Gerade nach dem ersten Kind wurde ich oft gefragt, ob ich denn alles umgesetzt habe, was ich als Hebamme so empfehle. Jetzt nach der Geburt des zweiten Kindes habe ich ein wenig Bilanz gezogen und kann wirklich sagen, die Tipps, die ich gebe, habe ich größtenteils auch für mich umgesetzt. Welchen Hebammentipps ich jedoch nicht gefolgt bin und warum nicht, werde ich Dir heute verraten.
1. Das Wochenbett in Ruhe genießen
Ja, das hätte ich wirklich gerne getan, allerdings lässt sich das mit meinem Naturell und meiner Grundeinstellung schlecht vereinbaren. Ich hatte unkomplizierte, schöne erste Wochen mit meinen Lieben, aber „Wochenbett “ im klassischen Sinne war es nicht. Raten würde ich es trotzdem weiterhin jeder Familie. Es ist eine ganz besondere Zeit, die ganz schnell vorbei ist und wenn die Wohnung in der Zeit eben mal nicht perfekt aussieht und es nicht täglich frisch Gekochtes oder selbst gebackenen Kuchen gibt, leidet darunter niemand.
2. Muttermilch als Badezusatz verwenden
Eine Empfehlung, die ich als Hebamme selten gegeben und als Mutter nie umgesetzt habe, schlicht und ergreifend, weil sich mir der Sinn nicht erschließt. Wenn ich ein Kind bade, möchte ich es ja am Ende sauberer haben, Muttermilch hat aber einen relativ prägnanten Eigengeruch und klebt ziemlich stark. Gerade in den Haaren finde ich das einfach nicht angenehm.
Unbestritten ist Muttermilch eine super Hautpflege und ich verwende sie gerne, um sie auf gerötete oder gereizte Stellen am Popo oder in den Hautfalten zu tupfen, aber als generellen Badezusatz benutze ich persönlich sie nicht.
3. Baby im Tuch tragen
Okay ich oute mich, obwohl ich Hebamme bin, bin ich ein absoluter Tragehilfen-Fan und komme mit dem Tuch nur bedingt zurecht. Ich finde ein Tuch für die allererste Zeit und für das Tragen drinnen ganz ok, draußen oder wenn das Kind schwerer wird, finde ich persönlich allerdings eine gute Trage um Welten praktischer. In meinen Augen lässt sie sich einfacher anlegen, schleift währenddessen nicht auf dem matschig-nassen Boden und hält auch das Gewicht größerer Kinder sicher. Ich weiß, dass das mit dem richtigen Tuch und der richtigen Technik ebenfalls klappt, aber bei mir eben nur mäßig gut.
Was ich aber in jedem Fall sagen kann, ist, dass sich eine Tuchaversion und frühes Tragen auf gar keinen Fall ausschließen. Mit der richtigen Trage kann man sein Kind auch schon ab einem frühen Zeitpunkt häufig und lange tragen und so die Vorteile des Tragens auch dann nutzen, wenn man kein Tuch binden möchte.
4. Auch beim zweiten Kind einen Kurs vor der Geburt besuchen
In meinem Fall war die Entscheidung, keinen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen, schon auch der Tatsache geschuldet, dass ich als Hebamme in einem solchen Kurs nicht Neues erfahre. Dennoch habe ich bereut, nichts anderes für mich und das neue Familienmitglied getan zu haben. Es muss ja nicht unbedingt Geburtsvorbereitung sein. Ein Yoga-Kurs, Schwangerenschwimmen oder ein anderer Sportkurs kann ebenso geeignet sein, sich bewusst Zeit für das neue Baby zu nehmen und vielleicht auch ein bisschen was für die körperliche Fitness zu tun.
5. Im Wochenbett komplett auf Duftstoffe verzichten
Empfehlung vieler Kolleginnen ist der vollkommene Verzicht auf Duftstoffe in Deo, Bodylotion und Duschgel. Bereits vor meiner ersten Schwangerschaft war für mich klar, dass ich selbst das niemals tun würde, deshalb habe ich es auch nie rigoros empfohlen. Natürlich sollte man sich gerade in den ersten Tagen nicht von Kopf bis Fuß mit diversen Duftwässerchen einnebeln, gegen einen nicht allzu penetranten Deoroller und das gewohnte Duschgel spricht in meinen Augen aber gar nichts.
Am Ende muss jede Mama und jede Familie für sich entscheiden, welche Tipps und Ratschläge sie umsetzen kann und möchte. Vielleicht verändert sich im Laufe der Zeit oder mit weiteren Schwangerschaften daran ja auch noch einmal etwas.
Welche Tipps ich für mich und meine Familie als hilfreich und sinnvoll empfunden habe, davon berichte ich gerne ein anderes Mal.