Bevor ich mein erstes Baby zur Welt brachte, hatte ich bezüglich des Schlafortes eine ganz traditionelle Vorstellung: Ich war der Meinung, meine Kinder würden vorübergehend im Babybett im Elternschlafzimmer schlafen – und dann nach spätestens sechs Monaten ins Kinderzimmer ziehen. Heute, zwei Babys im Elternbett und viele Erfahrungen reicher, kann ich darüber nur lächeln. Denn von dem Moment an, als ich meinen ersten Sohn damals im Krankenhaus im Arm hielt, stand für mich außer Frage, wo er schlafen würde: Direkt neben mir.
Weil es zum Thema Familienbett immer noch viele Halbwahrheiten und Angstmacherei gibt, bekommst Du hier alle wichtigen Fakten und Tipps, wie Dein Baby sicher im Elternbett schlafen kann. Und auch meine eigenen Erfahrungen mit meinen Kindern im Elternbett möchte ich mit Dir teilen.
Schläft mein Baby im Elternbett wirklich sicher?
„Familienbett“ ist keine Todesursache
Viele Jahre galt das Baby im Elternbett als Risikofaktor. Wenn man Schlagzeilen liest, ein Baby sei im Elternbett gestorben, ist die Schlussfolgerung naheliegend: Das Familienbett ist schuld. Dabei ist das Schlafen für Babys direkt bei den Eltern nicht per se gefährlich.
Denn wenn man sich aktuelle Untersuchungen zum Thema ansieht, sprechen die eine andere Sprache. Es scheint sich bei diesen Warnungen um eine Art selektive Wahrnehmung zu handeln. Der plötzliche Kindstod (SIDS), ein Schreckgespenst für alle Eltern, wird monokausal darauf zurückgeführt, dass das Baby im Elternbett geschlafen hat. Dabei sind es mitunter ganz andere Faktoren, die einen Säugling nachts in Gefahr bringen.
Versteh mich nicht falsch – natürlich kann es vorkommen, dass ein Baby im Familienbett erstickt oder am plötzlichen Kindstod stirbt. Ich zweifle den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen nicht an. Doch auch in seinem Babybettchen ist ein Baby diesen Risiken ausgesetzt, wenn man nicht auf die richtige Schlafumgebung achtet. Ich persönlich vermute sogar, dass das Risiko des plötzlichen Kindstods im Babybettchen höher ist, weil das Familienbett das Stillen fördert – und Stillen schützt nachweislich vor dem plötzlichen Kindstod.
Baby im Elternbett: Die richtige Schlafumgebung schaffen
Viel wichtiger als die Frage, ob das Baby im Elternbett oder im Babybett bzw. Beistellbett schläft, ist tatsächlich die Frage, unter welchen Bedingungen ein Baby sicher schläft. Die richtige Schlafumgebung kannst Du auch im Familienbett sicherstellen. Dazu solltest Du folgende Punkte beachten:
- Babys sollten nach Möglichkeit auf dem Rücken liegend schlafen. Denn auf dem Bauch ist das statistische Risiko für den plötzlichen Kindstod höher. Die Seitenlage scheidet aus, weil Babys von da aus schnell auf den Bauch kugeln können. Wenn Dein Baby in Rückenlage unruhig wird, kann auch ein spezielles ergonomisches Stützkissen für Babys helfen. Mit einem Seitenlagerungskissen, das ein Umdrehen verhindert, ist auch die Seitenlage sicher.
- Ein Baby schläft im Idealfall im eigenen Schlafsack, nicht unter der Decke der Eltern. Tipp: Trage ein warmes, stillfreundliches Schlafanzugoberteil oder eine zusätzliche Strickjacke und breite Deine Bettdecke nur über Deine Beine. So frierst Du nicht, wenn Du nachts im Liegen stillst, und Dein Baby liegt ganz frei.
- Im Schlafzimmer darf nicht geraucht werden. Auch Zigarettenrauch an eurer Kleidung, Haaren oder Haut erhöht das Risiko für den plötzlichen Kindstod.
- Die Matratze sollte möglichst fest sein. In einem Wasserbett oder auf einer Bettcouch dürfen Babys nicht schlafen.
- In der Nähe des Babys dürfen keine Spalten, Löcher oder sonstige Öffnungen sein, in die der Kopf rutschen könnte.
- Geschwisterkinder dürfen nicht direkt neben dem Säugling schlafen.
- Haustiere dürfen nicht mit im Bett schlafen.
- Alkohol und Drogen sind absolut tabu. Genauso jede Art von Medikamenten, die den Bewusstseinszustand verändern, also z.B. Schlafmittel.
