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Einleitung der Geburt in der Klinik: So läuft sie ab


Heute wage ich mich an ein etwas heikles Thema: Die Einleitung der Geburt in der Klinik. Denn: Beim Thema medikamentöse Einleitung scheiden sich tatsächlich die Geister. Gerade im klinischen Umfeld wird in meinen Augen oft zu vorschnell eingeleitet. Zudem haben viele Frauen, die mit dem Wunsch nach einer Einleitung in die Klinik kommen, nur eine sehr verschwommene Vorstellung davon, was da letztendlich auf sie zukommt. Also möchte ich heute für ein bisschen mehr Klarheit sorgen und die wichtigsten Fragen rund um das Thema Geburt einleiten beantworten.

Und ich bin auch gespannt auf Deine Geschichte zum Thema Einleitung. Erzähle sie mir gerne unten in den Kommentaren!

Warum wird die Geburt eingeleitet?

Das ist tatsächlich schon eine Frage, bei der ich ein wenig ausholen muss und die sich nicht einfach nur mit ein paar Zahlen beantworten lässt.

Grundsätzlich unterscheiden wir in der klinischen Geburtshilfe zwischen einer „weichen“ und einer „wirklichen“ Indikation zur Einleitung. Die „weiche“ Indikation stellt eine Option dar. Das heißt, die Ärzte würden Dir als Gebärende diese Option anbieten, die Entscheidung aber letztendlich Dir überlassen. Anders ist die Lage, wenn es eine wirklich medizinisch relevante Indikation für die Einleitung gibt. Dann entscheidest letztendlich zwar immer noch Du, bzw. Ihr als Paar. Allerdings wirst Du – je nach Grund für die Einleitungsempfehlung – darüber aufgeklärt, dass sowohl Du als auch Dein Kind nachhaltige Konsequenzen zu befürchten haben könntet. Und Du musst unterschreiben, dass Du gegen ärztlichen Rat eine Einleitung ablehnst.

„Weiche“ Indikationen für eine Einleitung der Geburt

  • Mütterliche Erschöpfung
  • Beschwerden wie Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit, leichter Nierenstau, Juckreiz (Pupp-Syndrom), Übelkeit, Sodbrennen. Also im Prinzip alles, was unangenehm für Dich als Schwangere, aber nicht medizinisch relevant im Sinne von „gefährlich“ für Dich oder Dein Baby ist.
  • Relativ groß geschätztes Baby
  • Wunsch der Mutter

Medizinisch relevante Indikationen für eine Einleitung

  • Mütterliche Vorerkrankungen (z.B. Autoimmunerkrankungen, Krebs, Diabetes, Epilepsie)
  • Symptome einer Präeklampsie ( im Volksmund „Schwangerschaftsvergiftung“ genannt), wie z.B. hoher Blutdruck, Wassereinlagerungen, vermehrte Eiweißausscheidung im Urin.
  • Mangelhafte kindliche Versorgung (wird im Mutterpass oft mit SGA abgekürzt, d.h. Small for Gestational Age)
  • Deutlich sichtbare Verkalkungen an der Plazenta
  • Terminüberschreitung um mehr als 2 Wochen (in den meisten Kliniken wird ab Tag 10 nach ET eingeleitet)

Weitere Gründe, die für eine Einleitung sprechen

Und dann gibt es noch die Indikationen „dazwischen“. In diesem Fall gilt es, Deine individuelle Situation zu betrachten, weil eine Indikation zur Einleitung zwar besteht, diese aber nicht zwangsläufig zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden MUSS, wenn es Mama und Baby gut geht.

 

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Beispiele dafür sind:

  • Mütterliches Alter (vor allem bei Erstgebärenden über 40 Jahren wird empfohlen, die Geburt am ET einzuleiten)
  • Mehrlinge
  • diätetisch eingestellter Gestationsdiabetes
  • vorausgegangener Blasensprung ohne mütterliche oder kindliche Problematik (z.B. Fieber oder Infektionszeichen bei der Mutter bzw. grünes Fruchtwasser oder auffällige Herztöne des Kindes).

Welche Methoden zum Geburt einleiten gibt es?

Im Grunde unterscheiden wir hier ganz grob zwischen einer mechanischen und einer medikamentösen Einleitung.

