Ob direkt nach der Geburt, einige Monate später oder erst beim Abstillen: Stillprobleme können immer auftreten. Gut ist, wenn Du in so einem Fall Deine Nachsorge-Hebamme oder eine Stillberaterin kontaktieren kannst. Im folgenden Artikel haben wir konkrete Tipps für Dich, die Dir bei Schwierigkeiten wie Brustentzündung, Milchstau, zu viel Milch oder einem unruhigen Baby an der Brust helfen können.
Die häufigsten Stillprobleme und wie Du sie schnell in den Griff bekommst:
Stillproblem 1: Schmerzen beim Stillen
Der Klassiker direkt nach der Geburt: Das Stillen ist richtig schmerzhaft.
- Es kann passieren, dass das Saugen des Babys an der Brust weh tut. Oftmals liegt das allerdings an einer falschen Anlegetechnik. Achte deshalb darauf, dass Dein Kleines nicht nur die Brustwarze an sich im Mund hat, sondern auch einen großen Teil des Warzenhofs.
- Wenn die Brust kurz nach dem Anlegen des Babys zieht, hat das einen anderen Grund: Der Milchspendereflex setzt ein. Wenn die Milch in die Brust „einschießt“, kann das ordentlich ziehen. Der Anfangsschmerz lässt allerdings schnell nach.
Apropos ziehen: Wenn es nach der Geburt beim Stillen im Bauch zieht, sind das Nachwehen, die Du spürst. Sie sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter nach der Geburt wieder zurückbildet.
Was bei wunden Brustwarzen hilft, erklärt Dir Hebamme Monika im passenden Magazinbeitrag ganz genau.
Stillproblem 2: Die Brust schmerzt die ganze Zeit
Wenn Deine Brust auch weh tut, wenn Du gerade nicht stillst, kann es sein, dass Du einen Milchstau oder eine Brustentzündung hast – beides sind relativ häufig vorkommende Stillprobleme.
Hilfe bei einem Milchstau
Bei einem Milchstau ist die Brust an einer kleinen oder größeren Stelle hart und fest und schmerzt. Manchmal ist die Brust auch gerötet. Außerdem kann es sein, dass Du Dich nicht gut fühlst und Fieber bekommst.
Diese Tipps können einen Milchstau lösen:
- Vor dem Stillen -> Wärme (z. B. eine Wärmflasche, warmes Wasser unter der Dusche)
- nach dem Stillen -> Kälte (Quarkwickel).
- Dazu solltest Du die Brust vor und beim Stillen massieren, um den Stau zu lösen.
- Auch Dein Baby kann Dich dabei unterstützen, den Milchstau zu lösen. Lege es so an die Brust, dass sich sein Kinn an der Stelle befindet, an der Du den Stau in Form einer Verhärtung spürst.
Das kannst Du bei einer Brustentzündung machen
Eine Brustentzündung kann als Folge eines Milchstaus oder unabhängig davon auftreten. Die Symptome sind denen des Milchstaus ähnlich. Während die Milchgänge beim Stau mechanisch verstopft sind oder die Brust nicht restentleert wurde, sind bei einer Brustentzündung Bakterien die Übeltäter.
Eine Brustentzündung kannst Du wie einen Milchstau behandeln, solltest aber unbedingt Deine Hebamme oder den Frauenarzt kontaktieren, da Du gegebenenfalls Medikamente (Antibiotika) benötigst.
➜ Alle Details zu diesem Thema hat Dir Stillberaterin Alexandra hier zusammengefasst: Brustentzündung in der Stillzeit: Alle Infos und schnelle Hilfe
Stillproblem 3: Das Baby ist beim Stillen unruhig
Dein kleiner Schatz zappelt, weint und schreit beim Stillen? Vielleicht hat Dein Baby Bauchweh. Du erkennst das daran, dass es die Beinchen anzieht und sich verkrampft. In so einem Fall helfen ein warmes Körnerkissen oder eine Bauchmassage.
Manchmal weinen die Kleinen aber auch, weil die Milch zu schnell einschießt, die Milch anders schmeckt als sonst oder schlicht, weil sie die andere (vollere oder leerere) Brust bevorzugen.
Wichtigster Tipp: Ruhig bleiben. Manchmal hilft eine kurze Stillpause, ein Wechsel der Brust – oder wenn den Kleinen die Umgebung zu laut ist – ein Wechsel in einen abgedunkelten ruhigen Raum, also ein Rückzug.
Wenn Dein Baby schlecht trinkt, weil die Nase verstopft ist, kannst Du mit Nasentropfen (isotonische Kochsalzlösung oder richtiger Wirkstoff (letzteres in Absprache mit dem Kinderarzt) – Abhilfe schaffen.
Stillproblem 4: Spucken beim oder nach dem Stillen
Viele Babys spucken in den ersten Lebenswochen oder -monaten. Dass das Baby spuckt, bedeutet nicht, dass es zu viel getrunken hat. Solange Dein Kleines zunimmt, musst Du Dir wegen des Spuckens normalerweise auch keine Gedanken machen.
