Als ich ein Baby war, gehörte die blaue Puderdose mit dem Schafhirten unzertrennlich zum Wickeln. Bei meiner eigenen Tochter habe ich nur in Ausnahmefällen Puder verwendet, weil ich von gesundheitlichen Bedenken gegenüber dem Inhaltsstoff Talkum gehört hatte. Heute gibt es auch Babypuder ohne Talkum. Hier stelle ich Dir die Vorteile sowie verschiedene Verwendungsmöglichkeiten vor.
Babypuder ohne Talkum: Warum ist das sinnvoll?
Viele Babypuder enthalten Talkum. Der Stoff eignet sich super, um Flüssigkeit aufzusaugen. Das ist bei Säuglingen grundsätzlich nicht schlecht, weil Du so einen wunden Po vermeiden kannst. Warum ist Talkum also in Verruf geraten?
Was ist Talkum?
Talkum ist ein Mineral, das aus Magnesiumsilikat gewonnen wird. Dafür wird es klein gemahlen und getrocknet. Schlussendlich bleiben nur winzig kleine Fasern übrig.
Unter diesen Fasern können asbesthaltige Bestandteile sein. Je nachdem, in welchem Umfeld die Lagerung des Minerals stattfindet, kann zusätzliche Asbestbelastung hinzukommen.
Asbest als Krebsverursacher
Asbest gilt nach heutigem Wissensstand als krebserregend. Es steht im Verdacht, verschiedene Krebsarten wie Lungen-, Kehlkopf- und Rippenfellkrebs auszulösen.
Das gilt normalerweise nicht bei einmaligem Kontakt. Die meisten Betroffenen atmeten die Asbestfasern über viele Jahre hinweg ein, bevor sich die Krankheit entwickelte.
Gerade die zarte Babyhaut wollen wir unbedingt vor kritischen Stoffen schützen. Möchtest Du auf Babypuder nicht verzichten, solltest Du auf eines ohne Talkum umsteigen.
Anwendungsgebiete von Talkum
Da Feuchtigkeit dem Talkumpulver nichts anhaben kann, wird es nicht nur in Babypuder verwendet. Verschiedene Industriezweige setzen es ein. Sowohl in Kosmetik als auch bei Lebens- und Verhütungsmitteln kannst Du es finden.
Talkum – schlecht für die Atemwege
Die Beständigkeit gegen Feuchtigkeit hat Vor- aber auch Nachteile. Gelangt Babypuder mit Talkum in die Atemwege, dann bleibt es dort. Es kann aufquellen und Atemnot sowie Lungenentzündungen hervorrufen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät seit 2011 dazu, auf Talkum-haltiges Babypuder komplett zu verzichten. Denn das Gesundheitsrisiko gerade für Babys und Kleinkinder sei zu groß. Alternativ wird der Griff zur Windelcreme empfohlen.
Wie gefährlich ist Talkum wirklich?
In den USA wurden einer Frau 417 Millionen US-Dollar Schadensersatz zugesprochen. Nachdem sie jahrzehntelang Babypuder im Intimbereich verwendet hatte, brach bei ihr Eierstockkrebs aus. Doch was ist aus medizinischer Sicht an diesem Urteil dran?
Studienergebnisse
Ich habe mir verschiedene Studien zum Krebsrisiko durch Talkum angeschaut. Die Ergebnisse sind nicht ganz eindeutig.
- Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) (2006): Diese Agentur stufte Talkum als möglicherweise krebserregend für bestimmte Menschen ein.
- Women’s Health Initiative (1991): Es wurden über 60.000 Frauen untersucht. 53% von ihnen haben über mehr als 20 Jahre Babypuder im Genitalbereich benutzt. Ein erhöhtes Krebsrisiko konnte nicht nachgewiesen werden.
- Nurses‘ Health Study (1976): 121.700 Krankenschwestern zwischen 30 und 55 Jahren nahmen 1976 an der Studie teil. Zwar erkrankten einige Teilnehmerinnen, die Babypuder mit Talkum im Intimbereich eingesetzt hatten, an Krebs. Ein direkter Zusammenhang konnte nicht nachgewiesen werden. Allerdings zeigt die Untersuchung schon ein geringfügig erhöhtes Risiko, an invasivem seriösen Eierstockkrebs zu erkranken.
- American Cancer Society: Einige wissenschaftliche Arbeiten deuten darauf hin, dass Talkum das Lungenkrebsrisiko erhöhen könnte. Es existieren aber auch Gegenstudien, die das Gegenteil zeigen.
Darum sind die Ergebnisse nicht verlässlich
Das Problem der Wissenschaftler liegt darin, dass die einzelnen Faktoren schwer zu prüfen sind:
- Wie viel Talkum-Pulver haben die Teilnehmer täglich verwendet?
- War das Pulver überhaupt mit Asbest verseucht?
- Wie hoch war der Asbestgehalt der verwendeten Produkte?
Durch diese Unsicherheiten lassen sich keine wirklich verlässlichen Ergebnisse liefern. Deshalb ist die Datenlage sehr unsicher.
Babypuder: Ja oder nein?
