Du möchtest gerne mit Deinem Baby eine Reise unternehmen? Wir sind damals während der Elternzeit mit unserer 7 Monate alten Tochter für ein knappes halbes Jahr nach Indien geflogen. Obwohl ich vorher schon sehr viel gereist bin, war ich vor der ersten Flugreise mit Säugling sehr aufgeregt. Denn beim Fliegen mit Baby gibt es doch einiges zu beachten. Ich fasse Dir die wichtigsten Informationen und meine persönlichen Erfahrungen in diesem Beitrag zusammen.
Ab wann darfst Du überhaupt mit Baby fliegen?
Manche Airlines nehmen bereits Babys ab einem Lebensalter von 48 Stunden mit. Bei den meisten Fluggesellschaften dürfen Babys aber erst ab 1-2 Wochen nach der Geburt mitfliegen.
Es ist natürlich Deine Sache, ob Du schon so früh mit Baby reisen möchtest. Insbesondere nach meinem Gespräch zum Wochenbett mit der HypnoBirthing-Expertin Anne Imrich, rate ich Dir dazu, Dich nach der Entbindung ausgiebig zu erholen. Wenn Du und Dein Baby gut im neuen Leben angekommen seid, dann steht einer Flugreise nichts mehr im Weg.
Wichtig zu wissen ist, dass jede Fluggesellschaft ihre eigenen Regeln macht. Das gilt beim Gepäck genauso wie bei der Beförderung von Babys. Die Vorschriften sind zwar ähnlich, können sich in Details aber unterscheiden. Deshalb ist es immer wichtig, dass Du Dir die Satzung der gewünschten Airline nochmals durchliest.
Braucht Dein Baby ein Flugticket?
Du hast die Wahl, ob Du für Dein Baby einen eigenen Sitzplatz haben möchtest oder es während des Fluges lieber auf den Schoß nimmst. In beiden Fällen braucht es zwingend ein Flugticket.
Allerdings gibt es einen ordentlichen Preisunterschied:
- Fliegt Dein Baby ohne eigenen Platz, dann zahlst Du normalerweise rund 10 % des Erwachsenen-Tarifs für Dein Kind.
- Hat es einen eigenen Sitz, dann werden höhere Kosten fällig. Die Preise variieren je nach Fluggesellschaft zwischen 75 und 100 % Prozent des Erwachsenen-Tarifs.
Druckausgleich
Vielleicht kennst Du den unangenehmen Druck auf den Ohren beim Starten und Landen selbst. Er kann auch bei Babys zu Schmerzen führen.
Beim Abheben kommt es zu einem Überdruck im Mittelohr. Wenn sich das Flugzeug dann im Landeanflug befindet, dann ändern sich die Druckverhältnisse. Es entsteht ein Unterdruck. Das Trommelfell im Ohr wölbt sich je nach Druckart nach innen oder außen.
In unseren Körper ist eine natürliche Hilfe für den Druckausgleich eingebaut – die Eustachische Röhre. Sie verläuft zwischen Nase und Ohr. Beim Erwachsenen wird automatisch jede Minute ein Druckausgleich durchgeführt.
Druckausgleich beim Baby
Bei Säuglingen sieht es anders aus. Ihre Eustachische Röhre ist noch viel kürzer und ihre Reaktion langsamer. Deshalb passiert der Druckausgleich bei Babys nur alle 5 Minuten. Schläft Dein Baby, werden der Über- oder Unterdruck sogar noch seltener reguliert. Das ist der Grund, warum viele Babys beim Fliegen weinen und Schmerzen erleiden.
Meine Tochter hatte im Babyalter überhaupt keine Probleme mit dem Druckausgleich. Sie weinte nicht und zeigte keinerlei Anzeichen für Beschwerden. Allerdings änderte sich das, als sie älter wurde. Mittlerweile ist sie 6 Jahre alt und hat bei Start und Landung immer wieder ein starkes Druckgefühl auf den Ohren.
Wir Erwachsenen kauen, schlucken oder gähnen bewusst, um die Eustachische Röhre zu öffnen, sodass ein Druckausgleich stattfinden kann. Aber wie kannst Su Deinem Baby beim Druckausgleich helfen?
Fliegen mit Baby – so gelingt der Druckausgleich:
- Stillen: Stille Dein Baby bei Start und Landung.
- Essen & Trinken: Biete ihm alternativ die Flasche oder einen Brei an.
- Gib ihm den Schnuller, denn durch die Saugbewegung kann der Druckausgleich angeregt werden.
- Gähnen: Versuche selbst zu gähnen und es Deinem Baby zu zeigen. Möglicherweise lässt es sich davon anstecken.
