Als Eltern wollen wir unsere Kinder immer fördern. Und zwar aktiv. Vorlesen, um ihnen das Sprechen beizubringen. Zeigen, wie sie den Löffel in Richtung Mund führen. Erklären, welche Nahrungsmittel gesund und gut sind. Aber es gibt eine Sache, bei der Du Dein Kind ganz bewusst auch mal sich selbst überlassen darfst: Beim Spielen. Freies Spiel hat für Dein Kind nämlich eine Menge Vorteile. Warum freies Spiel so wichtig ist, erkläre ich Dir hier.
Freies Spiel: Die Vorteile für Dein Kleinkind
Wie sonst soll Dein Kind die Welt erkunden und herausfinden, was es selbst mag, was es selbst anfassen und testen möchte, wenn Du es ihm immer vorgibst? Das freie Spiel ohne die Aufsicht oder Anleitung durch Erwachsene ist gerade in Sachen Frühförderung unheimlich wichtig für Dein Kind.
Denn freies Spielen und Spielen generell fördert die Gehirnentwicklung Deines Kindes. Es wird kreativ und lernt eigenständig zu entscheiden. Dadurch wird die intellektuelle, emotionale und soziale Entwicklung sowie die Autonomie Deines Schatzes gestärkt. Auch Rollenspiele zählen zum freien Spiel. Durch sie nehmen Kinder unterschiedliche Perspektiven ein und verarbeiten Situationen für sich selbst.
Rollenspiele fördern die Entwicklung Deines Kindes
Durch Rollenspiele kannst Du erkennen, was sich Dein Kind im Alltag merkt, was alles bei ihm hängen bleibt. So wird Dein Kind zum Beispiel nachspielen, was es bei Mama und Papa im Alltag und Haushalt beobachtet hat: putzen, kochen, Wäsche falten, und, und, und. Da sich Dein Kind so viel von Dir abguckt, solltest Du natürlich immer gut darauf achten, was Du im Alltag vorlebst! Denn Dein Kind wird es sicherlich in seine Rollenspiele integrieren.
Diese Art des Spielens kann zum Beispiel auch Situationen verarbeiten oder verstehen lassen: So etwa, wenn Dein Kind schmerzhafte Erfahrungen gemacht hat, wie beim Impfen. Dadurch, dass es zum Beispiel seinen Teddybären impft, weinen lässt und danach tröstet, hilft Deinem Kind die Situation zu verarbeiten und selbstständig darüber hinweg zu kommen. Das ist besonders hilfreich für Dein Kind, um die eigenen Gefühle zu verstehen.
Langeweile macht Kleinkinder kreativ
„Wird meinem Kind nicht langweilig, wenn ich es sich selbst überlasse?“ Als Elternteil wirst Du Dir sicher diese Frage stellen. Aber Du kannst beruhigt sein: Kinder dürfen ruhig mal mit Langeweile konfrontiert werden. Denn erst so lernen sich, sich selbst kreativ zu entfalten und sich mit sich selbst und diesem Gefühl auseinanderzusetzen. Dein Schatz wird sich schon zu helfen wissen. Und lernen, wie es sich selbst aus dem Gefühl der Langeweile wieder in ein Gefühl der Zufriedenheit bringen kann. Nur so kann Dein Kind lernen, unabhängig von Deinen Vorgaben zu entscheiden, selbstbestimmter zu werden und ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln.
So kannst du Dein Kind beim freien Spiel unterstützen
Schaffe Freiräume für Dein Kind
Um 14 Uhr ein Sandkasten-Date, um 16 Uhr zum Sport und danach geht’s schon fast wieder ins Bett: Takte den Tag Deines Kindes nicht immer durch, sondern lass ihm auch Zeit für sich und das freie Spiel. So wie Du Deine Freiräume möchtest, solltest Du sie auch Deinem Kind geben. So dass es sich mit den Dingen beschäftigen kann, mit denen es sich selbst beschäftigen möchte. Hat es sich dann ins Spielen vertieft, kannst Du Dich voll und ganz zurückziehen. Kontrolle, Ratschläge und Anmerkungen von Dir sollten das freie Spiel auf keinen Fall begleiten. Lass Dein Kind ruhig einfach mal spüren, was es selbst tun möchte und was es gerade braucht. Das „richtige“ freie Spiel braucht Übung und Erfahrung – von Seiten der Eltern und des Kindes.
