Während der Schwangerschaft ist es möglich, sich gegen bestimmte Krankheiten impfen zu lassen. Geeignet dafür sind Immunisierungen, die auf einem Totimpfstoff basieren. Dazu gehört unter anderem die Keuchhustenimpfung. Es hat viele Vorteile für Mutter und Kind, wenn Du bereits in der Schwangerschaft die notwendigen Antikörper gegen die Krankheit im Blut hast. Ob die Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft bereits einen Schutz für das Baby bietet und wann der optimale Zeitpunkt für die Impfung ist, erfährst Du hier.
Keuchhusten: Krankheitsverlauf und Symptome
Keuchhusten wird auch als Pertussis bezeichnet. Auslöser der Krankheit ist ein Bakterium mit dem Namen Bordetella parapertussis. Das Bakterium überträgt sich leicht via Tröpfchen. Diese wandern durch die Luft und gelangen so in die Atemwege anderer Menschen.
Eine Keuchhusteninfektion verläuft in mehreren Stadien. Anfangs leiden die Patienten unter einem gewöhnlichen Husten, wie er bei vielen Erkältungen vorkommt. Im zweiten Stadium wird der Husten wesentlich stärker. Klassischerweise kommt es zu stakkatoartigen Hustenanfällen. Typischerweise streckt der Patient dabei die Zunge aus dem Mund. Gerade bei Babys können die Attacken so massiv werden, dass sie zu Atemstillständen führen. Ist die schlimme zweite Phase überstanden, dann klingen die Symptome im letzten Stadium langsam wieder ab.
Schwere Folgen für Säuglinge
In Deutschland erkranken jährlich im Schnitt 12.000 Menschen an Keuchhusten. In den letzten Jahren waren davon je circa 200 Säuglinge betroffen.
- Zwei Drittel der Babys mussten im Krankenhaus behandelt werden,
- 10 % erlitten Komplikationen,
- 2016 starben in der Bundesrepublik vier Menschen an Keuchhusten,
- Drei davon waren Babys bis zum 3. Lebensmonat.
Bei Erwachsenen ist der Krankheitsverlauf oft viel milder. Sie merken häufig nicht, dass es sich bei ihrem erkältungsartigen Husten um Pertussis handelt. Zu den schweren Symptomen zählen Lungenentzündungen. Auch Mittelohrentzündungen können mit der Krankheit einhergehen. Sehr selten kommt es zu Krampfanfällen.
Achtung: Eine Keuchhusteninfektion ist in Deutschland meldepflichtig, um die Ausbreitung einzudämmen.
Keuchhusten-Impfung vor und während der Schwangerschaft
Wenn Du Dir zeitnah ein Baby wünschst, dann prüfe rechtzeitig Deinen Impfpass. Idealerweise besitzt Du einen optimalen Impfschutz, bevor Du schwanger wirst.
Bezüglich einiger Impfungen gehen in der Wissenschaft allerdings die Meinungen auseinander. Verschiedene Länder empfehlen ausdrücklich in der Schwangerschaft noch einmal gegen Keuchhusten zu impfen, selbst wenn bereits eine Immunisierung vorliegt. Das liegt daran, dass die Antikörperkonzentration nach der Impfung rasch sinkt. Sie reicht dann oftmals nicht mehr aus, um das Baby im Mutterleib ausreichend damit zu versorgen.
Zu den Ländern, die eine Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft befürworten, gehören unter anderem die Schweiz, Großbritannien und die USA. Uneinig sind die Wissenschaftler sich über den optimalen Zeitpunkt der Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft.
In der Schweiz wird die Spritze bereits ab der 13. Schwangerschaftswoche (SSW) verabreicht. In Großbritannien passiert das zwischen der 20. Und 32. SSW und in den USA ab der 26. SSW. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Pertussis-Impfung ab der 28. SSW.
In der Schwangerschaft ist es also möglich, eine Pertussis-Impfung zu verabreichen. Teilweise wird sogar dazu aufgefordert. Glücklicherweise handelt es sich um eine inaktive Immunisierung. Dabei enthält die Spritze nur Teile des Erregers oder nur die toten Bakterien. Somit können sich die Krankheitserreger in Deinem Körper nicht vermehren, die Krankheit kann nicht ausbrechen.
Dagegen versorgt Dein Blut Dein Baby über die Nabelschnur mit den Antikörpern gegen Keuchhusten. Es ist nicht nur im Mutterleib vor der Krankheit sicher, sondern auch in den Wochen danach.
