Impfen ist ein Thema, das alle Eltern angeht und bei dem häufig die Emotionen hochkochen. Darum, ob es nun richtig oder falsch ist, sein Baby zu impfen, soll es in diesem Beitrag aber nicht gehen. Vielmehr erhältst du hier detaillierte Informationen über die einzelnen Impfungen im Babyalter: Wann finden welche Impfungen beim Baby planmäßig statt? Welche Baby-Impfungen werden von der STIKO empfohlen – und gibt es bei Babys eine Impfpflicht?
Wie so oft kann dir hier niemand sagen, welche Entscheidung in puncto Impfungen für Dein Baby die richtige ist – Du solltest dich selbst informieren und Dir Deine eigene Meinung bilden.
Impfungen beim Baby: Diese Impfungen stehen im ersten Lebensjahr an
Wie viele Impfungen bekommt ein Baby?
Insgesamt wird ein Säugling im ersten Lebensjahr in der Regel gegen 12 Kinderkrankheiten geimpft. Dazu sind insgesamt 7-9 Injektionen und 2-3 Schluckimpfungen nötig. Weitere Impfungen nach Empfehlung der STIKO fallen erst im zweiten Lebensjahr an.
Keine dieser Impfungen ist in Deutschland im Babyalter schon gesetzlich verpflichtend. Welche der Impfungen für Babys wirklich notwendig sind und ob du welche weglassen kannst, musst du darum selbst entscheiden. Wenn du bei Medizinern fragst, werden die meisten sagen, dass alle Impfungen notwendig sind.
Alle empfohlenen Impfungen übernimmt in jedem Alter die Krankenkasse.
Welche Impfungen für Babys in welchem Alter?
Wenn du nun den Empfehlungen der Impfkommission folgst und alle Impfungen bei Deinem Baby nach Impfplan durchführen lassen möchtest, brauchst du insgesamt 8-9 Impftermine im ersten Lebensjahr. Meist werden U-Untersuchungen gleich mit einer Injektion verbunden, sodass ihr nicht zusätzlich kommen braucht.
Hier findest du eine Übersicht über die Impfdosen für Babys:
Impfung | 6 Wochen | 2 Monate | 3 Monate | 4 Monate | 11 Monate |
---|---|---|---|---|---|
Rotaviren | Dosis 1 | Dosis 2 | ggf. Dosis 3 | ||
6-fach Impfung | Dosis 1 | Dosis 2 | Dosis 3 | ||
Pneumokokken | Dosis 1 | Dosis 2 | Dosis 3 | ||
MMR | Dosis 1 | ||||
Windpocken | Dosis 1 |
Für Frühgeborene Babys sieht der Impfplan ein wenig voller aus, für sie werden von der 6-fach Impfung und der Pneumokokken-Impfung weiterhin 4 Dosen empfohlen:
Impfung | 6 Wochen | 2 Monate | 3 Monate | 4 Monate | 11 Monate |
---|---|---|---|---|---|
Rotaviren | Dosis 1 | Dosis 2 | ggf. Dosis 3 | ||
6-fach Impfung | Dosis 1 | Dosis 2 | Dosis 3 | Dosis 4 | |
Pneumokokken | Dosis 1 | Dosis 2 | Dosis 3 | Dosis 4 | |
MMR | Dosis 1 | ||||
Windpocken | Dosis 1 |
Rotaviren-Schluckimpfung mit 6 Wochen
Im Alter von 6 Wochen bekommen die meisten Babys eine Schluckimpfung gegen Rotaviren. Das heißt, dass hier nicht gepiekst wird, sondern eine Flüssigkeit verabreicht wird. Im Abstand von mindestens 4 Wochen wird die Schluckimpfung je nach Impfstoff noch 1-2 Mal wiederholt.
