Frau hat Brustentzündung Stillzeit oder Milchstau

Brustentzündung in der Stillzeit: Alle Infos und schnelle Hilfe


Hast Du auch schon mal davon gehört, dass sich die Brust beim Stillen entzünden kann? Oder hast Du vielleicht selbst schon mal mit einer schmerzhaften Entzündung der Brust Bekanntschaft gemacht? In diesem Beitrag bekommst Du hilfreiche Informationen, wie Du eine Brustentzündung in der Stillzeit vermeiden kannst – und was Du selbst tun kannst, sollte es Dich dennoch erwischt haben.

Hier schon einmal das Allerwichtigste zur Brustentzündung zusammengefasst:

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  • Eine Brustentzündung (Mastitis) kann durch wunde Brustwarzen oder einen vorausgehenden Milchstau entstehen.
  • Das Risiko für eine Brustentzündung beim Stillen ist während des Milcheinschusses nach der Geburt und in den ersten drei Monaten am höchsten.
  • Beim Abstillen oder der Einführung von Beikost besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko für einen Milchstau, der unbehandelt schnell zu einer Brustentzündung führen kann.
  • Stille Dein Baby immer nach Bedarf, um Milchstau und Mastitis zu vermeiden.
  • Typische Symptome eines Milchstaus sind eine gerötete, verhärtete und empfindliche Brust, erhöhte Temperatur und allgemeines Unwohlsein.
  • Bei einer Brustentzündung hast Du zusätzlich oft Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen.
  • Wenn Du diese Symptome bemerkst, wende Dich umgehend an eine Fachperson.
  • Hausmittel wie Quark-, Retterspitz- und Weißkohlwickel, häufiges Stillen und das Entleeren der Brust per Hand können Dir akut helfen.

Wie entsteht eine Entzündung der Brust?

Bisher hatte man angenommen, dass eine äußerliche Verletzung der Brust(warze) also z.B. eine wunde oder gar offene, blutige Brustwarze eine Eintrittspforte für Keime und Bakterien darstellt, die so in die Brust eindringen und eine Entzündung verursachen können. Diese Theorie ist auch weiterhin noch sehr geläufig und logisch, und es gibt keine aktuellen Studien, die diese Annahme widerlegen.

Dennoch tauchen seit Kurzem kritische Stimmen auf, die diese Art der Entstehung anzweifeln und eher zu einer anderen Begründung für die Entstehung einer Brustentzündung tendieren. Bei dieser zweiten Theorie geht man davon aus, dass die Entzündung durch einen vorangegangenen (nicht behandelten) Milchstau entstanden ist. Dabei staut sich Milch in den Milchgängen zurück, die dann ins umliegende Gewebe übertreten kann. Wenn dies passiert, lösen bestimmte Proteine in der Muttermilch eine Entzündungsreaktion aus und es entsteht eine Mastitis (das ist der Fachbegriff für eine Brustentzündung).

Wann ist das Risiko am höchsten, eine Brustentzündung in der Stillzeit zu bekommen?

Die Entstehung einer Brustentzündung ist während der gesamten Stillzeit möglich. Am häufigsten tritt sie jedoch innerhalb der ersten drei Monate auf. Auch die heikle Phase des Milcheinschusses (= initiale Brustdrüsenschwellung), die ca. am 2. Tag nach der Geburt einsetzt und bis zum ca. 12. Tag nach der Geburt andauert, stellt ein erhöhtes Risiko für einen Milchstau und eine Brustentzündung dar. In dieser Phase produziert Dein Körper langsam mehr Milch und sehr oft hat sich das Prinzip von Angebot an Muttermilch und Nachfrage nach Muttermilch noch nicht eingespielt. 

 

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Auch die Phase während des Abstillens bzw. wenn Beikost eingeführt wird und das Baby zunehmend über feste Nahrung satt wird, sodass es im Anschluss weniger Milch benötigt, hat schon bei manchen Mamas zu einem Milchstau oder gar einer Brustentzündung geführt. 

Kurzum: Immer wenn diese sensible Symbiose zwischen Mutter und Kind, also Nachfrage und Angebot, aus dem Gleichgewicht gerät, kann es zu einem Milchstau kommen. Wenn dieser unbehandelt bleibt, besteht immer das Risiko, dass sich dieser Zustand bis hin zu einer Brustentzündung verschlimmert.

Wie kann ich einer Brustentzündung vorbeugen?

