Kaum ein Thema scheint frisch gebackene Eltern und ihr Umfeld mehr zu bewegen als der Schlaf ihrer Babys. Kein Wunder! Ich kann mich noch einwandfrei an die ersten Monate erinnern. Wer über lange Zeiträume nicht mehr als 2 oder 3 Stunden Schlaf am Stück bekommt, der hat irgendwann das Gefühl, verrückt zu werden. Deshalb fragen sich viele Mamas und Papas “Ab wann schlafen Babys durch?”
Von welchen Faktoren das Durchschlafen abhängt – und ab wann es spätestens funktionieren sollte, erkläre ich Dir in diesem Beitrag.
Ab wann spricht man vom Durchschlafen beim Baby?
Kennst Du diese Mütter oder Omas, die erzählen, dass ihr Baby von Anfang an durchgeschlafen hätte? Falls Dein Kind in den ersten Monaten nicht wie ein Stein schläft, kann ich Dich beruhigen. Das ist vollkommen normal! Aber was heißt es denn überhaupt genau, dass ein Baby durchschläft? Durchschlafen bedeutet, dass der Säugling nachts 6 bis 8 Stunden ohne Unterbrechung schlummert.
Anfangs ist das nicht möglich, denn Dein Kind muss den Tag-/Nacht-Rhythmus erst noch lernen. Als es noch in Deinem Bauch war, konnte es schlafen, wann immer es wollte. Jetzt versuchst Du, ihm den Hauptschlaf in der Nacht beizubringen. Das braucht seine Zeit.
In den ersten Lebenswochen schlafen Säuglinge sehr viel. Sie verbringen rund 16 bis 18 Stunden im Land der Träume. Der Schlaf passiert aber nicht am Stück, sondern in rund 5 Phasen. Die Schlafphasen werden alle 2 bis 4 Stunden unterbrochen, weil Dein Baby Hunger hat, die Windel voll ist oder einfach Deine Nähe sucht.
Bei den meisten Babys stellt sich nach 4 bis 6 Wochen ein erster Schlafrhythmus ein. Vom Durchschlafen kann aber auch dann noch keine Rede sein. Kaum ein Kind schafft es innerhalb der ersten 6 Lebensmonate, 6 Stunden ohne Unterbrechung zu schlummern. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, wobei das aber auch keine Garantie dafür ist, dass es bei diesem Schlafverhalten bleibt.
Aber ab wann schlafen Babys nachts durch? Das passiert ab etwa einem halben Jahr. Dann wird die Schlafdauer am Stück langsam länger. Im Alter von 12 Monaten schlafen rund 80 % der Babys durch. Selbst manche Kleinkinder haben noch Probleme beim Durchschlafen. Es ist völlig normal, dass auch ältere Kinder nicht immer durchschlafen.
Wenn Dein Baby durchschläft, also 6-8 Stunden ohne Unterbrechung, bedeutet das (leider) nicht, dass Du automatisch zu Deinem verdienten Schlaf kommst. Denn wenn Du Dein Kind um 20 Uhr ins Bett legst und es zwischen 2 und 4 Uhr aufwacht, gilt das als Durchschlafen. Wenn Du unter starkem Schlafmangel leidest, lohnt es sich also, Deine Bettgehzeit anzupassen.
Die westliche Vorstellung vom Durchschlafen und Babys – wie passt das zusammen?
Bevor wir jetzt weitere Punkte zur Fragestellung “Ab wann schlafen Babys durch” klären, möchte ich noch kurz ganz allgemein auf das Thema Schlaf eingehen.
Forscher vermuten, dass es eher unserer Biologie entspricht, wie ein Säugling zu schlafen. Das bedeutet, dass der „natürlich“ lebende Mensch auch noch als Erwachsener sowohl tagsüber als auch nachts mehrere Schlaf- und Wachphasen hat. In unserer westlichen Welt ist das anders. Wir haben Termine und einen vollgepackten Tag – da ist an regelmäßige Nickerchen nicht zu denken. Das elektrische Licht macht obendrein die Nacht zum Tage. Das beeinflusst den natürlichen Schlafrhythmus des Menschen zusätzlich.
Das Schlafverhalten, zu dem wir unsere Babys zu erziehen versuchen, entspricht also zwar unserer Kultur, aber möglicherweise nicht unbedingt unserer Natur. Das macht es für Dich als Mama oder Papa in der zivilisierten Welt nicht unbedingt einfacher mit einem Baby, das (noch) nicht ans Durchschlafen denkt – aber vielleicht hilft Dir dieses Wissen dabei, sein Schlafverhalten besser zu verstehen und anzuerkennen, dass seine vielen kurzen Schläfe aus evolutionsbiologischer Sicht etwas ganz Normales sind.
