Den Wahnsinn kennst Du auf jeden Fall, wenn Du schon einmal schwanger warst: Während der Schwangerschaft konntest Du essen, wie Du wolltest. Du dachtest Dir: „Ach komm, ich bin sowieso dick, mit dem Stillen geht das dann nach der Schwangerschaft schon wieder weg. Sagen ja alle.“ Kaum ist das Kind dann da, beschäftigt Dich sofort Dein Spiegelbild. Und warum? Weil die Gesellschaft den tollen Begriff „After-Baby-Body“ ins Leben gerufen hat und deshalb fühlst Du Dich ein bisschen unter Druck gesetzt und möchtest spätestens in sechs Wochen aussehen wie vor der Schwangerschaft. Ach, eigentlich am liebsten gleich morgen.
Äh, hallo? Wer hat eigentlich diesen Wahnsinn ins Leben gerufen? Es gibt kaum einen Tag, an dem du im Klatschmagazin XY ein „Wow, ein wahnsinniger „After-Baby-Body nur drei Wochen nach der Geburt“ liest und wir uns alle fragen, ob manche Promi-Damen *hüstel* nur schwanger werden, damit man anschließend über ihren tollen Körper berichtet.
Der After-Baby-Body-Wahnsinn und die Gesellschaft
Leider überträgt sich dieser Wahnsinn dann auf die Gesellschaft und natürlich auf die Mütter, die dann so gar keine Möglichkeit haben, sich in ihrem „neuen“ Körper wohl zufühlen und sich voll und ganz über das Neugeborene zu freuen. Ich habe es damals selbst gemerkt. Ich hatte ziemlich bald wieder meine alte Figur wieder und das war für mich auch in Ordnung. Das kam eben so, ich habe nicht viel dafür getan, sondern mich auf mein Baby und alles Neue konzentriert. Es gab oft Personen, die dann kurz das Kind angeschaut und sich gefreut haben und direkt danach zu mir sagten „Hey, hast ja gut abgenommen und Deine alte Figur wieder!“. Also unter Freunden ist das völlig in Ordnung. Mir wäre aber viel wichtiger gewesen, man hätte mich einfach gefragt, wie es mir geht, wie das Mamasein so ist. Ja, solche Dinge eben. Aber nein, natürlich die Figur.
Als ich nach der Geburt das erste Mal in den Spiegel geschaut habe, war das ganz komisch. Ich war erstmal total traurig, dass der Bauch weg war. Du kennst das bestimmt auch. Aber irgendwie war ich froh, dass ich diese Last los war. Meinem Rücken ging es besser und die Bewegungen waren auch wieder „menschlich“. Ich habe aber so gar keinen Gedanken daran verschwendet, ob ich gut aussehe oder wie lange ich wohl brauchen würde, bis ich wieder aussehen wie vorher.
Was kannst Du für Dich selbst tun?
Du musst Dir überhaupt keine Gedanken darüber machen, was Dein Partner denkt, wenn er Dich nackt sieht. Oder darüber, wie lange es wohl dauert, bis der Bauch wieder weg ist. Während Du in den Spiegel schaust, sitzt Dein Partner vielleicht auf der Couch, hält Euer Baby im Arm und ist der glücklichste Vater der Welt. Er ist Dir sehr dankbar dafür, dass Du sein Kind auf die Welt gebracht hast, es versorgst und ernährst und dabei ist ihm ganz egal, wie Du aussiehst. Er liebt Dich, weil Du eine tolle Mama und somit die beste Frau bist, die er sich wünschen kann.
Wenn Du dich trotzdem unwohl dabei fühlst, wenn Dein Partner deinen „Überschuss“ sieht, dann sprich mit ihm. Überlegt, wie er Dir dabei helfen kann, Dich wieder wohl zu fühlen. Nimm Dir ein bis zwei Stunden in der Woche, die nur Dir gehören, geh in ein Zimmer, in dem Du alleine bist und mache ein paar Übungen. Am einfachsten sind Crunches, die Du einfach nur auf der Matte oder mit einem Pezzi-Ball machst. Vielleicht hast Du dir ja während der Schwangerschaft einen zugelegt, dann kannst Du ihn jetzt weiter nutzen. Lass‘ noch Deine Lieblingsmusik laufen und dann kann es losgehen. Du tust etwas für dich und Dein Kind ist bei Papa bestens aufgehoben. Sprecht noch darüber, ob er sich mit Dir zusammen gesund ernähren möchte und macht einen Kochplan. Auch er profitiert davon.
Gemeinsam mit anderen Mamas
Denk‘ aber auf jeden Fall daran, erst den Rückbildungskurs zu machen, bevor du irgendwelche Übungen zu Hause machst. Das ist ganz wichtig, denn Dein Körper muss sich auch erst erholen!
Vielleicht hast du ja in Deiner Geburtsvorbereitung oder im Rückbildungskurs andere Mamas kennengelernt und ihr habt noch Kontakt? Dann verabredet euch und arbeitet zusammen an euerer Figur. Viele Hebammen bieten Walking mit Baby nach der Schwangerschaft an, auch die VHS oder die Krankenhäuser haben solche Aktivitäten oft im Programm.
Sei‘ einfach Mama!
Wir alle wissen, dass eine Frau nach einer Schwangerschaft nicht aussieht wie vorher. Der Bauch ist eben runder, der Körper hat Streifen, die Brüste sind nicht mehr die gleichen. Okay, es sei denn, man ist ein Topmodel, hat einen Personaltrainer und natürlich ein Kindermädchen, die wärhend des harten Trainings auf das Kind aufpasst. Wir Mamas sollten einfach Mamas sein, uns über unsere Babys freuen und vielleicht einfach mal über die Topmodels lästern, denn auch das tut gut. Aber wir sollten aufhören, uns ständig vom Gerede über den „After-Baby-Body“ unter Druck setzen zu lassen. Das ist wirklich totaler Blödsinn.