Auch beim freien Spiel gibt es Regeln
Beim freien Spiel gilt im Grunde: Schränke Dein Kind so wenig wie möglich ein. Aber: Mache zu Beginn die Grenzen klar. Wo darf Dein Kind spielen und wo nicht? Was stellst Du ihm zur Verfügung? Und was sollte es keinesfalls tun? Wenn das abgeklärt ist, solltest Du Deinem Schatz danach seine Freiheit lassen und ihm vertrauen. Übrigens: Es muss nicht immer Spielzeug sein. Viele Alltagsgegenstände eignen sich toll zum Spielen, besonders für Rollenspiele. Gib Deinem Kind doch ruhig mal einen Holzlöffel, den Schneebesen oder andere ungefährliche Haushaltsgegenstände. Dann kann es selbst entscheiden, womit es spielen möchte. So kann es sich voll und ganz entfalten.
Das Spielzeug in Reichweite Deines Kindes platzieren
Damit Dein Kind beim Spielen wirklich uneingeschränkt ist, ist es natürlich besonders wichtig, dass die Dinge, mit denen Dein Kind spielen darf, auch ohne Deine Hilfe erreichbar sind. Denn wenn Dein Schatz erst danach fragen muss, wird das freie Spiel eingeschränkt, dass es Dich ja doch dafür braucht. Schau also vor dem Spiel mit Kinderaugen durch das Kinderzimmer und erkenne so, ob alle Spielsachen erreichbar sind, die erreichbar sein sollen. Und dass das, was tabu ist, auch wirklich aus der Sichtweite geräumt ist bzw. das Zimmer auch wirklich kindersicher ist. So kannst Du Dein Kind mit gutem Gewissen ganz selbstständig spielen lassen.
Freies Spiel mit anderen Kindern
Da Du Deinem Kind beim freien Spiel möglichst wenig vorgeben sollst, bist Du natürlich auch kein geeigneter Spielkamerad. Soziale und emotionale Kompetenz kann Dein Schatz aber am besten im Beisein Anderer lernen. Am besten im Beisein anderer Kinder. Hat Dein Kind keine Geschwister, bietet es sich an Kinder aus der Nachbarschaft oder dem Freundeskreis ab und zu zum Spielen einzuladen zu besuchen. So kann Dein Kind lernen mit anderen zu spielen, zu teilen und Kompromisse einzugehen.
Nach dem freien Spiel: Gemeinsam aufräumen
Dein Kind hat sich jetzt lang genug ausgetobt und gespielt? Dann wird es sicherlich ein kleines Chaos zurückgelassen haben. Aber auch hier kann es lernen und sollte wissen, dass die verursachte Unordnung auch wieder beseitigt werden muss. So kannst Du Deinem Schatz zu Beginn helfen, die Dinge wieder an ihren Platz zu räumen. Habt ihr eine Routine entwickelt, sollte Dein Schatz aber auch selbst wissen, dass es aufräumen muss, wenn es fertig mit dem Spielen ist.
Was, wenn mein Kind nicht alleine spielen möchte?
Ist Dein Kind es gewohnt, dass es vorgegeben bekommt, womit und wie es sich beschäftigen soll, muss es das freie Spiel erst lernen. So könnt Ihr am besten gemeinsam mit dem Spielen beginnen und Du lässt Dein Kind dabei einfach erst mal machen. Es sucht sich die Dinge aus, mit denen es spielen möchte. Hat es sich dann ins Spiel vertieft, kannst Du es ruhig mal unauffällig allein lassen. Kommt es Dir dann hinterher, wartest Du ab, was es möchte und ob es sich vielleicht doch wieder zum Spielen zurückzieht. Mit der Zeit wird es wissen, dass Du als Spielkamerad ausfällst und sich selbst beschäftigen und Ideen finden, sein eigenes Spiel zu gestalten.
Freies Spiel im Kindergarten
In den meisten Einrichtungen ist das Konzept des freien Spiels angekommen und die Kinder haben zu bestimmten Zeiten (oftmals vormittags) die Zeit, sich mit dem zu beschäftigen, auf das sie gerade Lust haben. Und sich seine eigenen Spielkameraden zu suchen. Diese Zeit ist als Kontrast zu den geplanten Aktivitäten (die auch wichtig sind!) besonders toll.
So wie Dein Kind von seinen Freiräumen profitiert und sich während der Zeit des freien Spiels mit den Dingen beschäftigt, die es interessieren, kannst Du in der Zeit das Gleiche tun. In Ruhe einen Kaffee trinken, durch Dein Lieblingsmagazin blättern und Dich einfach mal zurücklehnen.
Natürlich sollst Du Dein Kind nicht ohne Regeln und Termine erziehen. Wie immer gilt: Die richtige Mischung macht es aus. Freizeitaktivitäten gemischt mit Freiräumen sind für Dein Kind gleichermaßen wichtig. Genauso wie die Zeit, die Du aktiv mit Deinem Kind verbringst, ihm vorliest, ihr gemeinsam Ball spielt. Wichtig ist nur, dass Dein Kind die Zeit bekommt, sich mit sich selbst zu beschäftigen und sich und seine Interessen kennen zu lernen.