Egal, ob Dein Baby von Beginn an Flaschennahrung bekommen hat oder ob Du es erst seit dem Abstillen mit der Flasche fütterst: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem Du Deinem Schatz die Flasche nachts abgewöhnen möchtest. Welche Gründe für eine zeitige Abgewöhnung sprechen und wie das Abgewöhnen der Nachtflasche funktionieren kann, erkläre ich Dir hier.
Flasche geben in der Nacht: Bis zu welchem Alter ist es sinnvoll?
Während das nächtliche Abstillen meist frühestens ab dem zwölften Lebensmonat empfohlen wird, darfst Du die Flasche mit Milchnahrung nachts schon etwas früher abgewöhnen: Der Richtwert, um Deinem Baby die nächtliche Milch abzugewöhnen, liegt in der Regel zwischen dem zehnten und zwölften Lebensmonat. Dieser Richtwert gilt für gesunde, termingeborene Kinder.
Es ist aber auch völlig in Ordnung, wenn Dein Kind noch etwas länger braucht. Beispielsweise, wenn Dein Baby tagsüber noch nicht genügend Nahrung zu sich nimmt und von der Beikost noch nicht satt genug wird, sodass es nachts noch weitere Kalorien und wichtige Nährstoffe über das Fläschchen zu sich nehmen muss. Erst, sobald es tagsüber genug Beikost isst und trinkt – und somit nachts weder Nahrung noch Flüssigkeit benötigt, kannst Du die Flasche nachts abgewöhnen.
Du kannst das Abgewöhnen auch bereits „einleiten“, indem Du schon beim Einführen beziehungsweise Geben der Flasche nachts auf ein paar Dinge achtest.
Trinkt mein Kind nachts nur noch aus Gewohnheit?
Viele Eltern wollen ihrem Kind die Flasche abgewöhnen, weil sie das Gefühl haben, dass es nachts keinen Hunger mehr hat und die Flasche nur noch aus Gewohnheit verlangt. Wenn Du den Eindruck hast, dass es Deinem Kind gar nicht mehr so sehr um die Nahrungsaufnahme, sondern um das Nuckeln oder das Ritual des Fläschchen-Trinkens geht, dann kannst Du versuchen, die Nachtflasche langsam auszuschleichen. Denn: Je länger Dein Kind seine Flasche in der Nacht „nur“ als Hilfe zum Weiterschlafen trinkt, desto schwieriger gestaltet sich das Abgewöhnen in den meisten Fällen. Wenn Dein Schatz es irgendwann schafft, die Nacht ohne das Verlangen nach dem Fläschchen durchzuschlafen, tut das nicht nur ihm, sondern auch Dir gut.
Hat mein Kind nachts Durst?
Milch – egal, ob Kuhmilch, Pre-Nahrung oder Folgemilch ist für Kleinkinder in erster Linie ein sättigendes Nahrungsmittel und kein Durstlöscher.
Wenn Kinder zwischen ein und zwei Jahre alt sind, benötigen sie etwa 600 Milliliter Flüssigkeit am Tag – die sie am besten tagsüber in Form von Wasser zu sich nehmen. Ab drei Jahren sind es etwa 800 Milliliter. Wenn diese Menge gedeckt ist, sollte Dein Schatz nachts keinen Durst mehr haben. Aber Achtung, es gibt auch Ausnahmen: An heißen Tagen oder wenn Dein Kind etwas Salziges gegessen hat, ist der Flüssigkeitsbedarf natürlich höher.
Flasche nachts abgewöhnen: Was spricht dafür?
Dein Kind ist älter als 10 Monate, isst tagsüber bereits alle Beikost-Mahlzeiten und trinkt tagsüber auch viel Wasser? Dann kannst Du ruhig ausprobieren, ob Du ihm die Flasche nachts abgewöhnen kannst. Denn spätestens ab zwei Jahren kann das Trinken aus der Flasche verschiedene Probleme verursachen.
Trinkt Dein Kind regelmäßig und zu lange aus der Flasche, können eine Zahn- oder Kieferfehlstellung oder Karies die Folge sein. Und das auch, wenn Wasser darin ist. Das häufige Berühren der Zähne mit dem Saugaufsatz kann zu sogenanntem Fläschchen- beziehungsweise Flaschenkaries führen, der im vorderen Mundbereich auftreten kann. Diese Schäden können sogar noch nach den Milchzähnen zu Problemen führen.
