Wie lange stillt man eigentlich? Stillen ist etwas, worüber viel nachgedacht und unter Müttern auch gerne geredet wird. Im Durchschnitt wird in Deutschland etwas mehr als ein halbes Jahr gestillt. Stillen Mütter länger, löst das bei vielen Menschen komische Gedanken aus, aber warum eigentlich? Was genau ist Langzeitstillen und welche Vorteile hat es für Mama und Kind? Gerne möchte ich in diesem Artikel darauf eingehen und Dir noch ein paar weitere Infos rund um das Stillen geben.
WHO-Empfehlung zur Stilldauer
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, mindestens 24 Monate zu stillen (zunächst voll, später in Kombination mit Beikost). Muttermilch enthält viele Nährstoffe, unterstützt das Immunsystem und ist zum Beispiel dann eine große Hilfe, wenn Dein Kind krank ist und das Essen verweigert. Daneben gibt Deine Brust dem Kind Trost und es wird schneller gesund.
Die Empfehlung der WHO gilt übrigens für weltweit alle Frauen. Fälschlicherweise denkt man oft, dass es hierbei um Frauen aus Ländern geht, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Auch ein Alterslimit gibt es nicht. In welchem Alter eine Frau ihr Kind stillt, spielt keine Rolle.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen? Dieser Frage hat sich auch unsere Hebamme Anna-Maria in unserem Video zum Thema abstillen gewidmet:
Wie lange stillen Mütter ihre Kinder?
Viele Mütter stellen ihre Milchbar nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung, da sie schnell wieder arbeiten wollen oder sich einfach unwohl fühlen, je älter und mobiler das Kind wird. Hierzulande ist bei vielen Müttern etwa mit einem halben Jahr Schluss. Also zu dem Zeitpunkt, zu dem das Baby sich zum ersten Mal an Brei versucht. Statt ergänzend zu stillen, kommt dann auch häufig Milchnahrung zum Einsatz. Tatsächlich macht die Brust ein „Abstillen in Raten“ aber problemlos mit. Es spricht also nichts dagegen, die Milchmahlzeiten nach und nach durch Breimahlzeiten zu ersetzen.
Welche Vorteile hat das Stillen?
Wenn Du Dich dafür entscheidest, Dein Kind zu stillen, profitiert Ihr beide davon. Es gibt nämlich eine Menge Vorteile:
- intensive körperliche und emotionale Bindung
- schnelle Beruhigung in der Nacht
- Weiterstillen bei schlechtem Beikost-Essen
- unterwegs ist immer Milch vorhanden
Muttermilch ist für Babys optimal, weil sie alle wichtigen Nährstoffe enthält. Sie stärkt das Immunsystem und schützt das Kind auf diese Weise vor Infektionskrankheiten. Zusätzlich verringert Stillen das Risiko des plötzlichen Kindstods und, bei der Mutter, das Risiko, an Eierstock- oder Brustkrebs zu erkranken. Das gilt auch dann schon, wenn die Stilldauer eher kurz ist.
Kinder, die länger gestillt werden, haben auch ein geringeres Risiko für chronische Erkrankungen und Übergewicht im Kindesalter. Es gibt auch Hinweise darauf, dass langes Stillen die kognitiven Leistungen verbessert.
Ganz egal, wie lange Kinder gestillt werden – Stillen ersetzt nicht die Einführung von Beikost. Mit ca. einem halben Jahr zeigen Babys Interesse an anderer Nahrung. Auch ihr Körper braucht mit zunehmendem Alter ergänzende Nährstoffe. Babys und Kleinkinder können aber zusätzlich weiterhin gestillt werden.
Beim Stillen gilt: Je länger, umso besser!
Was bedeutet „lange stillen“?
Ein Problem bei längerem Stillen, also Stillen über 6 Monate und vielleicht auch über 12 Monate hinaus, ist die wenig vorhandene Akzeptanz in der Gesellschaft. Es ist für viele Menschen tatsächlich ein ungewohnter Anblick, wenn laufende und sprechende Kinder sich selbst an Mamas Busen „bedienen“. Es gibt aber Mamas, denen das absolut nichts ausmacht. Sie stillen ihre Kinder auch mit drei oder vier Jahren noch, manche sogar bis ins Grundschulalter. Gibt es weiteren Nachwuchs, werden die Kinder gleichzeitig gestillt. Hier spricht man von Tandemstillen.
Eine richtige Definition für Langzeitstillen gibt es nicht. Es ist eher ein subjektives Empfinden. Für manche ist Langzeitstillen alles, was über ein Still-Jahr hinausgeht. Du selbst wirst auch ein Gespür dafür bekommen, ab wann Du als Langzeitstillende giltst. Das kann zum Beispiel sein, wenn Dein Kind in den Kindergarten kommt oder die Kinder in Eurem Umfeld nicht mehr gestillt werden. Du musst die Entscheidung für Dich selbst treffen und solltest Dich nicht von Deinem Umfeld beeinflussen lassen. Wenn Du Dich nach einem halben Jahr mit dem Stillen nicht mehr wohl fühlst, ist das in Ordnung. Es kommt übrigens auch vor, dass Kinder ihren Müttern diese Entscheidung abnehmen und die Brust nach und nach verschmähen.
Fühlt Ihr Euch Beide wohl damit gilt: Ein Abstillen ist auch dann nicht nötig, wenn Kinderarzt, Eltern oder Freunde der Meinung sind, dass „es so langsam reichen sollte“. Du brauchst auf jeden Fall eine große Portion Selbstbewusstsein, wenn Du Dein Kind stillst, wenn es bereits laufen und sprechen kann.
So klappt der Stillstart – Video mit Hebamme Anna-Maria
Persönliches Fazit
Ich habe erst bei meinem dritten Kind ein schönes und unkompliziertes Stillen erlebt. Ich gehörte auch immer zu denen, die sich das Stillen nur so lange vorstellen können, bis das Kind anfängt, mobil zu werden. Doch mittlerweile stille ich meine sechsmonatige Tochter noch voll und ich denke gar nicht ans Aufhören.
Ich habe mich anfangs noch unwohl gefühlt, sie in der Öffentlichkeit zu stillen, da es leider immer noch Blicke gibt. Aber mit einer gewissen Technik, das Ganze dezent zu gestalten, kommen wir beide super klar und für mich steht im Vordergrund, dass mein Baby satt wird. Ich hoffe, dass die Gesellschaft das Langzeitstillen irgendwann akzeptiert und statt „Stillt sie ihr Kind immer noch?“ einfach an „Wie schön, sie stillt noch!“ denkt. Das gilt übrigens auch für Mamas, die Flasche geben. Auch das sollte akzeptiert werden.
Wie sind Eure Erfahrungen mit dem Thema Stilldauer? Wie lange stillt Ihr Eure Kinder oder habt Ihr Eure Kinder gestillt? Wir freuen uns über Eure Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren.