Er ist Bindungsobjekt, Beruhigungshilfe, treuer Begleiter: Der Schnuller gehört bei vielen Kinder einfach dazu. Er hat aber auch seine negativen Seiten. Ist ein Schnuller schädlich, und wenn ja, warum? Wann sollte er am besten abgewöhnt werden? Und vor allem: wie?
Ist ein Schnuller schädlich?
Experten sagen, dass der Schnuller in den ersten zwei Lebensjahren noch guten Gewissens genutzt werden kann. Natürlich hat der Schnuller auch in dieser Zeit Vor- und Nachteile für Dein Baby. Später allerdings begünstigt insbesondere häufiges und langes Schnullern verschiedene gesundheitliche Probleme.
Medizinische Gründe, um den Schnuller abzugewöhnen
Es ist natürlich Deine Entscheidung, wann Du Deinem Kind den Schnuller abgewöhnen möchtest. Tatsächlich gibt es aber auch medizinische Gründe, die dafür sprechen, dass der Schnuller schädlich ist — zumindest auf Dauer. Ab dem 3. Lebensjahr kann es zu Fehlstellungen des Kiefers und der Zähne (zum Beispiel großen Zahnlücken) kommen. Diese Gründe solltest Du Deinem Kind ruhig näherbringen, ohne ihm dabei Angst zu machen.
Für Dich wichtig zu wissen: Tatsächlich kann es durch übermäßigen und zu langen Gebrauch des Schnullers nicht nur zu genannten Fehlstellungen, sondern auch dauerhaft bleibenden Schäden kommen. Diese können zum Beispiel folgende sein:
- Es kann zu einem offenen Biss und somit zu Problemen beim Essen kommen.
- Die Sprachentwicklung kann gestört werden, es kann Probleme mit Zischlauten geben.
- Erkältungserkrankungen und Mittelohrentzündungen treten häufiger bei Kindern auf, die den Schnuller häufig nutzen. Dein Kind könnte auch später anfälliger dafür sein.
Schlaffe Wangenmuskulatur durch Schnuller?
Auch dieser Aspekt spricht dafür, das ein Schnuller schädlich sein kann, wenn Dein Schatz ihn über mehrere Jahre braucht: Die Wangenmuskulatur wird geschwächt, wenn Dein Kind den Schnuller im Mund hat und ihn womöglich noch ein wenig dabei öffnet. Es nuckelt schließlich nicht ständig daran, sondern lässt die Muskeln auch mal „hängen“, ohne sie anzuspannen. Passiert dies oft und lange, äußert sich das z.B. mit verstärktem Speichelfluss.
Besser ist es, Deinem Kind während der Abgewöhnungszeit auch mal harte Nahrungsmittel (zum Beispiel Möhren) zum Knabbern anzubieten, damit es die Muskulatur im Mund stärkt. Auch Singen und Sprechen solltest Du öfter in den Alltag integrieren. Das stärkt ebenfalls die Muskulatur und fördert auch die Sprachentwicklung.
Weitere Gründe, warum ein Schnuller schädlich sein kann
Außerdem entsteht eine Abhängigkeit zum Schnuller: Kann Dein Schatz zum Beispiel nicht mehr ohne ihn schlafen, wird es zum weitreichenden Problem, wenn der Schnuller (aus welchen Grund auch immer) mal fehlen sollte. Geht Dein Schatz zur Tagesmutter oder in die Krippe oder den Kindergarten, verleitet es durch den Schnullergebrauch auch andere Kinder, die den Schnuller bereits hinter sich haben, wieder dazu, darauf zurückgreifen zu wollen.
Und: Der Schnuller stört Dein Kind beim Sprechen, manche Laute sind mit Schnuller im Mund schwierig auszusprechen und andere Personen verstehen Dein Kind schlechter.
Wann mache ich den ersten Schritt zur Schnuller-Abgewöhnung?
„Du bist doch kein Baby mehr!“ Das ist häufig einer der ersten Sätze, der fällt, wenn es um die Abgewöhnung des Schnullers geht. Aber sagen wir das auch zu uns selbst, wenn wir mal das Bedürfnis haben, uns mit „Hilfsmitteln“ zu beruhigen? Zur Zigarette greifen oder zur Tafel Schokolade? Ganz so einfach ist es nicht, einem Kind den Schnuller abzugewöhnen. Schließlich ist eine tiefe Bindung zwischen Deinem Kind und dem Schnuller entstanden, die Du langsam lösen musst. Aber wie gewöhnst Du Deinem Kind den Schnuller besonders schonend ab?
Schnuller abgewöhnen: Der richtige Zeitpunkt
Am besten ist es, spätestens ab dem zweiten Geburtstag mit der Abgewöhnung zu beginnen, weil Du nie wissen kannst, wie lange der Prozess dauert. Ab dem zweiten Lebensjahr versteht Dein Kind vieles schon und wird kooperativer. Manche Kinder gewöhnen sich schnell an die Zeit ohne Schnuller, andere hängen mehr daran. Wenn Du Deinem Kind immer öfter die Zeit ohne Schnuller schmackhaft machst, es ihn auch mal vergisst, wird die sukzessive Abgewöhnung leichter und es wird immer wahrscheinlicher, dass Dein Kind den Schnuller irgendwann selbst gar nicht mehr möchte. Mehr zum Thema Schnullerentwöhnung erklärt Dir Hebamme Silke in ihrem Artikel „Wann und wie gewöhne ich meinen Kind den Schnuller ab?“
Ein bewusster Umgang mit dem Schnuller ist wichtig
Ein erster Ansatz ist es mit Deinem Kind über den Gebrauch des Schnullers zu sprechen. Warum möchte es gerade jetzt den Schnuller haben? Und wäre es eine Alternative mit dem Lieblingskuscheltier zu schmusen? Es ist schließlich immer besser, wenn Dein Kind lernt, freiwillig auf den Schnuller zu verzichten. Es kann ihn zum Beispiel tagsüber in ein Glas legen und nur herausholen, wenn es ihn wirklich braucht. Wichtig ist auch, dass Du Deinem Kind erklärst, warum Du möchtest, dass es den Schnuller weniger nutzt. Weil Du es schlechter verstehst oder weil der Schnuller gegen die Zähne drückt und das nicht gut ist, zum Beispiel.
Alternativen zum Schnuller anbieten
Oftmals nutzen Eltern den Schnuller zur Ruhigstellung des Kindes. Wenn es beim Einkaufen quengelig wird, darf es den Schnuller haben. Oder wenn es zu Auseinandersetzungen kommt. Oder sich das Kind unwohl fühlt. Es ist also sinnvoll, ganz in Ruhe andere Wege der Beruhigung zu etablieren, die Deinem Kind in solchen Situationen ebenfalls helfen. Der Körperkontakt (eine Umarmung, das Kuscheln auf dem Schoß) oder ermunternde Worte und das Gefühl gesehen zu werden, können in vielen Situationen schon helfen.
Dabei ist natürlich auch das Umdenken und Umgewöhnen von Seiten der Eltern gefragt. Denn als Elternteil hast Du es selbst in der Hand, wann und wie Du mit der Abgewöhnung startest. Wichtig ist aber, dass Du Deinem Kind genügend Zeit gibst, sich allmählich vom Schnuller zu verabschieden.
Wichtig ist ebenfalls Dein Feingefühl. Du solltest Deinem Kind das Vertrauen geben, dass es den Schnuller jederzeit ohne Angst abgeben kann, weil es ihn zu jeder Zeit wieder zurück haben kann, wenn es ihn braucht. Trotzdem sollte es andere Wege der (Selbst-)Beruhigung kennenlernen: Kuscheltücher, eine kleine Streicheleinheit, ein Schläfchen oder was immer ihm gut tut.
Rituale helfen beim Schnuller abgewöhnen
Das Abgeben des Schnullers kannst Du natürlich auch mit einer Geschichte oder einem Ritual verknüpfen, damit es Deinem Schatz leichter fällt. Wenn Du Dein Kind schlafen legst, könnt Ihr gemeinsam auch den Schnuller „schlafen legen“. Hat sich Dein Kind an die Zeit ohne Schnuller gewöhnt und ist bereit gänzlich auf ihn zu verzichten, gibt es Ansätze wie die Schnullerfee oder den Schnullerbaum. Sie sind sozusagen das letzte Glied im Prozess der Abgewöhnung und machen den endgültigen Abschied leichter. Der eigentliche Prozess findet aber schon viel eher und sukzessive statt.
Du musst nicht radikal sein
Übrigens gilt auch bei der Abgewöhnung des Schnullers, dass Du mal nachgeben darfst. An Tagen, an denen alles schief läuft, Dein Schatz müde, krank oder besonders schlecht drauf ist, darf der Schnuller auch mal ein wenig mehr in Gebrauch sein. Aber eben auch nur in Ausnahmesituationen. Wenn Dein Kind gut gelaunt und kooperativ ist, solltest Du ihm aber auch einiges zutrauen und konsequent Eure Rituale und Regeln einhalten. Schließlich machst Du das Ganze nur mit einem guten Hintergedanken!