Als Wochenbett wird im Allgemeinen die Zeit unmittelbar nach der Geburt bezeichnet. Wie lange das Wochenbett dauert, hängt von verschiedenen Faktoren. Wesentlich für diese Phase ist, dass sich die frisch gebackene Mama von der Geburt erholt und der Rückbildungsprozess beginnt. Das Baby gewöhnt sich an seine Umgebung. Eltern und Säugling wachsen zusammen. Hier kommt Selfcare im Wochenbett ins Spiel.
Zu den Stimmen, die sich für diese Thematik einsetzen, gehört Anne Imrich. Die zertifizierte HypnoBirthing Kursleiterin der HypnoBirthing-Gesellschaft Europa gab mir ein Interview. Darin sprachen wir unter anderem über ihre Beweggründe, Umsetzungsempfehlungen und Tipps für Selfcare im Wochenbett.
Liebe Anne, herzlichen Dank, dass Du Dir heute die Zeit nimmst.
Bitte stelle Dich und Deinen Werdegang kurz vor. Warum bist Du eine Expertin zum Thema Selfcare im Wochenbett?
Vielen Dank, dass ich mich heute mit Dir über dieses wichtige Thema austauschen darf! Ich bin Mutter von 3 Kindern, wobei die beiden Älteren bereits fast erwachsen sind. Mit größerem zeitlichen Abstand kam unser jüngstes Kind, das vor Kurzem sechs Jahre alt geworden ist.
Mich hat das Thema Gesundheit seit jeher fasziniert. Deshalb dachte ich immer, dass ich eines Tages Tier- oder Humanmedizin studieren würde. Doch meine Wege verliefen anders. Ich studierte Sozialpädagogik. In dieser Zeit entdeckte ich Anusara-Yoga für mich, absolvierte Yogatrainings und unterrichtete Pre- und Postnatal-Yoga.
Seit 2016 begleite ich werdende Eltern in der Geburtsvorbereitung als Hypnobirthing-Kursleiterin der HypnoBirthing-Gesellschaft Europa. Dort bin ich in der Ausbildungsleitung neuer Kursleiter tätig. Zudem entwickle ich gerade Coaching-Konzepte für diese besondere Zeit.
Der Bereich der Entspannung und Gesunderhaltung von Frauen hat mich aus meinem eigenen Werdegang heraus besonders angezogen. Zwei Kleinkinder, das Studium und viele andere Faktoren wollten in dieser frühen Elternzeit unter einen Hut gebracht werden.
Ich war auf der Suche nach einer Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und meine Kraftreserven aufzutanken. So bin ich zuerst beim Yoga gelandet. Es war überhaupt nicht geplant, eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen. Das hat sich dann einfach so ergeben. Ursprünglich besuchte ich die Kurse nur für mich.
Freunde haben meinen Mann und mich in Vorbereitung auf die Geburt unserer Jüngsten – durch ihre Erfahrung ihrer eigenen sehr schöne Geburt des 3. Kindes – inspiriert, uns näher mit dem Thema HypnoBirthing auseinanderzusetzen.
Dadurch habe ich nicht nur meine dritte Schwangerschaft und Geburt völlig anders erlebt, sondern auch die Zeit danach. Mittlerweile begleite ich mit der HypnoBirthing-Geburtsvorbereitung und meinem Coaching voller Freude werdende Eltern auf ihrem individuellen, einzigartigen Weg.
Selfcare im Wochenbett ist dabei ein wichtiger Punkt. Denn gerade diese Zeit fand ich bei allen drei Kindern besonders schön und gleichzeitig herausfordernd.
Magst Du uns erklären, was genau hinter dem Begriff „Selfcare im Wochenbett“ steckt?
Ja klar, gerne. Hinter dem Begriff stecken verschiedene Dinge. Zum einen geht es natürlich um Selbstfürsorge. Das beschreibt ja bereits der englische Ausdruck.
Für die emotionale und körperliche Gesundheit der frisch gebackenen Mutter ist Selbstfürsorge im Wochenbett ganz wichtig. Dass sie sich auf die neue Situation einlassen kann, der Wechsel zwischen Schwangerschaft und tatsächlich Mutter zu sein – das braucht Ruhe, Verständnis und Zeit.
