Wenn Du schwanger bist, befindest Du Dich in einer körperlichen Ausnahmesituation. Es gibt Nahrungsmittel, die Du lieber nicht essen oder bei denen Du zumindest vorsichtig sein solltest, um Deinem ungeborenen Baby nicht zu schaden. Deshalb stellen sich viele werdende Mamas die Frage: Darf ich in der Schwangerschaft Eis essen?
Die gute Nachricht zuerst: Eis ist für Schwangere nicht verboten. Es gibt allerdings einige wichtige Einschränkungen. Welche Sorten Du essen darfst und welche Du lieber nicht zu Dir nehmen solltest – und ob es einen Unterschied macht, ob Du Eis aus der Tiefkühltruhe oder Eis aus der Eisdiele isst, das erkläre ich Dir hier.
Eis in der Schwangerschaft: Welche Risiken gibt es?
🥚🥛Rohe Eier oder Rohmilch in traditionell hergestelltem Eis
Eine potenzielle Gefahr beim Essen von Eis in der Schwangerschaft liegt darin, durch die Verwendung von rohem Ei oder Rohmilch Keime zu sich zu nehmen, die schlimmstenfalls zu einer Infektion führen können.
So kann Eis Salmonellen, Listerien, Campylobacter oder andere Keime enthalten, wenn diese Zutaten verwendet wurden. Eine Salmonellose oder eine Listeriose sind mögliche Infektionen, die daraus resultieren können – auch wenn die Gefahr, nach einer Kugel Eis daran zu erkranken, gering ist.
Rohmilch kommt sowohl in industriell hergestelltem Eis als auch in der Eisdiele normalerweise nicht zum Einsatz. Und falls Eier enthalten sind – was ab und zu vorkommt – werden auch diese in der Regel vor der Verarbeitung pasteurisiert. Dennoch ist nicht komplett auszuschließen, dass in traditionellen Eisdielen oder in (Gourmet-)Restaurants mit rohen Eiern gearbeitet wird.
🦠Hygienemängel fördern Keime
Problematisch sind außerdem nicht eingehaltene Hygienestandards: In vielen Eisdielen liegt der Eiskugelformer im stehenden Wasser, in dem sich Keime schnell vermehren können. Sahneautomaten müssen regelmäßig desinfiziert werden, damit sich in der Düse keine Krankheitserreger bilden können. Auch vorgeschnittene Früchte bergen ein gewisses Risiko.
🍹🍭 Alkohol und zu viel Zucker
Zudem ist in manchen Eissorten Alkohol enthalten, was ebenfalls in der Schwangerschaft tabu sein sollte. Plus: Generell solltest Du Dich in der Schwangerschaft am besten ausgewogen und gesund ernähren und nicht zu viel Zucker zu Dir nehmen. Je weniger Zucker und tierische Fette das Eis enthält, desto besser.
Ein zu hoher Zuckerkonsum kann das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöhen und zu einem erhöhten Geburtsgewicht des Babys führen.
Das Bundeszentrum für Ernährung empfiehlt, bei Nahrungsmitteln wie Eis besonders sparsam zu sein und es selten und in geringer Menge zu Dir zu nehmen, wenn Du schwanger bist.
Welches Eis dürfen Schwangere essen – und welche nicht?
In dieser Tabelle findest Du eine gute Übersicht:
Erlaubt | Eingeschränkt erlaubt | Möglichst vermeiden |
Industriell hergestelltes, abgepacktes Eis (alkhohol- & koffeinfrei) | Softeis, Slush-Eis, Frozen Yogurt | (Milchspeise-)Eis / Eisbecher mit Alkohol: – Tiramisu – Eierlikör – Malaga – Schwarzwälder Kirsch – Tartufo – Zabaione – etc. |
Milchfreies Fruchteis / Sorbet – Erdbeere – Kirsche – Zitrone – etc. | Sahne für Eis aus Aufschlag-Automaten (Eisdiele) | Traditionell hergestelltes Eisdielen-Eis mit rohem Ei (oder Rohmilch) |
Veganes Eis | Hausgemachtes Milcheis aus der Eisdiele oder im Restaurant | Hausgemachtes Eis / Parfait / Eistorte mit rohem Ei (oder Rohmilch) |
Wassereis | (Milchspeise-)Eis mit Koffein, Eiskaffee, Affogato | Selbstgemachtes Eis aus püriertem TK-Obst |
🍦Ist Softeis in der Schwangerschaft verboten?