Essenziell wichtig ist, dass das Prinzip von Angebot und Nachfrage im Einklang bleibt. Dafür solltest Du zum Einen Dein Baby immer nach seinem individuellen Bedarf stillen. Neugeborene trinken innerhalb von 24 Stunden durchschnittlich 8-12 Mal und natürlich auch nachts. Zum Anderen solltest Du nicht versuchen, die Stillabstände auf unnatürliche Art und Weise zu verlängern oder gar Dein Baby zu timen. Ein zu oft Stillen gibt es nicht und die Stillabstände sind auch nicht in Stein gemeißelt. Übrigens ist Muttermilch nach ca. 90 Minuten verstoffwechselt und Dein Baby hat dann erneut Hunger. 

Das heißt: Dein Baby gibt den Takt vor und wenn Du Dich seinem Takt anpasst, wird sich auch das Angebot an Muttermilch den Bedürfnissen Deines Babys anpassen.

Darf ich mein Baby wecken wenn meine Brüste voll sind und spannen?

Ja, auch das darfst Du, denn beim Stillen muss es Dir UND Deinem Baby gut gehen. Besonders in den ersten Tagen nach der Geburt sind viele Babys noch recht schläfrig. Sind die Billirubinwerte erhöht, dann sogar umso mehr. In dieser Zeit hilfst Du Deinem Baby, wenn Du es ca. alle 2 Stunden zum Stillen animierst. So wird sein Flüssigkeitsbedarf gedeckt, der Blutzucker stabilisiert und die Gewichtsentwicklung positiv beeinflusst.

Für Dich bedeutet die häufige Stimulierung und Entleerung der Brust, dass Du von Anfang an gut in die Milchbildung kommst. Nur wenn die Brust entleert wird, wird neue Milch nachgebildet. 

Da der Grundstein für den langfristigen Stillerfolg in den ersten Stunden, Tagen und Wochen nach der Geburt gelegt wird, ist ein gutes Stillmanagement von Anfang an essenziell wichtig.

Habe ich einen Milchstau oder eine Brustentzündung?

Ein Milchstau ist sozusagen die Vorstufe der Brustentzündung. An den Symptomen erkennst Du, ob sich aus dem Milchstau schon eine Mastitis entwickelt hat.

Zu den typischen Symptomen eines Milchstaus zählen:

  • Gerötete, verhärtete und berührungsempfindliche Stelle an der Brust
  • Erhöhte Temperatur
  • Allgemeines Unwohlsein

Bei einer Brustentzündung hast du ähnliche Symptome wie bei einem Milchstau, nur meistens etwas stärker. Das hängt damit zusammen, dass eine Brustentzündung (Mastitis) oftmals aus einem nicht behandelten/ nicht behobenen Milchstau resultiert. Zusätzlich zu den bereits oben genannten Symptomen, treten oftmals folgende Symptome auf:

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Gliederschmerzen

Schnelle Hilfe bei Brustentzündung oder Milchstau

Solltest Du die genannten Symptome habe, ist es wichtig sich umgehend an eine Fachperson (Hebamme, Stillberaterin, Gynäkologe) zu wenden. Diese beobachtet und begleitet idealerweise eine Stillmahlzeit und kann Dir Tipps zum richtigen Positionieren und Anlegen geben. Das korrekte Anlegen des Babys an der Brust ist wichtig, damit die Brust gut entleert wird und sich keine Milch zurück staut.

Zusätzlich helfen Dir folgende Tipps, wenn Dich eine Brustentzündung erwischt hat:

  • Halte Bettruhe ein und lege den Fokus auf das Stillen.
  • Stille unbedingt weiter nach Bedarf deines Babys. Das Schlechteste in dieser Situation wäre weniger zu stillen oder gar abstillen.
  • Blockstillen: mehr Infos dazu findest Du hier: Blockstillen bei zu viel Milch: Anleitung & Tipps
  • Habe möglichst viel direkten Hautkontakt mit Deinem Baby (dabei wird Oxytocin ausgeschüttet, das unterstützt den Milchfluss).
  • Wärme Deine Brust vor dem Stillen z.B. mit einem Kirschkernkissen, Wärmflasche, warmen Waschlappen etc. Wärme weitet die Blutgefäße und Milchgänge und die Milch fließt besser und schneller. Auch während dem Stillen kannst du die Wärme beibehalten.
  • Nach dem Stillen hilft es die Brust zu kühlen (Achtung: Bitte für mindestens 20 Minuten kühlen, ansonsten könnte der sog. Kneipp-Effekt die Milchproduktion noch mehr anregen).
  • Vermeide Stress (dabei wird Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet; beide Hormone sind die Gegenspieler der Stillhormone).
  • Vermeide auch Koffein (kann die Blutgefäße verengen und den Milchfluss beeinträchtigen).
  • Trage Nichts, das Dich unnötig einengt/einschnürt. Am besten bleibst Du „oben ohne“ und wenn Du einen Still-BH tragen möchtest, dann einen ohne Nähte und Bügel.
  • Bei Schmerzen und Fieber darfst Du Ibuprofen nehmen (dies ist generell das Schmerzmittel der Wahl in der Stillzeit; nähere Infos bzgl. Medikamenteneinnahme in Schwangerschaft und Stillzeit findest Du auf dem Beratungsportal Embryotox).
 