Kleine, sich wiederholende Handlungen helfen uns dabei, durch diese Phase zu gehen und sie zu genießen. Mutterwerden, eine Geburt geschafft zu haben, jetzt für das Baby da zu sein, sich kennenzulernen, den Alltag an das Neue anzupassen – ist eine großartige Erfahrung, die unsere ganze Aufmerksamkeit und Kraft verlangt.
Es handelt sich bei Selfcare im Wochenbett auch um einen Ansatz der Prävention und Salutogenese.
Bevor wir uns näher mit dem Thema Selbstfürsorge beschäftigen: Wie lange empfiehlst Du, das Wochenbett einzuhalten?
Nach der Geburt des Babys erfolgt die Ablösung und Ausscheidung der Plazenta. Damit beginnt sofort der Prozess der Rückbildung. Das heißt, die Gebärmutter bildet sich zurück und der sogenannte Wochenfluss reinigt die kleine Wunde, die nach der Geburt der Plazenta entstanden ist. Dies kann unterschiedlich lange und bis zu 20 Tagen dauern. Der Prozess wird bei den Wochenbettbesuchen von der Hebamme begleitet.
Wenn die Mutter ihr Baby stillt oder ihm die Flasche gibt, dann wird sie in diesen ersten Wochen auch damit beschäftigt sein, sich und ihr Baby daran zu gewöhnen. So würde ich auf jeden Fall 4-6 Wochen Zeit einplanen, in der auch der Partner oder andere Bezugspersonen unterstützen können. Ich gebe den Eltern, die ich betreue, auch gerne das 4. Trimester als Bezugsgröße. Das bedeutet, solange wie das Baby im Bauch der Mutter herangewachsen ist, darf es auch dauern, bis eine Frau sich körperlich und emotional an die neue Situation angepasst hat. Das Wochenbett nach der Geburt ist der erste Teil dieser Zeit.
Wie sieht das Wochenbett idealerweise aus?
Mir ist es ganz wichtig zu betonen, dass es keine Patentlösung für jeden gibt. Menschen sind unterschiedlich und dürfen auch im Wochenbett ihre Individualität leben. Ich gebe aber immer gerne diese ungefähre Empfehlung an die Hand:
Am besten schaffen die Familien einen Raum für Mutter und Baby. Meistens wird das Schlafzimmer verwendet. Es wird vor der Geburt bereits vorbereitet. Der Raum wird gründlich geputzt und schön hergerichtet.
In dem Zimmer sollte alles vorhanden sein, was die Mama und der Säugling brauchen. In den ersten 7 Tagen nach der Geburt wird viel Zeit in dem Zimmer verbracht.
Die Vorhänge dürfen auch tagsüber leicht zugezogen sein, damit dem Baby der Übergang vom Bauch in die Außenwelt leichter gemacht wird.
In den ersten 7 Tagen stehen Ruhe, Entspannung und der Fokus auf das Baby im Vordergrund. Auch Medien und das Handy ziehen die Aufmerksamkeit ab. Sie dürfen vielleicht eine längere Pause machen oder kürzere Zeiten benutzt werden.
Wenn die Mama in dem Raum ist, dann möchte sie nicht von Besuch gestört werden. Geschwisterkinder können sich ihre Kuscheleinheiten abholen, gemeinsam Mittagsschlaf machen, Vorlesen oder Tee bringen. Die Mutter verlässt das Zimmer wie sie möchte. Aber wenn sie sich in den Raum zurückzieht, dann ist sie geschützt.
Das ist toll bei Besuch – und entspannt die Mutter, wenn sie weiß, dass sie trotzdem Ruhe haben kann. Eine besondere Atmosphäre entsteht, wenn Eltern dies so für sich umsetzen. Es muss nicht viel gesprochen werden, dass Ruhe gewünscht ist. Es ist einfach klar!
Nach 7 Tagen wird der Radius auf die gesamte Wohnung erweitert. Nach weiteren 7 Tagen erweitern die Mama und das Baby ihren Radius erneut intuitiv.
Am besten erfolgt die Einschätzung, was die Mutter bereits unternehmen möchte, aus dem Bauch heraus. Der 7-Tage-Rhythmus wird so lange fortgesetzt, bis die Mutter und das Baby am kompletten Alltag teilnehmen. Aber selbst dann kann diese kleine „Raumhilfe“ weitergeführt werden.
Warum ist Selfcare im Wochenbett wichtig? Und was sind die möglichen Folgen, wenn wir nach der Geburt nicht ausreichend Selbstfürsorge betreiben?