Außerdem kann übermäßiges Trinken gerade bei älteren Kindern dazu führen, dass nachts regelmäßig die Windel ausläuft – wobei das weniger mit der Flasche zu tun hat.
10 Tipps, die beim Abgewöhnen der Nachtflasche helfen können
Das Wichtigste vorab: Natürlich solltest Du die Flasche nachts nicht von heute auf morgen komplett abgewöhnen. Am besten gehst Du ganz behutsam, aber konsequent und Schritt für Schritt vor.
1. Milch verdünnen
Um Deinem Kind bei der Umgewöhnung zu helfen, verdünne die angerührte Milchnahrung (oder auch Kuhmilch, je nach Alter Deines Kindes) mit Wasser und stelle nach und nach ganz auf stilles Wasser um. Das schont nicht nur die Zähne, sondern verhindert auch, dass Dein Kind zu viele Kalorien zu sich nimmt. Achte zudem darauf, dass Dein Baby die Flasche zügig leert.
2. Abends gut essen
Damit Dein Baby nachts wirklich satt ist, achte darauf, dass es vor dem ins Bett bringen gut isst. Egal, ob Du Dein Baby mit dem klassischen Abendbrei aus Milch und Getreide fütterst oder ob es schon am Familientisch mitisst: Dass es gut gesättigt einschläft, ist wahrscheinlich die wichtigste Voraussetzung, um die Milchflasche nachts erfolgreich abzugewöhnen.
Nicht nur abends, sondern generell auch tagsüber ist es wichtig, dass Dein Kleinkind ausreichend Kalorien und Vitamine zu sich nimmt. Viele Kinder sind tagsüber so aktiv und abgelenkt, dass sie sich die fehlende Nahrung nachts holen müssen. Wenn sie dann wiederum morgens relativ satt von der Nachtflasche sind und wieder nur wenig essen, ergibt sich ein anstrengender Kreislauf.
3. Becher statt Flasche
Es ist ratsam, die Flasche zwischen dem neunten und zwölften Monat durch eine Trinklernflasche oder einen Trinklernbecher / eine Schnabeltasse zu ersetzen. Damit förderst Du die Selbstständigkeit Deines Kindes. Im nächsten Schritt kannst Du dann von dem Trinklernbecher auf einen normalen Becher umstellen, wenn Dein Kind nachts Durst hat.
4. Alternative Beruhigung
Für Dein Baby oder Kleinkind ist das Fläschchen in der Nacht ein vertrauter Trostspender, der es nach dem Aufwachen wieder beruhigt. Um das Abgewöhnen einfacher zu machen, führst Du am besten schon vor der eigentlichen Abgewöhn-Phase ein weiteres Ritual zur Beruhigung ein. Das kann zum Beispiel ein Kuscheltuch oder ein Kuscheltier, ein Schnuffeltuch oder eine Spieluhr sein, die Du Deinem Kind in die Hand gibst, während es trinkt. Wenn Ihr dann mit dem Abgewöhnen startet, kann es dann im besten Fall immer noch darauf zurückgreifen. Am Kuscheltuch sollte es auch saugen oder nuckeln dürfen, falls das Fläschchen dieses Bedürfnis bisher erfüllt hat und Dein Kind es noch benötigt.
5. Kuscheln, Kuscheln, Kuscheln
Egal, ob Vorsingen, Tragen oder Kuscheln: Sei für Dein Baby da, wenn es nachts aufwacht – und zeige ihm, dass jetzt zwar die Flasche weg ist, Du oder Dein:e Parter:in aber immer da bist – und hab‘ keine Angst, es zu sehr zu verwöhnen. Klar ist das anstrengend, vor allem, wenn Dein Kind schon in der Trotzphase ist – aber erfahrungsgemäß wird es von Nacht zu Nacht einfacher.
So hat es auch Youtuberin Mel mit ihrem 15 Monate alten Sohn erlebt:
6. Schnuller zum Flasche abgewöhnen
Natürlich kann auch ein Schnuller beim Flasche nachts abgewöhnen helfen, wenn Dein Baby zur Beruhigung an der Flasche saugt. Allerdings wirst Du auch diesen irgendwann wieder abgewöhnen müssen.
7. Abstillen ohne Flasche
Du stillst Dein Baby, denkst aber über das Abstillen nach? Je nachdem, wie alt Dein Kind ist, musst Du jetzt nicht zwingend auf ein Fläschchen umstellen. Wenn Du gegen Ende des ersten Lebensjahrs abstillst und Dein Kind tagsüber ausreichend Beikost und Wasser zu sich nimmt, kannst Du ihm nachts von Anfang an Wasser statt Pulvermilch anbieten. So entfällt das nächtliche Abgewöhnen der Milchflasche.
8. Früher Frühstücks-Snack
Dein Kleinkind wacht morgens früh auf und möchte sofort seine Flasche trinken? Dann kann tatsächlich Hunger dahinter stecken, insbesondere, wenn Ihr eher früh zu Abend esst oder wenn Dein Kind in einem Wachstumsschub steckt. Theoretisch spricht nichts dagegen, Deinem Kind zumindest in der Übergangsphase statt der Flasche um 6 Uhr morgens einen gesunden Snack zu geben (z.B. eine Banane oder ein kleines Brot).
9. Letzte Rettung Fläschchen-Fee
Bei älteren Kindern kann auch die Fläschchen-Fee zum Einsatz kommen, die die Nuckelflasche z.B. in einen tollen neuen Trinkbecher verzaubert.
10. Flasche nachts abgewöhnen im Urlaub
Weil das Abgewöhnen der Flasche in der Nacht mitunter ziemlich anstrengend für alle Beteiligten sein kann, lege es möglichst in einen Zeitraum, in dem kein zusätzlicher Stress angesagt ist. Also idealerweise nicht, wenn ein Umzug, Kita-Eingewöhnung, Geburt eines Geschwisterchens oder Trennung der Eltern im Raum stehen. Aber vielleicht ist der Urlaub eine gute Gelegenheit, wenn alle morgens ausschlafen können?
Weitere Tipps zum Flasche nachts abgewöhnen – von Experten und echten Eltern
Da Manches in der Theorie leichter klingt, als es in der Praxis umzusetzen ist, helfen manchmal auch Erfahrungen von anderen Eltern oder Expert:innen. So erklärt Dr. med. Tillmann Rümenapf, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, in der Zeitschrift Der Allgemeinarzt:
„Diese Prozedur dauert in der Regel drei bis zehn Nächte, dann hat in über 95 Prozent der Fälle das Kind die neue Regel ‚kein Essen in der Nacht‘ gelernt. Die Eltern sollten in ihrem Handeln bestärkt werden, denn auch die Eltern sollten Sicherheit im Umgang mit der neuen Regel ausstrahlen. Umso leichter wird es für das Kind, die Änderung anzunehmen. Die Eltern bringen dem Kind etwas bei und fügen ihm keinen Schaden zu. Lernen ist für Kinder wichtig und kann so auch den Eltern als eine positive Änderung vermittelt werden, auch wenn anstrengende Nächte zu erwarten sind.“
Weil das Thema „Flasche nachts abgewöhnen“ so viele Eltern beschäftigt, wird es auch viel in Foren diskutiert. Mama nettebetty rät z.B. bei Urbia:
„Wenn es bei euch der Hunger ist, würde ich abends erstmal ein sättigendes Abendessen machen und zum Einschlafen eine nicht ausgedünnte Premilch. Und dann mal schauen, wie lange sie sie [die Flasche, Anm. der Red.] nachts noch möchte.“
Mutter Irina_Tobias äußert im Hipp-Forum den Vorschlag, das Abendbrot um ein bis zwei Stunden nach hinten zu verschieben. Auch das kann natürlich helfen, das Kind für die Nacht besser zu sättigen – ist aber vermutlich nicht in jeder Familie praktikabel.
Auch unsere YouTube-Mama Anna hat noch einen spannenden Tipp zum Umstieg auf Wasser statt Flasche in der Nacht:
Wie hat das Flasche abgewöhnen in der Nacht bei Euch geklappt? Hast Du noch einen Tipp? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!
Quellen:
- Despitadent: „Was Sie über Flaschenkaries und Milchzähne wissen sollten“
- Doctors Today: „Wie kann man ihr das abgewöhnen?“
Mehr Infos dazu findest Du hier.