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Beckenendlage an der Bauchform erkennen: Geht das?


Bist Du verunsichert, weil Dein Baby sich in den letzten Tagen viel bewegt hat und Dein Bauch plötzlich ganz anders aussieht? Oder möchtest Du einfach wissen, ob man anhand der Bauchform von außen erkennen kann, in welcher Position sich das Baby gerade befindet?

Dann bist Du hier genau richtig, denn die Frage, ob die Bauchform auf eine Beckenendlage hindeuten kann, möchte ich Dir heute beantworten.

Was ist eigentlich eine Beckenendlage?

Als Beckenendlage (BEL) bezeichnen wir in der Geburtshilfe die Babys, deren vorangehender Teil das Beckenende ist. Umgangssprachlich ist auch oft von einer Steißlage oder „Popo voran“ die Rede, was es aber per Definition nicht ganz genau trifft. Denn eine reine Fußlage gehört auch – ebenso wie die Steiß-Fußlage – zu den BEL. Und hier kommen die Füße, bzw. Popo und Füße zuerst.

Verschiedene Varianten BEL Beckenendlage Grafik
Verschiedene Varianten der BEL

Ich möchte heute, wie gesagt in erster Linie auf die Bauchform und das eventuelle Erkennen einer Beckenendlage von außen eingehen.

Ist die Bauchform bei einer Beckenendlage anders?

Dazu würde ich mal wieder mit einem klaren JEIN antworten. Generell unterscheidet sich der Babybauch bei einem Kind in Schädellage (SL) nicht von dem bei einer BEL.

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ABER: Der Bauch kann sich für die Frau verändern, wenn sich ein Kind von BEL in SL oder zurück dreht. Kommt eine schwangere Frau zur Tür herein, sehe ich als Außenstehende auf den ersten Blick zwar nicht, ob es eine Schädel- oder eine Beckenendlage ist. Aber es kann sein, dass die Frau sagt: „Der Bauch ist ganz anders als vor ein paar Tagen“ und dann stellt sich heraus, dass das Kind sich gedreht hat.

Warum die Bauchform wenig über die Kindslage sagt

Die Bauchform ist in meinen Augen kein zuverlässiger Indikator für die Unterscheidung zwischen Schädel-und Beckenendlage. Wenn überhaupt, könnte man einen Unterschied feststellen, wenn man nur die Gebärmutter betrachtet: Bei einer Schädellage hat diese eher die Form einer auf dem Kopf stehenden Birne hat, wohingegen sie bei einer Beckenendlage eher mit dem schmaleren Ende nach oben „dasteht“.

Grafik Beckenendlage / BEL und Schädellage, Beckenendlage Bauchform
Schädellage vs. Beckenendlage

Unter der Bauchdecke fällt dieser Unterschied aber kaum auf. Auch die Tatsache, dass der Kopf als größter Teil des Babys oben und der kleinere Popo unten liegt, bringt für die Bauchform keine Veränderung mit sich.

Welche Faktoren beeinflussen die Form des Babybauchs?

Zusätzlich spielt auch immer die Lage der Plazenta, die Fruchtwassermenge und auch die Tatsache, ob es Dein erstes Kind ist, eine große Rolle in Bezug auf die Veränderungen am Bauch, die durch eine Drehung in BEL entstehen:

  • Bei einer Vorderwandplazenta werden Veränderungen vielleicht weniger deutlich wahr genommen.
  • Viel Fruchtwasser sorgt dafür, dass der Bauch generell eher „rund“ und prall ist und die Lage des Kindes rein optisch gar nicht zu erkennen ist.
  • Bei einer Frau, die schon ein oder mehr Kinder ausgetragen hat, ist der Bauch durch die vorangegangenen Schwangerschaften schon ein bisschen ausgewalzt und weicher, so dass er in der Regel nicht mehr so straff über der Gebärmutter liegt.

Woran Du merkst, dass Dein Kind in BEL liegt

Wir halten also fest: Die Bauchform ist es schon einmal nicht. Aber gibt es überhaupt die Möglichkeit, zu spüren, ob das Baby in BEL oder SL liegt?

Für einen Laien ist es auf jeden Fall einfacher, zu erkennen, wenn etwas sich verändert hat, als etwas festzustellen, was schon immer so war. Wenn Du also nicht weißt, wie es sich anfühlt, wenn Dein Baby in SL liegt, wirst Du nicht merken, dass Du eine BEL hast.

