Es ist gar nicht so selten, dass Babys beim Stillen, Fläschchen-Trinken oder Essen plötzlich würgen. Meistens handelt es sich um einen harmlosen und gesunden Reflex, im Einzelfall kann aber durchaus Erstickungsgefahr bestehen. Es ist wichtig, dass Du gefährliche Situationen erkennst und weißt, wie Du richtig reagierst. Im Beitrag “Baby verschluckt sich beim Stillen” kläre ich alle Fragen rund um das Verschlucken beim Baby und gebe Dir konkrete Erste-Hilfe-Maßnahmen an die Hand.
Gründe, warum sich ein Baby verschluckt
Babys können sich verschlucken, was sogar unmittelbar nach der Geburt vorkommen kann. Manchmal gelangt eingetrocknetes Fruchtwasser in den Hals und sorgt für Atemnot. Ein Baby kann sich aber auch beim Stillen, Trinken und Essen verschlucken. Dabei gelangt ein Fremdkörper im Rachenraum zu weit nach hinten.
Wichtig zu wissen ist, dass Babys an Milch und Flüssigkeit normalerweise nicht ersticken können, denn sie besitzen folgende 3 Schutzreflexe:
- Hustenreflex: Gelangt Flüssigkeit im Rachen zu weit nach hinten, hustet das Baby zunächst.
- Schluckreflex: Alternativ oder zusätzlich kann auch der Schluckreflex einsetzen.
- Würgereflex: Falls beide Möglichkeiten zu keiner Lösung führen, fängt das Baby an zu würgen.
Dein Baby kann sich beim Stillen also verschlucken, aber nicht ersticken. Gelangt ein wenig Milch in die Lungen, dann ist das bei einem Baby normalerweise kein Problem, es wird dadurch in der Regel kein Schaden angerichtet. An fester Nahrung und Fremdkörpern können Säuglinge jedoch im schlimmsten Fall ersticken.
Verschlucken beim Stillen ist nicht dasselbe wie Ersticken
Du hast das Gefühl, dass sich Dein Baby beim Stillen ständig verschluckt und nach Luft ringt? Das ist möglich, doch meistens nicht schlimm. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Verschlucken, Würgen und Ersticken beim Baby zu verstehen.
Würgereflex beim Baby
Würgen ist ein natürlicher Schutzreflex, bei dem der Körper Nahrung und Flüssigkeit automatisch wieder herausbefördert. Wenn Dein Baby also Nahrung, Muttermilch, Schleim oder Spucke hochwürgt oder hustet, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es erstickt wäre.
Dieser Reflex zeigt vielmehr, dass der körpereigene Sicherheitsmechanismus Deines Babys gut funktioniert. Besonders interessant ist, dass der Würgereflex bei Säuglingen weiter vorn im Mund ausgelöst wird als bei Erwachsenen:
- In den ersten Lebensmonaten wird er etwa in der Mitte der Zunge aktiviert, was dazu dient, Gegenstände oder Nahrung frühzeitig abzuwehren, bevor sie in die Luftröhre gelangen.
- Im Alter von etwa 7 bis 12 Monaten verschiebt sich der Würgereflex allmählich in Richtung des Rachens. Dies erlaubt es Babys, sicherer mit Lebensmitteln zu experimentieren, da der Reflex erst dann ausgelöst wird, wenn etwas tatsächlich droht, die Atemwege zu blockieren.
Diese Veränderungen im Würgereflex sind ein natürlicher Teil der Entwicklung und helfen Babys, schrittweise zu lernen, wie sie sicher essen und Dinge im Mund erkunden können. Es ist wichtig, Ruhe zu bewahren und dem Baby Zeit zu geben, wenn es würgt, und unnötige Maßnahmen zu vermeiden, um die Situation nicht zu verschlimmern.
Ersticken beim Baby vs. Verschlucken beim Stillen
Ein Baby verschluckt sich schon mal beim Stillen. Durch Husten oder Würgen ist das Problem aber meist schnell gelöst. Ersticken tritt hingegen auf, wenn die Atemwege blockiert sind und das Baby Schwierigkeiten beim Atmen hat oder keine Luft mehr bekommt.
