Mal stärker, mal schwächer – das Fremdeln macht wohl jedes Kind irgendwann durch. Mit fremden Menschen sowieso, durchaus wird auch mal gegenüber Opa und Oma gefremdelt. Manchmal allerdings kommt es vor, dass das Baby auch bei Papa fremdelt. Das ist auch für emotional gefestigte Väter nicht so einfach. In diesem Beitrag gebe ich Dir ein paar Tipps, mit deren Hilfe Du durch diese anspruchsvolle und gleichzeitig aufregende Zeit kommst.
Baby fremdelt bei Papa: So war das bei uns
Von einem Tag auf den anderen wollte meine Kleine nicht mehr auf meinen Arm. Ich hatte nichts Auffälliges gemacht. Es passierte einfach. Sie wollte auch nicht mehr mit mir spielen, nicht mehr von mir gewickelt werden und nicht mehr angezogen werden. Auch nach dem Ausflug ausgezogen werden, durfte ich nicht übernehmen. Für all diese Dinge wendete sie sich lautstark an ihre Mutter. Wenn ich etwas übernehmen wollte, ging gar nichts mehr. Sie schrie, verweigerte sich komplett und sagte immer nur wieder: „Papa, nein!“
Wie ich kurz vorm Verzweifeln war
Als das Ganze losging, habe ich es erst nicht als richtig problematisch wahrgenommen. Es kommt ja immer mal vor, dass das Kind plötzlich unbedingt von Mama oder eben Papa angezogen oder gewickelt werden möchte. Als dieses Verhalten allerdings über mehrere Tage anhielt, fing ich an, mir Gedanken zu machen. Machte ich etwas falsch? Hatte ich sie verärgert? Oder ihr gar wehgetan? Manchmal war es so schlimm, dass ich schon beinahe verzweifelte. Wenn ich sie fragte, was denn los sei, drehte sie sich nur weg. Da war sie schon alt genug, selbst eine Antwort geben zu können. Nach einiger Zeit ging mein anfängliches Stirnrunzeln in richtige Selbstzweifel über. Denn: Der Opa war weiterhin herzlich willkommen und durfte ihr auch helfen. Auch mit anderen Kindern hat meine Kleine voller Spaß interagiert. Nur der Papa wurde links liegen gelassen und teilweise heftig zurückgewiesen.
1. Tipp: Sei bei Zurückweisung nicht beleidigt
Falls es dem einen oder anderen Vater auch schon mal so ergangen ist: Ich kann Dich beruhigen. Diese Phasen, in denen das eigene Kind heftig mit fremdelt, sind leider völlig normal. So hart es sich als Elternteil auch anfühlt, es ist leider so. Versuche als Papa nicht beleidigt zu sein und keinen Groll gegen Dein Kind zu entwickeln. Diese Zeit geht vorüber, auch wenn es anfangs gar nicht danach aussieht.
Nach einem Monat war der Spuk bei meiner Kleinen und mir vorbei und sie verhielt sich mir gegenüber eigentlich genauso wie vor dieser Phase intensiven Fremdelns. Ich muss aber anmerken, dass es danach immer wieder neue Phasen gab, in denen sie mich links liegen ließ. Mal nur für relativ kurze Zeit, manchmal auch wieder etwas länger. Und dass nicht nur, weil sie mal aus irgendeinem Grund kurzzeitig „sauer“ auf mich war. Doch auch diese wiederkehrenden Phasen gingen vorüber.
Auch wenn es mir manchmal wirklich schwergefallen ist, habe ich immer versucht nachzufragen: „Möchtest du auf meinen Arm?“ oder „Wollen wir zusammen spielen?“ Trotz der sicheren Aussicht auf eine schroffe Zurückweisung, probierte ich es immer mal wieder. Was hätte mir es schon gebracht beleidigt zu sein? Es gab in dieser Zeit aber durchaus Momente, in denen ich sehr traurig darüber war, wieder einmal ignoriert zu werden.
2. Tipp: Akzeptiere, dass Fremdeln zum Großwerden dazugehört
Dass Dein Kind manchmal bockig ist, mit Dir fremdelt oder aber viel Spaß hat und tolle Laune hat, zeigt Dir, dass es seinen ganz individuellen Charakter ausbildet. Freue Dich darauf: Dein Kind wird langsam groß. Dafür braucht es die Begegnung mit den Eltern und mit Gleichaltrigen. Es muss lernen, sich mit Anderen auseinanderzusetzen. Manchmal gehört es während dieses Prozesses dazu, dass Dein Kind Erwachsene oder andere ablehnt. Und manchmal trifft es eben auch direkte Bezugspersonen und Dein Baby fremdelt bei Papa.
Im ersten Moment ist es ganz natürlich, darüber zu grübeln oder gar wütend zu werden. Doch versuche, geistig ein wenig Abstand zu dem Problem einzunehmen. Dann kann Dir klarwerden, dass das ganz normale Entwicklungsschritte sind. Schritte, die sich nicht persönlich gegen Dich richten.
Bei meiner Kleinen war es so, dass der Schub des Fremdelns losging, bevor sie „Ich“ und „Du“ sagte. Auf mich hat es den Eindruck gemacht, dass ihr Finden des eigenen Ichs und die Ablehnung mir gegenüber miteinander zu tun hatten. Die Entdeckung des eigenen Selbst ist ein Riesenschritt für jedes Kind. Vielleicht hilft dir die Aussicht auf diesen spannenden Entwicklungsmeilenstein, besser mit der möglicherweise damit einhergehenden „Baby-fremdelt-bei-Papa-Zeit“ umzugehen.
3. Tipp: Baby lässt Papa links liegen? Analysiere Dein eigenes Verhalten
Wendet sich Dein Kind immer nur in bestimmten Situationen von Dir ab? Dann nutze die Gelegenheit und hinterfrage Dein Verhalten. Es kann sein, dass Dein Kind die eine oder andere Verhaltensweise ganz einfach nicht mag. Natürlich willst Du es nicht absichtlich verärgern, aber auch unbeabsichtigte Verhaltensweisen können die kleinen Racker auf die Palme bringen. Und manchmal bemerken wir Erwachsenen das nicht.
Da ist dann womöglich der lustig gemeinte Scherz doch nicht so lustig, wie Du es gedacht und gehofft hattest. Ich habe mir zum Beispiel einige Male den Spaß erlaubt, meiner Kleinen beim Malen den Stift wegzunehmen. Anfangs fand sie es noch ganz lustig, aber nach einer bestimmten Zeit nicht mehr so richtig. Ich bin mir sicher, wenn ich diesen kleinen Scherz weitergetrieben hätte, wäre meine Tochter ziemlich verstimmt gewesen.
Ihre Ablehnung meines Scherzes ist mir aber nicht sofort klargeworden. Auch war es in dieser Zeit ihrer Entwicklung für mich manchmal nicht so einfach, ihr Verhalten richtig zu deuten. Es kann also auch vorkommen, dass Du es vielleicht gut und lustig gemeint hast, das aber bei Deinem Kind ganz anders ankommt.
Diese drei Ratschläge haben mir über die „Baby fremdelt bei Papa-Zeit“ hinweggeholfen. Ich hoffe, dass sie Dir ebenso die Zuversicht geben, mit Ruhe und mit Heiterkeit durch diese besondere und aufregende Zeit zu kommen.