- Nutze am besten ein Spannbettlaken, sodass es sich nicht an der Ecke lösen und über den Kopf des Babys legen kann.
- Entferne alle Kissen, Deckchen und Kuscheltiere aus der Nähe Deines Babys. Ein Säugling braucht kein Kopfkissen.
- Babys sollten nicht auf einem Schaffell schlafen, da ein Hitzestau entstehen kann. Auch nicht im Winter: Sollte das Baby versehentlich mit dem Gesicht in das Fell rollen, kann das ausgeatmete Kohlendioxid eventuell nicht richtig abströmen und stellt so ein Risiko für das Baby dar.
- Das Schlafzimmer sollte kühl sein, möglichst nicht über 18°C warm.
- Sorge dafür, dass Deinem Baby nicht zu warm wird. Ein Hitzestau kann lebensgefährlich sein, während moderate Kälte maximal zu einem Schnupfen führt.
- Auch wenn Dein Baby sich bisher noch nie selbsttändig gedreht hat, musst Du die Seite gegen das Herausfallen sichern, z.B. mit einem Bettgitter.
- Das Baby im Elternbett sollte am besten nur neben der Mutter, nicht zwischen Mutter und Vater, schlafen. Das hat übrigens nichts mit traditioneller Rollenverteilung zu tun – falls Du jetzt denkst, warum nicht nur neben dem Papa? Mütter wachen von Natur aus einfach schneller auf, wenn das Neugeborene sich regt. Das ist biologisch so angelegt und funktioniert natürlich auch, wenn die Mutter nicht stillt. Du willst mehr wissen? Dann lies hier nach: Das Phänomen „Ammenschlaf“
- Zur Sicherheit kannst Du zwischen Dir und Deinem Baby eine Barriere unter dem Spannbettlaken anbringen oder ein Nestchen zum Schlafen nutzen.
- Sorgt möglichst für extra Platz, z.B. durch ein zusätzliches Bett plus Matratze. Es muss kein spezielles Familienbett sein, auch wir hatten eine gute selbstgebaute Lösung.
Diese Schutzmaßnahmen für Babys im Elternbett sind vor allem in den ersten 12 Monaten sehr wichtig. Danach sinkt nicht nur das Risiko für den plötzlichen Kindstod zunehmend. Auch werden Kleinkinder nachts selbständiger und werden selbst aktiv, wenn sie sich unwohl fühlen. Am häufigsten tritt der plötzliche Kindstod übrigens zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat auf.
Baby im Elternbett: Erfahrungen
Vorurteile ertragen
Glaubt mir, ich kenne sie alle. Die dummen Sprüche, die man sich anhören muss, wenn das Baby im Elternbett schläft.
„Das ist aber mutig“
„Wenn Du ihn bei euch im Bett schlafen lässt, bekommst Du ihn nie wieder raus“
„Dass Dein Mann das möchte, wundert mich“.
Die Wahrheit ist, dass mein Mann noch viel nervöser ist als ich, wenn unsere Kinder nachts nicht direkt neben uns liegen. Die Wahrheit ist auch, dass ich noch nie Angst hatte um meine Kinder in unserem Bett – eben weil sie unmittelbar bei mir sind. Für mich persönlich wäre es eher mutig, mein Baby ganz alleine in einem Zimmer zu lassen und nicht jederzeit sehen zu können, dass es ihm gut geht. Dazu habe ich nicht die Nerven. Und die Wahrheit ist auch, dass unser Sohn mit 5 Jahren nicht mehr neben mir im Bett schläft. Und dass ich in meinem Leben noch niemanden erlebt habe, der tatsächlich Probleme hatte mit einem Jugendlichen im Elternbett. Kinder werden von ganz alleine selbstständig und wollen ein eigenes Bett im eigenen Zimmer. Jedes zu seiner Zeit.
Wo schläft das Baby im Elternbett?
Solange wir nur ein Kind im Elternbett hatten, hat mein Sohn immer neben mir geschlafen, nicht neben meinem Mann. Denn der hat einen sehr tiefen Schlaf und wir hatten Angst, dass er sich versehentlich so umdrehen könnte, dass unser Baby keine Luft bekommt. Ich dagegen habe eine Art Mami-Sensor und werde innerhalb von Sekunden wach, wenn irgendwas ist.
Auf der Seite haben wir unser Bett immer an die Wand geschoben oder mit einem Rausfallschutz gesichert.
Mit der Geburt unseres zweiten Babys hat unser Großer die Seite gewechselt und fortan zwischen mir und meinem Mann geschlafen. Auf meiner anderen Seite lag dann mein Baby, wieder gegen das Herausfallen gesichert.
Wie schütze ich das Baby im Familienbett?