An folgenden Anzeichen erkennst Du, dass Dein Baby zu ersticken droht:
- Atemnot
- fehlende Atemgeräusche
- blau-violette Verfärbung der Haut
- entsetzter Blick
Die Sauerstoffvorräte im Körper des Babys sind nicht besonders groß, deshalb verfärbt sich die Haut bei einer Atemnot relativ schnell bläulich. Es ist wichtig zu wissen, dass die Kinder normal nicht schreien oder weinen, wenn sie zu ersticken drohen. Vielmehr sind sie ruhig, schauen aber ängstlich oder entsetzt.
⚠️ Bei echtem Ersticken handelt es sich um einen medizinischen Notfall, bei dem sofortige Erste-Hilfe-Maßnahmen und ein Notruf erforderlich sind.
➔ Das Verständnis der Unterschiede zwischen Würgen und Ersticken ist entscheidend, um angemessen auf die Situation zu reagieren.
Warum verschluckt sich mein Baby beim Stillen?
Dass sich Kinder bei den ersten Essversuchen oder an kleinen Gegenständen verschlucken können, leuchtet ein. Aber es scheint merkwürdig, wenn sich Babys ständig beim Stillen verschlucken. Schließlich sollte das ein vollkommen natürlicher Vorgang sein.
Es gibt verschiedene Gründe, warum sich manche Babys beim Stillen häufig verschlucken:
- Deine Brust produziert (aktuell) zu viel Milch.
- Dein Baby trinkt hektisch und gierig.
Hektisches Trinken kann etwa durch einen zu starken Milchspendereflex ausgelöst. In diesem Fall schießt die Milch förmlich aus der Brust, sobald Dein Kind anfängt zu saugen. Wenn der Strahl hinten im Rachen auftrifft, verschluckt sich das Baby.
Gleiches gilt übrigens auch beim Trinken aus dem Fläschchen. Wenn sich Dein Baby dabei häufig verschluckt, kann z.B. ein zu großes Loch im Sauger verantwortlich sein. Dann läuft ebenfalls zu schnell viel Milch in den kleinen Mund.
Baby verschluckt sich beim Stillen: Was tun?
Während Du beim Fläschchen einfach einen anderen Sauger ausprobieren kannst, sieht das beim Stillen anders aus. Die Brust kann schließlich nicht einfach ausgewechselt werden. Keine Sorge, es gibt einige Möglichkeiten zu verhindern, dass sich Dein Baby beim Stillen nicht ständig verschluckt:
- Blockstillen
- Bergauf-Stillen
- Brust ausstreichen
- Nach Bedarf stillen
Blockstillen bei zu viel Milch
Wenn Du zu viel Milch hast, kann Dir das sogenannte Blockstillen helfen, die Milchproduktion etwas herunterzufahren. Lege Dein Baby dafür pro Stilleinheit immer nur an einer Brust an. Die andere Brust erhält durch die dadurch verlängerte Stillpause das Signal, dass weniger Milch benötigt wird. Auf diese Weise reguliert Dein Körper reguliert die Milchmenge und produziert weniger.
➔ Hier teilt Hebamme Christina ihr Wissen über den praktischen Ablauf des Blockstillens mit Dir.
Verschlucken beim Baby vermeiden durch Bergauf-Stillen
Beim Bergauf-Stillen entleert das Baby die Brust entgegen der Schwerkraft. Dadurch kommt die Milch schwerer aus der Brust und spritzt nicht so sehr. Am besten legst Du Dich zum Bergauf-Stillen auf den Rücken und das Kind auf Deine Brust. Auf diese Weise zieht das Baby die Milch nach oben heraus. Im folgenden Video wird die Technik anschaulich erklärt:
➔ Erfahre mehr über das Bergauf-Stillen in Julia’s Beitrag „Bergauf-Stillen: Anleitung & Vorteile für Mutter und Kind“
Brust ausstreichen vor dem Stillen
Bevor Du Dein Baby stillst, fängst Du einen Teil Deiner Milch in einer Stoffwindel auf oder Du streichst sie in einen sauberen Behälter aus, in dem Du die Muttermilch einfrieren kannst.
