Wer einen Kindersitz kauft, der muss in der Regel etwas tiefer in die Geldbörse greifen. Außerdem ist Second Hand-Einkauf gelebte Nachhaltigkeit. Völlig verständlich, wenn Du als Mutter oder Vater darüber nachdenkst, den Kindersitz nicht neu, sondern stattdessen gebraucht zu kaufen. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Hier erfährst Du, worauf du beim Kauf eines gebrauchten Kindersitzes oder einer gebrauchten Babyschale unbedingt achten solltest und wann der Neukauf definitiv sicherer ist.
Hatte der Vorbesitzer mit dem Kindersitz einen Unfall?
Das ist das K.O.-Kriterium. Wenn der Sitz im Auto des Vorbesitzers bereits einen Unfall überstanden hat, ist die Weiternutzung nicht ratsam.
Schon kleine Verformungen und feinste Risse haben Auswirkungen auf die Schutzfunktion. Deswegen raten KFZ-Sachverständige davon ab, einen verunfallten Kindersitz/Babyschale weiter zu benutzen. Selbst dann nicht, wenn der Unfall vergleichsweise harmlos war und der Sitz äußerlich unbeschädigt erscheint. Sicherheit geht vor. Deshalb muss in einem solchen Fall ein neuer Kindersitz her.
Alter und Zulassung
Checke vor dem Kauf des gebrauchten Kindersitzes unbedingt das Zulassungsetikett. Mit ihm kannst Du relativ einfach herausfinden, wie alt der Sitz ungefähr ist.
Momentan dürfen auf Deutschlands Straßen Kindersitze unterwegs sein, die nach den folgenden Normen zugelassen sind:
- UN ECE R129 (i-Size)
- ECE R 44/03
- ECE R 44/04
Die Norm ECE R 44/03 galt von 1995 bis 2005. Seit 2005 werden Kinderautositze nach der Norm ECE R 44/04 zugelassen. Seit dem Jahr 2013 sind Zulassungen nach UN ECE R 129 (auch i-Size-Norm genannt) möglich.
Der Gesetzgeber erlaubt es Dir also theoretisch, einen 27 Jahre alten Kindersitz zu verwenden!
Auch wenn das rechtlich okay ist: Eine gute Idee ist es deshalb noch lange nicht, denn 1. hat sich gerade im Kindersitzbereich in den letzten 15 Jahren technisch extrem viel getan und 2. spielt hier die Materialermüdung infolge des Alters eine große Rolle.
Lesetipp: Wo die Unterschiede der zulässigen Kindersitz-Normen liegen, kannst Du hier im Detail nachlesen:
-> Aktuell gültige Kindersitz-Normen: So unterscheiden sich i-Size und ECE R44
Materialermüdung gebrauchter Kindersitze
Abgesehen vom Stoff-Bezug ist Kunststoff ein wesentlicher Bestandteil von Kindersitzen und Babyschalen. Genauer gesagt geht es hier um Kunststoffe, die sich gut verarbeiten lassen und sehr belastbar sind. Ein Nachteil dieser Materialien ist aber, dass sie verhältnismäßig schnell altern. UV-Strahlung und Witterung tragen zusätzlich dazu bei, dass die verwendeten Kunststoffe (Polypropylen, Polyethylen u.a.) spröde werden und feine Risse bekommen. Auch häufige Nutzung oder unsachgemäße Lagerung führen dazu, dass das Material des Kindersitzes schnell ermüdet.
Bevor Du einen Kindersitz gebraucht kaufst, solltest Du die Lupe zücken und ihn auf eventuelle Mängel untersuchen.
Mängel-Checkliste ⟁
- gibt es sichtbare Beschädigungen?
- funktionieren die einzelnen Bauteile? (rastet der 5 Punkt-Gurt beispielsweise noch ein?)
- sind die besonders beanspruchten Bauteile (Beispiel Gurtführung oberhalb der Schulter) gut in Schuss?
- sind die Bezüge und Polsterungen in Ordnung?
- ist alles vollständig? (sind beispielsweise die Klett-Gurtpolster noch vorhanden?)
- ist die Gebrauchsanleitung noch vorhanden? (falls nicht: Die meisten Gebrauchsanleitungen sind auch online auf den Herstellerseiten zu finden)
Wie sauber ist der Sitz?
Gerade beim Kauf eines gebrauchten Kindersitzes solltest Du auf Hygiene achten. Kekskrümel und Co sind beim Transport von Kleinkindern immer mit von der Partie, gestillte Kinder und Fläschchen-Babys produzieren häufig Milchflecken auf der Babyschale. Namhafte Hersteller wie Maxi-Cosi, Joie oder Recaro bieten Sitze an, bei denen Du den Bezug abziehen kannst. Die Waschmaschine kommt in aller Regel gut mit Flecken und leichten Verschmutzungen klar. Lässt sich der Bezug des Kindersitzes dagegen nicht abziehen, bleibt Dir nur die Reinigung mit einem feuchten Schwamm und Spülmittel.
Wo kann ich ruhigen Gewissens den Kindersitz gebraucht kaufen?
Die Antwort ist ganz einfach: Den Kindersitz auf dem Flohmarkt zu erwerben oder über Ebay zu ersteigern, ist keine gute Idee. Du solltest nämlich die Vorgeschichte des Sitzes kennen. War der Sitz schonmal in einen Autounfall verwickelt? Die Antwort hierauf muss zwingend „Nein“ lauten. Und auch wenn „Nein“ im Ebay-Angebotstext steht oder der freundliche Flohmarkt-Verkäufer dies wortreich versichert, muss es deshalb noch lange nicht der Wahrheit entsprechen.
Deshalb ist unser dringender Rat: Wenn schon gebraucht kaufen, dann nur von Freunden oder Verwandten – also von Menschen, denen Du vertraust.
