Ab dem zweiten Lebensjahr beginnt Dein Kind, einen eigenen Willen zu entwickeln. Kann es diesen nicht durchsetzen oder klappt irgendetwas nicht so, wie es soll, kann eine Trotzreaktion entstehen. Während dieser schreit oder weint Dein Kind, manchmal schlägt es auch um sich. Da es sich kaum oder nur schwer beruhigt, ist es für die Eltern oft schwer, damit umzugehen. Ich erkläre Dir, was genau die Autonomie- bzw. Trotzphase ist, wie lange sie dauert, wie sie entsteht und gebe Dir Tipps für den Umgang mit diesem Verhalten.
Was ist die Trotzphase und wie lange dauert sie?
Bei einer Trotzphase sprechen Entwicklungspsychologen auch von dem neutralen Begriff „Autonomiephase“. In dieser findet bei Deinem Kind ein natürlicher Prozess in der Entwicklung statt. Die Intensität ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Genauso ist es mit dem Zeitpunkt des Beginns. Es gibt Kinder, die schon im zweiten Lebensjahr einen stark ausgeprägten Willen haben, andere beginnen erst nach dem dritten Geburtstag damit. Die Trotz- bzw. Autonomiephase hält so lange an, bis Dein Kind versteht, dass es seine Emotionen besser kontrollieren und seine negativen Gefühle beherrschen kann. Auch die Entwicklung der Sprache spielt eine große Rolle. Hinzu kommen noch folgende Faktoren, für die Ihr als Eltern zuständig seid:
- Erziehungsstil
- dem Kind klare Grenzen setzen
- Selbstbewusstsein des Kindes stärken
- Wertschätzung
In der Regel endet diese Phase im vierten Lebensjahr.
Warum und wie kommt es zur Trotzphase?
Dein Kind befindet sich in einer Entwicklungsphase, bei der sich das Ich-Bewusstsein herausstellt. Es versteht, dass es eine eigenständige Person ist, eine unabhängige Persönlichkeit hat und Willensstärke besitzt. Das zeigt Dein Kind, indem es nicht immer Deine Meinung oder Vorstellung teilt. Ein weiterer Punkt in dieser Phase ist die Neugier und Entdeckungsfreude, die oft nur schwer zu bändigen ist. Hinzu kommen sprachliche und motorische Entwicklungen, die dem Kind ermöglichen, seine Wünsche auszusprechen und sich entsprechend fortzubewegen.
Das alles führt dazu, dass Kleinkindern nicht bewusst ist, welche Folgen ihre Handlungen haben. Ihnen ist nicht klar, warum sie nicht über die Straße laufen oder das Spielzeug eines anderen Kindes nehmen dürfen. Sie stoßen an Grenzen, weil ihr Wortschatz und ihre Ausdauer noch nicht ausgeprägt genug sind, um verstanden zu werden. Das führt zu Frust. Dein Kind kann seine Emotionen noch nicht richtig kontrollieren und beginnt zu weinen, zu kreischen, zu schlagen oder zu treten. Es hat einen totalen Wutausbruch, nimmt sein Umfeld nicht mehr wahr und steigert sich hinein. Für Eltern ist es oft schwer, durchzudringen oder selbst ruhig zu bleiben.
Was tun, wenn das Kind einen Trotzanfall hat?
Für uns Eltern ist es nicht so einfach, während eines Trotzanfalls richtig zu reagieren. Gerade in der Öffentlichkeit, zum Beispiel im Supermarkt, reagieren wir selbst gereizt und sind ungeduldig und genervt. Das macht die ganze Situation nur noch schlimmer. Vorab gesagt: Es gibt keinen todsicheren Tipp, aber vielleicht kann Dir der ein oder andere Ratschlag beim nächsten Trotzanfall helfen:
- Niemals persönlich nehmen! Dein Kind kommt mit der Situation nicht klar, mit der persönlich hat es gar nichts zu tun. Ist die Wut vorüber, sind Kinder oft traurig. Sei in diesem Moment für Dein Kind da und vermittle ihm, dass es trotz seines Verhaltens nach wie vor geliebt wird
- Öfter „Nein“ sagen! Kinder müssen lernen, damit umzugehen. Erlaubst Du dem Kind zu viel und sagst zu selten Nein, lernt Dein Kind nicht, mit negativen Gefühlen umzugehen.
- Ist Dein Kind währenddessen aggressiv, ist es wichtig, in einem ruhigen Ton zu erklären, dass beißen, treten und schlagen nicht in Ordnung sind. Das Kind in diesem Moment anzuschreien oder selbst Gewalt anzuwenden würde die Situation nur verschärfen!
- Zeige Deinem Kind, dass wütend sein in Ordnung ist. Versucht gemeinsam, einen Weg zu finden, um seine Wut loszuwerden. Das kann ein Boxsack oder ein Kissen im Kinderzimmer sein, in das hineingeboxt werden kann. Lässt das Kind seine Wut daran aus und nicht an Personen, solltest Du es unbedingt loben!
- Gerade in der Öffentlichkeit ist das Stresslevel sowohl für Kinder, als auch Eltern extrem hoch. Vermeide Machtkämpfe, versuche ruhig zu bleiben und gehe kurz aus dem Raum. Solltet Ihr zum Beispiel beim Einkaufen sein, erkläre Deinem Kind, dass Du zum Bezahlen gehst. Oft halten Kinder diese Situation kaum aus und folgen dann schnell.
- Klare Kompromisse und Aussagen machen! Einigt Euch am Abend vorher, was am nächsten Tag angezogen wird oder vor dem Einkaufen, dass es nur eine Süßigkeit gibt. So gehst Du dem Stress eher aus dem Weg und das Kind kann entspannter mit der Situation umgehen. Plane für solche Dinge auch mehr Zeit ein. Stehe morgens eine halbe Stunde früher auf. So entsteht kein Zeitdruck, falls es doch noch Diskussionen um die Klamotten geben soll.
Eltern und Kinder müssen durch diese Phase durch. Vergiss‘ nicht, dass auch diese vorbeigeht und versuche bis dahin, einen möglichst guten Weg für Euch alle zu finden.
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