Alternative und „natürliche“ Einleitungsmethoden, wie z.B. den Wehencocktail mit Rhizinusöl möchte ich heute bewusst außen vor lassen. Inzwischen wird diese Methode zwar zunehmend häufig auch in Kliniken als echte Alternative zum klassischen, hormonellen Einleiten der Geburt angeboten. Wenn Du Dich dafür interessierst, kannst Du hier weiterlesen:

Mechanische Einleitung mit Ballonkatheter

Bei der mechanischen Einleitung geht es darum, dem Körper durch einen mechanischen Reiz das Startsignal für die Geburt zu geben. In den meisten Fällen wird dazu ein Katheter mit einer Art „Doppelballon“, auch Ballonkatheter genannt, in die Scheide eingeführt. Ein Ballon kommt vor dem inneren, einer vor dem äußeren Muttermund zum Liegen und wird jeweils mit steriler Kochsalzlösung gefüllt. Dadurch entsteht auf dem Gebärmutterhals sanfter Druck, der am oberen Teil der Gebärmutter Wehen auslösen kann. Darüber hinaus wird der Gebärmutterhals durch die körpereigene Hormonausschüttung in Folge dieses Reizes weicher und somit eher bereit für eine Eröffnung.

In einigen Artikeln zum Thema Geburtseinleitung wird außerdem die manuelle Eröffnung der Fruchtblase genannt. Aber: Heutzutage ist man eher dazu übergegangen, die Fruchtblase wenn überhaupt erst unter der Geburt zu eröffnen. Denn eine offene Fruchtblase birgt das Risiko, dass die Wehen trotzdem nicht losgehen, dazu kommt die Gefahr einer potentiellen Infektion. Darüber hinaus bedeutet es für das Kind deutlich weniger Stress, wenn die Blase stehen bleibt.

Medikamentöse Einleitung mit Gel, Tabletten, Tampon oder Wehentropf

Bei der medikamentösen Einleitung werden Prostaglandine in Form von Tabletten, Gel oder einer Art Bändchen/Tampon direkt in die Scheide gelegt. Außerdem können Prostaglandine als Tabletten oral eingenommen werden. Die Prostaglandine sind den körpereigenen Hormonen sehr ähnlich und sollen so den Körper dazu bringen, eigene Wehentätigkeit zu erzeugen. Darüber hinaus wird durch die Gabe von Prostaglandinen der Muttermund weicher und kann auf Wehen besser reagieren und sich öffnen.

Vor allem beim zweiten oder dritten Kind kann es auch sein, dass Dir ein Wehentropf mit Oxytocin vorgeschlagen wird. Anders als die Prostaglandine wirkt der Oxytocin-Tropf an der Gebärmuttermuskulatur. Deshalb kommt er nur bei weichem und/ oder bereits geöffnetem Muttermund zum Einsatz. Welche Methoden zur Einleitung in Deiner Geburtsklinik angewendet werden, kannst Du beispielsweise bei der Anmeldung zur Geburt erfragen. Von Klinik zu Klinik gibt es immer auch ein wenig unterschiedliche Vorgehensweisen.

Wie läuft eine Einleitung in der Klinik ab?

In der Regel bekommst Du von Deiner Klinik einen vorläufigen Termin für die Einleitung. An diesem Termin rufst Du morgens früh im Kreißsaal an und fragst nach, ob es Kapazitäten gibt. Wenn der Kreißsaal voll ist, werden Einleitungen mit „weicher“ Indikation geschoben.

Dieses Vorgehen stößt manchmal auf Unverständnis und kommt nicht bei jedem Paar gut an. Verständlicherweise, denn vielleicht machst Du Dir Sorgen, ob es Deinem Baby im Bauch noch gut geht. Oder Du hattest Dich einfach auch gefreut, dass es jetzt endlich losgeht. Aber: Du musst Dir an dieser Stelle immer bewusst machen, dass einen Einleitung bedeutet, dass Du Betreuung, Begleitung und Hilfestellung brauchst – durch Hebamme, Arzt oder auch Anästhesist.