Nestschutz durch Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft
Spannende Ergebnisse zur Pertussis-Impfung in der Schwangerschaft liefert uns eine Studie aus den USA. Dort wurden insgesamt 149.000 Teilnehmer beobachtet und untersucht. Die Resultate sind verblüffend:
- Wurde die Mutter in der Schwangerschaft gegen Keuchhusten geimpft, hatte das Baby einen 91,4-%igen Krankheitsschutz in den ersten beiden Lebensmonaten. Im ersten Lebensjahr waren 69 % der betroffenen Babys gegen Keuchhusten immun.
- Erhielt die Frau ihre letzte Keuchhusten-Impfung vor der Schwangerschaft, bestand in den ersten beiden Lebensmonaten nur bei 68,6 % der Babys ein Nestschutz.
Der Unterschied der Werte ist beachtlich. Deshalb sollten sich impfbereite Mütter von ihrem behandelnden Arzt über die Impfung beraten lassen.
Der Nestschutz für das Baby ist deshalb so wichtig, weil Neugeborene zum einen wesentlich schwerere Krankheitsverläufe erleiden, zum anderen noch nicht geimpft werden können. Eine erste Keuchhusten-Immunisierung ist erst ab dem zweiten Lebensmonat möglich. Ein vollständiger Impfschutz besteht sogar erst, nachdem eine zweite Impfdosis verabreicht wurde. Die Folgeimpfung wird zwei Monate nach der ersten Spritze gegeben. Somit besteht bei Babys frühestens ab dem vierten Lebensmonat ein ausreichender Impfschutz gegen Pertussis.
Problematik durch Mehrfachimpfstoffe?
Im vorangegangenen Abschnitt haben wir erfahren, dass die Keuchhusten-Impfung eine inaktive Immunisierung ist. Deshalb ist sie für Schwangere geeignet. Das Problem ist allerdings, dass es Keuchhusten in Deutschland nur als Kombinationsimpfstoff gibt.
In der Pertussis-Spritze befinden sich noch Impfstoffe gegen Tetanus, Diphtherie und teilweise Polio. Glücklicherweise handelt es sich bei allen Bestandteilen um Totimpfstoffe. Bei den Nebenwirkungen wurde bisher nur festgestellt, dass Schwangere nach einer Keuchhusten-Immunisierung mit Mehrfachimpfstoff häufiger unter Fieber leiden als nicht Schwangere.
Deshalb ist in Deutschland zwischenzeitlich die Kombinationsimpfung TdaP für Schwangere zugelassen.
Antikörper der Mutter hemmen Impfschutz
Es gibt Anzeichen, dass die Antikörper durch die Impfung in der Schwangerschaft, die Antikörperreaktion des Babys später vermindern.
Wird eine werdende Mama gegen Keuchhusten geimpft, erhält das Baby einen gewissen Antikörperanteil. 8 Wochen nach der Geburt kann der Säugling zum ersten Mal selbst geimpft werden. Danach baut sich bei diesem Säugling eine geringere Antiköperkonzentration auf als bei Babys, deren Mütter in der Schwangerschaft nicht geimpft wurden.
Bei Polio wurde eine 20 bis 28 % geringere Antikörperkonzentration festgestellt. Bei Keuchhusten waren rund 13 % weniger Abwehrstoffe vorhanden. Allerdings scheint dieser Effekt nachzulassen, wenn die Babys später geimpft werden. Vermutlich ist es so, dass die Impfung besser wirkt, je weniger Antikörper der Mutter im Blut des Babys vorhanden sind.
Du trägst die Verantwortung für Dich und Dein Baby
Jeder, der ein Baby erwartet, sollte sich Gedanken darüber machen, was er in seinen Körper lässt und was nicht. Das gilt für Nahrungsmittel genauso wie für Medikamente. Impfungen können grundsätzlich verschiedenste leichte bis schwere Nebenwirkungen haben. Wäge als Schwangere die Nutzen und Risiken für Dich und Dein Baby immer ab und triff erst dann Deine Entscheidung.
Ich persönlich empfehle jeder werdenden Mama selbst zu recherchieren. Verlasse Dich nie auf nur einen einzigen Ratschlag, sondern schaffe Dir ein umfassendes Gesamtbild. Wenn Du Dich ausreichend informiert fühlst und ein gutes Bauchgefühl hast, dann triff Deine Entscheidung.
Wie sind Deine Erfahrungen mit der Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft? Wir freuen uns über Deinen Kommentar.
Mehr Infos dazu findest Du hier.