Wie viel Schlaf brauchen Babys in welchem Alter?
Wer sich mit dem Thema “Ab wann schlafen Babys durch” beschäftigt, der stößt unweigerlich eines Tages auf den Schlafbedarf.
Wie viele Stunden Schlaf benötigt ein Baby täglich, damit es ihm gut geht? Das hängt stark vom Alter ab:
Alter | Schlafbedarf / 24h |
0-3 Monate | Babys schlafen durchschnittlich 16-18 Stunden pro Tag. Der Schlaf findet gleichmäßig tagsüber und nachts statt. Tagsüber schläft das Baby rund 4- bis 5-mal. |
3 Monate | Die Gesamtschlafzeit beträgt jetzt noch rund 14,5 Stunden pro Tag. Babys schlafen jetzt nachts länger als tagsüber. Tagsüber schlafen die Kleinen normalerweise 2 bis 4 Mal. |
6-9 Monate | Babys brauchen im Schnitt 14,2 Stunden Schlaf pro Tag. Einige schaffen es jetzt, nachts 6 bis 8 Stunden am Stück zu schlafen. Tagsüber benötigen sie jetzt 2 bis 3 Nickerchen. |
12 Monate | Mit einem Jahr schlafen Babys im Durchschnitt 14 Stunden pro Tag. 80% haben jetzt nachts Schlafphasen, die mindestens 6 Stunden dauern. Das heißt, mit rund einem Jahr schlafen die meisten Babys durch. Tagsüber finden 1 bis 2 Schläfchen statt. |
18 Monate | Im Alter von 18 Monaten schlafen die meisten Kinder etwa 13,5 Stunden pro Tag. 96% schlafen nur noch einmal täglich. |
2 Jahre | Mit zwei Jahren beträgt die durchschnittliche Schlafdauer etwa 13 Stunden pro Tag. Die meisten Kinder halten einen Mittagsschlaf. |
Schlafen Flaschenbabys eher durch als gestillte Kinder?
Beim Thema Ab wann schlafen Babys durch muss auf den Faktor Stillen Rücksicht genommen werden. Denn gestillte Babys haben oft ein anderes Schlafverhalten als Babys, die mit der Flasche gefüttert aufwachsen. Still-Babys wachen nachts tatsächlich öfter auf. Woran liegt das?
Muttermilch ist zwar sehr gesund, aber sie wird auch schnell verdaut. Deshalb haben gestillte Babys alle paar Stunden Hunger, auch nachts. Das nächtliche Stillen ist wichtig, um sicherzustellen, dass das Baby genug Nahrung bekommt. Die Milchnahrung aus der Flasche hat zwar nicht unbedingt mehr Kalorien als Muttermilch, wird aufgrund ihrer Zusammensetzung aber gleichmäßiger verdaut. Hinzu kommt, dass es Flaschenbabys gerade in der Anfangszeit oft leichter fällt, größere Mengen Milchnahrung zu trinken, weil das Trinken aus der Flasche etwas einfacher ist als aus der Brust. Daher verlangen sie oft nicht so schnell wieder nach Nachschub wie Stillkinder.
Wenn Dein Stillbaby nachts sehr häufig aufwacht und immer wieder trinken möchte, kann das auch daran liegen, dass es nicht effektiv genug aus der Brust trinkt. Oder es trinkt nicht lange genug auf einer Seite, um an die fettreiche und länger sättigende Hintermilch zu kommen. Am besten ist es, in diesem Fall eine Stillberaterin zu konsultieren.
Ich berichte gerne von meiner Erfahrung, denn ich habe meine Tochter 2,5 Jahre gestellt. Sie hat mit relativ genau 12 Monaten durchgeschlafen. In den ersten Monaten nach der Geburt litt ich sehr unter dem Schlafmangel, weil ich nachts immer zum Stillen aufgestanden bin. Später habe ich sie dann einfach im Bett im Liegen gestillt. Dabei konnte ich selbst weiterschlafen. Heute kann ich sagen, dass die Zeit zwar hart war, ich aber auch sehr dankbar dafür bin. Es sind private und unvergessliche Momente, diese Nächte mit einem wachen Baby. Gefühlt schläft die ganze Welt, während man ungestörte Zeit mit seinem Kind verbringen kann.
Wie kannst Du Deinem Baby beim Durchschlafen helfen?
Wenn Du Dein Baby beim Durchschlafen unterstützen möchtest, schau Dir zunächst einmal die Gründe an, warum Säuglinge nachts aufwachen.
Warum wachen Babys nachts auf?
