Dein Baby weint im Schlaf und Du möchtest wissen, woran das liegt und wie Du ihm helfen kannst? Dann findest Du hier auf jeden Fall Antworten. Aber schon mal vorne weg: Eindeutig beantworten kann Dir diese Frage niemand, nur mögliche Gründe erläutern. Aber in den wenigsten Fällen ist es ein Grund zur Sorge, wenn Babys nachts weinen.
Warum weint mein Baby im Schlaf?
Diese Frage kann Dir, wie gesagt, niemand pauschal beantworten. Denn leider ist es so, dass Weinen die einzige Möglichkeit für Deinen Säugling ist, um Unbehagen auszudrücken. Und auch, wenn es immer wieder Bestrebungen gibt, die Babylaute sinnvoll zu deuten, bleibt es doch für die allermeisten Eltern ein Rätsel, was genau nun nicht stimmt.
Allerdings gibt es schon verschiedene Möglichkeiten, warum Dein Baby im Schlaf weinen könnte. Und genau um diese Möglichkeiten, wie Du sie erkennst und was Du tun kannst, um Deinem Baby zu helfen, soll es im Folgenden gehen. Um zu wissen, was nun wirklich die Ursache für das nächtliche Weinen ist, hilft dann am Ende nur eins: Die wahrscheinlichste Möglichkeit wählen und sehen, ob Du entsprechend Abhilfe schaffen kannst.
Baby weint im Schlaf: 9 Gründe
Gehirnentwicklung und Träume
In den ersten drei Lebensjahren entwickelt sich das menschliche Gehirn rasend schnell. Es werden jeden Tag – bzw. jede Nacht – unvorstellbar viele Synapsen gebildet und im ersten Lebensjahr verdreifacht sich das Gewicht des Gehirns. Forscher haben längst herausgefunden, dass diese rasante Entwicklung des Gehirns überwiegend im Schlaf stattfindet. Darum schlafen Neugeborene auch den Großteil des Tages.
Babys nehmen also Eindrücke auf, wenn sie wach sind und verarbeiten sie, wenn sie schlafen. Die Phase, in der das passiert und in der auch geträumt wird, nennt man REM (Rapid-Eye-Movement) Phase. Du erkennst sie daran, dass sich die Augen Deines Babys im geschlossenen Zustand hin und her bewegen. Säuglinge sind doppelt so lange in der REM-Phase wie Erwachsene (50% der Schlafzeit). In dieser Zeit ist der Schlaf unruhiger und man wacht leichter auf als in der Tiefschlaf-Phase. Babys schlafen also allgemein unruhiger und werden häufiger wach.
Vor allem beim Übergang zwischen REM und Tiefschlaf kann es passieren, dass Dein Baby im Schlaf schluchzt oder plötzlich los schreit. Oft sind die Augen dabei (zunächst) noch geschlossen, natürlich werden viele Kinder dann aber auch wach – mit oder ohne Weinen.
Wie Du Deinem Baby helfen kannst
- Wenn Dein Baby im Schlaf weint, weil es die Erlebnisse des Tages verarbeitet bzw. träumt, wird es in vielen Fällen gar nicht richtig wach. Dein Baby weint kurz im Schlaf auf und schläft weiter. In diesem Fall solltest Du es nicht hochnehmen, denn von einer Positionsveränderung könnte es dann doch aufwachen. Versuche es zunächst mit sanftem Sprechen („Mama ist da“) und vorsichtigem Körperkontakt. Du könntest Deine Stirn an seine legen, oder Deine Hand auf ihren Oberkörper oder über das Ohr. In vielen Fällen ist es einfacher, wenn Babys im Elternbett oder im Beistellbett schlafen. So musst Du nicht nachts ins Kinderzimmer laufen, sondern kannst womöglich im Halbschlaf dafür sorgen, dass Dein Kind ruhig weiter schläft.
- Wenn Dein Baby aber tatsächlich wach wird, braucht es womöglich Deine Hilfe, um wieder einzuschlafen. Du kannst es stillen, tragen, singen, streicheln oder jede andere Art der euch vertrauten Beruhigung anwenden.
