Stillen ist das Beste für Dein Baby. Das ist bekannt. Aber was, wenn Du nicht stillen kannst oder zu wenig Milch produzierst? Dann könnte die sogenannte Muttermilchbank für Dich interessant sein. Aber was ist das genau? Und wo findet man sie?
Muttermilchbank: was ist das?
Die beste Ernährung für Babys ist die Muttermilch. Denn sie enthält Nährstoffe und Antikörper, die für seine Entwicklung lebenswichtig sind. Vor allem Frühgeborene profitieren von den Inhaltsstoffen der körpereigenen Milch. Aber gerade bei Frühgeburten kann es passieren, dass Mütter nicht stillen können. Was dann? Die nächstbeste Lösung: pasteurisierte Spendermilch aus einer Muttermilchbank.
Wie funktioniert das?
Die Milchbanken stellen Frauen sterilisierte Flaschen sowie Etiketten zur Verfügung, manchmal auch Milchpumpen. Es kann aber auch Zuhause abgepumpt werden. Die Milch von jeder Mutter, die dort spendet, wird dann separat verarbeitet. Nun wird die Milch geprüft und pasteurisiert. Dies geschieht, um alle Bakterien zu vernichten. Ist all das passiert, kann die wertvolle Muttermilch an Babys gegeben werden, die sie benötigen. Dieses Angebot ist etwa für Mütter interessant, die ihr Baby natürlich ernähren möchten und somit Ersatznahrung ablehnen. Aber eben auch für Mütter von Frühgeborenen gibt es in Deutschland seit einigen Jahren diese Muttermilchbanken.
Wo findet man die Banken?
Früher war der Einsatz der Muttermilchbanken sehr verbreitet. Bis in die 1970er Jahre waren sie an viele Krankenhäuser angeschlossen. In der DDR gab es zum Beispiel bis zur Wende 1989 circa 60 Annahmestellen für Muttermilch. Als dann in den 1980er Jahren der HIV-Virus auftauchte, wurden viele Sammelstellen geschlossen. Der gefährliche Virus wurde nämlich über die Muttermilch übertragen und schürte die Ängste vieler Frauen.
Nach Angaben der „European Milk Bank Associaton“ (EMB) gibt es heute nur noch 15 Kinderkliniken in Deutschland, die eine Muttermilchbank haben. Diese liegen fast nur noch in den neuen Bundesländern sowie eine in München und eine in Dortmund. Der Grund: Muttermilchbanken sind aufwendig und vor allem teuer geworden. Das liegt an den hohen hygienischen Maßstäben, die mit der Aufbereitung der Milch verbunden sind. Viele Kliniken verzichten daher darauf.
Das Thema Kosten
Aber nicht nur für die Kliniken sind die Kosten hoch. Auch Mütter von außerhalb, die Muttermilch erwerben möchten, zahlen viel dafür: etwa 50 Euro pro Liter. Auch hier sind die aufwendigen Untersuchung Schuld. Frauen, die mit Frühchen oder kranken Babys in der Klinik betreut werden, erhalten die Milch fremder Mütter aber kostenfrei.
Eine kleine Aufwandentschädigung gibt es übrigens für die Frauen, die ihre Muttermilch spenden. In der größten deutschen Muttermilchbank im Universitätsklinikum in Leipzig gibt es etwa für einen Liter Muttermilch 6,82 Euro. Die meisten Frauen, die ihre überschüssige Muttermilch spenden, wollen aber sowieso nur anderen helfen und schauen nicht aufs Geld. Übrigens: In der genannten Leipziger Klinik ist die Milch jedoch ausschließlich Frühchen vorbehalten.
Wie kann man Muttermilch spenden?
Wenn Du Milch spenden möchtest, musst Du Dich zuerst auf Infektionen untersuchen lassen. Denn die könnten die Milch belasten. In Milchbanken werden also nur gesunde Mütter aufgenommen, die noch nicht abgestillt haben. Deren Babys sollten außerdem unter sechs Monate alt sein, besser noch unter vier. Denn diese Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung ideal für Frühgeborene. In den meisten Fällen ist außerdem eine Mindestabgabemenge nötig. Ebenso musst Du Dich einer Blutuntersuchung unterziehen. So werden ansteckende Krankheiten ausgeschlossen.
Auch die Frage nach gesundheitlichen Problemen und einer Medikamenten-Einnahme gehört zu den Vorbereitungen. Weitere typische Fragen der Milchbank: Trinkst Du mehr als zwei Gläser Alkohol am Tag? Wie viel Koffein nimmst Du täglich etwa zu Dir? So soll einfach sichergestellt werden, dass die gespendete Milch für die bedürftigen Babys sicher ist.
Sind alle Vorbereitungen getroffen, können Muttermilchspenderinnen ihre Milch direkt im Krankenhaus abpumpen oder tun dies Zuhause. Manche Krankenhäuser, etwa die Berliner Charité, bieten auch einen Abholservice an. Aber: Frische und nicht behandelte Muttermilch kann nur innerhalb maximal 72 Stunden verfüttert werden. Durch die Pasteurisierung der Milch ist sie länger zu verwenden.
Vorsicht vor Milchbanken im Netz!
Die geringe Anzahl an Muttermilchbanken in Deutschland bringt natürlich ein Problem mit sich: Die Nachfrage ist größer ist als das Angebot. Daher suchen sich manche Frauen andere Wege, um an gespendete Frauenmilch zu gelangen. Eine davon: Tauschbörsen in sozialen Netzwerken. Sie stellen mittlerweile neue Möglichkeit des privaten Handels dar. In den USA zum Beispiel ist der private Handel mit Muttermilch in Online-Börsen sehr gefragt. Hierzulande wurde 2014 die erste private Muttermilchbörse im Netz eröffnet.
Der Ablauf ist simpel: Frauen können über die Seiten Spenderinnen in ihrer Nähe suchen oder eigene Angebote einstellen. Der Vorteil gegenüber der Muttermilchbanken in Kliniken ist zum einen die Nähe, zum anderen der Kostenfaktor: 100 ml Muttermilch bekommen Frauen zwischen einem und acht Euro, manche Frauen stellen ihre Milch in den Foren sogar kostenlos als Spende zur Verfügung.
Aber Vorsicht vor den vermeintlichen Vorteilen! Ärzte und Hebammen sehen diese Entwicklung aufgrund der bestehenden Gesundheitsrisiken für das Baby sehr kritisch an. Die Milch ist nicht geprüft und auf Viren, Bakterien und Co. getestet. Experten raten Müttern von der Verwendung der Milch aus privaten Muttermilchbanken dringend ab!