Glücklicherweise ist ein Dammschnitt bei der Geburt heute kein Routine-Eingriff mehr! Dennoch sind etwa 10 bis 20 Prozent der Gebärenden von dem Eingriff betroffen. Falls Du Angst vor einem solchen Eingriff hast, dann schau Dir diesen Beitrag an. Wir erklären ganz genau, wie der Dammschnitt bei einer Geburt abläuft, wann er gemacht wird und wie er möglicherweise vermeidbar ist. Bist Du schon Mama geworden und hattest einen Dammschnitt bei der Geburt, findest Du hier Tipps zur Heilung, damit Du möglichst bald wieder fit bist.
Was ist ein Dammschnitt?
Ein Dammschnitt, auch Episiotomie genannt, ist ein Eingriff, der während der Geburt durchgeführt wird. Dabei wird der Scheidenausgang mit einer medizinischen Schere erweitert, um Platz für das Baby zu schaffen. Der Dammschnitt bei der Geburt wird entweder von einem Arzt oder einer Hebamme gemacht und in der Regel kurzfristig entschieden. Ziel ist es, die Geburt zu beschleunigen.
Zwei Arten von Dammschnitten Geburt
Es gibt zwei gängige Arten von Dammschnitten, die je nach Situation während der Geburt eingesetzt werden: der mediane und der mediolaterale Dammschnitt. Beide Techniken unterscheiden sich in Bezug auf den Schnittverlauf und die Vor- und Nachteile.
1) Direkte Linie (mediane Episiotomie): Bei der medianen Episiotomie erfolgt der Dammschnitt in einer geraden Linie vom Scheidenausgang in Richtung After.
Vorteile:
- Geringeres Verletzungsrisiko für Muskeln und Nerven.
- Schnellere und einfachere Heilung.
- Weniger Schmerzen nach der Geburt.
Nachteile:
- Höheres Risiko, dass der Schnitt bis zum After weiter reißt (Dammriss 3. oder 4. Grades)
- Dammschnitt reißt später leichter wieder auf.
2) Seitlich im 45° Winkel (mediolaterale Episiotomie): Bei dieser Variante wird der Dammschnitt seitlich im 45° Winkel vom Scheidenausgang weggeführt. Der Schnitt ist ca. 2 bis 5 Zentimeter lang. Diese Methode wird von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfohlen.
Vorteile:
- Geringeres Risiko, dass er später wieder aufreißt.
- Bietet mehr Raum für die Geburt bei größeren Babys oder schwierigen Geburten.
- Kann erweitert werden, falls notwendig.
Nachteile:
- Längere Heilungszeit.
- Möglicherweise intensivere Schmerzen nach der Geburt.
- Meistens mehr Blutverlust, weil Gefäße verletzt werden.
Wie groß sind die Schmerzen?
Ein Dammschnitt wird häufig in dem Moment durchgeführt, kurz bevor das Köpfchen Deines Babys geboren wird. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gewebe extrem gespannt und daher nahezu schmerzunempfindlich. Dadurch spürst Du den Schnitt in der Regel gar nicht.
Sollte der Dammschnitt früher erforderlich sein, können Dir der Arzt oder die Hebamme eine örtliche Betäubung geben. Sie können einen sogenannten Pudendusblock setzen. Diese lokale Betäubung blockiert die Schmerzempfindung im Damm- und Vaginalbereich, sodass der Eingriff schmerzfrei verläuft. Auch das anschließende Nähen der Wunde wird unter lokaler Betäubung vollzogen, damit Du es nicht spürst.
Welche Gründe für einen Dammschnitt bei der Geburt gibt es?
Ein Dammschnitt ist heute keine Routineprozedur mehr und wird individuell entschieden. Während dieser Eingriff bis in die 1980er Jahre bei vielen Geburten routinemäßig durchgeführt wurde, hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein natürlicher Dammriss oft besser heilt, den Beckenboden weniger schwächt und in der Regel weniger Schmerzen nach der Geburt verursacht. Einige Studien weisen sogar darauf hin, dass ein Dammschnitt oft keine Vorteile für die Mutter oder das Kind bringt.
Geburtshelfer und Ärzte entscheiden heute aus der Situation, ob ein Dammschnitt notwendig ist. Typische Gründe für diesen Eingriff sind:
- Das Kind ist in Not (z.B. Herzfrequenz-Abfall, schlechte Sauerstoffversorgung).
- Oft ist ein Dammschnitt Geburt bei Saugglocken- oder Zangengeburt erforderlich.
