Dass Alkohol in der Schwangerschaft für das Kind im Mutterleib gefährlich sein kann, ist sicherlich jedem bekannt. Der Alkoholkonsum einer Schwangeren kann mitunter sogar zu dauerhaften Fehlbildungen, Intelligenzminderung und anderen bleibenden Schäden führen. Hast Du schon mal etwas von dem Fetalen Alkoholsyndrom gehört? Wir erklären, was das ist und woran Du erkennst, ob Dein Kind daran leidet.
Fetales Alkoholsyndrom: Was ist das?
Ein sogenanntes Fetales Alkoholsyndrom (FAS) beschreibt Behinderungen, die durch den Alkoholkonsum der werdenden Mutter während der Schwangerschaft ausgelöst werden. Körperliche und geistige Schäden, Fehlbildungen und Mangelentwicklung können damit einhergehen.
Während unter den Begriffen „Fetale Alkoholspektrumstörung“ oder FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) alle Formen von Schäden an Kindern, die durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft verursacht wurden, zusammengefasst werden, steht FAS für die schwerste Form. Schätzungsweise mehr als 2000 Babys sind jährlich davon betroffen Damit ist es eine der am häufigsten angeborenen Behinderungen in Deutschland.
Die Symptome des FAS
Typische Symptome und Erkennungszeichen eines Fetalen Alkoholsyndroms können folgende sein:
- ungewöhnlich kleiner Schädel
- beeinträchtigte Gehirnentwicklung
- kurze, flache Nase
- breiter Augenabstand
- herabhängende Augenlider
- zusätzliche Falte über dem inneren Lidwinkel
- kurze, schmale und ein wenig schräg nach oben geneigte Lidspalten
- fehlende oder kaum erkennbare Furche zwischen Nase und Mund
- dünne Oberlippe
- unterentwickelter Unterkiefer
- Gaumenspalte
- kleine Zähne
- Minderwuchs (schon im Mutterleib)
- Fehlbildungen an Gelenken
- verminderte Grundspannung der Skelettmuskulatur
- Missbildung der inneren Organe
- Missbildung der Genitalien
Ein Fetales Alkoholsyndrom kann darüber hinaus mit eingeschränkten geistigen Fähigkeiten Deines Kindes einhergehen. So können etwa die Verarbeitung von Informationen und Wahrnehmungen beeinträchtigt sein und Betroffene haben nicht selten mit sozialem Rückzug, Ängsten, leichter Beeinflussbarkeit oder anderen Konsequenzen zu kämpfen.
Andere Betroffene können im Gegensatz dazu etwa zu aggressivem Verhalten neigen. Der vorgeburtliche Alkoholeinfluss kann außerdem Hör- und Sehstörungen verursachen oder auch zu psychomotorischer Unruhe führen, denn viele Patienten leiden zusätzlich an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung).
Fetales Alkoholsyndrom: Diagnosekriterien
Um ein Fetales Alkoholsyndrom best- und schnellstmöglich zu erkennen, haben Experten Diagnosekriterien erarbeitet. Die Diagnose FAS stützt sich seit 2012 auf die evidenzbasierten S3-Richtlinien. Wenn folgende Aspekte zutreffen, liegt demnach ein FAS vor:
- Es liegt eine Wachstumsauffälligkeit vor. Etwa ein ungewöhnlich niedriges Geburts-/Körpergewicht oder verringerte Geburts-/Körperlänge oder ein auffällig niedriger Body-Mass-Index.
- Es können folgende drei Auffälligkeiten im Gesicht erkannt werden: eine schmale Oberlippe, eine fehlende oder eine kaum erkennbare Furche zwischen Nase und Mund sowie kurze Lidspalten.
- Es liegt eine (oder mehr) Auffälligkeit des Zentralen Nervensystems vor, etwa Intelligenzminderung, beeinträchtigte Sprache, Aufmerksamkeitsstörungen, etc.
