Wenn Du Dich fragst: „Kann ich mir Tattoos in der Schwangerschaft stechen lassen?“, kann ich Dir in aller Kürze sagen: Das ist keine gute Idee. Warte lieber, bis Dein Baby abgestillt ist oder noch besser, bis Du mit der Kinderplanung abgeschlossen hast. Warum, das erklärt Dir mein Artikel ausführlich.
7 Gründe, sich in der Schwangerschaft nicht tätowieren zu lassen
Wenn Du schwanger bist, ist Dein Körper immer in einem Ausnahmezustand. Die hormonelle Veränderung wirkt sich in fast allen Bereichen aus, auch auf Haut und Bindegewebe. Aber auch andere Vorgänge und die psychische Verfassung werden stark beeinflusst.
1. Verändertes Schmerzempfinden
Experten sind sich einig, dass schwangere Frauen ein verändertes Schmerzempfinden haben. Das kann bedeuten, dass Du vorher eine Tätowierung leicht verkraftet hast, sie aber in der Schwangerschaft übermäßig weh tut. Dabei kann auch so der Schmerz durch das Stechen des Tattoos schon dazu führen, dass Menschen ohnmächtig werden.
2. Gefahr vorzeitiger Wehen
Im schlimmsten Fall könnten diese Schmerzen sogar vorzeitige Wehen und damit eine Frühgeburt auslösen. „Generell können besonders stressige Situationen während einer Schwangerschaft zu einer Frühgeburt führen.“ sagt Dr. Birgit Kaliner, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunkt Naturheilverfahren und Akupunktur. Bei einer gesunden Schwangerschaft halte ich persönlich das aber für unwahrscheinlich. Nur wenn vorher schon das Risiko für eine Frühgeburt bestand, lassen sich dadurch Wehen auslösen.
3. Stresshormone für das Baby
Allerdings bedeutet übermäßiger Stress für Dich auch immer Stress für Dein ungeborenes Baby! Denn das Stresshormon Cortisol kann die Plazentaschranke überwinden. Eine langfristige Exposition kann zu Verhaltensänderungen im späteren Leben führen.
4. Allergische Reaktionen möglich
Tattoofarben enthalten häufig Stoffe, die Allergien auslösen können. Dazu zählen zum Beispiel Nickel und Konservierungsstoffe. Die Stiftung Warentest hat in 6 von 10 Farben solche allergenen Bestandteile nachgewiesen.
Wie gesagt funktioniert Dein Körper in der Schwangerschaft nicht wie sonst. Auch wenn Tätowierungen früher kein Problem waren, können sie jetzt eine allergische Reaktion auslösen. Wie Dein Baby im Mutterleib darauf reagiert, kann Dir außerdem niemand sagen. Diese sogenannte Kontaktsensibilität ist übrigens bei bunten Farben häufiger als bei Schwarz.
Bei einer allergischen Reaktion muss der Arzt Kortison verschreiben, das auch das Baby mitbekommt. So etwas sollte nur im absolut notwendigen Ausnahmefall passieren.
5. Krebserregende Stoffe in Tätowierfarben
Die Stiftung Warentest konnte außerdem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in einigen Farben nachweisen. Diese gelten als krebserregend und ein ungeborenes Baby sollte ihnen nicht ausgesetzt sein.
6. Probleme mit der Wundheilung
Ein Tattoo ist eine offene Wunde am Körper, durch die Bakterien eindringen können. Es besteht immer die Möglichkeit einer Wundheilungsstörung, frische Tätowierungen können leicht entzünden. Das sind Komplikationen, die Du während der Schwangerschaft ganz bestimmt nicht haben willst. Dein Arzt muss Dir dann Antibiotika verschreiben – nicht alle Präparate sind in der Schwangerschaft erlaubt.
7. Die Proportionen verändern sich
Durch Wassereinlagerungen und lockeres Bindegewebe, sowie zusätzliches Gewicht ist die Haut in der Schwangerschaft an vielen Stellen ganz anders gespannt und beansprucht als normal. Die Proportionen verändern sich, manchmal auch dauerhaft. Es dauert selbst nach der Geburt mitunter noch viele Monate, bis der Normalzustand wieder erreicht ist.
