Kaiserschnitt

Der Wunschkaiserschnitt – ein einfacher Weg?


In den letzten Jahren hat sich die Kaiserschnittrate in Deutschland stetig nach oben entwickelt, so dass inzwischen etwa jedes dritte Kind per Kaiserschnitt (Sectio) geboren wird. Die Gründe dafür sind vielfältig, von finanziellen Interessen der Kliniken, die für einen Kaiserschnitt immernoch deutlich mehr Geld bekommen als für eine Spontangeburt, über die erhöhte Mehrlings-und Frühgeburtsrate bis zum Wunsch der Mutter ist alles vertreten. Ich möchte mich heute besonders Letzterem widmen und an dieser Stelle kurz beleuchten, was es für mich als Hebamme beim Thema Wunschkaiserschnitt neben der reinen medizinischen Aufklärung zu beachten gibt. (Ich spreche in diesem Artikel  also von einem Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation! Dass ein Kaiserschnitt manchmal notwendig ist und Leben retten kann ist unbestritten und als Hebamme war ich mehr als einmal sehr dankbar dafür, dass es diese Möglichkeit gibt. Kaiserschnitt Es klingt nach der „perfekten“ Lösung: zu einem festgelegten Termin gehe ich in die Klinik, bekomme eine Betäubung und nach wenigen Minuten habe ich mein Kind im Arm- zunächst schmerzfrei, „sauber“, planbar. Die Angst, was unter der Geburt meinem Baby und mir passieren könnte, fällt weg, Kontrollverlust, körperliche Grenzerfahrung und auch so manches eklige Detail wird einfach ausgelassen. Und am Ende zählt ja schließlich das Ergebnis – und das ist gleich.

Aber ist es wirklich so einfach? Warum hat die Natur dann die Geburt eines kleinen Menschen so anstrengend gemacht?

Wehen sind meines Erachtens für Mutter und Kind eine wirklich wichtige Erfahrung. Nicht nur, dass dieser Paukenschlag vielleicht notwendig ist, um auch den Letzten klar zu machen, dass da etwas ganz Großes passiert und das meist mit einer sehr großen Veränderung einhergeht. Auch lernt die Mutter und  das Paar die eigenen Grenzen und sich selbst nochmals neu kennen, was eine super Voraussetzung für das Leben mit Kind ist! Man kann so viel mehr schaffen, als man ursprünglich dachte und diese Erkenntnis wird Euch durch so manche schlaflose Nacht bringen….

Aber für das Kind ist ein Kaiserschnitt ja viel weniger Stress, oder?

Das Baby erfährt durch die Kontraktionen der Gebärmutter, dass irgendetwas an seiner Situation sich verändern wird. Es weiß zwar nicht genau, was passiert, aber dass etwas passiert spürt es ja. Stellt Euch vor, Ihr liegt in einem warmen, kuscheligen Bett, es ist dunkel, gemütlich, vertraut – Ihr fühlt Euch wohl. Und plötzlich reißt jemand, den Ihr nie zuvor gesehen habt,die Schlafzimmertür auf, rupft Euch die Decke weg, richtet einen Spot auf Euch und brüllt Euch an. Es ist kalt, fremd, laut, riecht komisch… wie würde es Euch gehen? Ähnlich muss sich so ein kleines Menschlein fühlen, das ohne Vorwarnung auf die Welt geholt wird. Wir leben in einer Zeit, in der Grenzerfahrungen etwas sind, was man bei 200 km/h  auf der Autobahn oder in 200 m Höhe am Bungeeseil erleben möchte, aber bitte nicht in einem Kreißsaal. Dabei sind wir heute in der glücklichen Lage, gebären zu können, wie und wo wir wollen, ein Privileg, das unsere Eltern beispielsweise nicht hatten. Auch gibt es zu jedem Zeitpunkt unter der Geburt die Möglichkeit, einen Kaiserschnitt zu machen, weil irgendetwas vielleicht nicht nach Plan läuft oder für Mutter oder Kind eine reale Gefahr besteht. Die Geburt macht Euch stark für das, was kommt, denn da stehen schon die nächsten Grenzerfahrungen bereit. Erste durchwachte Nächte, weil das Kind sich nicht beruhigen lässt, Brustschmerzen, Stillprobleme, Schreistunden. Leider gibt es da auch nicht immer die Möglichkeit, eine Abkürzung zu nehmen. Da müsst Ihr durchhalten, weil Euer Kind Euch braucht. Zu Beginn hatte ich etwas provokant von einem schmerzfreien, sauberen, planbaren Start ins Leben gesprochen. Und jetzt geht mit Euren Gedanken mal ein bisschen weiter. Eure 16-jährige, die für ein Jahr ins Ausland geht – schmerzfrei? Euer Vierjähriger, der sich nach dem Kindergeburtstag auf Euren Lieblingspulli erbricht – sauber? Euer Neugeborenes, das just in dem Moment, als ihr die Wohnung verlassen wolltet, nochmal in die Windel knattert und jede Schicht bis zum Autokindersitz erwischt hat – planbar? Eventuell könnt Ihr beim Start den vermeintlich leichteren Weg gehen, aber im Leben mit dem Kind wird das ganz sicher nicht immer möglich sein. Gebären heißt für mich, die Bereitschaft zu zeigen, mich einzulassen. Auf mein Kind, sein Tempo, seine Bedürfnisse. Von Anfang an. Aus diesem Grund ist ein Kaiserschnitt für mich immer noch das, was er ursprünglich einmal war. Der Notausgang, wenn es anders nicht geht.