Es gibt Babys, die sich bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt in ihre finale Position drehen. Liegt Dein Baby ab Woche 20 in BEL und verändert daran bis Woche 36 nichts, würdest Du merken, wenn es sich plötzlich in der 38. Schwangerschaftswoche in SL drehen würde. Einfach, weil Du die Veränderung bemerken wirst.

Anders ist es bei Babys, die permanent in Beckenendlage oder in Schädellage liegen. Da kann sich durch Wachstum oder das Drehen des Rückens von einer Seite auf die andere durchaus die Form des Bauches verändern – und trotzdem liegt das Baby immer noch in seiner ursprünglichen Lage.

Kindsbewegungen geben mehr Aufschluss über eine Beckenendlage als die Bauchform

Woran Frauen allerdings eher merken, wie ihr Baby liegt, ist z. B. die Tatsache, wo die Kindsbewegungen zu spüren sind.

Bei einer SL merkst Du die Bewegungen Deines Babys oft eher im oberen Bauchbereich, also z.B. unterhalb des Rippenbogens. Bei einer BEL spürst Du die Tritte oft im Bereich der Blase oder am Darm, also eher im unteren Teil des Bauches.

Lässt sich durch das bloße Betrachten des Bauches eine BEL nicht erkennen, schaut es beim Abtasten des bereits anders aus. Hebamme oder Frauenärztin/ Frauenarzt können durch die sogenannten Leopold’schen Handgriffe die Lage des Kindes meistens von außen ganz gut bestimmen.

Aber auch Du selbst oder Dein Partner könnt mit etwas Übung vielleicht erspüren, wo das Köpfchen sich befindet.

Der Kopf des Babys ist der beste Orientierungspunkt, da er relativ einfach von allen anderen Körperteilen zu unterscheiden ist. Die Unterscheidung zwischen Füßen und Händen ist nahezu unmöglich von außen, aber Kopf und Po kann man mit ein wenig Übung meist ganz gut ertasten. So spüren viele Frauen bei einer BEL etwas Rundes und Hartes unterhalb des Rippenbogens, was sich relativ gut ausmachen lässt.

Vielleicht lässt Du es Dir von Deiner Hebamme einmal zeigen – ich finde das Abtasten des Bauches und „Babyposition-Raten“ auch immer eine schöne Möglichkeit, für den Papa, mit Eurem Kind in Kontakt zu treten.

BEL wird oft als unangenehmer empfunden

Was ich aus meiner Erfahrung heraus noch sagen kann, ist, dass gerade Frauen, die wissen, wie sich eine SL anfühlt, eine BEL meistens als unangenehmere Position des Babys empfinden. Nicht nur, dass die Tritte nach unten oft als unangenehm und störend empfunden werden, es ist vor allem auch die Position des Köpfchens, die die ganze Sache beschwerlich macht. Der Kopf ist im Vergleich zum Po deutlich härter und größer, so dass er mehr Platz einfordert, als der kleine Hintern. Das führt dazu, dass Frauen mit BEL häufiger über Beschwerden wie Übelkeit, Sodbrennen oder Kurzatmigkeit klagen, weil die Raumforderung des Köpfchens andere Organe wie beispielsweise den Magen zusammenquetscht.

Fazit: Sichere Auskunft bringt nur ein Ultraschall

Trotz allem muss man aber ehrlich sagen, dass eine wirklich ganz sichere Aussage über die Kindslage nur eine Ultraschalluntersuchung bringen kann, da alles andere stark vom subjektiven Empfinden der Schwangeren und von den körperlichen Umständen abhängt.

Allerdings passiert es im Kreißsaal auch immer mal wieder, dass nach einem Ultraschall unmittelbar vor dem Kaiserschnitt alles abgeblasen wird, weil das Kind plötzlich in SL liegt – obwohl es am Tag zuvor ebenfalls per Ultraschall eindeutig als BEL gesehen wurde. Und oftmals merkt die Schwangere überhaupt nichts davon. Ebenso werde ich nie die Schilderung einer Kollegin vergessen, der bei einer Hausgeburt plötzlich der Popo entgegen kam, obwohl tags zuvor in der Klinik der Ultraschall eindeutig eine SL zeigte.

Wenn Du wissen möchtest, wie Du Dein Baby vielleicht doch noch zu einer Drehung bewegen könntest, empfehle ich Dir folgende Beiträge:

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