Die kleine Schwester nervt, die große ist gemein: Geschwisterstreit gehört für unsere Autorin Berenice zum Mama-Alltag. Was in solchen Situationen hilft – und was nicht.
Es fängt meist mit Kleinigkeiten an. „Mama, die hat auf mein Blatt gemalt!“ „Du hast meinen Teddy genommen – ohne zu fragen!“ Meine Töchter, vier und acht Jahre, zoffen sich in kürzester Zeit um alles, was irgendwie unfair sein könnte. Streit unter Geschwistern ist normal. Studien zufolge streiten sie sich drei bis fünfmal die Stunde. Aber es ist eben auch anstrengend.
Trotzdem möchte ich so wenig wie möglich eingreifen, wenn meine Kinder sich gegenseitig ärgern. Sie müssen selbst lernen, ihre Konflikte zu lösen und Angriffe abzuwehren. Später, im Berufsleben oder in Beziehungen, sind Eltern auch nicht als Konfliktcoaches zur Stelle. Deshalb habe ich drei Eskalationsstufen im Kopf, nach denen ich einen Streit beurteile:
Geschwisterstreit: Die drei Eskalationsstufen
1. Erste Unstimmigkeiten: Gerade waren die Kinder noch ein Herz und eine Seele. Plötzlich kippt die Stimmung. Der eine will bestimmen, der andere hat keine Lust mehr. Geschwister kommen in dieser Streitphase meist noch gut alleine zurecht. Merken meine Töchter, dass ich ihnen in dieser Phase keine Aufmerksamkeit schenke, werden sie in der Regel konstruktiv und suchen selbstständig einen Kompromiss. Das stärkt ihr Verbundenheitsgefühl sowie ihr Einfühlungsvermögen.
2. Der scharfe Ton: Die Kinder keifen sich an, jeder will recht haben und der Ton wird härter. Jetzt hört vermutlich jeder Elternteil genauer hin. Ich persönlich greife in dieser Phase des Geschwisterstreits ein, wenn Schimpfwörter oder Beleidigungen fallen. In ihrer Wut sagen Kinder – wie leider auch viele Erwachsene – schlimme Dinge, die sehr verletzen können. Darüber zu reden macht in dieser Phase noch keinen Sinn. Dafür sind die Gemüter zu erhitzt.
3. Raufen, Hauen, Beißen: Manche Eltern denken auch in dieser Phase des Geschwisterstreits, dass ihre Kinder das alleine regeln müssen. Körperliche Auseinandersetzungen sind für mich Grenzübertritte, bei denen die Kleinen vielleicht das Recht des Stärkeren lernen, aber nicht eine gesunde Streitkultur. Am besten, Du beendest das Geraufe sofort und trennst Deine Kinder für ein paar Minuten räumlich.
Gemeinsam Lösungen finden statt schimpfen
Nach der Eskalation ist es wichtig, dass Du nicht Partei ergreifst oder einen Schuldigen suchst. Fragen wie „Wer hat angefangen?“ bringen bei einem Geschwisterstreit nicht weiter, sondern sorgen nur für mehr Stress und Schuldzuweisungen. Es macht auch wenig Sinn, den Kindern zu drohen oder sie zu bestrafen. Das Gefühl, das etwas Unfaires passiert, zieht sich nur weiter durch ihre Köpfe.
Hilfreicher ist es zu klären, was die Ursache für den Streit war und zu fragen: Was ist passiert? Das geht, indem Du mit beiden Kindern sprichst, gemeinsam oder nacheinander. Hörst Du ihnen zu und nimmst sie ernst, beendet das einen Streit meist ganz schnell.
Kinder werden häufig von ihren Emotionen überrannt und wissen nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollen. Wenn Du jedes Gewschwisterkind nach dem Streit fragst, warum es so wütend ist und wo es diese Wut spürt, lernt es seine Gefühle kennen, fühlt sich von Dir verstanden und akzeptiert.
Haben die Kinder sich ausgesprochen, könnt Ihr Euch gemeinsam eine Lösung überlegen: „Wie können wir jetzt gut weitermachen?“ Was auch immer es ist – e in handfester Streit unter Geschwistern stärkt nicht nur deren Bindung, sondern auch Eure.
Wie reagierst Du auf einen Geschwisterstreit? Schreibe uns gerne in der Kommentarspalte Deine Tipps und Erfahrungen.