Neben der Schlafposition habe ich immer akribisch darauf geachtet, dass keine Kissen, Kuscheltiere, Mullwindeln oder Tücher in der Nähe des Kopfes meines Babys waren. Ich schlafe selbst ohne Kissen, andernfalls würde ich darauf achten, dass mein eigenes Kissen klein und fest ist, sodass es sich nicht versehentlich über mein Baby legt.
Außerdem war mir wichtig, dass mein Kopf immer auf gleicher Höhe mit dem meines Babys liegt. So kann ich ausschließen, dass ich es versehentlich mit meiner Bettdecke zudecke.
Wie lange sollte ein Baby im Elternbett schlafen?
Für uns war immer die Devise: Unsere Kinder dürfen so lange bei uns schlafen, wie sie es brauchen und es für alle machbar ist. Als unser zweiter Sohn etwa 14 Monate alt war, wurde es allerdings schwierig. Beide Kinder haben einen sehr leichten Schlaf und wenn einer wach wurde, war es fast unmöglich, den anderen schlafen zu lassen.
Wenn Du denkst, ein 3- oder 4-jähriger sei nun langsam zu alt, um im eigenen Zimmer zu schlafen, dann ist das eine sehr kulturell geprägte Meinung. In Deutschland sind viele Menschen der Meinung, Kleinkinder müssten möglichst schnell selbstständig werden und im eigenen Zimmer schlafen. Das Ergebnis ist meiner Erfahrung nach in vielen Fällen, dass selbst Schulkinder zwar im eigenen Zimmer einschlafen, aber in den frühen Morgenstunden zu den Eltern ins Bett kommen.
Ich bin da ganz pragmatisch, denn mein eigener Schlaf ist mir wichtig: Wenn meine Kinder besser schlafen, wenn sie unmittelbar neben mir liegen, dann ist mir die Meinung der Gesellschaft ziemlich egal. Lieber schließe ich mich da der Meinung anderer Kulturen an, wo die Menschen der Meinung sind, dass Kinder erst mit etwa 5 Jahren ins eigene Bett gehören. Das gilt nicht nur für irgendwelche Ureinwohner im Dschungel, sondern für viele Kulturen, z.B. in Japan oder Südamerika. Auch auf Bali (Indonsesien), wo wir 2018 einige Monate waren, ist der Gedanke eines Kinderzimmers mit eigenem Bett völlig unbekannt.
3 Produkte, mit denen das Baby im Elternbett sicher schläft
Wenn Du Dich entschieden hast, Dein Kind im Familienbett schlafen zu lassen, gibt es einige clevere Helfer, die die Sicherheit Deines Babys im Elternbett erhöhen können.
1. Baby-Nestchen fürs Elternbett
Meiner besten Freundin habe ich ein Nestchen fürs Bett empfohlen. Das schützt nicht nur vor dem Wegrollen, sondern sorgt auch für die richtige Matratzenhärte und eine gute Lagerung des Kopfes. Ein speziell geformtes Babykissen kann Kopfverformungen beim Baby vorbeugen.
Im Nachhinein wäre das auch für meinen zweiten Sohn eine tolle Anschaffung gewesen. Er litt im Babyalter unter starken Bauchschmerzen und konnte besser schlafen, wenn ich seine Füße hoch lagerte. Das hätte das Babynestchen auch ganz nebenbei erledigen können, wenn ich die untere Rolle unter seine Füßchen geschoben hätte.
Hier berät Dich unsere Hebamme Anna-Maria zum Thema Babynest:
2. Schlafsack
Ein absolutes Muss ist für die meisten ein Schlafsack fürs Baby. So ist es warm zugedeckt, aber nicht von der Elterndecke. Wenn wir uns nachts bewegen, legen wir nicht versehentlich die Decke über den Kopf des Kindes.
Allerdings war mein Großer ein Baby, das den Schlafsack gehasst hat. Er konnte nur schlafen, wenn seine Füßchen unmittelbar in Kontakt mit mir waren. Wir haben darum auf einen Schlafsack verzichtet und ich war umso aufmerksamer – auch nachts.
3. Bettschutzgitter
Wenn ihr ein normales Ehebett in Standardhöhe habt, solltet ihr das entweder wie wir an die Wand schieben, oder einen Rausfallschutz anbringen. Diese sind meist ganz einfach zu montieren und lassen sich nach der Zeit im Familienbett wieder restlos entfernen.
Wir hatten lange Zeit ein selbstgebautes, bodennahes Familienbett, wo die Fallhöhe sehr gering war.
