In Deutschland werden die meisten Kinder ganz selbstverständlich in einem Kinderwagen transportiert. Dieser wurde jedoch erst im Jahre 1880 erfunden. Bis dahin war es ganz normal, dass Kinder getragen wurden. Bis heute tragen zwei Drittel der Weltbevölkerung ihre Kinder. Nicht nur dies sollte uns zum Überlegen bringen, ob das Tragen nicht die eigentliche physiologische Form des Kindertransportes ist.
Was deutet noch darauf hin, dass ein Baby ein Tragling ist?
Früher wurde in der Biologie zwei Typen von Jungen unterschieden: der Nesthocker und der Nestflüchter. Die Nesthocker sind Jungtiere, die in der Regel nackt auf die Welt kommen und nur wenig Ähnlichkeit mit den erwachsenen Tieren haben. Sie können sich noch nicht selbständig fortbewegen. Zu den Nestflüchtern zählen zum Beispiel die Herdentiere. Sie sehen aus wie eine Miniatur ihrer Eltern und können bereits wenige Stunden nach der Geburt ihrer Mutter folgen. Das Menschenbaby konnte man weder in die eine noch in die andere Gruppe einordnen. Auch Koalabären, Faultiere und diverse Affenarten lassen sich weder den Nestflüchtern noch den Nesthockern zuordnen. Erst die Arbeiten des Biologen Bernhard Hassenstein (1970) machten es möglich, diese Tiere und somit auch das Menschenbaby einem Typus zuzuordnen: dem Tragling.
- Der bis heute erhaltene Greifreflex weist darauf hin, dass das Baby getragen werden will.
- Bereits wenige Wochen alte Babys klammern sich mit den gesamten Beinchen an die Mutter. Sie verstärken sogar den Druck bei plötzlichen Bewegungen der Mutter, um einen besseren Halt zu haben.
- Der deutlichste Hinweis, dass das Baby ein Tragling ist, ist allerdings seine Beinhaltung. Wenn Ihr Euer Baby hoch nehmt, bringt es die Beinchen in eine Anhock-Spreiz-Haltung. Das heißt, der Oberschenkel wird bis zu einem rechten Winkel oder stärker angezogen und der Abspreizwinkel der Beine liegt bei etwa 45°. Dies ist auch die Position, die Ärzte zur Therapie oder Prophylaxe einer Hüftdysplasie empfehlen. Wenn Ihr Euer Baby in einem Babytrage oder einem Tragetuch tragt, müsst Ihr darauf achten, dass es dann auch diese Beinhaltung einnehmen kann.
Mütter, die Ihr Kind viel tragen, müssen sich immer wieder für dies rechtfertigen und werden mit Vorurteilen konfrontiert. Über solche möchte ich in meinem nächsten Artikel berichten und Euch über den Sinn oder Unsinn dieser Argumente informieren. Mehr zum Thema Tragen lest Ihr hier.