Was bedeutet das nun für Dich? Wenn Du auf Nummer Sicher gehen willst, kaufe kein Babypuder oder verwende nur Produkte ohne Talkum. Wenn Dein Baby absorbierende Windeln trägt, kannst Du meist sowieso komplett auf Babypuder verzichten.
Drei gesunde Alternativen: Babypuder ohne Talkum
Wenn Du den Po Deines Babys trotzdem gerne pudern möchtest, greife am besten auf Babypuder ohne Talkum oder auf eine Windelcreme zurück. Unsere Lieblingsprodukte sind:
- Töpfer Babypuder ohne Talkum* Ein reines Naturprodukt mit Bio-Weizenkleie und Bio-Calendula; vergleichsweise günstig
- Burt’s Bees Windelcreme* Wird als Creme aufgetragen, trocknet als Puder; ohne Talkum, Parabene, Phthalate, Mineralöle und Sodium Lauryl Sulfate (SLS); Sicherheit klinisch getestet
Falls Du selbst gerne Puder zur Körperpflege verwendest, dann kann das Seidenpuder von Dr. Hauschka* das richtige Produkt für Dich sein. Es ist ebenfalls frei von Talkum.
Babypuder ohne Talkum selbst machen
Du bist ein absoluter DIY-Fan? Dann stell Dein Babypuder einfach selber her.
Dafür brauchst Du:
- ¾ Tasse Kaolin-Tonerde
- ¼ Tasse Arrowroot-Stärke oder GMO-freie Maisstärke
- 2 EL Calendula-Pulver
Gib alle Zutaten in eine Schüssel und verrühre sie sorgfältig. Im Anschluss kannst Du eine alte Babypuder-Tube (natürlich ohne Talkum) oder den Puderzuckerstreuer damit füllen.
Ist Dein Kind schon etwas älter, kannst Du Deinem Babypuder bestimmte ätherische Öle beimengen. Aufgepasst: Im Säuglingsalter ist bei ätherischen Ölen Vorsicht geboten. Bestimmte Sorten können den Kleinen nämlich sogar gefährlich werden.
Aber mit drei Tropfen Kamillenöl kannst Du – ab einem Mindestalter von drei Monaten – kaum etwas falsch machen. Falls Dein Baby zu Allergien neigt, sei besonders aufmerksam, wenn Du etwas Neues ausprobierst.
Damit Du beim Wickeln auch sonst nichts falsch machen kannst, schau Dir den Feuchttücher Test 2021 an.
Babypuder ohne Talkum: 6 clevere Hacks
Babypuder ohne Talkum ist ein wahres Wundermittel im Haushalt! Du kannst es nicht nur für den Babypopo nutzen, sondern auch für viele andere Bereiche.
1. Natürliches Deodorant
Da es Feuchtigkeit aufsaugt, wirkt es der Schweißbildung entgegen. Somit eignet es sich als Deo-Ersatz und gegen Schweißfüße. Reib einfach die Achseln und Deine Füße nach dem Duschen damit ein und freue Dich über die Wirkung.
2. Gegen Blasen
Je weniger Feuchtigkeit in Deinen Schuhen ist, desto geringer ist auch das Risiko, dass Du Dir Blasen läufst. Falls Du zwar nicht zu Schweißfüßen neigst, aber ein paar neue High Heels einlaufen möchtest, lohnt dennoch der Griff zum Puder.
3. Haut und Haare
Babypuder ist ein echter Beauty-Helfer. Als zarte Schicht auf Deinem Gesicht saugt das Produkt überschüssiges Fett auf. Weniger Pickel sind vorprogrammiert. Auch ein fettiger Haaransatz ist mit etwas Puder sofort verschwunden. Du kannst getrost auf teure Trockenshampoos verzichten.
4. Entzündungshemmer
In vielen Pudern ist Zink enthalten, das entzündungshemmend wirkt. Das hilft nicht nur einer Haut, die zu Pickeln neigt, sondern ist auch bei Rasurbrand vorteilhaft.
5. Wimpern und Augenbrauen
Wer gerne kräftigere Wimpern und dichtere Augenbrauen hätte, für den kann Babypuder als Naturkosmetik ebenfalls die Lösung sein. Trage eine hauchzarte Schicht auf und gehe anschließend mit Mascara oder dem Augenbrauenstift darüber.
Der Vorgang kann mehrfach wiederholt werden, allerdings sollten die einzelnen Schichten zwischendurch trocknen.
6. Make-up-Schutz
Der letzte Tipp: Babypuder ohne Talkum zum Fixieren von Make-up. Schminke zunächst wie gewohnt Dein Gesicht. Zum Abschluss verteilst Du etwas Babypuder über Augen, Wangen und Lippen. Achte nur darauf, dass das Ergebnis natürlich und nicht maskenhaft wirkt.
Wie Du siehst, hat Babypuder auch viele positive Seiten. Nutze nicht zu viel davon, damit es nicht in die Atemwege gelangt. Sowohl bei Deinem Säugling als auch bei Dir setzt Du am besten auf Babypuder ohne Talkum.
Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind Amazon-Affiliate-Links. Wenn Du auf so einen Affiliate-Link klickst und auf der Zielseite etwas einkaufst, bekommen wir von Amazon eine Provision. Für Dich verändert sich der Preis nicht.
Mehr Infos dazu findest Du hier.