Das Abnabeln, das Durchtrennen der Nabelschnur, ist die endgültige körperliche Trennung Deines Kindes von Dir. Immer mehr Mutter wünschen sich ein spätes Abnabeln. Das heißt, der Arzt oder die Hebamme wartet mit dem Abnabeln, bis die Nabelschnur nicht mehr pulsiert und das restliche Blut aus der Plazenta vollständig in Dein Kind übergegangen ist. Das kann zwischen 3 und 30 Minuten dauern.
Aber was sind die Vorteile hat das späte Abnabeln, und gibt es auch Nachteile? Und wird das späte Abnabeln im normalen Krankenhausbetrieb überhaupt praktiziert? Ich selbst habe mich erst jetzt vollständig damit auseinandergesetzt und war überrascht. Die wichtigsten Infos zum späten Abnabeln habe ich Dir hier zusammengestellt.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, wozu die Nabelschnur Deinem Kind dient.
Funktionen der Nabelschnur:
- Verbindung der Blutkreisläufe von Mutter und Kind
- Versorgung mit Nährstoffen
- Versorgung mit Sauerstoff
- Entsorgung von Stoffwechselabbauprodukten
Bis die Nabelschnur auspulsiert ist, bleibt die Versorgung Deines Babys mit Sauerstoff, Nährstoffen und Mineralien erhalten. Somit erhält Dein Kind einen kleinen Bonus zum Start ins Leben.
Befürworter der sanften Geburt vertreten dies und warten mit dem Durchtrennen der Nabelschnur so lange, bis sie vollständig auspulsiert ist. Ganz extrem ist es bei einer Lotusgeburt. Hierbei wird eine natürliche Abnabelung gewartet. Das heißt, die Nabelschnur wird mit der Plazenta am Neugeborenen belassen, bis sie von alleine abfällt.
Vorteile des späten Abnabelns
- 30% mehr Blut für das Baby
- stabiler Eisenvorrat für die ersten sechs Lebensmonate des Babys
- vermindertes Risiko einer Anämie
- verbesserte neurologische Entwicklung/ bessere Entwicklung der Feinmotorik
- mehr Stammzellen
- vermindertes Risiko einer Hirnblutung, einer Neugerboreneninfektion und einer entzündlichen Darmerkrankung
- Die Plazenta löst sich in den meisten Fällen problemlos ab
Kann spätes Abnabeln auch Nachteile haben?
Der zeitliche Aspekt bei der Versorgung geschwächter oder ungesunder Kinder und Mütter spielt hierbei eine große Rolle. Der Inhalt der Nabelschnur braucht deshalb jedoch nicht verworfen werden. Würde das später Abnabeln zu lange dauern, kann die Nabelschnur auch in Kindsrichtung ausgestrichen werden, damit keine Reserve verloren geht. Selbst bei einem Frühchen, das körperlich noch nicht fit genug ist, würde die extra Portion Blut helfen, um den Kreislauf in den Schwung zu bringen.
Bei der Lotusgeburt besteht allerdings die Gefahr einer Infektion. Die anliegende Plazenta ist nach der Ablösung totes Gewebe und ein Paradies für Keime. Deshalb muss bei einer Entscheidung für eine Lotusgeburt strengstens auf die Einhaltung der Hygiene geachtet werden.
Bei einer normalen, komplikationslosen Geburt spricht also nichts gegen ein spätes Abnabeln. In manchen Fällen fördert es sogar die Mutter-Kind-Bindung, weil die Mütter die direkte Verbindung nun sehen und bei Bedarf sogar anfassen können. Meine Geburt verlief zum Schluss leider etwas aufregend, sodass ich ehrlich gesagt gar nicht weis, wann meine liebe Hebamme abgenabelt hat. Für das nächste Mal habe ich mir vorgenommen, darauf hinzuweisen, dass ich mir eine späte Abnabelung oder ein Ausstreichen wünsche, um meinem Kind die ihm zustehenden Reserven mit auf dem Weg zu geben.