Meinen zweiten Sohn stille ich nun seit mehr als 2,5 Jahren. In dieser Zeit hat sich bei mir ein neuer Kinderwunsch in der Stillzeit entwickelt und schnell die Frage gestellt: Schwanger trotz stillen, geht das? Wie kann ich schwanger werden, wenn ich stille?
Mittlerweile bin ich in der 13. Woche schwanger und kann darum sagen, es geht. Allerdings nicht immer und nicht so schnell, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Immer noch kursiert außerdem das Gerücht, dass Stillen als Verhütungsmethode geeignet wäre. In gewissem Sinne stimmt das schon, denn es besteht eine geringere Wahrscheinlichkeit, schwanger in der Stillzeit zu werden. Allerdings ist es weitaus unsicherer als andere, zusätzliche Verhütungsmethoden.
Was über das Verhüten bzw. Schwanger werden in der Stillzeit wissen solltest und was Du tun kannst, um die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft zu erhöhen, liest Du hier.
Schwanger werden in der Stillzeit: Das passiert im Körper
Jedes Mal, wenn Du stillst, wird das Stillhormon Prolaktin ausgeschüttet. Dieses verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Eizellen reifen und ein Eisprung ausgelöst wird. Es kursieren verschiedene „Faustregeln“, wie häufig Du stillen solltest, um einen Eisprung erfolgreich zu unterdrücken. Oft heißt es, 6-10 Mal am Tag stillen macht eine erneute Schwangerschaft unwahrscheinlich, solange Du voll, also ausschließlich stillst. Das ist meist in den ersten 6 Monaten der Fall.
Kann ich schwanger werden, wenn ich stille und keine Periode habe?
Allerdings macht, egal wie viel und häufig Du stillst, das Prolaktin eine Schwangerschaft nicht unmöglich. Denn theoretisch kann ein Eisprung in der Stillzeit trotzdem stattfinden – und das schon kurz nach Ende des Wochenflusses. Das ist angeblich bei etwa 5% der stillenden Mütter der Fall. Bei den meisten dauert es aber weitaus länger.
Einer Untersuchung von 1999 zufolge haben nach 12 Monaten 44 % der Frauen, die nach Bedarf stillen, ihre Periode wieder und können demzufolge auch trotz stillen schwanger werden. Nach 24 Monaten sind es 92%. (Quelle: „Natural child spacing and breastfeeding“, Jen O´Quinn, LEAVEN, Vol. 34 No. 6, 1999, p. 128).
Das Tückische bei der Sache: Der erste Eisprung kündigt sich bei den allermeisten Frauen nicht an bzw. die Symptome werden nicht als solche eingeordnet. Weil eine Periodenblutung erst etwa 2 Wochen später einsetzen würde, kann Du also schwanger werden – trotz stillen ohne Periode.
Wie Du so eine Schwangerschaft in der Stillzeit ohne Periode bemerkst? Häufig dauert das ein wenig, aber zum Glück verzichtest Du in der Stillzeit ja ohnehin auf Alkohol und Nikotin und reduzierst schädliche Genussmittel. Auch auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung achtest Du sicherlich.
Bei Verdacht solltest Du einfach einen herkömmlichen Schwangerschaftstest machen, die funktionieren auch in der Stillzeit.
Schwanger werden in der Stillzeit: Tipps zum schwanger werden trotz Stillen
Jetzt kennst Du also den Grund, warum schwanger werden in der Stillzeit oft gar nicht so einfach sein kann. Dieses Wissen kannst Du Dir aber auch zunutze machen, um trotz Stillen schwanger zu werden.
Tipp 1: Lass Dir Zeit
Zunächst einmal aber mein wichtigster Tipp: Überstürze nichts, zwei Schwangerschaften mit kurzem Zeitabstand sind nicht ohne. Laut aktueller Studienlage sollten Frauen im besten Fall 12-18 Monate warten, bevor sie nach der Geburt eines Kindes erneut schwanger werden. Denn die Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit sowie die damit verbundenen körperlichen und hormonellen Veränderungen sind für den weiblichen Körper eine große Belastung. Wer sich danach nicht genug Zeit für die Regeneration gibt, hat ein höheres Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft bzw. bei der Geburt.