Wenn Du anschließend Dein Kind anlegst, ist der Milchspendereflex nicht mehr so stark. Die Gefahr, dass sich Dein Baby beim Stillen verschluckt, wird deutlich geringer. Im folgenden Video siehst Du, wie das Ausstreichen funktioniert:
Baby nach Bedarf stillen: Verschlucken durch Hektik vermeiden
Hebammen empfehlen, Babys (insbesondere Neugeborene) nach Bedarf zu stillen. Das bedeutet, dass Dein Baby immer dann an die Brust darf, wenn es Hunger anzeigt. Muss Dein Baby länger warten bevor es Milch bekommt, kann es sein, dass es hungrig und ungeduldig wird. Dann saugt es eventuell hektisch und zu schnell, wodurch es sich an der Milch verschluckt. Um dies zu vermeiden, lege Dein Baby an, sobald Du seine ersten Hungeranzeichen bemerkst.
➤ Wenn sich Dein Baby oft verschluckt, hat das meistens harmlose Gründe. Manchmal stecken aber auch körperliche Ursachen dahinter. Sollten die hier vorgeschlagenen Lösungen keine Erleichterung bringen, wende Dich bitte an Deinen Kinderarzt.
Verschlucken beim Flasche trinken: Die richtige Sauger-Wahl
Auch Babys, die Milch, Wasser oder Tee aus der Flasche trinken, können sich verschlucken. Oft hat dies damit zu tun, dass beim Trinken zu viel Flüssigkeit in Babys Rachen fließt.
Manchmal löst sich dieses Problem schon dadurch, dass Du einen anderen Sauger ausprobierst. Wähle zunächst ein Modell mit einem kleineren Loch, durch das weniger Milch auf einmal fließen kann.
Sollte das keine Veränderung bringen, versuche eine andere Saugerform, vielleicht kommt Dein Kind damit besser zurecht. Manche Familien benötigen durchaus mehrere Anläufe, bis sie den richtigen Sauger gefunden haben.
Mein Baby verschluckt sich im Schlaf: Ist das normal?
Baby verschluckt sich an Spucke
Babys können sich tatsächlich auch im Schlaf verschlucken. Das kann passieren, wenn der Speichelfluss sehr stark ist. So verschlucken sich manche Babys an Spucke, wenn sie zahnen, weil dann mehr Speichel im Mund zusammenläuft. Dieser kann dann in die Luftröhre geraten. In der Regel ist das kein Problem, weil der Husten-, Schluck- oder Würgereflex ausgelöst und die Flüssigkeit dadurch entweder geschluckt oder aus dem Mund befördert wird.
Ersticken an Erbrochenem?
Viele Eltern haben Angst, dass ihr Baby nachts etwa an erbrochener Milch ersticken könnte. Damit das nicht passiert, hat die Natur die bereits genannten Schutzreflexe eingerichtet. Wichtig ist, dass Du Dein Kind zum Schlafen auf den Rücken legst. Sollte es sich erbrechen, dreht das Baby automatisch das Köpfchen zur Seite und das Sekret läuft aus dem Mund heraus.
⚠️ Sollte sich Dein Kind nachts regelmäßig verschlucken und es dabei zu dramatischen Situationen kommen (Atemnot, blau anlaufen etc.) dann lass unbedingt von einem Arzt eine Schluckstörung ausschließen.
Würgen beim Essen: Gefährlich oder normal?
Egal, ob Du Dein Kind mit Brei oder durch Baby Led Weaning (BLW) an Beikost heranführst, ein Baby kann sich am Essen verschlucken. Das liegt u.a. daran, dass es erst lernen muss, seine Zungenmuskulatur richtig zu benutzen. Erst wenn das klappt, kann es den Weg der Nahrung in die Speiseröhre kontrollieren.
Bevor Du Deinem Kind Nahrung anbietest, müssen alle Beikostreifezeichen erfüllt sein, ansonsten besteht tatsächlich ein Risiko.
