Erinnerst Du Dich noch an Deine allererste Periode als junges Mädchen? Da hielten sich Aufregung und Unsicherheit die Waage. Mit manchen Fragen standest Du vielleicht alleine da. Jahre später, nach der Geburt eines Kindes, empfinden viele Frauen eine ähnliche Unsicherheit, was die erste Periode nach der Geburt angeht. Und vielleicht kommst Du Dir „in Deinem Alter“ und noch blöder vor, jemanden danach zu fragen als damals.
Aber Du stehst ganz sicher mit dieser Problematik nicht alleine da! Tatsächlich erleben viele Frauen dieses „Teenager-Gefühl“, wenn es um die erste Regelblutung nach der Geburt geht. Aus diesem Grund beantworte ich Dir heute die häufigsten Fragen zur ersten Periode nach der Geburt.
Wann bekomme ich das erste Mal nach der Geburt wieder meine Tage?
Das hängt von ganz vielen unterschiedlichen Faktoren ab und ist individuell sehr verschieden. Ich habe bereits Frauen begleitet, die nach Abschluss des Wochenbettes (also nach ca. acht Wochen) schon wieder einen Zyklus hatten. Ich kenne aber auch Frauen, bei denen es bis zu einem Jahrt und länger gedauert hat, bis sie zum ersten Mal wieder eine Menstruationsblutung hatten.
Es gibt verschiedene Faktoren, die beeinflussen, wann Du die erste Periode nach der Geburt bekommst:
1. Stillen: Homone verzögern das Einsetzen der ersten Blutung
Mit Sicherheit der wichtigste Faktor, wenn es um den Zeitpunkt der ersten Periode nach der Geburt geht. Denn das Stillhormon Prolaktin hemmt die Eizellreifung. Das heißt, dass eine Frau, die voll stillt, THEORETISCH keinen Eisprung hat. Wenn man sich allerdings klar macht, dass voll Stillen in diesem Zusammenhang bedeutet, dass eine Pause von zwei Stunden zwischen den Stillmahlzeiten nicht überschritten werden darf, relativiert sich die Sache. Sobald es Dein Baby das erste Mal drei oder vier Stunden ohne die Brust aushält, geht der Effekt verloren. Der Prolaktinspiegel sinkt und es könnte ein Eisprung stattfinden.
2. Schwangerschafts- und Geburtsverlauf: Können traumatische Erlebnisse den Zyklus hemmen?
Eine alte, sehr erfahrene Hebamme hat einmal zu mir gesagt: “ Eine Frau wird erst dann wieder schwanger, wenn sie es schafft“. Soll heißen, wenn der Körper noch nicht genug Kapazität, Ausdauer und Kraft zurück gewonnen hat, weil die Schwangerschaft sehr kräftezehrend war oder die Geburt den Körper stark beansprucht hat, ist die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Wiederaufnahme des Zyklus weniger wahrscheinlich.
Natürlich kann man das so pauschal und plakativ formuliert nicht sagen. Und soweit ich weiß, gibt es hierzu keine wissenschaftlichen Belege. Weder in Hebammenbüchern noch im Ärzteblatt o.ä. konnte ich hierzu etwas finden. Trotzdem: Ich hatte in meiner Arbeit als Hebamme schon manches Mal das Gefühl, an diesem Spruch sei etwas dran. Nach traumatischen Geburten oder schwierigen Schwangerschaften haben viele Frauen Angst, dass sich das Erlebte wiederholt. Falls es Dir so geht: Stell Dir vor, dass Dein Körper Dich durch das lange Ausbleiben der ersten Menstruation nach der Geburt schützen will und schlichtweg noch ein wenig Kraft für eine weitere Schwangerschaft sammeln muss.
3. Vorausgegangene Geburten: Meist wiederholt sich das Muster
In meiner Hebammentätigkeit in den letzten 15 Jahren habe ich aber den Eindruck gewonnen, dass es bei den meisten Frauen nach jeder Geburt ähnlich verläuft. Das heißt, eine Frau, die nach ihrer ersten Geburt nach acht Wochen wieder eine Periodenblutung hatte, hat nach der Geburt des zweiten Kindes häufig ebenfalls sehr schnell wieder einen Zyklus. Wissenschaftlich erforscht ist auch das soweit ich weiß allerdings nicht.
Verändert sich Deine Periode nach der Geburt Deines Babys?