In der Regel ist bei Softeis mehr Vorsicht geboten als bei Milchspeiseeis. Der Grund: Ähnlich wie beim Sahneautomat können sich an einer Softeismaschine Bakterien leichter vermehren als bei normaler Eiscreme. Bei Slush-Eis ist das ähnlich.
Krankheitserreger können durch die Einarbeitung von Luft, die das Eis soft macht, in das Softeis gelangen. Außerdem wird Softeis meist in der Eismaschine selbst kühl gehalten, allerdings nur bei etwa -6 Grad Celsius. Milchspeiseeis dagegen wird in der Regel bei -15 Grad kühl gehalten. Durch die höhere Temperatur haben Bakterien eine bessere Chance, sich zu vermehren und die Maschine muss gründlicher gereinigt werden. Wenn die Maschine dann noch in der prallen Sonne steht, begünstigt das ebenfalls das Bakterienwachstum.
Softeis solltest Du als Schwangere also nur essen, wenn Du weißt, dass in der Eisdiele Deiner Wahl hohe Hygienestandards gelten. Bei großen Ketten wie MCDonald’s, Ikea oder Burger King läuft die Reinigung der Geräte nach einem festgelegten Protokoll ab, daher sollte das Risiko von Hygienemängeln eher gering sein.
Nichtsdestotrotz: Softeis ist letztlich auch wegen des sehr hohen Zucker- bzw. Kaloriengehalts in der Schwangerschaft mit Vorsicht und vor allem in Maßen zu genießen.
🍒 Ist Amarena-Kirsch-Eis in der Schwangerschaft erlaubt?
Wie oben erwähnt, sind Eissorten mit Alkohol in der Schwangerschaft natürlich tabu. Eine Ausnahme bilden Aromen. Das beliebte Amarena-Kirsch-Eis von Cremissimo beispielsweise enthält keinen Alkohol, sondern kommt mit Aromen aus und Du darfst dieses Eis in der Schwangerschaft in Maßen genießen.
Vor dem Verzehr beliebter Sorten wie Tiramisu, Malaga und Co. solltest Du bei der industriellen Version immer prüfen, ob Alkohol enthalten ist – und in der Eisdiele nachfragen und im Zweifelsfall zu einer alkoholfreien Sorte greifen.
🍪Kann Keksteig-Eis für Schwangere gefährlich sein?
Besonders bei dem beliebten Cookie Dough von Ben & Jerry’s herrscht eine große Unsicherheit, aus Angst, in rohem Keksteig könnten rohe Eier verarbeitet sein. Tatsächlich stehen Eigelb und Ei auf der Zutatenliste und man findet auf Anhieb keinen Hinweis, ob diese auch vorab pasteurisiert wurden. Ein Anruf beim Kundenservice vom Mutterkonzern Unilever schafft Klarheit: Sämtliche Zutaten für alle Eissorten (also nicht nur Ben & Jerry’s, sondern auch Cornetto, Cremissimo, Langnese, Magnum und Viennetta) seien pasteurisiert. Sogar das Mehl für den Keksteig wird laut Hersteller vorab wärmebehandelt, um mögliche Bakterien abzutöten.
Das selbe gilt für Brownie-Teig-Eis. Bezüglich anderer Marken solltest Du Dich vorher immer informieren, wenn Du zu Eis mit rohem Keksteig greifen möchtest. Beim ebenfalls beliebten Tillamook Eis bist Du übrigens auch auf der sicheren Seite: Hier sind die Eier pasteurisiert.
🎎Birgt Mochi-Eis Risiken für Schwangere?