- Das Baby liegt in Steißlage (der Po kommt zuerst).
- Es soll einem unkontrollierten, schweren Dammriss vorgebeugt werden.
- Es liegt Narbengewebe am Damm vor, das einen natürlichen Riss unwahrscheinlicher macht.
- Bei Frühgeburten, wenn das Gewebe noch nicht vollständig vorbereitet ist.
- Mehrlingsgeburten, bei denen der Platz für das Baby begrenzt ist.
Ein Dammschnitt wird in diesen Fällen eingesetzt, um Komplikationen zu vermeiden und den Geburtsprozess zu erleichtern.
Kannst Du einen Dammschnitt bei der Geburt verweigern?
Laut Hebamme Monika ist ein Dammschnitt oft unvorhersehbar, da eine Geburt nicht planbar ist. Jede Hebamme bemüht sich, den Damm zu schützen und Verletzungen zu vermeiden. Sollte doch ein Dammschnitt notwendig werden, geben die Hebamme oder der Arzt Dir Bescheid.
Heutzutage wird ein Dammschnitt bei der Geburt in der Regel nur noch in Notsituationen eingesetzt. Dann ist eine Diskussion natürlich nicht möglich. Hebamme Monika hat in Ihrer Laufbahn nach eigener Aussage aber noch keine Mutter erlebt, die bei Gefahr für das Baby einen Dammschnitt verweigert hätte.
Wenn Du Angst hast oder Dir Sorgen wegen eines Dammschnitts bei der Geburt machst, dann sprich dieses Thema schon bei der Geburtsanmeldung an.
Dammschnitt bei der Geburt vorbeugen?
Eine Möglichkeit, das Risiko eines Dammschnitts zu verringern, ist die Dammmassage in der Schwangerschaft. Sie macht das Gewebe elastischer und bereitet es auf die Geburt vor. Die Wirksamkeit wurde in 4 Studien mit über 25.000 Schwangeren nachgewiesen.
Ab der 34. Schwangerschaftswoche kannst Du mit natürlichen Ölen wie Mandel- oder Weizenkeimöl massieren. Eine detaillierte Anleitung und hilfreiche Tipps zur Massage findest Du im folgenden Babyartikel.de-Video mit Hebamme Anna-Maria.
Dammschnitt: Heilung nach der Geburt
Die Heilung nach einem Dammschnitt dauert in der Regel etwa 6 Wochen. In dieser Zeit kann der betroffene Bereich empfindlich sein, aber mit der richtigen Pflege kannst Du den Heilungsprozess unterstützen. ➔ Was Du tun kannst, damit die Dammnaht möglichst schnell heilt, erfährst Du hier.
Tipps zur Pflege der Dammnaht nach einem Dammschnitt:
- Kühlen: Verwende Kühlpacks, um Schwellungen zu lindern und Schmerzen zu reduzieren.
- Sitzbäder: Sitzbäder mit Kamille oder Eichenrinde fördern die Heilung und wirken entzündungshemmend.
- Hygiene: Halte den Bereich sauber und trocken, um Infektionen zu vermeiden.
- Schonung: Vermeide starkes Heben und langes Sitzen, um den Damm zu entlasten.
- Sitzringe: Ein spezieller Sitzring (z.B. Theraline Ergonomisches Sitzkissen ) kann Dir helfen, um den Druck auf den Damm zu verringern.
- Atmungsaktive Kleidung: Trage weite, atmungsaktive Kleidung, um Reibung zu verhindern.
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel nach Rücksprache mit Deiner Ärztin oder Hebamme eingenommen werden.
Nach etwa 6 Wochen sollte die Wunde vollständig verheilt sein. Bei anhaltenden Schmerzen oder Beschwerden hole Dir ärztlichen Rat ein.
Sex nach einem Dammschnitt
Sex nach einem Dammschnitt kann für viele Frauen anfangs eine Herausforderung sein. Ungefähr 6 Wochen solltest Du warten, bis die Wunde vollständig verheilt ist. Und auch der Wochenfluss sollte komplett aufgehört haben, bevor Du wieder Geschlechtsverkehr hast (ca. 4-6 Wochen nach der Geburt).
Auch 6 Wochen nach dem Dammschnitt kann es sein, dass das Gewebe noch empfindlich ist oder sich unangenehm anfühlt. Wichtig ist, dass Du nichts überstürzt und mit Deinem Partner offen über mögliche Beschwerden sprichst. Gleitmittel und ein vorsichtiger Beginn helfen, den Sex angenehmer zu gestalten.
