Dein Kind schenkt seinem unsichtbaren Freund Tee ein, nimmt ihn mit ins Bett und spricht zu ihm? Kein Grund zur Sorge! Während es früher vielleicht einmal als bedenklich galt, wenn Kinder mit einem imaginären Freund gespielt haben, zeigen Studien heute: Du brauchst Dich nicht zu sorgen, wenn Dein Kind sich in genau so einer Phase befindet. Im Gegenteil: Es ist sogar gut, wenn die Kleinen mit nicht-sichtbaren Freunden spielen.
Imaginäre Freunde begleiten viele Kinder
Wenn sich Kinder imaginäre Freunde ausdenken, heißt das nicht, dass mit ihrer Psyche etwas nicht stimmt. Oder dass sie einsam sind oder andere Probleme mit sich herumtragen. Es heißt viel mehr, dass sie eine kreative Ader haben. Und dass sie ihre Vorstellungskraft nutzen, um sich einen Weggefährten auszudenken, der ihnen zuhört und manchmal auch als Erweiterung des Kindes selbst dient. Etwa dann, wenn Kinder ihren unsichtbaren Freund zu ihren Eltern oder anderen Leuten sprechen lassen.
Es ist also keineswegs besorgniserregend. Du solltest auch nicht eingreifen, wenn Dein Kind das gerade tut, sondern lieber mitspielen. Oftmals weiß es nämlich ganz genau, dass es diesen Freund gar nicht in Wirklichkeit gibt. Und unnormal ist das Ganze auch nicht: Nach Studien der US-amerikanischen Psychologie-Professorin Marjorie Taylor spielen 37% der Kinder unter sieben Jahre eine Zeit lang mit einem unsichtbaren Freund.
Nimmt man Puppen oder Stofftiere, zu denen manche Kinder sprechen und denen sie Charaktereigenschaften zuschreiben, hinzu, sind es sogar 65% – also fast zwei Drittel aller Kinder. Drei- bis Fünfjährige denken sich besonders gern Fantasie-Figuren aus. Und die haben einen positiven Einfluss auf die Entwicklung Deines Kindes – in mehreren Hinsichten:
Grund 1: Kinder lernen sich auf den Charakter zu fokussieren
Das Äußere eines imaginären Freundes kann Dein Kind nicht beschreiben – man sieht ihn ja nicht. Dafür weiß es umso mehr, warum es seinen unsichtbaren Freund so sehr mag: weil er für Dein Kind da ist, zuverlässig ist, hilfsbereit und all das, was Dein Schatz ihm an Eigenschaften zuschreibt. Es merkt, wie wichtig die inneren Werte sind. Es merkt zudem, welche Eigenschaften es braucht, um ein guter Freund zu sein.
Oftmals kümmern sich Kinder auch sehr liebevoll um ihre ausgedachten Freunde. Sie bieten ihnen zu essen an, legen sie ins Bett und lernen insgesamt Verantwortung für ihren liebsten Wegbegleiter zu übernehmen. Was sich auch später positiv im Charakter widerspiegelt.
Grund 2: Kinder lernen durch imaginäre Freunde Kreativität
Kinder müssen lernen, mit Langeweile umzugehen. Durch sie erfahren sie nämlich, was sie wirklich mögen und worauf sie wirklich Lust haben. Langeweile fördert die Kreativität. Und so sind imaginäre Freunde oft ein kreativer Ausweg aus der Langeweile heraus. Er beschäftigt Dein Kind, unterhält sich mit ihm, hört zu und ist eine ganz individuelle Fantasie-Figur, die Dein Kind aus dem Nichts heraus erschaffen hat.
Solche „Charaktere“ begleiten eine Familie manchmal jahrelang. Sie sind mal mehr und mal weniger „aktiv“, je nachdem, wie sehr Dein Kind seinen Freund gerade um sich haben möchte. Es weiß jedoch: Der imaginäre Freund taucht immer auf, wenn Dein Schatz es möchte, weil er es selbst in der Hand hat und niemand anderes Deinem Kind das vorschreibt – nur seine Fantasie kann das tun.
Grund 3: Erfundene Freunde helfen über negative Erlebnisse hinweg
Vor allem, wenn sich Kinder mit unschönen Erfahrungen auseinandersetzen müssen, treten oftmals imaginäre Freunde in Erscheinung, die darüber hinweghelfen: weil sie davon ablenken, zuhören, das Kind seinen Eltern oder anderen Vertrauten durch den ausgedachten Freund auch Dinge mitteilen kann, die es selbst nicht sagen mag oder kann. Etwa, dass der unsichtbare Freund Bauchschmerzen hat, dass er gerne auf den Spielplatz möchte oder einen warmen Pudding hätte. Manchmal sind imaginäre Freunde also ein kreativer Weg, um mit Schmerz besser klarzukommen, ihn besser zu verarbeiten oder seinem Umfeld einfacher mitzuteilen, wie es einem selbst gerade geht.
Ein Fantasie-Freund kann also Deinem Kind helfen, seine Gefühle zu regulieren, lässt es oftmals sozialer und empathischer werden, lehrt fantasievoll zu sein und kann ein neuer Weg der Kommunikation sein. Wenn Dein Kind also gerade mit seinem unsichtbaren Kumpel aus seinem Zimmer kommt: Sei beruhigt und schenk den beiden einen Tee ein – der Rest regelt sich von selbst.
Hast Du schon Erfahrungen mit imaginären Freunden Deines Kindes gemacht? Oder selbst einen unsichtbaren Freund als Kind gehabt? Erzähl uns gerne in der Kommentarspalte davon!
Ich hatte als 3-5jährige mir eine Freundin ausgedacht. Sie hieß Marena. Ich habe mit ihr laut gesprochen, auch mal geschimpft. Eines Tages wollte ich sie besuchen, habe mir von meiner Mutter den Mantel anziehen lassen und verließ das Haus. Ich ging einfach. Meine Mutter hat mich ,nachdem sie begriffen hatte, dass es mein Ernst ist, eingeholt und wieder nach Hause gebracht. Sie hat sehr gelacht, wir meine Großmutter auch.