Die Rotaviren-Impfung kann nur im Alter von 6-8 Wochen begonnen und nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
Rotaviren können bei Babys und Kleinkindern schwere Durchfallerkrankungen (Durchfall, Erbrechen, Fieber) bei Säuglingen verursachen, die in einem Krankenhausaufenthalt enden können. Schwerer Durchfall ist für Babys vor allem aufgrund des hohen Flüssigkeitsverlustes gefährlich, der dann durch Infusionen ausgeglichen werden muss. Während in anderen Ländern jedes Jahr unzählige Kinder an einer Rotavirus-Infektion sterben, sind solche Fälle in Deutschland sehr selten. Allerdings kann es passieren, dass erkrankte Säuglinge oder Kleinkinder auf der Intensivstation landen.
6-fach Impfung mit 8 Wochen
Mit etwa 2 Monaten folgt dann die erste Injektion mit einer Nadel: Die 6-fach Impfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphterie, Poliomyelitis (Kinderlämung), Keuchhusten, Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B. Theoretisch könnte man die Impfungen auch einzeln verabreichen, allerdings sind diese Impfstoffe in Deutschland nur sehr schwer zu beschaffen. Außerdem weigern sich viele Mediziner, 6 Spritzen statt einer einzigen zu geben. Denn das bedeutet nicht nur 6 Mal so viel Stress für das Baby und 6 Mal so viel Organisation für die Erwachsenen, sondern auch die 6-fache Dosis an Wirkbeschleunigern und Konservierungsstoffen aus den Impfungen.
Bis 2020 wurde die 6-fach Impfung in Deutschland vier Mal wiederholt. Dabei war längst umstritten, ob die vierte Dosis nicht überflüssig war, denn in anderen Ländern wurde nur 3 mal geimpft. Im Epidemiologischen Bulletin 26/2020 hat das RKI darum die Empfehlung angepasst und auch in Deutschland sollen gesunden, termingerecht geborenen Säuglingen nur noch 3 Impfdosen verabreicht werden. Sollte dein Kinderarzt diese Information noch nicht umsetzen, weise ihn auf jeden Fall darauf hin.
Das steckt in der 6-fach Impfung
Die Krankheiten, vor denen die 6-fach Impfung dein Baby schützt, sind in Europa zum Glück mittlerweile sehr selten geworden. Denn bei einer Infektion können schwere Komplikationen und langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen drohen.
- Bei Tetanus (Wundstarrkrampf) wird eine offene Wunde mit Bakterien vom Typ Clostridium tetani infiziert. Folge sind höchst schmerzhafte Krämpfe, die ohne Behandlung tödlich verlaufen. Auch im Krankenhaus ist ein Überleben nicht garantiert.
- Diphterie wird ebenfalls von Bakterien ausgelöst und äußert sich in Halsschmerzen, Fieber, Schluckbeschwerden und Atemnot. In seltenen Fällen kann sie tödlich verlaufen.
- Keuchhusten äußert sich in einem anhaltenden, schweren und schmerzhaften Husten, der vor allem für Säuglinge gefährlich werden kann.
- Hib-Bakterien können Hirnhautentzündung, Lungenentzündung, Kehldeckelentzündung oder Blutvergiftung verursachen.
- Polio (Kinderlähmung) trat früher häufig auf. Betroffene leiden ihr Leben lang unter Lähmungserscheinungen. Die Krankheit kann auch zum Tod führen, wenn die Hirnnerven betroffen sind.
- Hepatitis B ist eine Leberentzündung durch das HB-Virus, die bei Kindern zwar selten auftritt, aber chronisch werden und schwere Schäden verursachen kann.
Ob und wann genau du deinem Kind die 6-fach-Impfung geben lässt, ist trotzdem deine Entscheidung.
Wie bei allen Impfungen kann es auch bei der 6-fach Impfung zu Nebenwirkungen bzw. Impfreaktionen kommen. Darauf kannst Du Dein Baby zum Beispiel mit homöopathischen Mitteln vorbereiten.