Mit den Selfcare-Maßnahmen sind viele körperliche und psychische Vorteile verbunden. Die Hormone können ihr volles Potenzial entfalten. Denn gerade Stress hat großen Einfluss auf unser Hormonsystem.
In der Schwangerschaft können Stresshormone beispielsweise dafür sorgen, dass der Zervix abgebaut wird. Auch nach der Geburt sind Hormone für unzählige Vorgänge im Körper verantwortlich.
Läuft der Organismus der Mutter im Wochenbett auf Hochtouren und schaltet sie nicht richtig ab, dann kommen wichtige Hormone durcheinander. Das Stillen wird spannig oder anstrengend und auch das Baby bekommt Stress. Mama und Baby waren in der Schwangerschaft in einer einzigartigen Symbiose und diese ist auch nach der Geburt noch sehr eng.
Bereits in sehr alten Kulturen wie dem Ayurveda wurde erkannt, dass Frauen während des Wochenflusses besonders verletzlich sind. Sie sind einer höheren Infektionsgefahr ausgesetzt, ihr Immunsystem ist schwächer bzw. arbeitet.
Deshalb wurden sie angeleitet, sich zurückziehen und zu schonen. Spezielle Ernährung, Massagen, liebevolle Zuwendung – dies wurde als sehr wichtig angesehen.
Je weniger Kontakt sie mit anderen Menschen und fremden Umgebungen in dem frühen Zeitraum nach der Geburt haben, desto geringer ist die Ansteckungsgefahr mit z.B. schädlichen Keimen.
Wenn Frauen ihr Wochenbett als Erholung und Stärkung bewusst nutzen, sind sie nach diesen Wochen weniger anfällig für Infekte, haben stabile Emotionen, zufriedene Babys und freuen sich, dass sie diese Zeit erleben.
Magst Du uns konkret aufzeigen, wie Selfcare im Wochenbett aussehen kann?
Für mich steht die Selbstfürsorge im Wochenbett auf 8 Säulen:
❥ Schlaf
Am wichtigsten ist der Schlaf. Es klingt wahrscheinlich komisch, dass frisch gebackene Mamas viel schlafen sollen. Aber tatsächlich ist der Schlaf extrem wichtig für die Regeneration und unsere Hormone.
Am besten legen sich die Mütter immer dann hin, wenn auch die Babys schlafen. Wer nicht einschlafen kann, der darf sich in dieser Zeit einfach ausruhen, ein schönes Buch lesen, sich einfach entspannen.
Unsere Hormone sind in dieser Zeit auf Wachheit, Aufmerksamkeit zum Baby ausgerichtet – manchmal fällt es Frauen schwer, tief zu schlafen, denn sie fühlen sich voller Kraft und sind hellwach. Deshalb ist es mir wichtig, das Wissen mitzugeben, dass auch dies normal ist.
❥ Wasser
Der nächste Punkt ist Wasser. Es ist extrem wichtig, dass wir uns ausreichend mit Flüssigkeit versorgen!
Ich kenne es selbst von mir, dass ich vergesse zu trinken, wenn ich beschäftigt bin. Aber genug Wasser ist ganz entscheidend für unser Wohlbefinden.
Wie viel Wasser die Frau trinken soll, ist individuell – ein Daumenmaß sind zwischen 1,5 und 3 Liter reines hochwertiges Wasser. Über den Wasserhaushalt im Körper werden unsere Hormone zu den passenden Stellen gesendet – dafür ist ausreichend Wasser essenziell.
❥ Stressmanagement
Eine weitere Säule ist das Stressmanagement. Wir sind es aus dem Alltag gewöhnt, dass wir immer funktionieren. Stress ist normal und darf sein. Wichtig ist, dass der Körper und das Gehirn Pausen machen, um sich zu regenerieren. Gibt es ausreichend Ruhephasen, dann kann unser Organismus ganz wunderbar mit Stress umgehen.
Die Anpassung an die neue Situation, das Baby, auch die Partnerschaft etc. können Unruhe auslösen. Das ist normal.
Genau aus diesem Grund unterrichte ich die HypnoBirthing-Methode so gerne als Geburtsvorbereitung, da die werdenden Eltern dort das Wissen um solche Prozesse und Techniken an die Hand bekommen, mit diesen Gefühlen, Emotionen, Spannungen im Körper umzugehen.