Wenn Du Dir etwas mehr Zeit einräumst, löst sich das „Problem“ vielleicht ganz von alleine und Du wirst schwanger trotz stillen.
Tipp 2: Stillabstände vergrößern
Vielleicht stillst Du aber auch nach 12-18 Monaten noch viel oder möchtest unbedingt trotzdem vorher schon wieder schwanger werden. Dann empfiehlt es sich, die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten zu vergrößern. Du kannst also insgesamt darauf hinwirken, dass Du seltener stillst, oder z.B. nur noch tagsüber oder nur noch nachts stillen.
Wir haben, als mein Sohn älter als zwei Jahre war, zunächst tagsüber auf drei Milchmahlzeiten reduziert: Zum Aufwachen am Morgen, zum Aufwachen nach dem Mittagsschlaf und vor dem Zähneputzen abends. In einem nächsten Schritt haben wir ihm das nächtliche Stillen ganz abgewöhnt und schließlich das Stillen am Morgen. In dieser Zeit hat es dann auch mit dem schwanger werden geklappt.
Tipp 3: Gynäkologischer Check-Up
Gleichzeitig kannst Du auch Deine/n Frauenarzt/ärztin mit ins Boot holen. Denn ein Gynäkologe kann den Prolaktinwert mit einer Blutuntersuchung bestimmen – wenn der trotz seltenem Stillen zu hoch ist, verhindert das einen Eisprung und damit eine Schwangerschaft. Ein Anzeichen dafür sind auch ungewöhnlich lange Zyklen.
Natürlich muss es auch nicht am Stillen liegen, dass Du nicht schwanger wirst. Daher macht auch eine Untersuchung der Geschlechtsorgane und eine Bestimmung es Fruchtbarkeitsstatus bei Dir und Deinem Partner Sinn. Auch eventuelle Verwachsungen nach einem Kaiserschnitt sollten überprüft werden.
Tipp 4: Psychische Faktoren
Nicht unterschätzen solltest Du außerdem die psychischen Faktoren eines vergeblichen Kinderwunsches. Denn der Körper und die Fruchtbarkeit reagieren oft empfindlich auf Stress und unterbewusste Faktoren.
Hinterfrage also, ob Du Dir vielleicht aus irgendeinem Grund sehr viel Druck machst mit der neuen Schwangerschaft. Steht Dein Partner wirklich hinter Dir? Gibt es Probleme in der Beziehung? Und das Wichtigste: Willst Du die neue Schwangerschaft tatsächlich? Solche Faktoren können, müssen aber nicht mit eine Rolle spielen.
Tipp 5: Gute Ernährung & Nahrungsergänzung
Wenn Du schwanger werden willst, ist es immer wichtig, Dich gesund und ausgewogen zu ernähren. Auch in der Stillzeit solltest Du darauf unbedingt achten – und wenn Du trotz stillen schwanger werden möchtest, erst recht. Denn dann braucht Dein Körper gleich für die Versorgung von zwei kleinen Menschen Nährstoffe. Wenn diese zur Verfügung stehen, kann das Deinem Körper vielleicht auf die Sprünge helfen. Auf jeden Fall solltest Du wie in jeder Kinderwunschzeit auf ein zusätzliches Folsäure-Präparat zurückgreifen.
Spannende Tipps rund um die Ernährung und Nahrungsergänzung liest Du hier:
- Schwangerschaft vorbereiten: So wichtig sind Ernährung + Gesundheitschecks
- Ernährung in der Stillzeit: So ist sie perfekt
- Schwangerschaftsvitamine im Test: 12 Präparate ungenügend
Tipp 6: Mönchspfeffer
Mönchspfeffer hemmt die Prolaktinbildung und sollte darum in den ersten 6 Stillmonaten auf keinen Fall zum Einsatz kommen!