Pneumokokken-Impfung mit 8 Wochen
Ebenfalls mit etwa 2 Monaten werden Babys das erste Mal gegen verschiedene Stämme der Pneumokokken-Bakterien geimpft. Pneumokokken können unter anderem eine bakterielle Lungenentzündung (Pneumonie) verursachen, die in etwa 10% zum Tod führt. Durch die Impfung sinkt dieses Risiko um mindestens 90%.
Pneumokokken werden durch Tröpfcheninfektion übertragen und sind vor allem in Ländern mit schlechten Hygienestandards und geringeren Impfraten noch weit verbreitet. Auch Hirnhaut- oder Mittelohrentzündungen treten auf.
MMR-Impfung beim Baby: Verpflichtend in Kitas und Schulen
Die Kombinationsimpfung gegen Mumps, Masern und Röteln bekommt dein Kind nach Impfplan am Ende des ersten Lebensjahres erstmalig verabreicht. Für die Masernimpfung gibt es in Deutschland seit 2020 eine Impfpflicht. Allerdings muss diese Impfung erst nachgewiesen werden, wenn ein Kind eine Kindertageseinrichtung bzw. Schule besucht. Da auch der Schulbesuch von Kindern verpflichtend ist, muss dein Kind spätestens dann geimpft sein. Ansonsten drohen Buß- und Zwangsgelder für Eltern. Auch bei einer Tagesmutter oder anderen Betreuungsformen muss die Masernimpfung vorgelegt werden.
Einen Einzelimpfstoff für Masern gibt es meines Wissens in Deutschland nicht, darum bedeutet das indirekt, dass künftig alle Kinder auch eine Impfung gegen Mumps und Röteln erhalten müssen.
Während vor allem Mumps und Röteln bei Kindern in den allermeisten Fällen harmlos verlaufen, führen sie bei Jugendlichen und Erwachsenen zu schweren Komplikationen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Dein Kind entweder eine Infektion durchlaufen oder geimpft werden sollte.
Masern verlaufen auch bei Kindern nicht unbedingt harmlos, wie 2015 ein Ausbruch in Berlin zeigte: Die Krankheit verbreitete sich schnell und ein Kleinkind verstarb. Masern könne vor allem bei Kindern zu schweren Komplikationen führen. Die Krankheiten sind hoch ansteckend und lassen sich nur durch eine flächendeckende Grundimmunität der Bevölkerung verhindern. Um diese zu gewährleisten, wurde die gesetzliche Impfflicht eingeführt.
Windpocken (Varizellen)
Gegen die Erreger der Windpocken empfiehlt die STIKO eine erste Impfdosis mit 11 Monaten. Es gibt einen Kombinationsimpfstoff für Mumps, Masern, Röteln und Windpocken (MMRV), der allerdings laut Empfehlung erst bei der zweiten Impfdosis mit etwa 15 Monaten zum Einsatz kommen sollte. Auf diese Weise kannst Du Deinem Kind zumindest eine Injektion ersparen.
Windpocken verlaufen meistens harmlos und gelten als typische Kinderkrankheit. Was aber viele über die Windpocken-Impfung nicht wissen: Sie verhindert eine spätere Erkrankung an der Gürtelrose. Denn beide Krankheiten werden von demselben Erreger verursacht, Varicella-Zoster-Virus. Beim ersten Kontakt mit dem Virus verursacht dieser die Windpocken. Danach verbleibt der Virus lebenslang im Körper und kann bei einem geschwächten Immunsystem ausbrechen – als Gürtelrose, einer höchst unangenehmen, schmerzhaften und oft chronischen Krankheit. Eine Impfung verhindert die Infektion mit dem Virus gänzlich.
Impfungen im Kleinkindalter
Im Laufe des zweiten Lebensjahres hat Dein Kind nach Empfehlung der STIKO folgende Impfungen zu erhalten:
- MMR (Mumps-Masern-Röteln) (2. Dosis)
- Windpocken (2. Dosis)
- Meningokokken C
Die ersten Auffrischungsimpfungen werden ab dem Alter von 5 Jahren nötig.