Quellen:
- Bed-Sharing in the Absence of Hazardous Circumstances: Is There a Risk of Sudden Infant Death Syndrome? An Analysis from Two Case-Control Studies Conducted in the UK. Peter S. Blair, Peter Sidebotham, Anna Pease, Peter J. Fleming. 2014.
- Horsley T, Clifford T, Barrowman N, et al. Benefits and Harms Associated With the Practice of Bed Sharing: A Systematic Review. Arch Pediatr Adolesc Med. 2007;161(3):237–245. doi:10.1001/archpedi.161.3.237
- McKenna JJ, Ball HL, Gettler LT. Mother-infant cosleeping, breastfeeding and sudden infant death syndrome: what biological anthropology has discovered about normal infant sleep and pediatric sleep medicine. Am J Phys Anthropol. 2007;Suppl 45:133-61. doi: 10.1002/ajpa.20736. PMID: 18046747.
Mehr Infos dazu findest Du hier.
Ich bin selbst Vater von drei Töchter. Die beiden ältesten mit 16 und 12 Jahren hatten wir in einer Wiege neben dem Bett stehen. Mit meiner neuen Partnerin habe ich eine dritte Tochter, diese hat von Anfang an mit im Bett geschlafen, da sie es anders auch nicht wollte. Da hat man natürlich wie im Artikel beschrieben teilweise irrationale Ängste am Anfang. Aber meine Erfahrung zeigt, dass es eigentlich das normalste überhaupt ist. Man schläft ja auch ganz anders mit Kind im Bett. Meine Partnerin sagte mir einmal Morgens, wie ich beim drehen zuerst schaue wo die Kleine gerade ist und mich dann ganz vorsichtig drehe und die Decke dann akkurat ausrichte. Davon weiß ich selbst überhaupt nichts, so etwas geht wohl ganz unbewusst. Das einzige worauf wir aber konsequent verzichten ist Alkohol. Mit Alkohol verändert sich der Schlaf.
Weil ich (m, 59) gerade, an meine Zeit als Baby zurückgedacht habe. Für meine Eltern, die vollkommen ungeeignet und überfordert, mit ihrem unerwünschten ersten Nachwuchs gewesen sind, stand bereits vor meiner Geburt fest, dass ich auf keinem Fall, im Elternbett schlafen würde. Die Tatsache, dass ich bereits seit dem ersten Tag, an einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom gelitten habe, war ein netter Vorwand, mich in ein extra eingerichtetes Baby-Zimmer zu entsorgen, wo ich dann in jeder Nacht, mit dem lieben Gott, um mein Leben gespielt habe. Mein nächtliches Geschrei, dass ich bei Gelegenheit von mir gegeben habe, wenn mir mal wieder die Luft weggeblieben ist und ich mich darüber gefreut habe, dass er mir wieder einen Traum und Luft zugeführt hat, wurde von meinen Eltern als nebensächlich betrachtet und auch von dem sie beratenden Kinderarzt, als nicht bedrohlich bestätigt. Heute als alter Eremit, kann ich nur darüber den Kopf schütteln, wenn ich sehe, wie wenig sich seit meiner Geburt verändert hat. Jedem Affenbaby geht es in den ersten Monaten seines Lebens besser, ich mir schon oft gedacht habe und das mir diese Frau, die mich damals ausgetragen und geboren hat, bis zum heutigen Tag, völlig fremd und unwirklich geblieben ist. Eine Mutter, die ihr Kind liebt, die handelt nach ihren Instinkten und nicht nach dem, was einem in Radgeber-Magazinen empfohlen wird. Ich hatte das große Glück, dass mir mein Gott zur Seite stand und er in jeder Nacht, über mich gewacht hat. Ohne seine Aufweck-Träume, die er mir angeboten hat und die ich seit der ersten Stunde erfolgreich zum aufwachen genutzt habe, wäre das mit der Schlafapnoe, zeitnah mein Ende auf diesem Planeten gewesen. Das schlafen in Rückenlage, habe ich wann immer es ging vermieden. Hilfreiche(s) träume(n), damit wir leben oder damit wir überleben können, mehr braucht es nicht. Der plötzliche Kindstod für einige, die sein Angebot abgelehnt haben. Die hat er dann, wenn nichts dagegen gesprochen hat, ohne Umwege, zu sich geholt. Als Seitenschläfer, brauche ich heutzutage keine Hilfe mehr. Die mir durch meine Entscheidung entstandene schizoide Persönlichkeitsstörung, war eine Beeinträchtigung, mit der ich zeitlebebens leben musste und auch bis zu meinem Ende, leben und klarkommen werde.
Sehr schöner und umfassender Artikel, Danke! :-)
Die Regeln fürs Familienbett finde ich treffend zusammengefasst!