- Nasentropfen helfen, wenn Dein Baby eine verstopfte Nase hat. Die Atemwege sollten für den Druckausgleich möglichst frei sein.
Am besten beginnst Du mit den Maßnahmen frühzeitig, noch bevor Dein Baby überhaupt Schmerzanzeichen zeigt. Wenn das nicht hilft und Dein Baby weint, dann bleibe möglichst gelassen. Spätestens wenn die Reiseflughöhe erreicht bzw. das Flugzeug gelandet ist, geht es Deinem Kind wieder besser.
Risiken: Ist das Fliegen für Babys schädlich?
In den ersten 4-6 Lebenswochen ist das Fliegen mit Baby tatsächlich nicht ganz ohne. Kinderärzte raten, erst die vollständige Entwicklung der Lunge abzuwarten. Sie ist erst etwa einen Monat bis eineinhalb Monate nach der Entbindung abgeschlossen.
Bei Frühgeborenen würde ich eine enge Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten. Denn wenn die Lungen nicht ausgereift sind, kann die geringere Sauerstoffsättigung während des Fluges für Dein Baby gefährlich werden.
Falls Dein Kind nicht gesund ist oder grundsätzlich Probleme mit den Lungen oder dem Herzen hat, lass Dich von Deinem Kinderarzt beraten, ob eine Flugreise sinnvoll ist oder nicht.
Ansonsten ist es für ältere Babys in der Regel nicht schädlich hin und wieder zu fliegen.
Sitzplatzwahl beim Fliegen mit Baby
Wenn Du Dir einen Sitzplatz aussuchen kannst, dann würde ich Dir zu einem Gangplatz in der Nähe der Ausgänge raten.
Dein Baby wird sich noch nicht für die schöne Aussicht begeistern, deshalb braucht es keinen Fenstersitz. Dafür kannst Du vom Gangplatz aus jederzeit mit Deinem Kind aufstehen und es auf- und abtragen. Normalerweise ist das Platzangebot in der Nähe der Ausgänge größer, sodass Du Dich hinstellen kannst, ohne die Bordmitarbeiter oder anderen Passagiere zu stören.
• Gangplatz wählen
• Am besten in der Nähe der Ausgänge
• Vor dem Flug frisch wickeln
Auch die Toiletten befinden sich normalerweise in der Nähe der Ausgänge. Zumindest einige der Waschräume sind mit Wickeltischen ausgestattet. Meiner Erfahrung nach lassen sie sich immer irgendwo aus den Wänden herausklappen.
Das Wickeln selbst empfand ich teilweise als sehr wackelige Angelegenheit. Ich habe es, wenn möglich, vermieden. Deshalb lohnt es sich, vor dem Abflug noch einmal eine neue Windel anzulegen.
Babyschale oder Autositz für den Flug?
Auf Langstreckenflügen bieten viele Airlines Babyschalen bzw. Bassinets für Babys ohne eigenen Sitzplatz an. Diese Körbchen werden an den Vorderwänden im Flugzeug eingehängt. Dadurch, dass es nur wenige Sitzreihen mit einer Vorderwand gibt, ist auch die Anzahl der Bassinets begrenzt. Deshalb solltest Du sie rechtzeitig im Vorfeld reservieren.
Die Reservierung machst Du normalerweise telefonisch bei der Airline. Je nach Tickettarif ist zwar die Babyschale kostenlos, aber es fallen zusätzliche Gebühren für die Sitzplatzreservierung an.
Auch bei den Bassinets sind die Regeln der Airlines etwas unterschiedlich. Hier ein kurzer Vergleich:
- Lufthansa: für Babys unter 11 kg Körpergewicht und unter 67 cm Körpergröße
- Emirates: für Babys bis 2 Jahre und maximal 11 kg Körpergewicht, Maße Economy und Business Class: 74,93 x 33,03 cm, Maße First Class: 63,5 x 28 cm
- Singapore Airlines: für Babys bis 14 kg, Maße 76,8 x 29,8 cm.
- Qatar Airlines: für Babys unter 11 kg Körpergewicht und maximal 2 Jahren.
Bei Start und Landung sowie im Falle von Turbulenzen musst Du das Baby beim Fliegen aus dem Bassinet nehmen und auf dem Schoss halten. Du bekommst einen speziellen Gurt für Dein Kind, den Du an Deinem Gurt befestigst.
Ich fand das Bassinet super, weil unsere Tochter viele Stunden darin geschlafen hat. Außerdem hatten wir durch die Sitzplätze an der Wand eine große Beinfreiheit. Was meine Tochter dagegen furchtbar störte, war der Gurt bei Start und Landung. Aber da ist jedes Kind unterschiedlich.