Wenn all die bereits zum Zeitpunkt Deines Anrufs gut beschäftigt sind und nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht, ist es nicht nur unfair den Frauen gegenüber, die aktuell schon Betreuung brauchen. Es ist auch grob fahrlässig. Denn da ich durch die Einleitung eventuell eine Situation provoziere, die ich dann nicht mehr gut beherrschen kann. Weil Du vielleicht sofort mit Wehen reagierst. Oder weil Dein Kind sich ganz schnell auf den Weg macht, die Herztöne nach der Einleitung plötzlich schlecht werden oder Du Angst hast und gerne in Ruhe mit jemandem sprechen möchtest.

Wenn es freie Kapazitäten im Kreißsaal gibt, wirst Du für die Einleitung stationär aufgenommen. Das bedeutet, Du machst Dich mit Deiner Kliniktasche, Deinem Mutterpass und ggf. einer guten Brotzeit auf den Weg in Deine Geburtsklinik.

Dort angekommen wird, wenn nötig, nochmal ein Ultraschall gemacht. Du bekommst einen Zugang in die Vene gelegt, es wird Blut abgenommen und ein CTG geschrieben, um die Herztöne des Babys zu kontrollieren. Anschließend bespricht das Klinikpersonal mit Dir oder Euch, welche Form der Einleitung in Deinem Falle die sinnvollste ist und wie die Einleitung dann genau abläuft. Wenn alles passt, es keine Rückfragen gibt und Du mit dem vorgeschlagenen Vorgehen einverstanden bist, wird mit der Einleitung begonnen.

Ab wann wird die Geburt eingeleitet?

Regulär wartet man mit der Einleitung bis zur Schwangerschaftswoche 37+0. Denn generell, das heißt, bei „kleineren“ medizinisch irrelevanten Beschwerden, soll das Baby bei einer Einleitung natürlich kein Frühchen mehr sein.

Natürlich gibt es je nach Indikation auch Ausnahmefälle: Zum Beispiel bei einer krebskranken Frau, die dringend eine Chemo braucht, bei Blasensprung und steigenden Entzündungswerten oder auch bei Mehrlingen wird auch mal früher eingeleitet.

Aber wenn die Frau z.B. schlimme Rückenschmerzen hat, nicht mehr schläft oder unter Übelkeit leidet, wartet man bis 37+0, auch wenn für sie die Situation nahezu unerträglich scheint. Weil es eben keinen relevanten medizinischen Grund gibt und das Kind sonst als Frühchen zur Welt käme.

Wie lange dauert eine Einleitung?

Das weiß leider im Vorfeld niemand. Natürlich gibt es Faktoren, die es wahrscheinlicher machen, dass eine Einleitung zügiger funktioniert. Dazu zählen z.B.:

  • ein bereits geöffneter Muttermund
  • zweites oder drittes Kind
  • Blasensprung
  • Terminüberschreitung

Aber auch in diesen Fällen kann es immer passieren, dass Du deutlich mehr Geduld brauchst, als Du Dir das vielleicht gewünscht hättest.

Beim ersten Kind mit geschlossenem Muttermund, ohne Blasensprung und vor dem Entbindungstermin kann es tatsächlich einige Tage dauern, bis Dein Körper auf die Einleitung reagiert und effektive Wehen einsetzen, die dann auch wirklich zur Geburt führen.

Das bedeutet, dass es absolut normal ist, dass Du drei, vier Tage eingeleitet wirst, bis die Geburt überhaupt in Gang kommt. Oftmals reagiert der Körper auf die Prostaglandine mit Kontraktionen. Diese können auch schmerzhaft, kräftezehrend und zermürbend sein. Und das Fiese ist, dass diese Kontraktionen meistens keine messbaren Fortschritte am Muttermund zur Folge haben. Es ist also durchaus möglich, dass Du Schmerzen hast, nicht schlafen kannst und sich trotzdem nichts tut.

Einleitung der Geburt auf Wunsch – ist das möglich?

