In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben sich die Erkenntnisse und Empfehlungen, ab wann Beikost bei Babys eingeführt werden sollte, laufend verändert. Während Du als Kind vielleicht schon mit drei Monaten Brei gefüttert bekommen hast, wird der erste Brei (oder Fingerfood) heute viel später gegeben.
Beikost ab wann? Das sagen die Experten
Die internationalen Fachgesellschaften (WHO, AAP) empfehlen, Beikost erst mit 6 Monaten zu geben, während die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) einen zeitlichen Rahmen zwischen dem 5.-7. Monat angibt. Einen früheren Beikoststart, also vor dem 5. Lebensmonat, empfiehlt heute niemand mehr.
Wenn Du diese Empfehlung trotzdem bekommst, ist sie veraltet und Du solltest sie besser ignorieren. Bei Frühgeborenen sollte das Alter entsprechend des errechneten Geburtstermins korrigiert werden, sie starten also oft erst im 8. Monat oder später.
Richte Dich in jedem Fall nicht nach einer starren Zeitangabe, sondern nach dem Entwicklungsstand Deines Kindes – da sind sich die Experten weitgehend einig.
Oft gibt es Verwirrungen bezüglich der Altersangaben. „Ab dem 5. Monat“ bedeutet, dass Dein Baby 4 Monate oder älter ist. Wie alt genau Dein Kind ist, kannst Du mit unserem Wochenrechner anhand des Geburtsdatums errechnen. Wenn Dein Kind nennenswert zu früh oder zu spät geboren wurde, solltest Du das Datum des ET (errechneter Entbindungstermin im Mutterpass) in den Rechner eingeben.
Muttermilch oder Ersatzmilch weiterhin Hauptnahrungsmittel
Einigkeit herrscht heute auch darüber, dass Milch (Muttermilch oder Pre-Nahrung) das ganze erste Lebensjahr über Hauptnahrung sein sollte, und Beikost – wie der Name sagt – nebenbei eingeführt wird. Das bedeutet, dass Du ruhig vor oder nach den Mahlzeiten sowie zwischendrin nach Bedarf stillen oder eine Flasche geben darfst, sodass Dein Kind alle nötigen Nährstoffe bekommt. Die WHO empfiehlt, Kinder dann mindestens bis zum 2. Geburtstag weiter zu stillen.
Zwischen Stillkindern oder Flaschenkindern gibt es keinen Unterschied im Zeitpunkt, ab wann Du Deinem Baby Beikost geben solltest.
Reifezeichen für die Beikost abwarten
Tatsächlich kannst Du als Elternteil ganz einfach und vermutlich besser als jeder Experte entscheiden, ab wann Ihr mit Beikost starten solltet – immerhin kennst Du Dein Kind besser als jeder Mediziner oder Ernährungsberater. Allerdings lassen sich viele Eltern durch Ratgeber und Beikostpläne auch schnell verunsichern.
Um Dir die Frage, ab wann Beikost für Dein Baby geeignet ist, einfach zu beantworten, gibt es sogenannte Beikostreifezeichen. Dein Kind sollte alle davon erfüllen, bevor es zum ersten Mal Brei oder Fingerfood bekommt:
- Die Augen-Hand-Mund-Koordination muss gut genug funktionieren, um Dinge gezielt zu greifen und in den Mund zu stecken. Das kannst Du mit Spielzeug oder einem weichen Löffelchen gut beobachten.
- Dein Baby soll über ausreichend Rumpfkontrolle verfügen, sodass es den Kopf stabil halten und mit etwas Hilfe aufrecht sitzen kann.
- Der Zungenstoßreflex sollte nachgelassen haben. Dieser Reflex dient der Sicherheit und sorgt in den ersten Lebensmonaten dafür, dass alles, was dicker als Muttermilch ist, mit der Zunge wieder aus dem Mund geschoben wird.
- Deutliches Interesse am Essen und Kaubewegungen beim Beobachten essender Familienmitglieder zeugen ebenfalls von Beikostreife.
Ab wann frühestens Beikost gegeben werden sollte, ist also klar: Wenn Dein Baby bereit dafür ist.
Wann sollte ich spätestens mit Beikost anfangen?
