In meinen letzten Artikeln habe ich Euch schon viel über Möglichkeiten der Pränataldiagnostik erzählt. Zu den nichtinvasiven Untersuchungen gehört noch die Feindiagnostik um die 22. Schwangerschaftswoche, die auch häufig „Organultraschall“ genannt wird. Über diese möchte ich Euch heute informieren.
Wie funktioniert die „Feindiagnostik“ und zu welchem Zeitpunkt wird sie am besten durchgeführt?
Diese Untersuchung wird per Ultraschall durchgeführt. Das ist eine harmlose Untersuchung über die mütterliche Bauchdecke. Unter Verwendung von Kontaktgel auf Eurer Haut werden mit einem Schallkopf Ultraschallwellen in die Gebärmutter gesendet, mit deren empfangenem Echo die Darstellung mütterlicher und kindlicher Gewebe ermöglicht wird. Diese Ultraschallwellen haben auch bei wiederholten Anwendungen keine negativen Auswirkungen auf Euch oder Euer Baby. Der optimale Zeitpunkt für diese Untersuchung liegt zwischen der 22. und 23. Schwangerschaftswoche.
Wann wird zu einem Organultraschall geraten?
Wie alle anderen Untersuchungen in der Pränataldiagnostik ist auch diese Untersuchung kein Bestandteil der normalen Schwangerschaftsvorsorge. Empfohlen wird sie von den Frauenärzten bei:
- erhöhtem Alter der Mutter (oder des Vaters) und Verzicht auf invasive Diagnostik, wie zum Beispiel einer Fruchtwasseruntersuchung
- Fehlbildungen in der Familie
- mütterliche Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus oder Autoimmun-Erkrankungen
- auffälliger oder unklarer Ultraschallbefund durch den behandelnden Frauenarzt
- Medikamenteneinnahme, Alkohol- und Drogenkonsum in der Schwangerschaft
- Mehrlingsschwangerschaften
- Sterilitätsbehandlung
Wird die Ultraschalluntersuchung von der Krankenkasse übernommen?
In den oben genannten Fällen werden die Kosten in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Informiert Euch aber besser vor der Untersuchung noch einmal darüber. Wenn die Untersuchung auf Wunsch der Eltern stattfindet, übernehmen die Krankenkassen allerdings die Kosten nicht und müssen von den Eltern privat getragen werden.
Welches Ziel hat die Ultraschalluntersuchung?
Durch diese Untersuchung möchte man Informationen über den Zustand Eures ungeborenen Kindes erhalten. Es werden Organe wie zum Beispiel Gehirn, Herz, Nieren, Wirbelsäule,… untersucht. Wenn eine Auffälligkeit zu sehen ist, kann eventuell hilfreich eingegriffen werden, beispielsweise durch eine Behandlung Eures Kindes innerhalb der Gebärmutter, die Vorbereitung und Planung einer Behandlung nach der Geburt bzw. durch das Vorbereiten der Geburtsart, dem Geburtsort und der Geburtszeit.
Welche Aussagekraft hat diese Untersuchung?
Ein erfahrener, spezialisierter Untersucher kann etwa 90% aller mit Ultraschall auffindbaren Fehlbildungen erkennen. Bei einer ungünstigen Lage Eures Kindes oder einer etwas dickeren Bauchdecke ist die Untersuchung schwieriger und unter Umständen nur eingeschränkt beurteilbar. Aber auch wenn die Untersuchungsbedingungen noch so gut sind, das heißt: günstige Kindslage, dünne Bauchdecke, hervorragende Gerätequalität und größter Erfahrung des Untersuchers, bedeutet das nicht, dass immer alle Fehlbildungen erkannt werden können! Grundsätzlich können Chromosomenstörungen wie die Trisomie 21 und Stoffwechselerkrankungen dann nicht erkannt werden, wenn sie keine oder nur geringfügige körperlichen Veränderungen oder Fehlbildungen bewirken, die im Ultraschall darstellbar sind. Eine Chromosomenstörung kann nur durch eine Fruchtwasseruntersuchung mit ziemlich hoher Sicherheit ausgeschlossen werden.
Das solltet Ihr bedenken…
Bei den meisten Untersuchungen dieser Art zeigen sich keine Auffälligkeiten. Dies kann Euch eventuell Ängste nehmen. Jedoch kann bei jeder Pränataldiagnostik, für dessen Durchführung Ihr Euch entscheidet, auch eine Auffälligkeit entdeckt werden. Dies kann eine erhebliche Verunsicherung, Konfliktsituationen und Folgeuntersuchungen mit sich bringen. Dies solltet Ihr Euch bei der Feindiagnostik immer vor Augen führen.