Du hast vielleicht schon mal etwas von Co-Parenting gehört? Im Augenblick wird das Elternnetz mit diesem Begriff förmlich überflutet. Hier erfährst Du, was das ist und wie es umgesetzt werden kann.
Was bedeutet Co-Parenting/ Co-Elternschaft?
Co-Parenting setzt sich zusammen aus der lateinischen Vorsilbe “Co”, die „zusammen“ bedeutet und dem englischen Wort “Parenting”, also Elternschaft. Beim Co-Parenting handelt es sich also um das Familienmodell der gemeinsamen Elternschaft. Die Besonderheit liegt darin, dass sich 2 Erwachsene zusammentun, um gemeinsam ein Kind zu zeugen, ohne in einer Partnerschaft miteinander zu leben. Oft passiert das zudem ohne Sex. Beide Eltern ziehen das Kind gemeinsam groß, sie teilen sich die “Arbeit”, wohnen aber auch oft nicht im selben Haushalt. Der Grundgedanke ist der, dass man ein Kind gemeinsam großzieht, ohne in einer Liebesbeziehung miteinander zu leben.
Warum ist dieses Familienmodell so interessant?
Co- Elternschaft ist eine bewusste Entscheidung zweier Menschen, sich für ein Kind zu entscheiden. Es ist vor allem sehr interessant für Menschen, die sich nach Nachwuchs sehnen, aber noch nicht den richtigen Partner, oder die richtige Partnerin gefunden haben.
Auch für Homosexuelle ist das Co- Parenting eine Möglichkeit, ein eigenes Kind zu bekommen. Dabei ist dann nur ein Partner das biologische Elternteil. Der oder die Andere ist Co-Mutter oder Co-Vater.
Bei der Co-Elternschaft steht das Wohl des Kindes im Vordergrund. Diese Familienmodell hat den Vorteil, dass die Beziehung zum Kind und seine Entwicklung nicht durch partnerschaftliche Konflikte belastet werden.
4 Faktoren für erfolgreiches Co- Parenting
Laut Mark Feinberg, Professor für Gesundheit und menschliche Entwicklung an der Pennsylvania State University gibt es 4 Faktoren, von denen eine erfolgreiche Co- Elternschaft grundlegend abhängt:
- Wie sich die Elternteile bei ihrer Elternrolle unterstützen/ behindern.
- Welche Übereinstimmungen/ Differenzen die Elternteile in Sachen Erziehung haben.
- Wie die täglichen Aufgaben aufgeteilt werden und welchen Verantwortungsbereich jedes Elternteil hat.
- Wie Konflikte gelöst werden.
Um eine erfolgreiche Co- Elternschaft einzugehen, ist es laut Feinberg zwingend notwendig, dass diese 4 Punkte zwischen den Eltern geklärt sind. Er rät deshalb, sich schon vorher genau darüber auszutauschen. Die Klärung dieser Fragen würde wahrscheinlich auch vielen Eltern helfen, die sich in einer Beziehung befinden.
Co- Elternschaft im realen Leben
In der Theorie klingt das, meiner Meinung nach, ganz toll. Aber wie sieht Co-Parenting in der Realität aus?
Wichtig ist, dass sich 2 Menschen, die sich gemeinsam für das Co- Parenting entscheiden, auf ihre eigenen Regeln einigen. Sie entscheiden, wie ihr Miteinander in der Praxis aussehen soll. Zu Beginn lernen sich die Beiden in der Regel kennen und schauen, ob “es passt”. Wie bei einer Liebesbeziehung geht es um das gegenseitige Vertrauen, Wertvorstellungen und Freundschaft. Oft besteht eine Freundschaft auch schon, bevor die Idee einer Co- Elternschaft aufkommt.
Wenn das Kennenlernen abgeschlossen ist und die wichtigsten Grundsätze geklärt sind, steht die Entscheidung an, wie das Baby entstehen soll. Es kommen eine natürliche Befruchtung durch Geschlechtsverkehr oder eine künstliche Befruchtung zum Beispiel mit der Bechermethode in Frage. Im Falle einer Schwangerschaft geht es dann darum, weitere, essentielle Fragen zu klären. Ob beide Elternteile gemeinsam oder getrennt wohnen und wo das Kind leben soll, gehört zu den grundlegenden Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Oft werden solche Entscheidungen später noch an die tatsächlichen Lebensverhältnisse angepasst.
Ein Beispiel-Szenario
Eine Frau wartet schon seit Jahren auf ihren Traummann, sie ist Mitte 30 und hört ihre biologische Uhr ticken. Ihr bester (homosexueller) Freund, der in einer Beziehung ist, wünscht sich ebenfalls nichts sehnlicher als ein Kind. Sie liest in einer Zeitung von Co-Parenting und erzählt ihrem besten Freund davon. Schnell sind sich Beide einig: Sie wollen Co-Eltern werden. Er gibt sein Sperma ab, mit dem sie in einer Klinik befruchtet wird. Das so entstandene Kind hat eine Mama und 2 Papas. Als das Baby 1 Jahr alt ist, leben Mutter und Väter nur wenige Straßen auseinander. Es gibt ein Kinderzimmer in beiden Wohnungen. Das Kind pendelt zwischen den Eltern: Die ersten Schritte, den ersten Brei und die Geburt haben sie gemeinsam erlebt. Sie verbringen jeweils die gleiche Zeit mit ihrem Kind. Der Partner des Mannes ist Papa 2 und liebt das Baby genauso wie der biologische Vater.
Vorteile des Co- Parenting
- zeitgemäßes Familienmodell, dass die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund rückt
- freundschaftliche Basis der Eltern ist ein stabiler Faktor
- weniger Konflikte zwischen den Eltern auf emotionaler Ebene
- klare Arbeitsteilung, damit sind beide Elternteile sehr präsent und nicht überlastet
- emotionale Entlastung für beide Elternteile durch weniger emotionale Konflikte
- Kind hat ein große Familie (durch Bonus-Eltern oder -Großeltern)
Nachteile des Co- Parenting
- bei getrennten Wohnungen kann sich das Kind vielleicht allein fühlen, durch ein “ständiges Hin und Her“
- Konfrontation mit Vorurteilen
- rechtliche Schwierigkeiten / Unklarheiten
- Routinen und Rollenvorbilder könnten weniger präsent sein
Rechtliche Fragen
In Deutschland ist es derzeit nur zwei Personen möglich, sich als Eltern eines Kindes eintragen zu lassen. Wenn bei der Co-Elternschaft mehr Menschen beteiligt sind, führt das dazu, dass nicht alle Beteiligten rechtlichen Ansprüche oder Pflichten geltend machen können. Diese Personen sind dann auf den guten Willen der anderen Co-Eltern angewiesen. Das gilt natürlich auch für das Sorge- und Aufenthaltsrecht.
Wichtig ist außerdem, dass beide Eltern anerkannt sind und eine Sorgerechtserklärung unterschreiben. Somit erhält der leibliche Vater alle Rechte und Pflichten, die mit der Vaterschaft verbunden sind. Das ist derselbe Prozess, wie bei unverheirateten Paaren. Experten raten bei Co-Elternschaft unbedingt zu einer rechtlichen Beratung, schon bevor das Kind geboren wird. Vor allem, wenn mehr als zwei Personen beteiligt sind.
Fazit
Ich finde die Idee von einer Co-Elternschaft toll und sehe keinen Grund, warum es besser oder schlechter als eine traditionelle Familie aus Mutter, Vater und Kind funktionieren sollte. Es wäre schön, wenn mehr Menschen dieses Familienmodell akzeptieren würden. Ich, als alleinerziehende Mama weiß, dass viele Menschen Vorurteile gegenüber anderen Familienmodellen haben. Ich finde es einfach toll, wenn jeder so leben darf, wie er oder sie möchte. Das Wichtigste ist doch, dass es dem Kind gut geht und es geliebt wird.
Hast du schonmal vom Co-Parenting gehört? Kennst Du vielleicht sogar jemanden, der so lebt oder lebst Du selbst als Co-Parent. Wir würden uns freuen, wenn Du Deine Erfahrungen und Meinung mit uns in den Kommentaren teilst.
Interessanter Beitrag, war mir vorher so nicht bekannt.
Liebe Grüße
Tanja