Kennst Du das auch? Oma und Opa wohnen weiter entfernt oder Papa ist unterwegs. Und damit Deine Lieben in der Ferne Dein Baby auch zu Gesicht bekommen, telefoniert ihr per Video-Chat übers Smartphone. Eigentlich praktisch. Aber ist es wirklich richtig, Babys und Kleinkinder schon mit Face Time und Co. zu konfrontieren? Mama-Bloggerin Mareike hat sich für Dich zum Thema Baby und Smartphone schlau gemacht.
Babys können digitale und reale Welt noch nicht trennen
Leider ist das nicht so einfach. Und die eigentlich gute Absicht kann nach hinten losgehen. Denn durch diese virtuellen Anrufe mit den Lieben kann es passieren, dass Kinder die reale Welt nicht mehr von einem Smartphone-Bildschirm unterscheiden können. Da ist es nur logisch, dass Kleinkinder das, was sie auf dem Display von Smartphone oder Tablet sehen, auf die echte Welt übertragen. Das kann zu Problemen bei der Wahrnehmung führen.
Video-Anrufe frustrieren Babys
Außerdem kann das Smartphone beim Baby frustrierende Erlebnisse auslösen: Wenn es erst Oma und Opa im Display sieht und dieser dann plötzlich schwarz wird, versteht Dein Kind dies nicht und reagiert traurig oder wütend. Was sich in seinem Gehirn abspielt, wenn dies passiert, ist bisher noch nicht erforscht. An der Reaktion Deines Kindes wirst Du erkennen, dass es mit der Situation überfordert ist. Wie sollst Du ihm erklären, warum die geliebte Person auf einmal weg ist?
Babys sollten nicht allein ans Handy
Besonders problematisch wird es, wenn Du Dein Baby mit dem Handy spielen lässt. So dass es lustig drauf los zoomen und wischen kann. Für das Kind bedeutet das zwar Erfolgserlebnisse, denn es kann Mama und Papa nachahmen und die Inhalte auf dem Display bewegen sich so schön. Was sich dann aber tatsächlich im Gehirn Deines Babys abspielt, wenn es im realen Leben die Touchscreen-Bewegungen imitieren, sei noch nicht erforscht, heißt es in einem Artikel des Schweizer News-Portals „20 Minuten“ .
In diesem Artikel sagt Entwicklungspsychologin Miriam Beisert zwar, dass das direkte Berühren von Elementen auf dem Tablet der kindlichen Art, die Welt zu entdecken, entspreche. Denn Kinder möchten immer alles anfassen. Sie finden es natürlich interessant, wenn dann ein Effekt auf die Berührung erfolgt. Bei häufiger Nutzung des Smartphones könne es aber zu einer reduzierten Sinneserfahrung kommen, wie die Entwicklungspsychologin sagt. Viel besser, vielfältiger und unbedenklicher sei die Vielzahl der Möglichkeiten beim Berühren von Dingen in der realen Welt. Spiele mit verschiedenen Materialen, Spielen im Wald, mit Sand, mit Bauklötzen und auch Spiele mit anderen Kindern fördern Dein Baby und bilden erst eine echte Grundlage für eine gesunde Entwicklung. Ein elektronisches Gerät kann dies nicht leisten.
Wie sinnvoll sind Spielzeug-Handys?
Natürlich möchtest Du Dein Kind aber dennoch irgendwie auf die Medienwelt vorbereiten. Du machst es Deinem Schatz ja auch selbst vor, wenn Du ständig das Handy zückst.
Sind Spielzeug-Handys da vielleicht eine Alternative? Denn diese ähneln echten Smartphones schließlich. Sie geben Deinem Kind das Gefühl, genauso ein Gerät zu bedienen, wie es Mama und Papa tun. Spielzeuge, die blinken und Geräusche machen, sind für Dein Kind zur kurzzeitigen Beschäftigung und Ablenkung toll. Sie haben aber pädagogisch einen nicht allzu hohen Wert. Dein Kind wird dadurch nicht angeregt, etwas zu lernen, wie es das zum Beispiel tut, wenn es ein Puzzle beendet. Du solltest sie daher sparsam einsetzen und nicht als Heranführung an die echten Medien sehen.
Muss ich mein Baby vom Smartphone fernhalten?