Weitere Impfungen für Babys und Kleinkinder
Außerdem gibt es einige Impfungen, die nicht in den Impfplan des RKI aufgenommen wurden, über die Ihr aber trotzdem nachdenken könnt – bzw. über die Euch der Kinderarzt informiert:
- Meningokokken B
- FSME (bei Zecken-Risikogebiet)
- Reiseimpfungen wie Hepatitis A bei Fernreisen
Eine Impfung gegen Corona bzw. COVID-19 ist bisher für Kinder nicht zugelassen (Stand Mai ’21).
Muss ich nach Impfplan impfen?
Du entscheidest über den Zeitpunkt
Zunächst einmal möchte ich dir Eins mit auf den Weg geben: Bis auf die Masernimpfung kann dich niemand zwingen, zu einem bestimmten Zeitpunkt dein Kind impfen zu lassen. Wann genau die erste Impfung fürs Baby ansteht, ist nicht unbedingt abhängig von medizinischen Faktoren, sondern zum Teil von dem Land, in dem wir leben. So werden Babys in Nachbarländern Deutschlands manchmal erst viel später geimpft. In Deutschland dagegen steht die erste Impfdosis per Schluckimpfung nach Plan schon wenige Wochen nach der Geburt an. Kurz darauf folgt die erste Spritze. Dabei kannst du genauso gut erst mit den Impfungen beim Baby beginnen, wenn dieses bereits 6 Monate, 1 Jahr oder noch älter ist. Ein maximales Alter für die Grundimmunisierung eines Menschen gibt es nicht. Du kannst also auch erst im Schulalter oder im Erwachsenenalter eine Injektion erhalten – die Wirkung bleibt dieselbe.
Einzig wenn Dein Kind früh eine Betreuungseinrichtung besuchen soll, musst du dich bei der MMR-Impfung an die gesetzlichen Bestimmungen halten. Kinder, die älter als 12 Monate sind, müssen mindestens die erste Impfdosis erhalten haben, um eine Kindertagesstätte besuchen zu dürfen.
Eine Impfflicht in der Kita für weitere Krankheiten gibt es derzeit nicht.
Leider klären die wenigsten Mediziner über die Möglichkeit, von den Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut) abzuweichen, auf. Wenn du nicht nachfragst, wird dir einfach ein Termin vorgeschlagen und dein Baby bekommt die erste Dosis der 6-fach Impfung bzw. die Pneumokokken-Impfung.
Du entscheidest über den Umfang
Auch welche Impfungen Du Deinem Kind geben lässt – und welche nicht – kannst du individuell für Dein Kind entscheiden. Wir haben zum Beispiel auf die Rotaviren-Schluckimpfung verzichtet, genauso wie auf die Pneumokokken-Impfung. Ich habe mich vorab ausführlich informiert und mir folgende Fragen gestellt:
- Wie wahrscheinlich ist es, dass mein Kind sich mit der Krankheit infiziert?
- Wie wahrscheinlich ist es, dass es trotz einer adäquaten medizinischen Versorgung stirbt?
- Welche langfristigen Schäden könnten trotzdem entstehen?
Bei diesen beiden Impfungen war ich nicht überzeugt, dass mein Sohn sie wirklich braucht. Die anderen empfohlenen Impfungen dagegen haben wir durchgeführt.
Beim Thema Impfen gilt also kein Alles-oder-nichts-Prinzip. Damit du und dein Partner eine solche Entscheidung treffen könnt, braucht Ihr vor allem ausreichend Informationen über die einzelnen Impfungen und die damit verbundenen Erkrankungen.
Gegen einige Krankheitserreger, die du selbst schon hattest, haben Babys in den ersten Lebensmonaten einen Nestschutz. Allerdings lässt dieser spätestens nach 6-9 Monaten nach und schützt auch nicht vor allen Krankheiten.
Mehr Infos dazu findest Du hier.