Mein Tipp: Stille Dein Kleines in einer möglichst aufrechten Haltung, bewege Dein Baby wenig und lasse Dein Kind gegebenenfalls schon beim Stillen, zum Beispiel beim Wechseln der Brust, einmal aufstoßen (das Kleine natürlich vorsichtig auf den Arm nehmen!).
Du machst Dir Gedanken, weil Dein Baby generell sehr viel spuckt? Hier findest Du Hilfe: Mein Kind spuckt ständig – wie viel ist in Ordnung?
Stillproblem Nummer 5: Dein Baby schläft beim Stillen immer wieder ein
Stillen ist anstrengend – nicht nur für Dich manchmal, sondern auch für Dein Baby. Die Kleinen schlafen deshalb gerade am Anfang oft während des Stillens ein und trinken nicht mehr weiter. Grundsätzlich gilt: Lass Dein Baby schlafen, wenn es schläft. Nimmt Dein Kind allerdings schlecht zu oder schläft mehr als es trinkt, so kannst Du es auch sanft wecken.
Die Lösung: Streiche Deiner Tochter oder Deinem Sohn sanft über die Wangen. Diese Bewegung löst den Saugreflex aus und animiert die Kleinen häufig zum Weitertrinken. Wenn das nicht hilft, kannst Du Dein Kind auch wachwickeln oder ihm die Hose ausziehen, denn die Kleinen sind wacher und agiler, wenn sie nicht ganz so warm eingepackt sind.
Stillproblem Nummer 6: Zu wenig Milch
Das wichtigste zuerst: Die meisten Mamas, die glauben, dass ihre Brust zu wenig Milch produziert, nehmen dies falsch wahr oder schließen von der abgepumpten Menge Muttermilch auf die Menge in der Brust. Dass eine Stillende zu wenig Milch hat, ist zum Glück relativ selten.
Wenn Deine Milchmenge wirklich zu gering ist, können folgende Maßnahmen helfen:
- Ruhe für Mama und Baby: Lege Dich mit Deinem Baby ins Bett und stille so häufig wie möglich. Versuche am besten, jeglichen Stress, die Hausarbeit und alles andere (Un)Wichtige auszublenden oder an andere auszulagern.
- Wechselstillen: Stille Dein Baby erst mit der rechten Brust, im Anschluss mit der linken Brust und danach noch einmal mit der rechten Brust. Der Wechsel regt die Milchbildung an.
- Die Milchbildung anregen: Mit einer Milchpumpe oder dem Ausstreichen der Milch aus der Brust kannst Du den Milchfluss anregen.
Weitere Tipps, die Milchmenge zu steigern, findest Du auch hier: Milchsteigernde Heilmittel
Stillproblem Nummer 7: Zu viel Milch
Oft beneidet werden die Mamas, die besonders viel Milch haben. Tatsächlich ist die Überproduktion von Muttermilch aber meistens nicht nur unangenehm (tropfende Brüste, spannende Brüste etc.), sondern auch mit häufigen Milchstaus, Brustentzündungen und Schmerzen verbunden. Außerdem kann das Zuviel an Milch auch für die Kleinen unangenehm sein, weil sich das Baby beim Trinken verschluckt und so auch zu viel Luft saugt. Dies wiederum führt zu Unruhe, Bauchschmerzen, häufigem Aufstoßen und kann sogar zu einer richtigen Gedeihstörung führen.
Das kann helfen, wenn Deine Brust zu viel Milch produziert:
Wenn Du zu viel Milch hast, solltest Du darauf achten, dass Dein Baby an der ersten Brust unbedingt zu Ende trinkt und diese restentleert. Ist Dein Baby im Anschluss zufrieden, musst Du ihm die zweite Brust nicht anbieten.
Erschrickt sich Dein Kleines beim Milcheinschuss und lässt die Brust regelmäßig los, kann es Euch helfen, wenn Du die Brust vor dem Stillen ein wenig ausstreichst. So bekommt Dein Baby den ersten „Schwall“ nicht mehr ab und ist beim Anlegen ruhiger. Streiche die Brust aber unbedingt vorsichtig aus und übertreibe nicht, da auch Ausstreichen oder Abpumpen die Milchmenge steigern kann.
Experten-Tipps speziell zu diesem Thema findest Du in Hebamme Christinas Beitrag Warum zu viel Muttermilch kein Luxusproblem ist
Die häufigsten Stillprobleme: Tipps von Hebamme Anna-Maria im Video
Welche Tipps Hebamme Anna-Maria bei Stillproblemen wie Milchstau, Brustentzündung, Clusterfeeding und Co hat, erfährst Du im folgenden Video.
Kennst Du noch weitere Tipps gegen Stillprobleme? Wie hast Du Deine Stillprobleme in den Griff bekommen? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!
Mehr Infos dazu findest Du hier.