Du kannst Dir sicherlich vorstellen, was mit einem Tattoo passiert, bei dem sich die „Unterlage“ Haut verzieht? Genau – Schriftzüge werden schief, Bilder wirken aufgebläht oder ungewollt dünn. Je nachdem, wie sich die Stelle verändert, an der Du das Tattoo in der Schwangerschaft stechen lässt.
Sind Tätowierungen während der Stillzeit erlaubt?
Auch während der Stillzeit solltest Du auf Tattoos verzichten. Denn geringe Mengen der Tattoofarbe übertragen sich auch auf die Muttermilch. Ob und welche Auswirkungen enthaltene Stoffe wie Nickel oder PAKs (krebserregend) genau auf Dein Kind haben können, ist nicht untersucht. Denkbar wären aber zum Beispiel allergische Reaktionen beim Baby.
Sind Henna Tattoos in der Schwangerschaft erlaubt?
Aber zumindest Henna kann doch nicht schaden, oder? Das habe ich im ersten Moment auch gedacht. Wenn es sich wirklich um reine Naturfarbe handelt, stimmt das tatsächlich. Bei Urlaubstattoos mit Henna solltest Du dagegen vorsichtig sein. Denn hier wird oft PPD (Phenylendiamine) untergemengt, um die Farbe auf der Haut strahlender erscheinen zu lassen. PPD hat ein hohes Allergiepotential.
Weil Dein gesamter Organismus in der Schwangerschaft anders arbeitet, kann es sein, dass eine allergische Reaktion auftritt, selbst wenn Du sonst nie Probleme hattest. Wie das ungeborene Baby oder Stillkind auf den allergenen Stoff reagiert, kann Dir außerdem niemand sagen.
Darf ich in der Schwangerschaft eine Tätowierung entfernen lassen?
Auch das Entfernen von Tätowierungen lehnen seriöse Tätowierer ab.
Bei einer Tattoo-Entfernung werden mit dem Laserstrahl die Farbpartikel im Tattoo aufgebrochen, sodass der Körper sie abtransportieren und ausscheiden kann. Dabei werden möglicherweise giftige bzw. allergieauslösende Stoffe in den Blutkreislauf freigesetzt, die Dein Baby gefährden könnten.
Ist ein altes Tattoo in der Schwangerschaft gefährlich?
Jetzt endlich mal eine gute Nachricht: Bereits vorhandene Tattoos haben keinen Einfluss auf die Schwangerschaft. Man geht davon aus, dass sich Schwermetalle wie Nickel und andere allergene Stoffe aus der Tinte nicht mehr im Blutkreislauf befinden und darum für Dein Baby nicht mehr gefährlich sind.
Allerdings kann ein vorhandenes Tattoo im unteren Rückenbereich sich auf die Geburt auswirken. Denn durch eine Tätowierung hindurch stechen Anästhesisten keine PDA. Dabei würde Tattoofarbe ins Körperinnere befördert werden.
Kann man auf Dehnungsstreifen tätowieren?
Ob man nach der Schwangerschaft auf entstandene Hautrisse (Schwangerschaftsstreifen) tätowieren kann, ist umstritten. Medizinisch gesehen habe ich keine Einwände gefunden, vorausgesetzt Du stillst nicht mehr. Allerdings scheint es stark von Motiv und Farbgebung abzuhängen, ob das danach auch so aussieht wie erwünscht.
Eine gute Nachricht gibt es aber auch hier: Ein Tätowierer aus Brasilien hat eine Möglichkeit gefunden, die lästigen Dehnungsstreifen unsichtbar zu machen: indem er sie mit Hautfarbe tätowiert!
Am besten wartest Du mit dem Tätowieren also, bis Du abgestillt hast und die Rückbildung Deines Körpers soweit abgeschlossen ist. Dann habe ich übrigens einen Tipp für ein Tattoo, das Du ganz bestimmt niemals bereuen wirst: den Namen Deines Kindes!