Wenn Du aber länger als 12 Monate stillst, also trotz Langzeitstillen schwanger werden möchtest, kann er hilfreich sein. Mönchspfeffer hilft, den Zyklus zu stabilisieren – bei manchen Frauen zeigt er aber auch keine Wirkung.
Verhütung in der Stillzeit
Die WHO gibt an, dass in den ersten 6 Stillmonaten eine von 200 Frauen, die unter idealen Bedingungen stillen, schwanger wird. Das entspricht einer Häufigkeit von 0,5% und ist damit deutlich häufiger als zum Beispiel bei der Pille oder NFP. Bei diesen Methoden werden etwa 0,04% der Frauen trotz idealer Anwendung schwanger.
Als ideale Stillbedingungen laut WHO gelten übrigens:
- ausschließliches Stillen (kein Zufüttern, kein Beruhigungssauger)
- Stillpausen von weniger als 4 Stunden
- die Periode bleibt weiterhin aus
Wenn Du also keinesfalls trotz stillen schwanger werden möchtest, solltest Du unbedingt zusätzlich verhüten. Dafür kommen in der Stillzeit folgende Verhütungsmethoden in Frage:
- Kondom
- Diaphragma
- Kupferspirale
- Hormonimplantat mit Gestagen
- Hormonspirale mit Gestagen
- Mini-Pille (funktionert ausschließlich mit Gestagen und ist niedriger dosiert als die klassische Pille
- NFP oder Verhütungscomputer (nach der ersten Regel und bei regelmäßigem Zyklus)
Nicht geeignet dagegen sind Präparate mit Östrogen und einer höheren Hormondosierung:
- klassische Pille
- Verhütungspflaster
- Vaginalring
Das enthaltene Östrogen kann die Milchbildung negativ beeinflussen. Außerdem kann es dabei passieren, dass Dein Baby über die Muttermilch ebenfalls zu große Hormonmengen aufnimmt. Dein/e Frauenarzt/ärztin wird Dich hierzu aber professionell beraten.
Muss ich in der Schwangerschaft abstillen?
Wenn Du trotz stillen schwanger geworden bist, kannst Du Dein Stillkind trotzdem weiter stillen. Auch nach der Geburt kannst Du beide Kinder stillen, das nennt man dann Tandemstillen. Allerdings solltest Du wissen:
- Empfindliche Brustwarzen in den ersten Schwangerschaftswochen können das Stillen schmerzhaft vorübergehend unangenehm machen.
- Das Stillkind stillt sich manchmal selbst ab, weil sich der Geschmack der Milch durch die Hormone verändern kann.
- Manchmal fühlt sich das Stillen in der Schwangerschaft für die Mutter plötzlich nicht mehr richtig an, sie will sich auf das neue Baby konzentrieren.
- Die Milchbildung kann nachlassen oder vorübergehend ganz aufhören.
Um die Versorgung des Babys im Mutterleib brauchst Du Dir dabei in keinem Fall Sorgen machen, dafür hat die Biologie gesorgt. Das Ungeborene wird zu allererst mit Nährstoffen versorgt, dann erst wird die Muttermilch damit angereichert. Der Nährstoffbedarf der Mama steht dabei übrigens immer hinten an, d.h. wenn Du nicht gut auf Deine Ernährung achtest, leidest Du zu allererst darunter.
Mehr Infos dazu findest Du hier.
Ach, wie sehr ich wünschte, es wäre so… bei uns reicht mit 23 Monaten 1x stillen am Tag aus, dass mein Körper keinen Eisprung produziert. Das macht mich völlig fertig. Wir wollten so gerne schon vor Monaten schwanger werden und ich wollte dafür nie abstillen 😭
Hast du Mönchspfeffer probiert? Es gibt was das heißt Clomilfen. Das sorgt für den Eisprung. Kann sich aber auch negativ auf die MilchMenge auswirken. Doch besser als Abstillen. Bei mir sind es erst 5 Monate. In 6 Monaten würde ich gerne wieder schwanger werden🫶🏻💖