Der medizinische Fachbegriff für die Nabelschnurpunktion ist Chordozentese. Es handelt sich dabei um ein Verfahren der Pränataldiagnostik. Bei dieser Methode entnimmt der Arzt mit einer Hohlnadel Blut aus der Nabelvene des ungeborenen Babys, um es zu untersuchen. Mithilfe des Blutbilds, der Untersuchung von Blutgruppe und Rhesusfaktor, der Bestimmung der Chromosomen oder auch diverser Antikörper kann Dein Arzt feststellen, ob bzw. wie krank Dein Baby ist. Außerdem kann der Arzt Dein ungeborenes Kind bereits im Mutterleib behandeln.
Erfahre jetzt, wann und warum eine Nabelschnurpunktion durchgeführt wird und wie sie abläuft.
Gründe für eine Nabelschnurpunktion
Die Punktion der Nabelschnur gehört nicht zu den Standarduntersuchungen in der Schwangerschaft. Dein Frauenarzt rät Dir nur dann zu dieser Untersuchung, wenn er bei einer Untersuchung Deines Babys Unregelmäßigkeiten feststellt, die seines Erachtens weiter abgeklärt werden sollten.
Erkrankungen, die mithilfe der Nabelschnurpunktion bzw. der darauffolgenden Untersuchung des kindlichen Blutes erkannt werden können, sind beispielweise:
- Infektionen wie Toxoplasmose
- Ringelröteln
- diverse Stoffwechselerkrankungen Deines Babys
- Blutarmut Deines Babys
Beachte dabei, dass Dein Arzt immer nur eine Empfehlung für eine Nabelschnurpunktion aussprechen kann. Natürlich bist Du nicht dazu verpflichtet, dieser nachzukommen, sondern kannst diese invasive Untersuchungsmethode auch ablehnen.
So läuft eine Nabelschnurpunktion ab
Der richtige Zeitpunkt für die Nabelschnurpunktion
Die Chordozentese kann ab der 12. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden, wobei die Punktion der Nabelschnur zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft technisch noch schwierig ist. Je weiter Dein Baby und die Nabelschnur entwickelt sind, desto leichter und risikoärmer ist die Untersuchung. Eine Nabelschnurpunktion wird ab ca. der 17. bzw. 18. Schwangerschaftswoche empfohlen.
Um herauszufinden, ob Dein Baby an einer Infektion leidet, musst Du bereits in der 22. Woche schwanger sein, denn erst zu diesem Zeitpunkt bildet das Immunsystem Deines Babys Antikörper, die im Blut des Kindes nachgewiesen werden können.
Die Nabelschnurpunktion: Das passiert bei der Untersuchung
Eine Punktion der Nabelschnur wird meistens ambulant durchgeführt. Das heißt, dass Du zu Deinem Frauenarzt, in ein Pränatalzentrum oder in die Klinik fährst und nach der Untersuchung wieder nach Hause gehen kannst.
Eine Nabelschnurpunktion findet unter permanenter Ultraschallkontrolle statt. Für Dich und Dein Baby ist die Untersuchung schmerzlos.
Zunächst sucht der Arzt eine passende Einstichstelle für seine Punktionsnadel. Hat er diese gefunden, wird sie desinfiziert. Im Anschluss sticht der Arzt mit einer dünnen Hohlnadel in Deine Bauchdecke ein und führt diese durch Bauchdecke und Fruchtblase bis zur Nabelschnurvene. Dort entnimmt er wenige Milliliter Blut, die nach der Punktion im Labor untersucht werden können.
Die Einstichstellen an Bauchdecke, Fruchtblase und in der Nabelschnur verschließen sich im Anschluss an die Untersuchung selbständig wieder. Dein Arzt wird nach einiger Zeit auch noch einmal kontrollieren, ob mit Deinem Baby alles in Ordnung ist. Wenn alles gut ist, kannst Du nach der Prozedur schon wieder nach Hause. In den Folgetagen solltest Du Dich nach Möglichkeit schonen.
Die Analyse des kindlichen Blutes
Der große Vorteil der Nabelschnurpunktion im Vergleich zu anderen Untersuchungsmethoden ist, dass das Blut Deines Babys binnen weniger Tage untersucht werden kann und die Ergebnisse des Tests schnell vorliegen.
Je nach Anlass der Nabelschnurpunktion können unterschiedliche Blutwerte oder Antikörper bestimmt werden. Auch können die Chromosomen des Babys mithilfe des Bluts untersucht werden, indem eine Kultur der Blutzellen angelegt wird.
Welche Risiken birgt eine Nabelschnurpunktion?
Wie jede andere invasive Untersuchungsmethode ist auch die Punktion der Nabelschnur mit Risiken verbunden.
Die Nabelschnurpunktion kann im schlimmsten Fall vorzeitige Wehen auslösen oder zu einer Fehlgeburt führen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt liegt bei ca. 1-3% und ist damit etwas höher als bei einer Amniozentese oder der Chorionzottenbiopsie.
Außerdem können bei dem Eingriff Infektionen übertragen werden oder ein Nabelschnurhämatom entstehen, das die Versorgung Deines Babys verschlechtern kann.
Du solltest deshalb im Vorfeld der Untersuchung immer gemeinsam mit Deinem Arzt abwägen, ob der Eingriff in Deinem Fall sinnvoll ist, ob Du überhaupt eine tiefergehende Diagnose wünschst oder eine alternative Untersuchungsmethode besser für Dich bzw. Dein Baby geeignet ist.
Das Risiko ernsthafter Komplikationen variiert nach Schwangerschaftsalter und Erfahrung des durchführenden Arztes. Um Dein Baby möglichst wenigen Risiken auszusetzen, solltest Du eine Nabelschnurpunktion unbedingt von einem Spezialisten auf diesem Gebiet durchführen lassen.
Behandlung des Babys durch eine Nabelschnurpunktion
Die Nabelschnurpunktion dient nicht nur Untersuchungszwecken. Die Punktion der Nabelschnur ist Diagnose- und Behandlungsverfahren zugleich. Über die Nabelschnurvene kann der Arzt Deinem Baby auch Medikamente verabreichen. So kann Dein Nachwuchs bereits im Mutterleib behandelt werden.
Außerdem kann im Rahmen einer Nabelschnurpunktion auch eine Bluttransfusion stattfinden, sofern diese nötig ist.