmäßigem Abpumpen außerdem Muttermilchbeutel sowie eine Ausstattung für Flaschenkinder. Außerdem lohnt sich die Anschaffung eines Vaporisators.

Lesetipp: Elektrische Milchpumpe – Diese können wir empfehlen

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Im Kühlschrank hält sich abgepumpte Muttermilch rund 3 Tage lang, im Gefrierschrank etwa 6 Monate.

  • Regelmäßigkeit

Wenn Du oft oder ausschließlich für Dein Baby abpumpst, musst Du regelmäßig (min. 8x täglich) abpumpen, damit die Milchproduktion nicht ins Stocken gerät. Das bedeutet, Du musst auch nachts pumpen.

  • Ein Mix aus Durst- und Hungerstiller

Beim Stillvorgang ändert sich die Zusammensetzung der Milch. Erst wird Babys Durst gestillt, dann Babys Hunger. Bei abgepumpter Muttermilch funktioniert dieser Vorgang natürlich nicht – dennoch wird Dein Baby auch mit abgepumpter Muttermilch optimal versorgt.

  • Nicht zu stark erwärmen

Für Muttermilch reicht Körpertemperatur – werden 37 Grad überschritten, werden wertvolle Vitamine und ungesättigte Fettsäuren zerstört. Ob die richtige Trinktemperatur erreicht ist, findest Du heraus, indem Du einen Tropfen Muttermilch auf Dein Handgelenk fallen lässt.


Weitere Informationen zu den Themen „Muttermilch erwärmen und aufbewahren“ sowie „Muttermilch einfrieren“ kannst Du hier nachlesen:

Abgepumpte Muttermilch erwärmen und richtig aufgewahren | Babyartikel.de Magazin

Muttermilch einfrieren und auftauen | Babyartikel.de Magazin

Anfangsnahrung als dritte Alternative

Wenn Du nicht stillen kannst oder möchtest und wenn auch Abpumpen keine mögliche Alternative ist, kommt Option Nr. 3 ins Spiel. Das ist die Ernährung Deines Babys mit Anfangsnahrung. Zu dieser Fertigmilch für Kleinsten zählen Pre-Milch und Anfangsnahrung 1. Gut zu wissen: In aktuellen Tests zeigt sich, dass die Hersteller hier nachgebessert haben. Es gibt viele Produkte, die mit „Gut oder „Sehr gut“ abschneiden.

Eine Übersicht über die aktuellen Test-Ergebnisse findest Du hier:

Baby Milchpulver – Premilch im Test 2022 von Ökotest | Babyartikel.de Magazin

Pre-Nahrung Test 2022 von Stiftung Warentest: Alle Testsieger (babyartikel.de)

Anfangsmilch 1 im Test von Ökotest 2023 | Babyartikel.de Magazin


Fazit

Gelegentliches Abpumpen ist relativ einfach zu bewerkstelligen. Komplizierter wird es, wenn Du darüber nachdenkst, komplett abzupumpen. Stillen ist deutlich praktischer als Muttermilch mit einer Pumpe zu gewinnen. Du brauchst hier eine gewisse Ausrüstung und benötigst sowohl Zeit um zu pumpen und dem Baby sein Fläschchen zu geben. Wenn Du jedoch Dein Baby mit Muttermilch füttern möchtest und nicht stillen kannst (oder willst), ist Abpumpen eine gute Möglichkeit, Dein Kind mit Muttermilch zu versorgen. Kommen beide Alternativen nicht in Frage, ist das Füttern mit Anfangsmilch (Pre-Nahrung oder 1er-Milch) eine weitere Option.


Hinweis der Redaktion: Der Beitrag wurde komplett überarbeitet. Die Kommentare, die vor Januar 2023 eingingen, beziehen sich auf die alte Fassung.

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8 Kommentare zu “Abpumpen statt Stillen?

  1. Stillen ist wichtig für das Baby, gnaz klar..
    Es ist nur komisch dass von keinem erwähnt wird daß beim Einfrieren der Muttermilch schon logischerweise so manche Nährstoffe dabei verloren gehen und dadurch das Babys nicht satt werden können, Bäuchlein voll aber nicht satt..;-))

  2. Ja da ist definitiv ein Fehler im Text: In der zitierten Untersuchung heißt es „Muttermilch enthält zahlreiche Substanzen, die in Säuglingsanfangs- und Folgenahrung nicht enthalten sind. Diese Substanzen führen zu einer geringeren Erkrankungswahrscheinlichkeit bei gestillten Säuglingen.“

    In eurem Text steht: „Dadurch ergibt sich ein geringeres Erkrankungsrisiko für Kinder, die mit Milchpulver gefüttert werden“

    Auch die Formulierung aus dem Kommentar „ein geringes Erkrankungsrisiko […] bei Milchpulver“ wäre unglücklich, weil das implizieren würde das Risiko ginge vom Pulver aus – was nicht stimmt. Dem Pulver fehlt lediglich die präventive Wirkung von Muttermilch.

    Also am besten einfach schreiben „Dadurch ergibt sich ein geringeres Erkrankungsrisiko für Kinder, die gestillt werden.“ Damit wäre alles klar ;)

    1. Hallo lieber Tobi,
      vielen Dank für Deine Anmerkungen. Du hast vollkommen Recht. Wir haben uns die Studie noch einmal angeschaut und die betreffende Formulierung sowie einige Passagen des Beitrags überarbeitet.
      Viele Grüße, Dein Babyartikel.de Team

      1. Wenn Stillen umsonst wäre, dann heißt es, dass es nichts bringt. Das richtige Wort eurer Ideologie wäre kostenlos. Das stimmt auch nicht ganz, da Stillende sich besser ernähren sollten, Stillkissen, Brustwarzensalben, Stilltücher, Stillhütchen, Stilltees etc. Ich finde es traurig, dass ihr die Pulvermilch als schlecht darstellt. Muttermilch enthält durch Umwelteinflüsse Schadstoffe. In der Premilch kann man diese weitgehend reduzieren. Ein hoch auf die Pre!!!

        1. Liebe Ina, Das Wort umsonst haben wir in Anführungszeichen gesetzt. Aus gutem Grund ;-). Was den Rest betrifft: Wir nehmen Deine Kritik ernst und schauen uns den (schon etwas älteren) Text nochmal im Detail an. Das eine oder andere kann hier tatsächlich aktualisiert werden. Pre-Milch ist selbstverständlich nicht schlecht. Das schreibe ich als Mutter, die selbst Pre-Milch verwendet hat. Liebe Grüße, Julia von babyartikel.de

  3. Es ist tatsächlich ein Fehler. Oben steht “geringeREs, nicht geringes..
    Und der Punkt “Flexibilität beim Pump – stillen sollte schon eingeschränkt werden, da empfohlen wird, spätestens alle 3 Stunden zu pumpen um eine entsprechende Milchmenge aufrecht zu erhalten. Sooo wahnsinnig flexibel ist das nicht..

  4. Bei der pre milch ist euch wohl ein Fehler unterlaufen. Im Artikel steht, dass Kinder mit Milchpulver ein geringeres Erkrankungsrisiko haben.

    1. Liebe Anja,
      das, was wir geschrieben haben, stimmt schon so :-) Dadurch, dass Muttermilch einfach einige Stoffe enthält, die gut für das Immunsystem des Kindes sind, besteht für Kinder, die ausschließlich mit Milchpulver gefüttert werden, ein geringes Erkrankungsrisiko. In den meisten Fällen werden diese Kinder nicht häufiger krank, als „Stillkinder“, aber wir müssen das im Text erwähnen :-)

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