Vor einigen Tagen fiel mir auf, dass der Bub eine weiß belegte Zunge hat. Ich dachte mir nichts dabei, weil das Trinken von Muttermilch manchmal Beläge verursacht. Als diese allerdings nicht mehr weggingen fragte ich mich, ob ich ihm wohl meine fleckige „Landkartenzunge“ vererbt habe – das ist eine harmlose Veränderung der Zungenoberfläche. Nichts Schlimmes vermutend, schenkte ich also seiner Zunge zunächst keine weitere Beachtung mehr. Zwei Tage später entdeckte ich dann zufällig auch weißliche Beläge auf seinen Wangeninnenseiten. Sein ganzer Mundraum war außerdem voller weißer, zum Teil offener Pickelchen. Ich erschrak mich, weil es furchtbar aussah und es erklärte, warum er beim Essen von Erdbeeren und anderen Früchten nach kurzer Zeit immer meckerte. Ich vermutete, dass es Mundsoor ist und ging sofort zum Arzt. Zum einen wollte ich eine klare Diagnose vom Fachmann beziehungsweise ausschließen, dass es nicht doch etwas Schwerwiegenderes ist. Zum anderen ein Mittel, das dem Kleinen schnell hilft.
Was ist Mundsoor?
Der Arzt bestätigte meine Vermutung. Er sagte, es sei eindeutig Mundsoor, weil sich die Beläge nicht abwischen ließen, sondern fest auf der Mundschleimhaut des Knaben hafteten. Er erklärte, dass Milchreste dagegen durch Nachtrinkenlassen von Tee verschwinden. Soor im allgemeinen ist eine Erkrankung der Haut und Schleimhäute durch Hefepilze, dabei können unterschiedliche Körperstellen betroffen sein. Der Mundsoor betrifft vor allem Babys innerhalb der ersten Lebensmonate, weil sie alles mit dem Mund erkunden und ihre Hautbesiedelung mit gesunden Keimen noch nicht so gut ausgebildet ist (siehe „Mundsoor“). Oft entsteht auch ein Ausschlag auf dem Po des Kindes (sogenannter Windelsoor), doch davon ist der Bub zum Glück nicht betroffen.
Die Behandlung
Mundsoor kann zwar unangenehm für die Knirpse sein, ist aber in der Regel harmlos. Unser Arzt verschrieb uns ein pilzabtötendes Medikament in Gel-Form, das ich ihm nach den Mahlzeiten mit einem sauberen Finger im Mund verteilte. Der Bub lutscht seit dem zwar wieder ohne Murren und Knurren an seinem heißgeliebten Obst, jedoch ist der Spuk noch nicht vorbei. Die Hefepilze sind hartnäckig, so dass wir uns auf eine längere Therapiezeit einstellen müssen. Neben der Pilzbehandlung ist absolute Hygiene wichtig. Das bedeutet Lieblingsspielzeuge, Schnuller, Fläschchen – im Prinzip alles, was die Kleinen gerne „anknabbern“ gut reinigen (wenn möglich auskochen), damit sie sich nicht täglich aufs Neue an diesen Gegenständen anstecken. Außerdem ist es sinnvoll den Pilz noch weiter zu behandeln, auch wenn schon alle Symptome verschwunden sind. Die Pilze halten sich nämlich noch eine Weile, auch wenn sie nicht mehr sichtbar sind und sie schlagen erneut zu, wenn die Behandlung zu früh beendet wird.
Mundsoor und Stillen
Ein Baby mit Mundsoor kann bzw. sollte weiterhin gestillt werden, denn Muttermilch enthält viele Schutzfaktoren gegen diese Pilze. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht nur das Baby, sondern auch die Mutter (ihre Brust) behandelt wird, auch wenn die Mutter symptomfrei erscheint. Wird nur das Kind behandelt und die Mutter nicht, dann stecken sich beide gegenseitig immer wieder an (Ping Pong Effekt). Ich bin glücklicherweise (noch) verschont und zeige keine Symptome einer Soor-Erkrankung. Dennoch achte auch ich auf Hygiene, da die Pilze in Milch und warmen Milieu gut gedeihen und sie sich von Zucker ernähren – dieser ist in Form von Laktose auch in Muttermilch enthalten. Ich wasche deswegen nach dem Stillen meine Hände und Brüste – ich lasse die Milch nicht wie sonst auf den Brüsten eintrocknen, um den Pilzen die Lebensgrundlage zu entziehen. Außerdem wechsle ich nach jedem Stillen meine Stilleinlagen aus. Das ist ziemlich aufwendig und lästig, aber noch lästiger ist eine schmerzhafte Soorinfektion, wie ich durch meine Arbeit als Stillberaterin weiß.