Die Nutzung von Smartphones und Tablets solltest Du in etwa handhaben wie die Zeit vor dem Fernseher: Am besten, Du hältst Dein Kind völlig davon fern, bis es etwa im Grundschulalter ist. Dann ist es bereit, die reale Umwelt mit allen Sinnen zu begreifen: tasten, fühlen, schmecken, sehen, riechen. Es kann dann zwischen Realität und digitaler Welt unterscheiden.
In Ordnung sei es laut Medienpädagogen aber, wenn Dein Kind ab und zu ein Video oder Foto von sich selbst auf dem Handy-Display sieht. Das sollte aber nur ein kurzer Moment sein und nicht täglich geschehen oder immer wiederholt werden. Auch sollte Dein Kind das Handy nicht selbst in der Hand haben. Schaut es sich in Mamas Hand etwa kurz ein Video an, in dem es das erste Mal läuft oder besonders herzlich lacht, habe dies einen Effekt wie das Spiegelbild. Dass sie sich selbst sehen und nicht irgendein anderes Baby, verstehen Kinder allerdings erst ab einem Alter von ca. 18 Monaten.
Ganz wichtig außerdem: Du solltest nicht ständig selbst mit dem Handy vor den Augen Deines Kindes hantieren — denn Du bist sein größtes Vorbild.
Experten raten: Medienkonsum einschränken
Ansonsten kannst Du Dich an der Vorgabe vom Deutschen Grünen Kreuz e.V. orientieren, das zu einem gemäßigten Konsum von Medien rät. Eine vernünftige Heranführung an Medien sei laut der Organisation ab dem Grundschulalter sinnvoll. Bis zu einer Stunde täglich fernzusehen oder eben auf dem Tablet oder Handy ein Video zu schauen sei dann akzeptabel. Wichtig: Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollten Smartphone und Co. ebenfalls tabu sein. Natürlich solltest Du zusätzlich ganz genau die Inhalte überprüfen, die sich Dein Schatz ansieht. So kannst Du dafür sorgen, dass die Medien keinen negativen Einfluss auf Dein Kind haben.
Wie handhabst Du das Thema Baby und Smartphone? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!
Fernseher, Smartphone usw. fördern allerdings nicht unbedingt unserer Sehstärke und sind nachweislich! schlecht für die Gesundheit. Kommt natürlich immer auf das Maß der Benutzung an. ;)
Es ist wie bei so vielen Dingen, verteufeln bringt nix. Es ist komplett unrealistisch ein Kind bis ins Grundschulalter von Medien fernzuhalten. (Außer man liebt sie Selbstkasteiung und die damit ständig auftretenden Diskussionen.) Meiner Meinung nach ist der Mittelweg der richtige. Meine 10 Monate alte Tochter sieht, wie wir es regelmäßig (und sicherlich auch zu oft für unsere eigene Gesundheit) benutzen, darf es in Ausnahmefällen selbst in die Hand nehmen (wickeln, wenn ich mal zwei Minuten wirklich Ruhe brauche (ohne Video etc, einfach den Plastikklumpen, oft auch ausgeschalten)). Ansonsten sind keine Videoanrufe in der heutigen Zeit doch auch unrealistisch.
Vor 30 Jahren hat man Fernsehen verteufelt. Ich durfte trotzdem immer wann und so lange ich wollte. Habe Abitur, ein abgeschlossenes Studium, einen gut bezahlten Job. Und ich denke nicht, dass ich die Ausnahme bin. Vlt krieg ich jetzt früher Demenz, das ist noch nicht geklärt….
Sehr interessant
Für uns ist es leider etwas schwierig. Ich möchte eigentlich nicht, dass meine 6 Monate alte Tochter auf irgendwelche Displays schaut, sei es Computer oder Handy. Allerdings wohnen wir in England, meine Eltern in Deutschland und meine Schwiegereltern in den USA. Wenn die Großeltern also das Kind sehen wollen (oder auch uns!) geht es leider nicht anders, als es über einen Bildschirm zu machen – da man sich wegen Corona aktuell ja auch nicht besuchen kann. Toll finde ich es aber nicht und möchte eigentlich auch nicht diese Enttäuschung in meinem Kind hervorrufen, wenn wir mit Oma und Opa telefonieren und dann auflegen müssen…