Ja, natürlich darfst Du als Schwangere für Dich entscheiden, dass Du nicht mehr schwanger sein möchtest oder kannst. Ich hatte schon die schönsten Gründe für eine vorzeitige Einleitung. Von der Geschäftsreise des Ehemannes über das Sternzeichen bis hin zum „drohenden“ Christkind, das nicht unbedingt gewünscht war, war alles dabei. Und ich möchte das hier gar nicht ins Lächerliche ziehen oder den Druck, unter dem man selbst als Schwangere steht, klein reden. Aber ich denke, dass viele Frauen mit einer falschen Erwartungshaltung an die Sache rangehen. Wenn ich am 20.12. zur Einleitung komme, damit das Baby ja nicht am 24.12. kommt, stehen die Chancen gut, dass genau das passieren wird! Und ohne Einleitung wäre es vielleicht erst am 27. oder 28.12. gekommen. Hinzu kommt, dass allein die Medikamente oft Schmerzen auslösen, die Dich wahnsinnig viel Kraft kosten und auch nicht zur Geburt führen, wenn Dein Körper (noch) nicht dazu bereit ist.

Und nicht zu vergessen: Die Einleitung ist eine Intervention, die nicht selten weitere Interventionen nach sich zieht. Frauen, die eingeleitet werden, brauchen öfter Schmerzmittel oder auch eine PDA und sie bekommen auch öfter einen Kaiserschnitt.

Ich MUSS eine Einleitung bekommen – soll ich dann nicht lieber gleich einen Kaiserschnitt machen lassen?

Nein, auf gar keinen Fall. Denn ein ganz wichtiger Punkt in Bezug auf die Einleitung ist die Bereitschaft des eigenen Körpers, mit effektiver Wehentätigkeit zu reagieren. Und diese Bereitschaft besteht vor allem dann, wenn es eine echte Indikation gibt, um die Schwangerschaft zu beenden.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Körper sehr wohl relativ schnell kapiert, was zu tun ist, wenn es Mama oder Baby nicht gut geht. Oder auch wenn die Fruchtblase gesprungen oder der eigentliche Geburtstermin längst überschritten ist. Also lass Dich auf keinen Fall vorher schon runterziehen. Wenn es einen wirklichen Grund gibt, kann eine Einleitung auch sehr schnell funktionieren.

Einleitung nach Kaiserschnitt: ein Risiko?

Manche Einleitungsmethoden werden bei Schwangeren mit vorausgegangenem Kaiserschnitt nicht oder zumindest nicht ohne ausführliche Gespräche und ggf. Untersuchungen im Vorfeld gemacht. Der Grund dafür ist in erster Linie, dass man nicht genau vorhersagen kann, wie Dein Körper auf die Einleitung reagiert. Manchmal können die Medikamente zum Einleiten einen Wehensturm oder auch eine Dauerkontraktion der Gebärmutter auslösen, die bei einem vorausgegangenen Kaiserschnitt die Gefahr einer Uterusruptur, also einem Reißen der Gebärmutter, mit sich bringt.

Geburt einleiten: Mein Fazit als Hebamme

Ich sehe eine Einleitung im Prinzip ähnlich wie jeden anderen Eingriff in einen natürlichen Geburtsvorgang auch: Wenn es nicht sein muss, würde ich es nicht machen. Und wenn es sein muss, dann ist es so – und bedeutet nicht zwangsläufig, dass es keine schöne Geburt werden kann!

Wichtig ist wie immer Deine individuelle Situation und, dass Du Vertrauen zu den Menschen hast, die Dich im Bezug auf die Einleitung beraten.

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Haushalte gut mit Deinen Kräften! Versuche, auch wenn Du aufgeregt bist oder leichte Kontraktionen hast, Dich auszuruhen, zu dösen oder zu schlafen, wann immer es geht. Und: Solange Du Hunger hast, iss ordentlich und versuche, Geduld zu haben! Nimm Dir Bücher, Hörbücher oder auch DVDs mit, was immer Dich entspannt oder ablenkt. Und probiere, es einigermaßen gelassen zu nehmen: Die Stunden des Wartens auf Wehen, auf die Geburt und Dein Baby sind in Relation zu der Lebenszeit, die Du hoffentlich mit Deinem Kind verbringen darfst, so gering und eigentlich gar nicht der Rede wert ;-)

Hast Du bereits Erfahrungen mit einer Einleitung gemacht? Schreibe gerne in die Kommentare, wie es Dir dabei ergangen ist.

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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