Es gibt verschiedene Störfaktoren, die den Schlaf unserer Babys unterbrechen. Hier die Wachmacher unserer Säuglinge:
- Hunger: Dein Baby hat einen winzig kleinen Magen, der nach der Geburt etwa so groß ist wie ein Teebeutel. Gleichzeitig wächst sein Körper rasend schnell und auch für seine Gehirnentwicklung braucht es viel Energie. Deshalb verspürt es alle paar Stunden Hunger, auch nachts. Ältere Babys, die tagsüber viel in Bewegung sind, haben nachts oft einfach mehr „Zeit“ und Ruhe für die Nahrungsaufnahme.
- Durst: Besonders bei warmem Wetter kann es sein, dass Babys nachts Durst bekommen und aufwachen, um zu trinken.
- Windeln: Wenn die Windel voll ist, kann das Unbehagen verursachen und das Baby zum Aufwachen bringen.
- Unbequemlichkeit: Babys können aufgrund von unbequemen Schlafpositionen, zu warmer oder zu kalter Umgebung oder anderen unangenehmen Empfindungen aufwachen. Auch ein kratzendes Schildchen im Nacken oder eine zu knapper Schlafsack können seine Ruhe stören.
- Schmerzen: Zahnen, Koliken, eine Impfreaktion oder andere körperliche Beschwerden können Babys am Durchschlafen hindern.
- Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit: Babys fühlen sich sicherer und beruhigter, wenn sie die Nähe ihrer Eltern spüren, besonders in den ersten Lebensmonaten. Sie wachen nachts auf und suchen Körperkontakt. Deshalb lassen sich viele Babys zum Schlafen auch nur schlecht oder gar nicht ablegen. Dein Baby versteht ja noch nicht, dass Du nur mit dem Babyphone ins Nebenzimmer gehen wolltest!
- Entwicklungsschübe: Während eines Wachstumsschubs können Babys unruhiger sein und öfter aufwachen, da ihr Gehirn und ihre Fähigkeiten sich weiterentwickeln, was sie unsicher und unruhig macht.
Auch die sogenannte Schlafregression kann dahinterstecken, wenn Babys nicht (mehr) durchschlafen. Dabei handelt es sich um Phasen, in denen Säuglinge plötzlich wieder schlechter schlafen, nachdem sie zuvor besser geschlafen haben. Die Schlafregression kann durch Wachstumsschübe oder andere (äußere) Faktoren ausgelöst werden und führen oft dazu, dass Babys häufiger nachts aufwachen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass das nächtliche Aufwachen für Babys normal ist – und Teil ihrer Entwicklung. Du als Mama oder Papa kannst durch liebevolle Unterstützung und ein beruhigendes Umfeld dazu beitragen, dass Dein Baby nachts wieder einschläft und sich sicher fühlt.
Wie kannst Du Deinem Baby helfen durchzuschlafen?
Es gibt verschiedene Methoden, wie Du Dein Kind beim Durchschlafen unterstützen kannst.
- Beruhigende Schlafumgebung: Stelle sicher, dass das Baby in einer ruhigen, dunklen und angenehm temperierten Umgebung schläft. Die optimale Raumtemperatur für Babys beträgt 16 bis 18 °C. Manchen Babys helfen beruhigende Geräusche wie weißes Rauschen oder sanfte Musik beim Einschlafen.
- Schlafrituale: Etabliere eine feste Abendroutine wie ein warmes Bad, eine sanfte Massage, ein Schlaflied oder ein Buch vor dem Schlafengehen. Diese Rituale signalisieren dem Baby, dass es Zeit ist, sich zu entspannen und zu schlafen.
- Konsistenter Schlaf-Wach-Rhythmus: Versuche, einen konsistenten Zeitplan für das Schlafengehen und das Aufwachen zu etablieren, um dem Baby eine Vorstellung von einem festen Tagesablauf zu geben. Wenn Dein Baby schon etwas älter ist, kann auch ein geregelter Mittagsschlaf das Durchschlafen in der Nacht erleichtern.
- Aufmerksame Reaktion: Reagiere auf die Bedürfnisse Deines Babys, wenn es nachts aufwacht. Biete Trost, Fütterung oder Windelwechsel, wenn nötig, aber versuche, das Baby nicht zu sehr zu stimulieren, um es beim Wiedereinschlafen nicht zu stören.
- Sicherheit und Geborgenheit: Gib Deinem Baby Sicherheit und Geborgenheit, indem Du ihm Nähe und Trost spendest. Für manche Babys kann das Schlafen in unmittelbarer Nähe der Eltern oder in einem Beistellbett das Durchschlafen fördern.
Wovon ich dagegen kategorisch abrate, sind sogenannte Einschlaftrainigs à la “Jedes Kind kann Schlafen lernen” oder auch das Ferbern. Der Verfasser des Ratgebers hat das Buch nach eigener Aussage nur für extreme Schlaf-Notfälle verfasst und nicht für eine normale Babyentwicklung. Strickte Einschlaftrainings, bei denen Du Dein Baby alleine schreien lässt, können zu verschiedenen Spätfolgen wie Schlafstörungen, Essstörungen und aggressivem Verhalten führen.