Grund-Voraussetzungen für den Beikost-Start:
- Dein Baby muss ohne Hilfe aufrecht sitzen können.
- Es ist in der Lage, seinen Kopf allein zu halten.
- Das Kind ist an Nahrung interessiert.
- Der Zungenstreckreflex ist verschwunden.
- Das Kind greift nach der Nahrung und führt sie zum Mund (besonders bei BLW).
Auch wenn Dein Kind alle Beikostreifezeichen erfüllt, kann es trotzdem mal vorkommen, dass es beim Essen würgt. Das heißt nicht, dass es zu ersticken droht.
Durch das Würgen wird im Normalfall der Speisebrei von den Atemwegen ferngehalten. Falls das Würgen keinen Erfolg zeigt, hustet das Kind. Selbst wenn es den Speisebrei erbricht, ist das kein Grund zur Sorge.
✅ Solange die Nahrung wieder aus dem Kind herauskommt, ist alles in Ordnung und die Reflexe funktionieren gut.
⚠️ Wenn Dein Kind jedoch den Speisebrei, die Milch oder andere Gegenstände nicht wieder herausbekommt oder herunterschlucken kann, besteht Gefahr. Bei einer Atemnot ist sofortiges Handeln notwendig!
Notfall-Maßnahmen bei Erstickungsgefahr
Wenn ein Baby zu ersticken droht, hängt es vom Alter des Babys ab, welche Maßnahmen Du ergreifen solltest. Für alle Notfälle sind folgende beiden Optionen wichtig:
- Hab die Notfall-Nummern parat und wähle den Notruf: 112 oder den Notarzt: 19222
- Mach regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs.
Es gibt spezielle Erste-Hilfe-Kurse am Kind. Auf der Seite des Deutschen Roten Kreuz kannst Du nach Angeboten in Deiner Nähe suchen.
Die Zeit bis der Rettungsdienst eintrifft zieht sich normalerweise zu lange. Du musst Deinem Baby in der Zwischenzeit unbedingt selber helfen. Dabei gehst Du folgendermaßen vor:
- Setze Dich auf einen Stuhl und lege das Baby bäuchlings auf Deine Oberschenkel, wobei der Brustkorb auf Deinen Knien ruht und der Mund der tiefste Punkt ist.
- 5 x beherztes Klopfen auf den Rücken: Schlage bis zu fünfmal in die Mitte des Rückens des Babys.
- 5 x Brustkorb-Kompression: Falls diese Maßnahme nicht erfolgreich ist, lege das Baby in Rückenlage auf den Boden und verwende Deine Fingerspitzen, um fünf kleine Stöße auf den Brustkorb des Babys zu geben, damit die Atemwege frei werden.
- Sollte sich die Situation nicht verbessern, wiederhole beide Maßnahmen im Wechsel bis professionelle Hilfe vom Rettungsdienst eingetroffen ist.
In dem folgenden Video werden die Erste-Hilfe-Maßnahmen für Babys unter einem Jahr verständlich erklärt:
Baby verschluckt sich: Zusammenfassung und Fazit
Abschließend möchte ich hervorheben, dass es in den allermeisten Fällen harmlos ist, wenn sich ein Baby verschluckt. Wenn es dann hustet oder würgt, handelt es sich um gesunde Schutzreflexe.
Es gibt aber Fälle, in denen ein Baby sich so sehr „verschluckt“, dass es zu ersticken droht. Darauf solltest Du vorbereitet sein, damit Du richtig reagieren kannst. Hab immer die Notfallnummern parat und setze Dich regelmäßig mit den notwendigen Erste-Hilfe-Maßnahmen auseinander, dann bist Du für den Notfall gewappnet.
Quellen:
- Erste Hilfe für Kinder und Babys: „Ersticken und Verschlucken bei Babys“
- Stillkinder.de (2022): „Mein Baby verschluckt sich dauernd“
- Malteser.de: „Erste Hilfe bei Verschlucken: Tipps für den Notfall“
Mehr Infos dazu findest Du hier.
