Heimweh bei Kindern und Kleinkindern ist etwas ganz Natürliches. Mein Sohn Theo und ich leben eigentlich in Goa, Indien. Wegen Corona sind wir nun schon seit Juli 2020 in Deutschland. Wir wussten natürlich, dass unser Urlaub in Deutschland sehr wahrscheinlich länger als normal dauern könnte. Aber wir haben natürlich gehofft, dass wir spätestens Anfang 2021 wieder nach Hause können. Im Augenblick sieht es aber eher so aus, als ob wir noch mindestens bis zum Sommer in Deutschland sind. Ich vermisse unser Zuhause in der Ferne sehr. Aber auch mein Sohn vermisst unsere Mitbewohner, seine Freunde und natürlich seinen Papa.
Was ist eigentlich Heimweh?
Wenn ein Kind (oder auch ein Erwachsener) Heimweh hat, fühlt es sich meistens einsam und traurig. Außerdem äußert sich Heimweh auch in Schlaflosigkeit, wenig Appetit, mangelnder Konzentration oder sogar in sozialem Rückzug.
Heimweh ist ein ganz natürliches, menschliches Gefühl, das entsteht, wenn wir unsere gewohnte Umgebung verlassen. Heimweh heißt dann, dass man sich nach seinem Zuhause sehnt. Bei Kleinkindern entsteht Heimwh oft eher durch die Trennung von den Eltern oder einem Elternteil. Aber auch wenn Du gemeinsam mit Deinem Kind umziehst, kann es sein, dass es sich nach dem „alten“ Zuhause sehnt.
Heimweh hängt von der Bindungserfahrung ab
Die Intensität von Heimweh hängt unter anderem damit zusammen, ob Dein Kind den “neuen” Ort mag und sich dort wohlfühlt. Umso weniger sich Dein Kind dort wohl fühlt, umso größer wird die Sehnsucht nach dem Gewohnten, dem Zuhause, sein.
Wie schnell sich ein Mensch an einem neuen Ort daheim fühlt, hängt auch von der Bindungserfahrung ab. Diese entwickelt sich schon im Kleinkindalter und hat lebenslange Auswirkungen auf die Beziehungen, die ein Mensch mit Partnern und Freunden eingeht. Kinder, die in einer offenen und achtsamen Welt aufwachsen, in der sie gesehen und ernst genommen werden, sind im Leben unabhängiger und offener und können sich schneller an neue Situationen gewöhnen. Neue Orte und fremde Menschen machen ihnen weniger Angst, und sie kennen Heimweh nur selten.
Heimweh bei Kindern vorbeugen
Oft helfen schon ganz einfache Dinge, um dem Heimweh Deines Kindes vorzubeugen. Wenn möglich sollte Dein Kind mitentscheiden, wenn es sein Zuhause verlässt. Natürlich ist das zum Beispiel bei einem Umzug oder auch in unserer Situation nicht möglich. Dann solltest Du die positiven Seiten des neuen Ortes vorher ganz klar aufzeigen. So war bei meinem Sohn zum Beispiel die Vorfreude auf Oma und Opa und seine Lieblingscousine ganz groß. So habe ich Wiedersehensfreude geweckt.
Außerdem hilft es sehr, wenn Dein Kind etwas Wichtiges von Zuhause mitnehmen darf. So darf zum Beispiel das Lieblingskuscheltier nicht fehlen. Aber auch ein anderer Gegenstand, den Dein Kind eng mit seinem Zuhause bzw. den Eltern verbindet, kann und sollte im Gepäck sein. Heimweh bei Kleinkindern kannst Du so schonmal gut in den Griff bekommen.
Richtig ankommen
Wenn Du zum Beispiel mit Deiner Familie umgezogen bist oder für einen längeren Zeitraum verreist, kann es helfen, wenn Du es Deinem Kind ermöglichst, gewohnte Hobbys weiterzuführen. Zum Beispiel hat mein Sohn in Goa angefangen Fahrradfahren zu lernen, was wir dann in Deutschland weitergeführt haben. Außerdem haben wir, seitdem wir hier sind, regelmäßigen Kontakt zu unseren Freunden in Goa. Trotzdem übertreiben wir es damit nicht. Denn um an einem anderen Ort auch emotional anzukommen, muss sich Dein Kind auf den neuen Ort einlassen können. Und das geht am Besten, wenn Dein Kind nicht in permanentem Kontakt zum (“alten) Zuhause steht.