Ab wann schlafen Babys durch? Erfahrungen & Experten-Meinungen
Wer sich mit anderen Eltern unterhält oder Beiträge in einschlägigen Foren zum Thema Ab wann schlafen Babys durch liest, der bekommt die ganze Bandbreite an Meinungen und Erfahrungen mit. Manche behaupten, ihre Kinder hätten sofort durchgeschlafen, bei anderen hat nicht einmal funktioniert, als die Kinder schon über ein Jahr alt waren.
Mich persönlich verunsichern so unterschiedliche Berichte eher, als dass sie mich bestärken. Deshalb erkundige ich mich lieber bei Experten. Aber tatsächlich bestätigen Wissenschaftler die unterschiedlichen Berichte aus den Foren.
So steht im Bayerischen Erziehungsratgeber, dass Babys unterschiedliche Schlafbedürfnisse haben. Manche benötigen mehr Schlaf, andere weniger. Im Beitrag “Schlafverhalten bei Neugeborenen und Säuglingen” berichtet Dr. Deborah M. Consolini vom Thomas Jefferson University Hospital, dass Schlafstörungen in den ersten Lebensjahren sehr häufig sind. Sie kommen im Alter von 9 und 18 Monaten sogar häufiger vor. Das hängt mit verschiedenen Entwicklungsstadien zusammen. Es ist demnach normal, dass Säuglinge immer wieder einmal schlechter schlafen.
Kurz gesagt, es gibt keinen konkreten Zeitpunkt, ab wann Babys durchschlafen. Das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und ist individuell verschieden.
Wo bekommst Du Hilfe, wenn es mit dem Durchschlafen nicht klappt?
Wenn Dein Baby miserabel schläft, wende Dich im ersten Schritt an den Kinderarzt. Er sollte abklären, ob eine körperliche Ursache für die Schlafstörungen vorliegt.
Kann das ausgeschlossen werden, ist möglicherweise ein sanftes Schlafcoaching die richtige Wahl. Dafür findest Du verschiedene Anbieter im Internet. Wichtig ist, dass Du Dich vorher genau erkundigst, was bei dem Coaching gemacht wird und wie es abläuft. Auch die Qualifikationen des Schlaf-Coaches und die Bewertung seiner / ihrer Klienten ist wichtig. Frühestens ab etwa 6 Monaten solltest Du eine Baby-Schlafberatung überhaupt in Betracht ziehen – die meisten Coaches geben ohnehin ein Mindestalter an.
Falls Du von Schlafmangel geplagt und mit den Nerven am Ende bist, besorge Dir Unterstützung. Teile Dir mit dem anderen Elternteil die Aufgabe, das Baby nachts zu füttern, wickeln und beruhigen. Versuche Dich tagsüber mit Deinem Baby hinzulegen bzw. gehe früh mit Deinem Baby zu Bett, um seine möglicherweise längste Schlafphase für Dich zu nutzen. Dein Schlaf ist wichtig! Es ist besser, den Haushalt einige Zeit zu vernachlässigen, als zusammenzubrechen. Vielleicht ist es auch möglich, eine Haushaltshilfe zu engagieren, die Dich unterstützt.
Fazit: Ab wann Babys durchschlafen ist individuell verschieden
Die Frage Ab wann schlafen Babys durch kann ich Dir leider nicht konkret beantworten. Aber was ich Dir versichern kann, ist, dass jedes gesunde Kind irgendwann durchschläft. Es werden Zeiten kommen, in denen Du auch wieder die ganze Nacht entspannt schlummern kannst. Dann wirst Du die Nächte mit Deinem Baby ab und an vielleicht sogar vermissen, auch wenn das gerade unvorstellbar klingt.
Quellen:
- Baby Sleep Info Source: „Culture, History & Infant Sleep“
- Bayerischer Erziehungsratgeber: „Schlaf bei Babys“
- Bundeszentrale für Gesundheitline Aufklärung (2023): „Schlafbedarf und Schlafdauer“
- Consolini, D.M. / MSD Manuals (2023) „Schlafverhalten bei Neugeborenen und Säuglingen“
- Familienportal NRW: „Der Babyschlaf im 1. Lebensjahr“
- Schoenmakers, S. (2022): „Ist Flaschennahrung sättigender als Muttermilch?“
- Wbur Radio Boston (2011): „Dr. Richard Ferber Wants You And Your Baby To Sleep“
- Urbia.de Forum > Baby Forum > Wann durchschlafen? (2019)
Mehr Infos dazu findest Du hier.