- Vorbeugend kannst Du versuchen, tagsüber weniger Reize zu schaffen. Denn Reizüberflutung kann aus den oben genannten Gründen dazu führen, dass Säuglinge nicht nur schlecht einschlafen, sondern nachts auch zu viel zu verarbeiten haben – und darum unruhiger schlafen.
- Auch eine ruhige Abendroutine hilft dem kleinen Köpfchen, zur Ruhe zu kommen und nicht mit zu vielen unverarbeiteten Reizen einzuschlafen.
Wachstumsschübe
Wenn sich Dein Baby in einem der bekannten Entwicklungsschübe befindet, hat es nachts noch mehr zu verarbeiten als sonst. Die ganze Welt scheint wieder neu und aufregend, weil Dein Kind sie mit ganz neuen Fähigkeiten sehen und erfahren kann. Bei den meisten Kindern wirkt sich diese kognitive Veränderung auch negativ auf das Schlafverhalten aus.
Es wird außerdem immer wieder diskutiert, ob Kinder vor allem nachts Wachstumsschmerzen haben.
In jedem Fall kann es sein, dass Dein Baby während eines Schubs im Schlaf weint und Deinen Trost und Nähe braucht.
Moro-Reflex und Zuckungen im Schlaf
Viele Babys, vor allem in den ersten 3-4 Monaten, zucken im Schlaf plötzlich sehr stark, weinen dann und werden wach bzw. brauchen Trost, um weiter zu schlafen. Es wirkt, als würde das Baby von der eigenen starken Zuckung erschreckt und würde daher weinen.
Dahinter kann unter anderem der sogenannte Moro-Reflex stecken. Das ist ein wichtiger frühkindlicher Reflex, mit dem das Baby auf plötzliche, unerwartete Reize reagiert. Diese Reize können auch nur im Traum sein, aber zumindest in der Schlafumgebung kannst Du dafür sorgen, dass keine plötzlichen Geräusche, Berührungen, Temperatur-, Licht- oder Positionsveränderungen stattfinden. Pucken kann helfen, den Reflex zu minimieren.
Aber auch ohne Moro-Reflex zucken Babys im Schlaf teilweise sehr stark. Laut Amerikanischen Forschern ist die Ursache dafür die motorische Entwicklung. Die tagsüber gebildeten Synapsen werden nachts sozusagen gefestigt. Dabei kommt es zu den nächtlichen Zuckungen.
Dein Baby schreit im Schlaf ohne Aufwachen? Viele Eltern denken da sofort an den sogenannten Nachtschreck. Allerdings kommt der eigentlich erst bei Kleinkindern bis etwa zum Schulalter vor, bei Säuglingen eigentlich noch nicht. Ausnahmen bestätigen aber natürlich die Regel, darum soll er hier zumindest kurz erwähnt sein. Beim Nachtschreck weint das Kind im Schlaf und lässt sich nicht beruhigen.
Nächtlicher Hunger
Säuglinge trinken normalerweise kleine Portionen, weil auch ihr Magen noch klein ist – dafür häufig. Darum haben die meisten Babys auch nachts Hunger und wachen regelmäßig auf. Wenn sie sehr tief geschlafen haben, kann es passieren, dass der Hunger schon sehr groß ist und sie darum plötzlich los weinen.
Lass Dich dabei nicht von irgendwelchen Zahlen, wie häufig oder in welchen Abständen Dein Säugling Hunger haben sollte, verunsichern. Wenn Du Dein Kind stillst oder die Flasche gibst, wirst Du schnell herausfinden, ob es hungrig war oder nicht. Natürlich schadet aber ein Blick auf die Tabelle, wie häufig Babys durchschnittlich stillen, nicht, um Dein Bauchgefühl zu bestätigen.
Und: Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie anstrengend nächtliches Stillen ist. Aber egal, wie oft Dein Baby im Schlaf weint, aufwacht oder nachts zur Beruhigung stillen möchte, bitte mach Dir klar, was ein Schlaftraining (sog. „Ferbern“) für die Psyche Deines Kindes bedeutet.
Die ersten Zähnchen
Wenn Dein Baby plötzlich im Schlaf weint könnte auch Zahnen dahinter stecken. Denn bei vielen Kindern kommen zumindest die ersten Schneidezähne schon in den ersten 12 Lebensmonaten. Und wenn die durchbrechen, kann sich das sehr unangenehm anfühlen. Manche Babys leiden vor allem nachts sehr stark darunter.