Regelmäßige Entspannung als Mutter (und Vater) ist ein Aspekt, der unseren Familienalltag wesentlich unterstützt. Deshalb richten sich die Kurse an beide.
Auch körperliche Berührung ist in dieser Zeit eine wunderbare Möglichkeit, Mutter und Kind zu entspannen. Es gibt ausgebildete Wochenbett-Masseure, eine Freundin, die Mutter oder der Partner – die der Mutter in dieser Zeit hier etwas Wunderbares mitgeben.
❥ Bewegung
Der nächste Punkt ist Bewegung. In der Schwangerschaft ist Bewegung wichtig und genauso in der Zeit nach der Geburt.
Die Mutter hat gelernt, auf ihren Körper zu hören und weiß, welche Art von Bewegung ihr gerade guttut. Vielleicht möchte sie einfach nur im Bett liegen und atmen – auch dies zähle ich zu Bewegung. Vielleicht holt sie nach ein paar Tagen ihre Matte und dehnt und streckt sich.
Alleine die Arme nach oben zu bewegen tut unserer Hals-Nacken-Muskulatur gut, gerade wenn wir Stillen. Es geht im Wochenbett nicht um ein Workout oder dass unsere Bauchmuskeln wieder straff werden, das kann sogar den Wochenfluss stören.
Es geht darum, dass alles im Fluss bleibt: unsere Emotionen, unser Körper. Und dass es sich gut anfühlt!
Ich empfehle sehr das Cantienica-Training als Rückbildung, nachdem die ersten Wochen in Ruhe verbracht worden sind.
❥ Detox
Auch Detox ist wichtig. Damit meine ich keine Entschlackungskur. Es geht darum, sich und seine Umgebung von schädlichen Inhaltsstoffen zu reduzieren.
Ich empfehle, Shampoos, Seifen, Cremes, Kosmetik, Putz- und Waschmittel und Co. auf biologische reine Produkte umzustellen.
Das ist auch für die Babys hinsichtlich synthetischer Inhalts- oder Duftstoffe sinnvoll. Wenn beim Putzen, Duschen und Waschen reine Inhaltsstoffe genutzt werden, legen wir eine gute Grundlage.
Hierauf verweise ich in meinen Kursen schon in der Schwangerschaft. Wir nutzen in unserer Familie seit Jahren DoTerra-Öle und ich gebe gerne mein Wissen an Familien weiter.
Unter Detox verstehe ich aber nicht nur gesunde Produkte. Es geht auch darum, was wir unserem Körper sonst noch zuführen – sprich, welche Medien nutzen wir beispielsweise. Hier sollten wir ebenfalls darauf achten, was uns guttut und positiv stimmt.
Lieber lesen wir im Wochenbett ein schönes Buch, als dass wir unser Nervensystem durch negative Nachrichten unnötig belasten. Wir nehmen uns bewusst eine Auszeit vom Alltag.
❥ Ernährung
Wie in der Schwangerschaft sollten Frauen im Wochenbett auch auf ihre Ernährung achten. Eine vollwertige, ausgeglichene, saisonale und regionale Kost wirkt unterstützend und gibt eine stabile Basis.
(Anm. d. Red.: Hier findest Du ein einfaches Rezept für eine leckere Wochenbett-Kraftsuppe.)
Wer gut mit sich verbunden ist, der spürt intuitiv, was der Körper braucht. Ich empfehle auch immer – wenn Nahrungsergänzungsmittel in Rücksprache mit den Vorsorgebegleitern in der Schwangerschaft genommen wurden – diese im Wochenbett weiter zunehmen. Nach einigen Wochen kann dann neu überlegt werden, was noch passt.
❥ Gesundheitsfürsorge
Wichtig für eine gute Gesundheitsfürsorge ist die Betreuung im Wochenbett durch eine Hebamme. Kompetente Hebammen sind die Engel für jede Frau und Familie in dieser Zeit. Ich erinnere mich immer noch so gerne an die Begleitung, die wir erhalten haben und die uns so sehr unterstützt hat auf unserem Weg.
Hier ist es wichtig, sich rechtzeitig in der Schwangerschaft zu kümmern und auch Wert auf Sympathie und Vertrauen zu legen, damit wir uns auf die Besuche freuen können.