Ab wann spätestens Beikost gegeben werden sollte, dafür gibt es dagegen weniger Angaben. Allerdings würde ich Dir empfehlen, nicht länger als bis zur Beikostreife zu warten. Es ist wichtig, dass Dein Kind ab diesem Zeitpunkt mit möglichst vielen verschiedenen Geschmäckern und Allergenen in Berührung kommt. Große Mengen zum Sattwerden muss es dafür nicht essen, aber eben Nahrung in den Mund nehmen. Eine verzögerte, also zu späte Einführung der Beikost führt laut Studien zu einem erhöhten Allergierisiko.
Ab wann Brei für Babys?
Wenn Du aus irgendeinem Grund mit Beikost anfangen möchtest, bevor Dein Baby alle Reifezeichen erfüllt, kommt nur fein pürierter Babybrei in Frage. In den vergangenen 50-100 Jahren hat sich diese Art der Babyernährung als „normal“ etabliert: Säuglinge wurden sehr früh mit Brei gefüttert und möglichst schon im ersten Lebensjahr abgestillt. Bei diesem schnellen Vorgehen ist es notwendig, einen sicheren „Fahrplan“, den sogenannten Beikostplan einzuhalten.
Heute gibt Untersuchungen, die zeigen, dass eine zu frühe Beikosteinführung eher Nachteile für Kinder bringt und es wird darum empfohlen, die Beikostreife abzuwarten.
Eine bestimmte Reihenfolge, Mengenangaben und Uhrzeiten müssen dabei nicht mehr eingehalten werden, denn der Verdauungstrakt ist jetzt reif für feste Nahrung. Allerdings gibt es vielen Eltern ein sicheres Gefühl, sich an einem Beikostplan zu orientieren. Solange Du achtsam fütterst, also die Hunger- und Sättigungszeiten Deines Kindes beachtest und sensibel auf sein Esstempo eingehst, spricht grundätzlich auch nichts dagegen.
Die genauen Altersangaben und den offiziellen Beikostplan findest Du hier.
Ab wann Beikost mit BLW?
Einige Eltern möchten auch überhaupt keinen Brei füttern – und das ist auch nicht unbedingt nötig! Babys können ab der Beikostreife geeignete Nahrungsstücke aufnehmen und selbst essen. Wenn ein Baby nicht gefüttert wird, sondern im eigenen Tempo und mit den eigenen Händen essen darf, nennt man das Baby led Weaning (BLW) oder breifreie Beikost. Diese Art der Beikosteinführung dauert zwar länger, dafür fördert sie die Selbstständigkeit und verschiedene Fähigkeiten bei Deinem Kind.
Wichtig ist, dass Du dafür Lebensmittel wählst, die weich genug sind, um sie auch ohne Zähne zerdrücken zu können und die keine Verschluckungsgefahr darstellen.
Beikost-Rezepte für die breifreie Beikost findest Du auf meiner Seite Babyled-weaning.de
Ungeeignete Lebensmittel für Babys
Damit die Beikosteinführung auch ohne Beikostplan klappt, solltest Du wissen, was Dein Kind in den ersten Lebensjahren nicht essen darf. Diese Lebensmittel sollten nicht in den Brei und auch nicht als Fingerfood auf den Teller:
- Prallelastische Obst- und Gemüsesorten (Lebensmittel mit einer rundlichen Form und glatter Oberfläche) wie Weintrauben, Cocktailtomaten oder große Blaubeeren stellen eine erhöhte Verschluckungsgefahr dar. Diese solltest Du in den ersten beiden Lebensjahren vierteln.
- Ganze oder grob gemahlene Nüsse dürfen Kinder frühestens mit 4 Jahren essen. Reines Nussmus oder gemahlene Nüsse werden aber ausdrücklich für die Beikost empfohlen.
- Honig und Ahornsirup können gefährlichen Säuglings-Botulismus auslösen und sollten mindestens bis zum ersten Geburtstag gemieden werden.
- Rohe Eier können Salmonellen oder andere Bakterien enthalten, die Dein Baby krank machen.
- Rohmilchprodukte können Toxoplasmosebakterien enthalten.
- Auch Fleisch oder Fisch sollte immer ganz durchgebraten sein.
- Achte darauf, dass Nahrungsmittel für Dein Kind kein Koffein, Teein oder gar Alkohol enthalten.
- Leber und Fettreicher Raubfisch wie Thunfisch, Hecht und Schwertfisch sind häufig stark mit Schwermetallen und anderen Schadstoffen belastet.