Was helfen kann: Es gibt spezielle Zahnungsgels in der Apotheke, die die betroffene Stelle betäuben, sodass Dein Kind ruhiger weiterschlafen kann. Ansonsten hilft dasselbe, was bei jedem Unwohlsein hilft: Körperliche Nähe, Tragen, Stillen, Trösten.
Koliken, Blähungen & Co.
Vor allem Neugeborene in den ersten 12 Wochen leiden häufig unter Bauchschmerzen, Blähungen und Koliken. Die kommen vorzugsweise abends und nachts und es kann auch passieren, dass Dein Baby mit 3 Monaten im Schlaf weint, weil das Bäuchlein drückt.
Lesetipp: 3 Monats Koliken – Was hilft dagegen?
Was helfen kann: Stillen bzw. Saugen am Schnuller regt die Verdauung an. Achte darauf, dass Dein Baby nach dem Trinken ein Bäuerchen macht. Auf den Bauch legen oder der Fliegergriff können ebenfalls helfen, dass Gase abgehen können. Bei Kindern, die schon Beikost bekommen, kannst Du ein Ernährungstagebuch führen und prüfen, ob es einen Zusammenhang zu blähenden Lebensmitteln gibt.
Wenn gar nichts mehr hilft, kann ich Dir noch folgendes ans Herz legen: Versuch mal, Dein Baby abzuhalten. Egal, ob mit oder ohne Windel, wenn Du es in die Position unten auf dem Bild bringst, kann es womöglich besser und effektiver drücken. Außerdem regt diese Haltung auch die Verdauung an.
Vor allem bei Neugeborenen kann es auch vorkommen, dass sie sich nicht in die Windel erleichtern möchten, sondern erst, wenn die Windel ab ist. Probiere es einfach mal aus!
Volle Windel
In jedem Fall solltest Du prüfen, ob Dein Baby im Schlaf weint, weil es eine neue Windel braucht. Für einige Kinder ist das Gefühl höchst unangenehm.
Temperatur
Ebenso banal: Vielleicht ist Deinem Kind zu heiß oder zu kalt und es weint darum im Schlaf. Du kannst das ganz einfach im Nacken prüfen. Ist der kalt, ist vermutlich auch Deinem Baby kalt. Wenn er eher schwitzig ist, ist es zu dick angezogen.
Infekte mit Schmerzen
Vor allem bei Infekten, die die Atemwege oder den Hals-Nasen-Ohrenbereich betreffen, weinen Babys auch im Schlaf. Ohrenschmerzen sind häufig mein erster Tipp, wenn mein Baby im Schlaf weint. Ohrenschmerzen gehen meist mit erhöhter Temperatur oder Fieber einher, Babys fassen sich häufig ans Ohr oder an den Kopf, sind sehr anhänglich und weinen aus heiterem Himmel schrill auf. Meist ist auch das Ohr druckempfindlich, d.h. wenn Du in der Nähe der Ohröffnung drückst, zeigt ein Kind mit Ohrenentzündung meist eine unmittelbare Reaktion – auch im Schlaf.
Was hilft: Nachts ist der Tipp, Infekte ärztlich abklären zu lassen, ziemlich schwer umzusetzen. Wenn Du merkst, dass Dein Baby immer wieder im Schlaf weint, weil es Schmerzen hat, Du aber erstmal keine Veranlassung siehst, ins Krankenhaus zu fahren, würde ich persönlich Ibuprofen (Fieberzäpfchen) verabreichen (beachte hier unbedingt die empfohlene Menge passend zum Gewicht Deines Babys). Wenn es danach ruhig schläft, kannst Du davon ausgehen, dass das Schmerzmittel geholfen hat.
Quellen:
- Textor, M.: „Gehirnentwicklung bei Babys und Kleinkindern – Konsequenzen für die Familienerziehung“
- Friedrich, M., Mölle, M., Friederici, A.D., Born, J. (2020): „Babys behalten Details im Schlaf„
Mehr Infos dazu findest Du hier.