❥ Beziehungen
Damit es der Mutter im Wochenbett gut geht, sind stabile Beziehungen mit positiven Emotionen wichtig. Nach der wunderschönen Geburt unserer Jüngsten wollte ich zuerst nur eine ganz bestimmte Freundin zu Besuch haben.
Es hat mir gutgetan, mich gemeinsam mit ihr zu freuen und auch für unsere Großen und meinen Mann war der Besuch etwas Schönes.
Dagegen hatte ich bei anderen Menschen nicht das Bedürfnis, sie zu sehen. Das heißt aber nicht, dass ich diese Menschen nicht mag.
Wenn wir um die wichtigen körperlichen Vorgänge in dieser Zeit wissen, dann fällt es uns leicht für uns selbst gut zu sorgen. Auch die vorher genannte Raumlösung entspannt hier wesentlich.
Gibt es bei den Säulen der Selfcare im Wochenbett einen Punkt, der besonders wichtig ist oder sind alle gleichbedeutend?
Ja, es gibt Säulen, die wichtiger sind. Am wichtigsten ist der Schlaf, gefolgt von Wasser. Damit der Körper im Wochenbett gut heilen kann, sind diese beiden Punkte entscheidend.
Wer nicht alle 8 Säulen jeden Tag einhalten kann, der sollte zumindest dafür sorgen, dass er ausreichend trinkt und schläft.
Es ist eine gute Vorbereitung auf diese Zeit, die Selfcare nicht erst im Wochenbett einzuführen. Paare, die einen konkreten Kinderwunsch haben, können sogar bereits vor der Empfängnis ihr Leben umstellen.
Dadurch gehen die Eltern bewusster und gesünder in die Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett. Ich denke jedoch, dass die meisten die unser Gespräch lesen, schon in der Schwangerschaft sind. Was ich hier jedoch mitgeben möchte ist, dass es nie zu spät ist gute Gewohnheiten zu etablieren.
Wer die 8 Schritte bereits vor der Geburt in seinen Alltag integriert hat, für den passieren sie im Wochenbett völlig natürlich. Dann braucht es keine große Umstellung.
Schon zwei bis vier der genannten Punkte heben wesentlich die Qualität. Mir ist es einfach wichtig, dass wir Frauen das Wochenbett in die Hand nehmen. Selbst wer vorher noch keine Erfahrung mit Selbstfürsorge hat, kann die Punkte schnell umsetzen. Oft werden Eltern bei diesem Thema super kreativ und finden tolle Lösungen, wie sie diese erste Zeit möglichst entspannt genießen können.
Was rätst Du Frauen, die Schwierigkeiten dabei haben, Selbstfürsorge im Wochenbett zu praktizieren?
Viele Frauen haben nach der Geburt – vielleicht auch schon in der Schwangerschaft, im Mutterschutz oder Beschäftigungsverbot, das Gefühl, nichts zu tun zu haben.
Denn diese gefühlte Leere darf nun vom Baby und dem Muttersein gefüllt werden. Für die Kinder ist es entwicklungsfördernd, wenn Mamas Zeit haben, die kleinen Regungen und Bedürfnisse der Babys auf feiner Ebene wahrzunehmen.
Das braucht Beobachtung und diese braucht Zeit. Wann hat mein Baby Hunger? Möchte es gewickelt werden? Wann braucht es Geborgenheit, Nähe und Berührung? Diese Bedürfnisse zu erkennen und differenzieren zu lernen, braucht Muße.
Ich rate, einfach zu beginnen. Denn viele der genannten Punkte der Selfcare im Wochenbett sind eigentlich Selbstverständlichkeiten. Wir übersehen sie vielleicht nur manchmal oder nehmen sie nicht so wichtig.
Ein Duschgel ist schnell ausgewechselt. Wer vergisst Wasser zu trinken, stellt sich einfach immer eine Flasche in Reichweite. Jede kleine Umstellung hilft dabei, dass wir uns im Wochenbett besser regenerieren können.
Und wir dürfen jederzeit um Hilfe bitten – auch dies sehe ich als wichtig. Sowohl im persönlichen Umfeld als auch professionell.
Es gibt immer mehr Angebote in diesem Bereich und ich schätze es sehr, meine Eltern über Schwangerschaft und Geburt auch im 4. Trimester weiter zu begleiten, und zwar nicht nur bei Herausforderungen, sondern grundsätzlich.