Es ist völlig normal, wenn es einige Zeit dauert, bis Du Dich wieder wohlfühlst. Nimm Dir diese Zeit! Erst wenn Dein Körper und auch Deine Seele die Geburt verarbeitet haben, bist Du wieder offen für Geschlechtsverkehr. Das ist bei manchen Frauen früher und bei anderen später der Fall.
Solltest Du allerdings anhaltende Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben oder Dich auch viele Wochen nach der Geburt noch nicht danach fühlen, dann sprich mit Deiner Frauenärztin darüber.
Stuhlgang nach Dammschnitt bei Geburt
Der erste Stuhlgang nach einer Geburt mit Dammschnitt macht vielen Frauen Angst. Sie fürchten sich vor Schmerzen oder davor, dass die Naht wieder aufreißt. Deshalb sollte der Stuhlgang so leicht wie möglich gehen. Je weicher er ist, desto besser. Deshalb:
- Trinke viel Flüssigkeit.
- Iss eine ballaststoffreiche Kost.
- Greife notfalls und nach Absprache mit dem Arzt zu einem sanften Abführmittel.
Auch die richtige Sitzhaltung auf der Toilette kann den Druck mindern und den Prozess erleichtern. Dazu stellst Du Deine Füße auf einen kleinen Hocker oder einen Bücherstapel, sodass der Sitzwinkel verändert ist.
Spätfolgen nach einem Dammschnitt
Auch wenn viele Frauen nach einem Dammschnitt vollständig und ohne langfristige Beschwerden heilen, können in manchen Fällen Spätfolgen auftreten. Diese betreffen oft den Beckenboden oder das Narbengewebe. Zu den möglichen Spätfolgen gehören:
- Narbenempfindlichkeit: Das Narbengewebe kann auch noch Jahre nach der Geburt empfindlich auf Druck oder Dehnung reagieren.
- Beckenbodenschwäche: Eine Schwächung des Beckenbodens kann Inkontinenz oder andere Beschwerden verursachen.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Narbengewebe kann langfristig zu Unbehagen oder Schmerzen beim Sex führen.
- Dammschnitt Spätfolgen in den Wechseljahren: In den Wechseljahren können die Folgen eines Dammschnitts durch den natürlichen Elastizitätsverlust des Gewebes wieder stärker spürbar werden. Das Narbengewebe kann sich verhärten oder empfindlicher werden, was zu Unbehagen im Damm- und Beckenbodenbereich führen kann. Regelmäßige Beckenbodenübungen können helfen, diesen Beschwerden vorzubeugen.
Fazit: Dammschnitt bei der Geburt
- In bestimmten Situationen kann ein Dammschnitt während der Geburt notwendig sein. Mit der richtigen Vorbereitung, wie der Dammmassage, lässt sich das Risiko verringern.
- Sollte ein Dammschnitt durchgeführt werden, gibt es viele Möglichkeiten, den Heilungsprozess zu fördern und Spätfolgen vorzubeugen.
- Wichtig ist, Deinem Körper genügend Zeit zur Erholung zu geben und bei Fragen oder Beschwerden Deine Hebamme oder Ärztin zu konsultieren. So kannst du den Heilungsverlauf optimal unterstützen und gestärkt in die Zeit nach der Geburt starten.
Welche Erfahrungen hast Du mit Dammschnitt bei der Geburt gemacht? Wie lange hat die Heilung bei Dir gedauert und welche Tipps kannst Du betroffenen Müttern geben? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar.
Quellen:
- Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland – Information, Austausch, Diskussion (2025): „Dammschnitte: Auch das ist Gewalt (3)“
- Techniker Krankenkasse (2022): „Der Dammschnitt“
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) (2024): AWMF-Leitlinie Nr. 015-023 „S2k-Leitlinie Vaginal-operative Geburt“
- M Amorim M, Coutinho IC, Melo I, Katz L. Selective episiotomy vs. implementation of a non-episiotomy protocol: a randomized clinical trial. Reprod Health. 2017 Apr 24;14(1):55. doi: 10.1186/s12978-017-0315-4. Erratum in: Reprod Health. 2017 Oct 24;14(1):135. doi: 10.1186/s12978-017-0399-x. M Amorim, M [corrected to Amorim, Melania M]. PMID: 28438209; PMCID: PMC5402639.
- AOK.de Gesundheitsmagazin (2023): „Mit einer Dammmassage auf die Geburt vorbereiten“