Welche Hausmittel kann ich bei einer Brustentzündung in der Stillzeit anwenden?

Neben den bereits oben erwähnten Tipps, helfen in der Regel Quark, – Retterspitz- und Weißkohlwickel bei einer Brustentzündung gut, da sie nicht nur entzündungshemmend und schmerzlindernd, sondern auch kühlend wirken. Wie Du Dir diese Wickel selber vorbereiten kannst und worin sie sich unterscheiden, kannst Du hier nachlesen: „Drei Hausmittel gegen Brustentzündung„.

Sollte ich meine Muttermilch per Hand ausstreichen oder lieber abpumpen?

Diese Frage ist tatsächlich nicht ganz einfach zu beantworten. Bisher war man der Annahme, dass die Milch unbedingt aus der Brust muss (manchmal wurde sogar bis zum letzten Tropfen abgepumpt). Der Nachteil ist natürlich, dass jede zusätzliche Stimulation und Entleerung hinterher Deine Milchproduktion nur noch mehr anregt.

Besonders wenn Du gerade mehr Milch produzierst als Dein Baby benötigt, lindert diese Vorgehensweise die Symptome nur vorübergehend. Heute ist man sich einig, dass bei einem Milchstau/Brustentzündung so wenig wie möglich gepumpt werden sollte. Nur in Einzelfällen, wenn es gar nicht anders geht, kannst Du kurz und mit dem niedrigsten Vakuum abpumpen. 

Eine bessere und weniger invasive Methode ist das Ausstreichen der Milch per Hand. Auch hierbei wird die Brust in gewisser Weise „manipuliert“ aber eben nicht so stark wie beim Abpumpen. Wenn Du also trotz Stillen nach Bedarf noch Verhärtungen in Deiner Brust spürst, die schmerzen und unangenehm sind, kannst Du versuchen diese per Handentleerung in den Griff zu bekommen. Wie das funktioniert und wie Du dabei vorgehen solltest, erfährst Du hier: Brust ausstreichen: Anleitung (mit Video) zum Abstillen, bei Milchstau oder zu viel Milch.

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Als Faustregel gilt:

Wenn Du einen Milchstau mit alternativen Methoden behandelst, solltest Du innerhalb von spätestens 48 Stunden eine deutliche Verbesserung spüren. Wenn das nicht der Fall ist oder sich Dein Zustand sogar verschlechtert (oftmals begleitet von hohem Fieber!), solltest Du schnell einen Arzt konsultieren. Möglicherweise hast Du dann eine Mastitis entwickelt, die mit einem stillfreundlichen Antibiotikum behandelt werden muss. Dieses sollte allerdings nur bei bakteriellen Mastitiden eingesetzt werden. Dein Arzt kann Dich hierzu beraten.

Werde ich durch gelegentliches Abpumpen auch einen Milchstau bekommen?

Wenn Du beispielsweise abpumpst, weil Du ohne Baby zum Rückbildungskurs gehst, wirst Du deshalb nicht gleich einen Milchstau bekommen. Du wirst frühestens 8-10 Wochen nach der Entbindung mit dem Kurs starten und dann hat sich auch meist die Milchbildung und das Stillen in aller Regel eingespielt. Wenn Du einmal am Tag für 5-10 Minuten einseitig abpumpst und das zwei mal in der Woche machst, wirst Du deine Milchproduktion nicht übermäßig anregen und dennoch einen ausreichenden Vorrat haben, wenn Du z.B. 2 Stunden Deiner Abwesenheit überbrücken musst. 

Die abgepumpte Milch frierst Du direkt nach dem Abpumpen ein, taust sie am Vorabend im Kühlschrank auf und erwärmst sie bei Bedarf. Wie Du Deine abgepumpte Milch lagern kannst, kannst Du in diesem Artikel nachlesen: Muttermilch einfrieren, auftauen und aufbewahren: So geht’s richtig.

Zum Weiterlesen:

Quellen:

  • AWMF-Leitlinie „S3-Leitlinie: Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit“
  • Harder, U. Et al. (2015): Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause,99-100, Hippokrates Verlag Stuttgart
  • Mitchell et al.: ABM Clinical Protocol #36: The Mastitis Spectrum, Revised 2022. Breastfeeding Medicine 17(5): 460-476, 2022

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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