Früher gab es vielleicht mehr familiäre Nähe oder Wissen über diese Zeit – solche Strukturen haben wir teilweise nicht mehr. Sie sind aber sehr wichtig.
Wo finden Frauen (auch psychologische) Unterstützung, wenn sie weitere Fragen haben oder Anregungen/Hilfestellung zur Selfcare im Wochenbett benötigen.
Hier möchte ich drei wichtige Hinweise geben:
- Alle 8 Säulen von Selfcare im Wochenbett tragen zu noch mehr Wohlbefinden und Freude im Wochenbett bei – integriere sie auf einfache Art und Weise.
- Schwangere suchen sich vor der Geburt eine Hebamme. Es sollte eine qualifizierte und erfahrene Hebamme sein, der die Frau vertraut. Jede Gebärende hat das Recht auf eine Hebamme, allerdings sieht die Umsetzung in der Realität nicht immer so rosig aus. Deshalb ist es manchmal auch erforderlich, dass die Frauen ihr Recht einfordern.
- Als dritten Tipp gebe ich mit, dass sich Frauen bzw. Eltern Begleitung suchen dürfen. Ich biete selbst 1:1 Eltern-werden-Coachings an. Das ist eher neu und mit Sicherheit auch ein Aspekt des Hebammenmangels. Ich sehe hier die Möglichkeit Elternwerden, als Persönlichkeitsentwicklung zu begreifen und so den Stellenwert in der Gesellschaft zu erhöhen.
Auch mir hat in der Vergangenheit Coaching extrem weitergeholfen. Es gab Zeiten, in denen ich mich ausgebrannt fühlte. Ich hatte noch nicht die Fähigkeiten entwickelt, die nötig waren.
Normalerweise bin ich der Typ, der immer eine Lösung findet und selbst alles in die Hand nimmt. Das klappt oft, aber nicht immer. Mir hat das Coaching völlig neue Wege eröffnet.
Wer gerade ein Baby bekommen hat, der befindet sich in einer neuen Lernsituation. Eine stabile Begleitung ist eine Investition in sich selbst und die Zukunft der Familie.
Falls es einer Mutter im Wochenbett nicht gut geht und sie Unterstützung braucht – ist sie eng mit ihrer Hebamme und ihrem betreuenden Hausarzt in Kontakt. Zusätzlich kann ich noch Schatten-und-Licht.de als Kontakt empfehlen.
Wie sieht Deine Unterstützung für die Frauen im Wochenbett konkret aus?
Das ist ganz individuell. Manche Frauen wünschen sich einen Gesprächspartner, jemanden der zuhört und mit dem sie auch über Gefühle, Erfahrungen außerhalb der Komfortzone sprechen können. Andere haben viele Fragen und brauchen konkrete Tipps.
Es gibt Familien, die möchten sich täglich austauschen. Anderen reicht ein zweiwöchiger Rhythmus. Das kann sich auch während der Begleitung immer wieder ändern.
Ich integriere HumanDesign, 1:1 Yoga, ätherische Öle und andere Tools in mein Coaching. Mir geht es vor allem darum, dass Frauen in dieser Zeit lernen, wie sie ihre mentale und körperlichen Kraft erhalten und stärken können, und dass sie das volle Recht haben mit Ihrem Partner diese Zeit zu genießen.
Jede Frau im Wochenbett hat andere Bedürfnisse, deshalb gibt es kein konkretes Programm, das auf alle passt. Meine Kundinnen und ich sind im engen Austausch und bin genau dann an ihrer Seite, wenn sie es brauchen.
Grundsätzlich begleite ich werdende Eltern bereits in der Schwangerschaft und hier schließt jedes meiner Angebote die Geburtsvorbereitung mit HypnoBirthing ein. Dabei werden so viele wichtige Techniken und Werkzeuge vermittelt, dass ich sie als perfekte Grundlage für eine schöne Schwangerschaft, Geburt und Elternzeit sehe.
Vielen Dank, dass Du Dir fürs Babyartikel.de Magazin Zeit genommen hast, liebe Anne. Alles Gute weiterhin für Dich und Deine Projekte.
Wenn Du gerne mehr zu Anne, ihrem Angebot und Hypnobirthing erfahren möchtest, dann schau gerne auf Annes Webseite AnneImrich.com oder ihrem Instagram-Kanal vorbei.