Mochi-Eis zählt zu der Art von Eis, die in der Schwangerschaft uneingeschränkt erlaubt ist – zumindest bezüglich der Zutatenliste. Die mit Reismehl-Teig umhüllten Eispralinen werden entweder traditionell mit Kokosmilch hergestellt (und sind dann vegan) oder mit pasteurisierter Milch bzw. Magermilchpulver. Durch das Klebereismehl sättigt es schneller als normales Eis. Dieses birgt aber auch eine Gefahr – unabhängig einer Schwangerschaft: Es sollte langsam und gut durchgekaut werden, da sonst die Gefahr besteht, sich stark daran zu verschlucken, schlimmstenfalls bleibt es im wahrsten Sinne des Wortes im Hals stecken.
🍓Selbstgemachtes Eis aus TK-Beeren: Auch hier lauern Keime
Aus fertig eingefrorenen Erd-, Blau- oder Himbeeren lässt sich mithilfe des Pürierstabs in wenigen Minuten ein zuckerfreies Eis herstellen. Während der Schwangerschaft solltest Du aber auch damit aufpassen, weil Tiefkühlfrüchte manchmal keimbelastet sein können. Schwangere sollten TK-Obst vor dem Verzehr sicherheitshalber einmal gut durcherhitzen, um potenzielle Krankheitserreger abzutöten.
🍨Lieber Eis aus der Eisdiele oder der Tiefkühltruhe?
Generell gilt industriell produziertes, abgepacktes Eis als ungefährlich, weil bei der Herstellung von Fertigprodukten hohe Hygienestandards gelten. Solange Du auf die erlaubten Sorten zurückgreifst, kannst Du nicht viel falsch machen. Viele Hersteller setzen auf Rezepturen ohne Ei oder verwenden pasteurisiertes Eigelb. Das ist in der Schwangerschaft von Vorteil.
Dadurch, dass Eiscreme aus der Tiefkühltruhe aus wärmebehandelten Zutaten hergestellt wird, werden möglicherweise vorhandene schädliche Bakterien durch den Erhitzungsprozess abgetötet. Allerdings steht nicht bei jedem industriellem Eis auf der Zutatenliste, dass Milch und Co. pasteurisiert wurden.
Industrie-Eis: Achte auf die Kühlkette
Um auf der sichereren Seite zu sein, kannst Du neben der Zutatenliste auch auf die Kühlkette achten, wenn Du Eis aus dem Supermarkt kaufst:
- Fühle schon vor dem Kauf, ob die Packung hart gefroren ist. Ist sie weich, stand sie möglicherweise einige Zeit ungekühlt herum.
- Verwende für den Transport am besten eine mit Kühlakkus gefüllte Isoliertasche und stelle die Eispackung zuhause direkt ins Gefrierfach.
- Lass das Eis nicht auftauen, um es dann wieder einzufrieren.
- Eiskristalle auf dem Stiel oder in der Verpackung sind ein Zeichen dafür, dass die Kühlkette unterbrochen wurde. Dann verzichtest Du besser auf den Verzehr. denn hier ist der Nährboden für Keime oder Bakterien erhöht.
Fazit zum Thema Eis in der Schwangerschaft
Wenn Du die wichtigsten Regeln beachtest, darfst Du mit gutem Gewissen hin und wieder ein leckeres Eis in der Schwangerschaft genießen. Wer auf Nummer sicher gehen will, greift am besten zu industriell hergestelltem Eis.
In der Eisdiele oder im Restaurant ist es immer sinnvoll nachzufragen, ob rohes Ei oder Alkohol verwendet wurde. Außerdem ist es am besten, wenn Du weißt, dass hohe Hygienestandards gelten, um Dir keine Keime einzufangen.
Weil der Sahneautomat ein gewisses Risiko einer erhöhten Keimbelastung birgt, lass z.B. beim Spaghetti-Eis in der Schwangerschaft die Sahne weg.
Quellen:
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2019): „Lebensmittel im Blickpunkt: Beerenobst kann auch Träger von Krankheitserregern sein“
- Bundeszentrum für Ernährung (2018): „Essen und trinken in der Schwangerschaft. Das beste für mich und mein Baby“
- FAQs Tillamook Ice Cream
- Eppinger, U. / Medscape (2014): „Keimquelle Speiseeis: Schwangere und Immungeschwächte sollten lieber die Finger davon lassen“
- Katzenberger, N. u. Elfmann, P./ Apotheken Umschau (2021): „Schwangerschaft: Was darf ich essen?“
Mehr Infos dazu findest Du hier.