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5 Kommentare zu “Der Wunschkaiserschnitt – ein einfacher Weg?

  1. Gerade erst habe ich die Kommentare zu diesem Artikel gelesen und bin sehr dankbar für diese Beiträge, denn sie zeigen mir, wie wichtig es ist, seine eigene Meinung als solches kenntlich zu machen. In diesem Artikel ging es um meine persönliche Sicht auf das Thema „Wunschkaiserschnitt“.Ich habe diese Meinung und stehe dazu.Kann ich dennoch Frauen nach Wunschkaiserschnitt gut betreuen? Ohne arrogant sein zu wollen, ich denke schon. Denn wenn die Entscheidung bereits gefallen ist, ist es nicht an mir, dazu ein Urteil und noch weniger eine Wertung abzugeben. Auch sehe ich einen Kaiserschnitt nach einer traumatischen ersten Geburt nicht als Wunschkaiserschnitt wie hier angesprochen . Aber ich möchte gar nicht zu sehr ins Detail gehen, dass an diesem Punkt die Emotionen hoch kochen ist verständlich und ganz sicher wollte ich niemandem das Gefühl geben, eine gute Mutter müsse spontan gebären. Meiner Meinung nach macht eine Spontangeburt eben nur einfach Sinn.Danke jedenfalls für das Feedback , ich arbeite an mir;-)

  2. Bei so einem Beitrag könnte ich echt kotzen!!!! Sowas kann ja nur eine Hebamme schreiben, die ihre Aufgabe und Berufung etwas falsch versteht, denn bevor man hier im Internet solche Beiträge veröffentlicht, sollte man als Hebamme lieber die Schwangeren unterstützen. Es ist nicht die Aufgabe einer Hebamme die Welt bekehren zu wollen sondern die Unterstützung der Mütter und Väter und des Babys. Bin ich froh, dass meine Hebamme da anders war und dass sie mich auch in meiner Entscheidung unterstützt hat einen WKS zu bekommen. Ich habe ein befreundetes Ärzte Ehepaar und daher viel über Geburten im Vorfeld gehört. Schon öfter kam es vor, dass Babys während der Geburt stecken blieben und deswegen Schwerstbehindert waren. Schlicht und einfach diese Tatsache hat mich dazu bewogen selbst einen WKS zu bekommen, da ich auch sehr schlank bin und dieses Risiko nicht eingehen wollte. Nicht die schmerzfreie Geburt sondern das Wohl meines Kindes waren mir dabei wichtig. Und schmerzfrei ist ein KS ganz und gar nicht. Für die normal entbindenden Frauen ist es nachher einfacher. Ein Kaiserschnitt quält die Frau mit unmenschlichen Schmerzen. Haben Sie vielleicht noch nie eine Kaiserschnittpatientin betreut? Anders kann ich mir diese Aussage „schmerzfrei“ nicht erklären. Ach ja gestillt habe ich auch nur paar Tage, da es für mich und mein Kind purer Stress war und einfach nicht funktioniert hat. Entzündung, Baby keine Milch bekommen usw. Soviel zu jeder kann stillen. In manchen Fällen geht es eben nicht. Und das hat meine Hebamme auch akzeptiert und mich bestens im Abstillen unterstützt. Zum Glück ist nicht jede so uminkompetent und egoistisch wie die Autorin des Beitrags. Dass sowas engstirniges überhaupt auf die Patientinnen losgelassen wird ist wirklich unbegreiflich!!!!!

  3. Ich habe 26 Std nach Blasensprung und pausenlosen Wehen einen Kaiserschnitt bekommen und dabei zeigte sich dann, dass ich diese 26 Std umsonst dort gelegen habe, weil Hannah laut Arzt so niemals ins Becken gerutscht wäre.
    Die diensthabende Hebamme hat mich machen lassen, weil es ja noch passieren könnte.
    Ich habe nun vor einem Jahr dieses „schmerzfreie“ Vergnügen gehabt.
    Tut ja kaum weh, wenn einem der Bauch bis auf die inneren Organe aufgeschnitten wird!!
    Meine Tochter ist schwerstkrank und ich habe die letzen 12 Monate öfter meine Grenzen überschritten als ich es jemals für möglich gehalten hätte.

    Ich habe mich dennoch dazu entschlossen dass ich bei einer bevorstehenden 2. Schwangerschaft einen geplanten KS wähle, weil diese Erfahrungen im Kreißsaal für mich so schlimm und einprägsam waren, dass ich lieber ein zweites Mal die Schmerzen der verheilenden Narbe in Kauf nehme.
    Ich finde es anmaßend mehr oder weniger zu sagen „wenn man ne Geburt nicht schafft, packt man auch das Leben mit Kind nicht“
    Das ist totaler Quatsch!

    Natürlich gibt es nen Unterschied, ob man meint man nimmt den Kaiserschnitt, damit es nicht weh tut, denn es tut schweineweh. Und die Frauen, die so naiv sind, was anderes zu glauben, DIE sollten besser kein Kind bekommen.

    Nen Kaiserschnitt sollte gut durchdacht sein, ok, da stimme ich zu. Aber man sollte mit seiner Wortwahl nen bisschen aufpassen, denn auch ohne medizinische Indikation kann es Gründe geben, warum eine Frau auf einen Kaiserschnitt besteht und es außerdem noch schafft diese schweren, schmutzigen unplanbaren Dinge mit seinem Kind zu schaffen!!

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