- Fisch mit Gräten dürfen Kinder nicht essen.
Bis Dein Kind Backenzähne hat, ist rohes Blattgemüse wie Salat oder Mangold ungeeignet (aber nicht gefährlich), weil die Kleinen es nicht gut zerkleinern können und es meist den Würgereiz auslöst.
Außerdem ungesund und damit für Babys, Kinder und eigentlich auch Erwachsene sind (in größeren Mengen):
- Wurst und verarbeitetes Fleisch
- Salz
- Zucker
- Süßstoffe
- gehärtete Fette und Transfette (Chips, Pommes, Convenience Food)
- Fast Food
Allergieprävention in der Beikost
Auch Empfehlungen zu Lebensmitteln, die häufig Allergien auslösen, haben sich geändert. Früher galt es als hilfreich, Erdnüsse, Hühnereiweiß und Co. in der Beikost möglichst lange zu vermeiden. Mittlerweile haben neuere Studien gezeigt, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Solche Allergene sollten möglichst früh in kleinen Mengen und nicht zu häufig gegeben werden. Als besonders günstig hat sich die Einführung der Allergene in der Beikost ab 4 Monaten erwiesen – also ab dem 5. Monat, wie es die DGE empfiehlt.
Ab wann Wasser zur Beikost?
Sobald Dein Kind Beikost bekommt, darf es auch zusätzliche Flüssigkeit trinken – und zwar immer zu den Mahlzeiten. Ideal wäre es, ihm einen Becher mit Wasser in greifbare Nähe zu stellen und (mit Hilfe) selbst trinken zu lassen. Das klappt anfangs oft nicht so richtig und das Wasser landet auf dem Lätzchen. Dafür lernt Dein Baby so relativ schnell, wie es sein Durstgefühl stillt.
Außer Wasser kommt als Getränk für Babys nur ungesüßter Tee in Frage. Saft, Saftschorle oder Milch sollte nicht ins Trinkglas und zwar so lange wie möglich. Auch auf eine Nuckelflasche würde ich zum Trinken verzichten – mit Ausnahme von Pre-Milch natürlich. Denn die regt zum Dauernuckeln an und die Zähne werden von der Flüssigkeit umspült. Das schadet sogar bei Wasser, weil die Mundflora, die die Zähne vor Karies schützt, gestört wird.
Beikost FAQ – die häufigsten Fragen
👉 Kann man mit 4 Monaten schon Brei geben?
Wenn Dein Baby die Beikostreifezeichen so früh zeigt, solltest Du ihm mit 4 Monaten schon Brei oder Fingerfood anbieten. Die DGE empfiehlt eine Beikosteinführung zwischen dem 5.-7. Monat.
👉 Was darf mein Baby mit 4 Monaten essen?
Wenn Du Deinem Baby mit 4 Monaten Brei gibst, ohne auf die Beikostreifezeichen zu achten, solltest Du Dich tatsächlich am Beikostplan orientieren oder sorgfältig recherchieren, was für Babys so früh gut verträglich ist.
👉 Ab welcher Woche Beikost?
Häufig liest man von einer Darmreife nach 180 Tagen, das sind etwas mehr als 25 Wochen bzw. nicht ganz 6 Monate. Natürlich ist das Quatsch, denn jeder Mensch hat sein individuelles Entwicklungstempo. Achte statt auf Altersangaben lieber auf den Entwicklungsstand Deines Babys.
👉 Wie füttert man ein Baby, das noch nicht sitzen kann?
Ein Baby, das nicht mit etwas Unterstützung aufrecht auf dem Schoß sitzen kann, sollte nicht mit der Beikost starten. Bitte warte noch ab. Auf keinen Fall dürfen Babys im liegen oder halb liegend gefüttert werden, es besteht die Gefahr, dass sie am Brei ersticken! Erst sobald Dein Baby sich selbstständig hinsetzen kann, darfst Du es zum Füttern in einen Hochstuhl setzen.
👉 Warum Beikost nicht zu früh?
Eine verfrühte Beikosteinführung überfordert das unreife Verdauungssystem Deines Kindes. Die Nährstoffe können nicht richtig aufgenommen werden, stattdessen kommt es zu Blähungen, Bauchschmerzen und anderen Problemen.
