trotziges mädchen, kleinkind sagt nein

Die Nein-Phase meiner Tochter – ein Erfahrungsbericht


Fast alle Eltern kennen die Szene: Das Kleinkind flippt wegen einer Nichtigkeit komplett aus oder schmeißt sich schreiend auf den Boden, wenn es nicht sofort das bekommt, was es in diesem Moment unbedingt haben will. Zusätzlich zu dieser Trotzphase sagt meine Tochter ständig und ausdauernd „Nein“. Häufig auch ohne erkennbaren Grund. In diesem Beitrag berichte ich Dir von meinen ganz persönlichen Erfahrungen mit dieser Nein-Phase und von meiner Selbstkritik dazu.

„Nein!“

Für mich stellt es sich oft so dar: Frieda bekommt keinen ausgeprägten Wutanfall mit wildem Geschrei, sondern sagt einfach „Nein!“. Manchmal ist das andauernde „Nein“ der Startschuss für einen Wutanfall. In vielen Fällen bleibt sie ruhig und widerspricht nur, das allerdings auffallend häufig und mit beeindruckendem Durchhaltevermögen.

In letzter Zeit hat das Nein-Sagen zugunsten wilder Kreisch- und Wutanfälle abgenommen. Sozusagen vom Regen in die Traufe sind wir da gekommen. Das Nein-Sagen hat ungefähr sechs Monate angehalten. Wie es immer bei Frieda der Fall ist, war es ganz besonders schlimm, wenn sie müde und gleichzeitig hungrig war, dann ging es fast immer in einen der für die Trotzphase üblichen Wutanfälle über. Ich möchte nun eher auf die Situationen eingehen, in denen sie vergleichsweise ruhig geblieben ist.

„Nein“ als ganz normale Willensäußerung

An manchen Tagen war es wirklich wie verhext. Egal, was ich Frieda fragte und auch ohne Frage gab sie ein „Nein“ von sich. Das ging los bei der Wahl der Kleidung. Auch ihr Lieblingskleid war dann die absolut falsche Wahl. Das, was sie vorher liebend gern gegessen hat, war plötzlich eklig. Den Lieblingsspielplatz mochte sie nicht mehr. Was sie mit Papa sonst immer sehr gern daheim gespielt hat, war nun super langweilig. Es fiel mir an den schlimmen Tagen echt nicht leicht, dann eine sinnvolle Interaktion mit Frieda aufzubauen. Das übliche „Hm, was magst du denn spielen?“ oder „Wohin wollen wir mit Laufrad fahren?“ war nicht möglich. Einige Mal war das ziemlich frustrierend und gab mir zu denken.

„Nein“ zu sagen ist ja für sich genommen erst einmal etwas völlig Normales. Ich dachte, es gehört zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung und ist eben Ausdruck ihres Willens, dass sie halt etwas nicht möchte. Sie zeigt damit ihre Persönlichkeit und äußert ihre Einstellung und Meinung. Dass sie etwas mag und anderes eben nicht. Frieda hat allerdings an manchen Tagen und auch an einigen Tagen ausschließlich „Nein“ gesagt. Einfach so hintereinander weg. Egal, ob es Dinge waren, die sie normalerweise gern hat oder solche, die sie nicht mag. Sie hat sich dabei teilweise selbst widersprochen. Egal, was Mama oder Papa fragten, die Antwort lautete: „Nein!“.

Sale

In einigen Situationen driftete das fast ins Absurde ab. Da wollte sie nicht hochgenommen werden, unten bleiben aber auch nicht. Sie wollte weder das eine noch das andere. Einfach mal in Ruhe gelassen werden, das war dann aber auch wieder nicht recht. Nichts konnte sie irgendwie zufriedenstellen. Ihren Willen irgendwie klarer auszudrücken war auch nicht genehm.

Besser reagieren in der Nein-Phase

Zu Anfang habe ich mir nichts weiter dabei gedacht. Ich muss sagen, dass ich es wohl einfach ins Fach „Mensch, wieder diese Trotzphase“ eingeordnet habe. Ohne dem großartig Beachtung zu schenken. Hinterher, jetzt, da mir das Thema klarer vor Augen steht, habe ich mich etwas über mich selbst geärgert. Meiner Meinung nach hat es manchmal die Entwicklung einer guten Vater-Tochter-Beziehung leicht gestört. Irgendwie stand dieses „Nein!“ des Öfteren zwischen Frieda und mir. Vor allem, weil ich bis heute nicht genau weiß, woher es genau kommt, ob es „nur“ mit der Trotzphase zu tun hat oder andere Gründe dahinterstecken.

Ich muss zugeben, dass ich in dieser Nein-Phase gescheiter hätte reagieren können. Ich war zu oft genervt über dieses ewige „Nein“. Bin zu wenig auf sie eingegangen und habe zu wenig versucht, mich in solchen Momenten mit ihr auseinanderzusetzen. Ich hätte sensibler ihr gegenüber sein müssen und weniger genervt. Auch wenn das für mich vielleicht manchmal gar nicht so einfach gewesen wäre. Das muss ich selbstkritisch zugeben.

Zur Wahrheit gehört auch, dass ich bei diesem Thema letztlich nicht den Stein der Weisen gefunden habe. Ich habe versucht, vor allem nach Hinweisen und Ratschlägen ihrer Mama, mich mehr in sie hineinzuversetzen, mich mehr auf ihre „geistige Ebene“ zu begeben. Das „Nein“-Sagen nicht als trotzige Spinnerei abzutun. Nicht, dass ich das so mir nichts dir nichts einfach gemacht hätte. Ich übertreibe in dieser Beschreibung ein bisschen. Wichtig war auch, einfach bei ihr zu bleiben und sie in den Arm zu nehmen, wenn sie dann doch mal angefangen hat zu schreien. Diese Phase einfach zu begleiten.

Nach einer gewissen Zeit, so nach drei bis fünf Monaten ist es immer besser geworden. Das „Nein“ ist immer weniger geworden. Wir haben in unserem Umgang und beim miteinander sprechen wieder einen Draht zueinander gefunden.


Ich wünsche Dir, falls Dein Kind eine ähnliche Phase durchmacht, die nötige Geduld und Zuversicht. Ein kleiner Trost: Es ist wirklich nur eine Phase, die wie alle dieser Entwicklungs-Phasen auch wieder vorübergeht.

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