geburtsplan aus hebammensicht

Der Geburtsplan aus Hebammensicht


In meiner Zeit als Klinikhebamme sind mir immer wieder Frauen begegnet, die einen Geburtsplan dabei hatten. In einem Geburtsplan kannst Du Deine Wünsche für den Ablauf der Geburt und die Zeit danach schriftlich äußern. Doch eines darf man dabei nicht vergessen… jede Geburt ist anders, selten verläuft sie nach einem vorher festgelegten Plan.

Was ist ein Geburtsplan?

Ein Geburtsplan ist eine schriftlich festgelegte Liste, mit allen für Dich wichtigen Punkten, die Du Dir für den Ablauf der Geburt und den eventuellen Krankenhausaufenthalt danach wünschst.

Solltest Du einen Geburtsplan schreiben?

Ich gebe ganz offen zu, dass ich nicht über alle Geburtspläne erfreut war, die ich im Kreißsaal in den Händen hielt. Vor allem, wenn er vorher nie mit einer Hebamme aus der Klinik besprochen wurde. Bevor Du einen Geburtsplan erstellst, solltest Du Dich gründlich mit dem Geburtsvorgang auseinandersetzen und Informationen sammeln. Dies kann in einem Geburtsvorbereitungskurs geschehen oder indem Du Kontakt zu Deiner Hebamme aufnimmst. Es gibt fertig erstellte Geburtspläne, die Du im Internet einfach ausdrucken kannst. Aber: Meiner Meinung nach solltest Du den Plan selbst erstellen, um Dich mit allen Themen auseinanderzusetzen und um den Geburtsplan individuell auf Dich abzustimmen.

Vielleicht gehörst Du zu den Frauen, die Angst vor der Geburt haben, da Du nicht weißt, was auf Dich zukommt und was Dich erwartet. Hier kann Dir ein Geburtsplan vielleicht etwas Sicherheit bringen, da Du eine „aktive“ Rolle bei der Planung der Geburt einnehmen kannst.

Besprich den Geburtsplan in der Klinik

Wenn Du Dich für einen Geburtsplan entscheidest, solltest Du vorher immer ein Gespräch in der von Dir ausgewählten Geburtsklinik suchen. Viele Kliniken wünschen sowieso eine Anmeldung vor der Geburt oder ein Gespräch zur Geburtsvorstellung. Dieser Besuch in der Klinik ist meiner Meinung nach so wichtig, um den Geburtsplan schon im Vorfeld mit dem Personal zu besprechen und um abzuklären, welche Punkte umsetzbar sind. In Folge dieses Gesprächs wird klar, ob Deine Vorstellung mit denen der Klinik in Einklang gebracht werden können.

 

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Vielleicht merkst Du nach dem Gespräch auch, dass Du doch keinen Geburtsplan schreiben möchtest, oder ob Du Dich auf die Suche nach einer anderen Klinik begeben solltest. Oder Du erkennst, dass Deine Wünsche so gar nicht zu einer Geburt in der Klinik passen und entscheidest Dich dann lieber für ein Geburtshaus oder eine Hausgeburt.

Welche Vorteile hat ein Geburtsplan?

Hier möchte ich Dir die Vorteile eines Geburtsplans zusammenfassen:

  • In einem Geburtsplan kannst Du Deine genauen Wünsche für die anstehende Geburt festlegen.
  • Genauso kannst Du Unerwünschtes in den Geburtsplan aufnehmen.
  • Das Schreiben eines Geburtsplans hilft Dir, Dich mit der bevorstehenden Geburt in Ruhe auseinanderzusetzen.
  • Wenn Du wegen der Geburt verunsichert bist oder Angst hast, kann Dir der Geburtsplan das Gefühl geben, die Geburt stärker unter Kontrolle zu haben.

Wie verfasst Du einen Geburtsplan?

Wenn Du Deinen Geburtsplan schreibst, sollte dieser nicht zu lang sein. Versuche Dich auf eine A4-Seite zu beschränken, so wird er hinreichend gelesen. Ich empfehle Dir keinen „Befehlston“, sondern einen freundlich und höflichen Ton zu benutzen. Halte den Plan so flexibel wie möglich, sodass sich Handlungsmaßstäbe ergeben sowohl für eine komplikationslose Geburt, als auch für schwierige Situationen. Wie jede andere werdende Mama wirst Du Dir in der Schwangerschaft immer wieder ausmalen, wie die Geburt ablaufen könnte. Hier passt dann aber die Aussage: „Am Ende kommt alles anders, als man denkt“. Dies meine ich nicht nur im negativen Sinn. Immer wieder erlebe ich es, dass Frauen mit viel Angst und Unsicherheit in die Geburt gehen und danach überrascht sind, wie „leicht“ die Geburt verlaufen ist.

Wenn Du Dich in der Geburtsklinik vorstellst, solltest Du ein Exemplar dabei haben, das gleich in Deine Akte gelegt werden kann.

Welche Themen kann ein Geburtsplan beinhalten?

• Wer soll bei der Geburt dabei sein
• Die Art der Schmerzbehandlung
• Persönliche Bedürfnisse (umhergehen während der Wehen, Gebärpositionen)
• Individuelle Bedürfnisse (Phobien, religiöse Sichtweisen)
• Interventionen (Dammschnitt, vaginale Untersuchugen)
• Umgang mit Deinem Baby. (Stillen, Zufüttern, Hautkontakt)
• Atmosphäre (gedämpftes Licht)
• stationäre oder ambulante Geburt

Hat ein Geburtsplan Nachteile?

Wie ich schon oben erwähnt habe, kann ein Geburtsplan natürlich keinen Verlauf der Geburt vorherbestimmen. Du könntest enttäuscht sein, wenn Deine gesetzten Ziele nicht erreicht werden konnten.

Ich muss an dieser Stelle von vorgefertigten Geburtsplänen aus dem Internet noch einmal abraten. Du solltest Dir selbst Gedanken machen und verstehen, warum Du bestimmte Dinge ablehnst oder einforderst und auch, welche Konsequenzen das haben kann. Häufig beinhalten diese fertigen Pläne auch Gegebenheiten, die auf Deine Klinik nicht zutreffen.

Auch ich habe schon die Erfahrung gemacht, das Geburtspläne die vorher nicht besprochen wurden, großen Druck auf die Geburtshelfer ausüben können. So können leicht Spannungen und Konflikte entstehen. Zu Problemen kommt es zum Beispiel häufig wegen einem unterschiedlichen Verständnis von einer sicheren und effektiven Begleitung während der Geburt. Ein gutes Beispiel ist hier das Dauer-CTG. In einigen Kliniken wird dies ab einer bestimmten Muttermundsweite angewendet. Wenn das Dauer-CTG von Dir nicht gewünscht wird, kann es leicht zu unerwünschten Konflikten kommen. Bedingt durch die Klinikroutine, aber auch durch einen Personalmangel können manche Wünsche nicht erfüllen.

Ist ein Geburtsplan rechtlich bindend?
  • Ein Geburtsplan stellt keine rechtliche Grundlage dar. Er bindet weder Dich noch die Geburtshelfer an das Formulierte.
  • Du musst Dir darüber im Klaren sein, dass es unter der Geburt zu Situationen kommen kann, in denen sich Hebammen oder Ärzte — zu Deinem und zum Wohl Deines Kindes — nicht nach den Voraus genannten Wünschen richten können.
  • Auch Du kannst jederzeit eine abweichende Behandlung einfordern. Es ist ausreichend, wenn Du das mündlich äußerst.

Hast Du vor der Geburt Deines Kindes einen schriftlichen Plan erstellt? Wir freuen uns über Deinen Kommentar!

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