Wie kannst Du Dein Kind trösten, wenn das andere Elternteil fehlt?
Es gibt natürlich keine Zauberformel, die Du nur sagen musst, und schon ist alles wieder gut. Wichtig ist, dass Du Deinem Kind das Gefühl gibst, dass Du seine Gefühle siehst. Dabei solltest Du Deinem Kind auch zu verstehen geben, dass Traurigsein vollkommen okay ist. Sage Deinem Kind, dass Du für es da bist und ihr miteinander kuscheln könnt, bis es sich wieder besser fühlt. Du kannst versuchen, Eure gemeinsame Zeit besonders zu gestalten, oder vielleicht hilft es ja auch, wenn ihr Mama oder Papa gemeinsam anruft. Wichtig ist, dass Du den Schmerz Deines Kindes ernst nimmst und ihn nicht herunter spielst.
Wir haben im Augenblick ein spezielles “Papakuscheltier” dabei, das meinen Sohn tröstet, wenn er seinen Papa vermisst und dann stellen wir uns immer vor, wie schön es sein wird, wenn wir wieder nach Goa reisen können. Dann planen wir eine einwöchige Willkommensfeier mit all unseren Freunden. Und wenn wir dann so drüber sprechen und es anfängt im Bauch zu kribbeln vor lauter Vorfreude, ist das Heimweh auch schnell vergessen.
7 Tipps, die bei Heimweh helfen
- Locker bleiben
Oft neigen Eltern gerade bei den ersten Trennungen dazu, die Situation zu dramatisieren, weil sie selbst ein bisschen darunter leiden und sich Sorgen machen. Das ist natürlich, hilft Deinem Kind aber leider nicht.
- Training
Du kannst das Weg-von-Zuhause-sein mit Deinem Kind trainieren. Fange am besten langsam damit an, dass Dein Kind für ein paar Stunden von Dir getrennt ist, irgendwann vielleicht mal bei Oma übernachtet. Steigert Euch nach Bedarf weiter.
- Vorfreude auf die Reise/ Umzug
Schaue Dir mit Deinem Kind an, was es an dem “neuen” Ort Schönes zu tun gibt und was ihr gemeinsam unternehmen könnt. Oder auch, was für tolle Sachen Dein Kind mit Oma und Opa erleben kann.
- Richtig Packen
Packe mit Deinem Kind gemeinsam. Dann weiß Dein Kind, dass Alles, was ihm wichtig ist auch eingepackt wird. Außerdem könnt Ihr gemeinsam etwas einpacken, das Dein Kind bei Heimweh tröstet. Das könnte das Lieblingskuscheltier oder ein T-Shirt von Mama oder Papa sein.
- Verabschiedung
Es reicht, wenn Deinem Kind der Abschied schwer fällt. In dieser Situation ist es ratsam, Dein Kind Deine Ängste und Traurigkeit nicht spüren zu lassen. Denn das kann Dein Kind verunsichern und Heimweh direkt auslösen. Erinnere Dein Kind stattdessen daran, was das für eine tolle Zeit beginnt und wieviel Spaß es in der neuen Umgebung haben wird.
- Anrufe
Anstatt Deinem Kind zu versprechen, dass Du es notfalls abholst, wenn es nach Hause will, versuche ihm klar zu machen, dass Du im Notfall telefonisch erreichbar bist, um über eventuelles Heimweh zu sprechen. Wenn Dein Kind Dich wirklich anruft, versuche so viel wie möglich über die schönen Dinge zu sprechen. Aber versichere Deinem Kind trotzdem, dass Heimweh ganz normal ist. Trotzdem sollten häufige Anrufe vermieden werden, damit Dein Kind gut ankommen kann.
- Halte Dich an Absprachen
Wenn Du Deinem Kind beispielsweise sagst, dass Du es nach dem Frühstück abholst, halte Dich unbedingt an diese Absprache.
War Dein Kind schon einmal alleine von Zuhause weg? Seid Ihr schonmal gemeinsam umgezogen? Was sind Deine Erfahrungen mit Heimweh bei Kindern? Schreib uns gerne einen Kommentar dazu.