- Es gab vorgeburtlichen Alkoholkonsum der Mutter.
Treffen nur die ersten drei Punkte zu, ist die Diagnose „Fetales Alkoholsyndrom“ allerdings auch schon zutreffend. Solltest Du einen Verdacht haben, dass Dein Kind daran leidet, solltest Du den Verdacht also direkt überprüfen lassen.
Partielles FAS und ARND
Sollten nur Teilaspekte zutreffen, gibt es andere mögliche Diagnosen: Bei partiellem FAS, dem pFAS, werden zwei der genannten Kriterien erfüllt, außerdem ist Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft bekannt. Auch bei dieser Form können die kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes genauso ungünstig verlaufen wie beim Fetalen Alkoholsyndrom, auch diese Diagnose sollte also ernst genommen und behandelt werden.
Zudem ist bei Auffälligkeiten die Diagnose ARND (Alcohol Related Neurodevelopmental Disorders) möglich. Bei den Betroffenen steht die Dysfunktion des Zentralen Nervensystems im Vordergrund. Liegt (mindestens) eine zentralnervöse Störung vor (kleiner Kopf, Hirnanomalien, verminderte Feinmotorik, Hörprobleme, auffälliger Gang, etc.) vor und ist zusätzlich vorgeburtlicher Alkoholkonsum der werdenden Mutter bekannt, ist diese Störung wahrscheinlich.
Wie kann das FAS behandelt werden?
Schäden, die vorgeburtlicher Alkoholkonsum verursacht hat, können nicht rückgängig gemacht werden. Viele Symptome können allerdings behandelt werden, um Betroffenen das Leben so einfach wie möglich zu machen. Einen Herzfehler oder eine Gaumenspalte kann man etwa operieren. Seh- und Hörstörungen kann man mit Hilfsmitteln wie einer Brille oder einem Hörgerät entgegenwirken.
Geistige Beeinträchtigungen, Verhaltensauffälligkeiten, Minderwuchs und Gesichtsanomalien können dagegen nicht behoben werden. Hier geht es darum, dass Dein Kind lernt, damit bestmöglich umzugehen. So können etwa eine Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie bei verschiedenen Problemen helfen oder sie im besten Fall sogar kompensieren.
In manchen Fällen, etwa bei Alkoholproblemen der Mutter, kann auch psychotherapeutische Hilfe sinnvoll sein. Bei einem sehr gestörten Sozialverhalten, Aggressionen oder auch ADHS könnten auch Medikamente helfen. Die richtige Behandlung ist hier sehr individuell, aber dennoch notwendig.
Risikofaktoren, die das FAS begünstigen
Vor allem im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel ist der Konsum von Alkohol für die gesunde Entwicklung des Ungeborenen gefährlich – selbst der einmalige Genuss kann schon problematisch sein, regelmäßiges Alkoholtrinken in der Schwangerschaft ist fahrlässig. Der zusätzliche Konsum von anderen Drogen kann das FAS zudem begünstigen.
Weitere Risikofaktoren in Verbindung mit dem Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sind:
- erhöhtes Alter während der Schwangerschaft (ab 30 ist das Risiko erhöht)
- Unterernährung oder Vitaminmangel
- Stress
- ein vorausgegangener Fall von FAS in der Familie
Wie kann ich ein Fetales Alkoholsyndrom vermeiden?
Da ein Fetales Alkoholsyndrom durch (regelmäßigen) Alkoholkonsum der werdenden Mutter verursacht wird, ist die einzige Möglichkeit, dagegen zu wirken, kompletter Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft. Denn schon geringe Mengen Alkohol können gefährlich für das ungeborene Kind sein.
Des Weiteren solltest Du als werdende Mutter auf eine ausgewogene Ernährung achten, Stress weitestgehend vermeiden und Deine Vorsorgetermine regelmäßig wahrnehmen.
In diesem Video erklärt unsere Hebamme Anna-Maria Dir alles rund um das FAS
Mehr Infos dazu findest Du hier.