Viele Eltern stellen sich bestimmt irgendwann einmal die Frage, ob und wie stark sie die körperliche Entwicklung ihres Babys fördern können oder gar müssen. Die Antwort auf diese Fragestellung ist nicht so glasklar, wie es im ersten Moment erscheinen mag. Schnell sind manche Mamas und Papas schon bei 3-jährigen im Helikopter-Modus. Das andere Extrem ist, das Kind mehr oder weniger sich selbst zu überlassen. Meiner Meinung nach ist es am sinnvollsten, dem eigenen Kind gut zuzuhören und herauszufinden, was es gern spielen oder unternehmen möchte. Zu beobachten, in welche Richtung es sich gerade entwickelt, auf das individuelle Entwicklungstempo achtzugeben und auf das, was es mehr als anderes interessiert. Hier berichte ich Dir davon, wie mein Kleinkind selbstständig wurde.
Jedes Kind hat sein eigenes Tempo
Das erste Mal Laufen heißt nicht, dass Dein Kind das auch gleich ohne Wackler oder Hinfallen hinbekommt. Krabbeln auf allen Vieren, sich aufrecht hinsetzen und insbesondere Laufen braucht einen trainierten Muskelapparat. Das verlangt viel Training. Mit Training und sehr viel Bewegung, mit immer gleichen Abläufe, die Dir vielleicht sogar langweilig erscheinen mögen, entdecken und erobern die Kleinen die Welt für sich. Jedes Mal schaffen sie ein bisschen mehr, kommen weiter und werden mutiger.
Nachdem meine Kleine das Hinsetzen so lange trainiert hatte, dass sie es ohne Hilfe von Mama und Papa schaffte, war der Schritt hin zum Laufen relativ klein. Ich betone: Bei meiner Tochter war es so – andere Kinder machen ihre Entwicklungsschritte in ihrem ganz eigenen Tempo. Der Vergleich mit anderen Kindern ist zwar natürlich und vollkommen verständlich, macht aus oben genanntem Grund allerdings wenig Sinn.
Bei den Eltern und anderen Kindern abschauen lassen
Weder ihre Mama noch ich hatten die Kleine extra dazu animiert, allein zu laufen. Ich habe sie auch kaum an den Händen gehalten, wie es manche Eltern machen, um sie im Watschelgang wackelnd ein paar Meter wanken zu lassen. Eine solche Animation war in unserem Fall nicht nötig. Aufrecht Hinsetzen, laufen und später Treppenstufen steigen hat sie stets allein begonnen und fleißig trainieren wollen. Sie gehört, das muss ich dazusagen, auch zu den Kindern, die zwei Mal am Tag nach draußen an die frische Luft und aktiv sein müssen. Andernfalls ist sie unausgelastet und dann unleidig.
Auch wenn sie keine Motivation brauchte. Hilfestellungen beim Lauftraining, Herunterspringen, Toben und Klettern auf dem Spielplatz waren trotzdem oft gefragt. Noch vor kurzem hat sie sich alles Mögliche bei Mama und Papa abgeschaut. Inzwischen guckt sie bei anderen Kindern genau hin und macht diese nach. Da kommt es z.B. gezwungenermaßen schonmal vor, dass sie von viel zu weit oben vom Klettergerüst herunterspringen will. Die Aufgabe von Mama und Papa ist es dann, ihr einerseits zu erklären, dass sie sich wehtut und sie andererseits aufzufangen. Nicht gut: Das Ganze verbieten. Schließlich solle sie ja auch ihre Grenzen austesten.
Sicherer Freiraum für Spiel und Spaß
Mithilfe der Nachahm-Methode hat sie nicht nur angefangen zu laufen, sondern auch zu rennen. Und auf einer Holzbank zu balancieren, die Rutsche rückwärts hochzugehen oder von einem großen Stein herunter zu hüpfen.
Damals, als sie laufen lernte, hat sie sich den Wäschekorb rausgesucht und ihn als anfängliche Stütze bei ihren ersten Gehversuchen benutzt. Nun soll sie sich weiterhin die Tätigkeiten selbst raussuchen, auf die sie Lust hat und die sie sich von anderen Kindern abschauen mag. Es kommt meiner Meinung nach darauf an, dem Kleinkind für Selbstständigkeit einen sicheren Freiraum zu schaffen, in dem es sich ohne Gefahr bewegen kann, während es spielt.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das nicht so leichtfällt, wenn das eigene Kind eben noch nicht laufen kann, obwohl alle anderen es schon können. Es gibt eben auch Kinder, die zum eigenständigen Laufen oder Rutschen angeregt werden müssen, weil sie eher zurückhaltend oder ängstlich sind. Dann ist das halt so. Es gibt nicht nur bei Erwachsenen verschiedene Charaktere, sondern natürlich auch bei Kindern.
Weitere Tipps, wie Du Dein Kind auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit begleiten kannst, findest Du übrigens auch in diesem Beitrag: Selbstständigkeit bei Kindern fördern | Babyartikel.de Magazin
Kinder wählen lassen
Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Natürlich mache ich meiner Kleinen Vorschläge, was wir denn unternehmen könnten. Ich frage sie daheim, ob ich ihr etwas vorlesen soll. Auf dem Spielplatz schnappe ich mir die Schaufel und fange an, ein Loch zu graben – falls sie nicht mit anderen Kindern spielen mag oder kann. Aber den Großteil der Zeit lasse ich sie einfach selbst wählen, was sie spielen oder tun mag. Auch so wird ein Kleinkind selbstständig.
Ich muss zugeben, dass das für mich durchaus manchmal schwierig ist. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist z.B. das Schaukeln. In der Babyschaukel mag sie richtig hochfliegen. Das allerdings nicht nur zehn Minuten, sondern auch mal 45 Minuten. Wenn der eigene Akku leer ist, dann kann das für Mama oder Papa schon ziemlich anstrengend sein. Allerdings bin ich mit solchen Erfahrungen ja nicht alleine. Jede Mama und jeder Papa kann bestimmt „ein Lied davon singen“.
Ich versuche mir dann immer zu sagen, dass sie nur ein Mal zwei oder drei Jahre alt ist. Da muss ich jetzt durchhalten. Meine Aufgabe ist es, immer für sie da zu sein, wenn sie mich braucht – ihr aber nicht meinen eigenen Willen aufzudrängen.
Wie wurde Dein Kleinkind selbstständig? Schreibe es uns gern in die Kommentare!