👉 Wie viel Brei beim ersten Mal?
Beim ersten Mal reichen vermutlich 1-2 Löffelchen Brei. Achte auf die Signale Deines Babys und schiebe den Löffel nur in den Mund, wenn es seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet hat und den Mund öffnet. Wenn Dein Kind kein Interesse mehr hat, bitte nicht mehr füttern!
👉 Wie schnell steigert man die Beikost?
Im ersten Lebensjahr darf die Hauptnahrungsquelle die Milch (Muttermilch oder Formula) bleiben. Deshalb heißt es ja auch „Bei“-Kost und nicht Ersatzkost. Die Menge der Beikost richtet sich danach, wie viel Dein Kind essen möchte – nicht nach Grammangaben.
👉 Warum fängt man mit Beikost mittags an?
Es gibt keinen triftigen Grund, warum man mit dem Mittagsbrei starten muss. Wenn sich das für euren Tagesablauf anbietet, spricht aber auch nichts dagegen. Ab Beikostreife darf Dein Baby zu jedem Zeitpunkt essen, auch mehrmals am Tag. Du musst nicht einen Brei nach dem anderen einführen.
👉 Beikost – Frühstück ab wann?
Sobald Dein Kind beikostreif ist, darfst Du ihm auch Frühstück anbieten. Ob und wie viel es davon essen möchte, darf es selbst signalisieren.
👉 Beikost – ab wann Fleisch?
Experten empfehlen, auch Fleisch und Fisch zeitnah mit der Beikosteinführung anzubieten. Studien aus dem Jahr 2019 legen nahe, dass ungestillte Kinder sich über Rindfleisch mit bestimmten Erregern infizieren könnten.
👉 Beikost: Ab wann Ei?
Komplett durchgegarte Eier dürfen Säuglinge bereits ab Beikoststart essen. Auch im Sinne der Allergieprävention wird nicht mehr empfohlen, Hühnereiweiß zu meiden, sondern es möglichst früh in die Ernährung zu integrieren. Bei einer auftretenden allergischen Reaktion solltest Du mit dem Kinderarzt sprechen und vorerst kein Ei mehr geben. Als Richtwert für omnivor ernährte Babys, die also auch Proteine aus Fleisch und (Kuh-)Milch aufnehmen, gelten 1-2 Eier pro Woche.
👉 Beikost – ab wann Obst?
Babys dürfen ab Beikostreife Obst essen. Wenn es weich genug ist, um auch ohne Backenzähne zerkleinert zu werden, darfst Du auch rohes Obst (z.B. Banane, weiche Birne, Pfirsich) anbieten. Ob ein Nahrungsmittel weich genug ist, kannst Du selbst testen: Wenn Du es zwischen Daumen und Zeigefinger zerdrücken kannst, ist es sicher.
👉 Beikost – welches Gemüse ab wann?
Tatsächlich gibt es wenig Gemüsesorten, die wirklich ungeeignet für Säuglinge sind. Wenn Du Dich trotzdem über die einzelnen Gemüsesorten sowie andere Nahrungsmittel informieren möchtest, habe ich eine ausführliche Lebensmittelfibel erstellt.
Hast Du weitere Fragen zur Beikosteinführung? Stelle sie gerne in den Kommentaren!
Quellen:
- Bartig-Prang, T. / Deutsche Hebammen Zeitschrift (2022): Beikost einführen. Die WHO-Empfehlung gilt – für alle!
- Bührer, C. et. al. (2014): Ernährung gesunder Säuglinge. Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
- DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum, 2019): Bovine Milk and Meat Factors und ihre mögliche Rolle als Krebsrisikofaktoren.
- European Food Safety Authority (2009): EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA), Scientific Opinion on the appropriate age for introduction of complementary feeding of infants. EFSA Journal 2009; 7(12): 1423 [38 pp.]. doi:10.2903/j.efsa.2009.1423.
- Nwaru, B.I. et. al.: Age at the Introduction of Solid Foods During the First Year and Allergic Sensitization at Age 5 Years. Pediatrics January 2010; 125 (1): 50–59. 10.1542/peds.2009-0813
- Prell C, Koletzko B: Breastfeeding and complementary feeding—recommendations on infant nutrition. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 435–44. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0435
- Unicef UK (2015): Introducing Solid Food
Mehr Infos dazu findest Du hier.