Bei vielen Frauen ist der Zyklus nach dem Einsetzen der ersten Periode nach einer Geburt erstmal noch etwas unregelmäßig. Diese Unregelmäßigkeiten und Schwankungen können locker ein Jahr und länger anhalten. Hier kann der veränderte Schlaf-Wach-Rhythmus eine Rolle spielen. Vielleicht kennst Du das auch vom Reisen, dass der Zyklus auf solche Veränderungen reagieren kann.
Manche Frauen berichten bei der ersten Regel nach der Geburt von stärkeren Blutungen, manche von mehr Schmerzen, andere von weniger. Pauschal kann man da also gar nicht sonderlich viel dazu sagen, da auch das sehr unterschiedlich sein kann. Aber ich würde eher davon ausgehen, dass die Blutung im Vergleich zu vor der Schwangerschaft etwas stärker ist.
Wie erkennst Du, ob es die erste Periode nach der Geburt ist – und nicht der Wochenfluss?
Der Wochenfluss unterscheidet sich von einer Periodenblutung schon recht deutlich. Und zwar vor allem durch den Umstand, dass sich der Wochenfluss im Verlauf des Wochenbettes verändert. Direkt nach der Geburt ist der Wochenfluss frisch blutig. Nach zwei bis drei Wochen sieht er schon eher bräunlich oder orange aus und wird dann immer heller, bis er nach vier bis sechs Wochen gelblich und am Ende weiß ist und eine Slipeinlage ausreicht.
Hast Du also nachdem der Wochenfluss schon hell war und mehr als sechs Wochen seit Deiner Geburt vergangen sind, eine frische, rote Blutung und periodenähnliche Schmerzen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Deine erste Periode nach der Geburt.
Viele Frauen rechnen nach der Geburt nicht mit ihrer Periode
Lustigerweise haben viele Frauen das gar nicht so auf dem Schirm und vermuten das Allerschlimmste. Ich habe schon mehr als einmal einen panischen Anruf von Frauen nach acht oder zwölf Wochen bekommen, die mir von einer periodenstarken Blutung erzählten. Manche sind im ersten Schreck sogar sofort zum Frauenarzt gegangen, der ihnen dann einfach nur mitteilen konnte, dass sie ihre Menstruation haben. Natürlich kommt man sich da im ersten Moment ein bisschen doof vor, aber das habe ich echt schon öfter erlebt und das ist überhaupt nicht schlimm. Im Zweifel kann ein Anruf oder auch ein Besuch bei der Hebamme oder dem Gynäkologen durchaus hilfreich sein — hab also keine Angst, Dich lächerlich zu machen!
Darfst Du sofort wieder Tampons oder eine Menstruationstasse benutzen?
Wenn mehr als acht Wochen seit der Entbindung vergangen sind, spricht grundsätzlich nichts dagegen, bei der ersten Periode nach der Geburt Tampons zu benutzen. Setzt die Menstruation zu einem früheren Zeitpunkt ein, würde ich persönlich davon abraten. Vielleicht ist die Wundheilung noch nicht komplett abgeschlossen und es kann leichter zu einer Infektion kommen, als wenn Du Binden verwendest.
Denk auch daran, dass Deine Anatomie sich durch die Geburt verändert haben kann. Manchen Frauen sind Tampons in den ersten Zyklen eher unangenehm. Andere brauchen aufgrund der größeren Blutmenge andere Tampons oder eine größere Menstruationstasse als früher.
Kannst Du schwanger werden, selbst wenn Du nach der Geburt noch keine Periode hatte?
JA! Denn der Eisprung findet VOR dem Einsetzen der Periode statt. Das heißt, auch ohne dass Du eine Menstruationsblutung hattest, kannst Du bereits einen Eisprung gehabt haben. Und es kann zu einer Befruchtung und somit einer Schwangerschaft kommen. Aus diesem Grund macht es Sinn, sich frühzeitig Gedanken über die Verhütung in der Stillzeit / nach der Geburt zu machen.
Ich hoffe, Du konntest ein paar Informationen aus meinem Bericht ziehen und fühlst Dich nicht mehr so unsicher und unwissend. Und falls doch: Deine Hebamme ist auch für solche Fragen ein guter Ansprechpartner und kann Dir Deine konkreten Fragen ganz einfach beantworten. Also denk Dir nichts dabei und frag im Zweifel einfach nach!
Unsere Video-Bloggerin Anna hatte schon nach 8 Wochen die erste Periode nach der Geburt. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen.