Vor kurzem waren mein Sohn (13 Monate) und ich zu Besuch bei seinen Großeltern, meinen Eltern in Bayern. So ein Besuch bedeutet jedes Mal 8 anstrengende Stunden Bahn fahren, doch dieses Mal bedeutete es außerdem: eine Woche ohne Papa. Denn der musste arbeiten und konnte zum ersten Mal nicht da sein, wo wir sind.
Allein mit Kleinkind verreisen
Bisher hatten wir, seit der Geburt unseres Babys, alle größeren Unternehmungen und Reisen zu dritt gemacht. Mein Mann war immer da, um uns zu begleiten und zu unterstützen. Vor allem auf längeren Reisen ist das eine ziemliche Entlastung. Während ich meistens unseren Kleinen zum Bahnhof und von Zug zu Zug trug, kümmerte sein Papa sich um das schwere Gepäck. In der Betreuung konnten wir uns immer abwechseln – bei jedem Schläfchen war z.B. jemand anders dran mit Auf- und Ablaufen im Zug, bis er eingeschlafen war. Auch der Gang zur Toilette oder ein Happen zu Essen zwischendurch ist kein Problem, wenn man zu zweit ist.
Papa im Alltag
Mütter tendieren manchmal dazu, zu denken, dass sie die Hauptlast alleine tragen, wenn es um die Betreuung der Kinder geht. Das stimmt zwar tendenziell wahrscheinlich auch, aber wie viel mein Mann wirklich tut, ist mir erst aufgefallen, als er uns nicht zur Seite stehen konnte. Zum Beispiel steht er jeden Morgen mit dem Kleinen auf, sodass ich den fehlenden Schlaf nachholen kann. Wenn ich etwa eine Stunde nach den beiden aufstehe, ist der Kleine frisch gewickelt, angezogen, war schon mal an der frischen Luft und hat eine Kleinigkeit gegessen. Wann immer er kann, nimmt er mir den Kleinen zwischendurch mal ab, sodass ich auf Toilette gehen oder etwas essen kann. Vor allem aber ist er immer zur Stelle, wenn ich mal eine Kleinigkeit brauche oder er uns zur Hand gehen soll. Man merkt einfach, dass wir ein eingespieltes Team sind und er als Entlastung fehlt, wenn er nicht dabei ist.
Papa als Partner
Natürlich sind mein Mann und ich nicht nur Eltern, sondern auch Mann und Frau. Und auch als solcher hat er mir sehr gefehlt. Und das ist auch gut so. Denn vor allem nach diesem anstrengenden ersten Jahr mit Baby war die Situation manchmal angespannt. Es ist schwierig, noch Zeit und Nerven für den eigenen Partner zu finden, wenn einem das Baby alles abverlangt. Ein wenig Abstand wirkt da oft Wunder – ich habe gemerkt, wie sehr ich ihn als Person vermisse und wie sehr ich unser gemeinsames Leben mag.
Und der Papa?
Der hat uns spätestens ab dem dritten Tag schrecklich vermisst. Immerhin musste er jeden Abend in die leere Wohnung, in der sonst unser Zwerg herumtobt oder sich zumindest Spuren davon erkennen lassen. Dort, wo wir sonst gemeinsam unseren Feierabend verbringen und uns erzählen, was den Tag über passiert ist. Zwar war die Wohnung wohl ähnlich chaotisch wie sonst, allerdings dieses Mal nicht wegen Kinderspielzeug und Windeln, sondern wegen seiner Socken und der leeren Pizzaschachteln. Von diesem Chaos war nichts mehr zu sehen, als wir Samstag Nachmittag nach Hause kamen – er hatte sich wirklich alle Mühe gegeben, damit ich mich wohl fühle in unseren vier Wänden. Und auch der Kleine hatte sichtlich Freude daran, wieder in der gewohnten Umgebung zu sein. Der Vater-Sohn-Beziehung hat die einwöchige Auszeit nicht geschadet. Zwar mussten sich die beiden kurz wieder aneinander gewöhnen – vor allem der Papa an den „richtigen“ Umgang mit dem Sohn, das dauerte aber nicht länger als eine Stunde und alles war wie immer.
Wie harmonisch. Glückwunsch zu so einem Partner, der scheinbar wenig eigene Bedürfnisse hat, dem die Familie am Wichtigsten ist und seiner Frau alle Wünsche von den Lippen abliest.
Ernsthaft?