Säuglinge mit einem eigenen Sitzplatz dürfen im Autositz befördert werden. Zum Fliegen mit Baby im Maxi Cosi oder anderen Rückhaltesystemen müssen jedoch spezielle Anforderungen erfüllt sein:
- Es ist wichtig, dass der Kindersitz eine sogenannte Flugzulassung hat.
- Außerdem schreiben die Airlines in der Regel einen FAA- oder TÜV-geprüften Sitz vor.
- Das Modell muss mit einem 2-Punkt-Gurt zu befestigen sein und natürlich von den Eltern mitgebracht werden.
Frag am besten rechtzeitig vor dem Flug nach, welche exakten Anforderungen Deine Fluggesellschaft an den Sitz hat.
Fliegen mit Baby: Wickeln, Stillen, Füttern & Buggy
Die gute Nachricht zuerst: Eltern, die mit Babys fliegen, genießen jede Menge Annehmlichkeiten. So dürfen sie zum Beispiel Brei mitnehmen. Dabei unterliegen sie nicht der sonst geltenden 100-ml-Beschränkung.
Die Gläschen und das Milchpulver müssen auch nicht in den Zipper-Beutel gepackt werden. Es existiert keine genaue Mengenvorschrift für die Babyverpflegung. Allerdings sollten nur so viele Gläschen und Essensvorräte mit in das Handgepäck, wie für den Flug plausibel sind. Den Rest packst Du einfach in den Koffer.
Aus Sicherheitsgründen kann es wohl vorkommen, dass Eltern schon manchmal aufgefordert wurden, einen Löffel Brei vor den Beamten zu probieren. Die Milch rührst Du am besten erst im Flugzeug an, dort wird Dir das notwendige heiße Wasser gerne bereitgestellt.
Du darfst zur Versorgung Deines Babys Windeln, Feuchttücher, Wundcreme und Babypuder mitbringen. Die Anzahl der Windeln sollte für die Dauer des Fluges sowie eventuelle Verspätungen kalkuliert werden. Für den Notfall besitzen viele Flugzeuge auch einen kleinen Vorrat an Windeln.
Viele Airlines erlauben Dir, einen vollständig zusammenklappbaren Buggy bzw. Kinderwagen mit in die Kabine zu nehmen. Das hat den Vorteil, dass Du Dein Baby vor dem Fliegen noch gemütlich durch den Airport fahren kannst.
Vergleiche unbedingt die erlaubten Maße mit den Dimensionen Deines Sportwagens. Falls er nicht mit in die Kabine kann, darfst Du das Teil beim Check-in aufgeben. Normalerweise fallen dafür keine zusätzlichen Kosten an.
Reisedokumente
Wenn Du planst mit Deinem Baby in den Urlaub zu fliegen, dann braucht es ein eigenes Ausweisdokument. Das gilt für alle Reisen außerhalb Deutschlands. Selbst ein Neugeborenes muss sich ausweisen können. Dafür gibt es einen Kinderreisepass. Früher war es auch möglich, den Nachwuchs in den eigenen Reisepass eintragen zu lassen. Das ist heute nicht mehr gültig.
Für die meisten Reiseziele reicht ein gewöhnlicher Kinderreisepass aus, den Du bei der zuständigen Gemeinde oder beim Passamt beantragen kannst. In der Regel wird das Dokument innerhalb von 2 Werktagen ausgestellt.
Um den Kinderreisepass zu beantragen, benötigst Du folgende Unterlagen:
- Geburtsurkunde
- biometrisches Foto
- Ausweise der Eltern
- Antrag zur Ausstellung des Kinderreisepasses
Manche Reiseziele, wie die USA, verlangen auch bei Babys einen maschinell lesbaren Reisepass. Dieser sieht genauso aus wie der Reisepass der Eltern. Die Ausstellung dauert einige Wochen, außer Du beantragst die Expressvariante.
Erkundige Dich unbedingt rechtzeitig beim Auswärtigen Amt, welche Einreisevorschriften in Deinem Urlaubsland gelten.
Fliegen mit Baby: Checkliste
Hier habe ich Dir die wichtigsten Punkte zum Fliegen mit Baby in einer übersichtlichen Checkliste zusammengefasst:
Organisatorisches vor dem Flug
- Kinderreisepass vorhanden und gültig
- Flugverbindung idealerweise mit Nachtflug aussuchen und reservieren
- Flugtickets für alle Reisenden buchen
- Ggf. Bassinet bei der Fluggesellschaft reservieren lassen
- Reisekrankenversicherung und ggf. Rücktritt-, Gepäck- oder andere Versicherungen buchen
- Gesundheitscheck beim Kinderarzt mit eventuellen Impfungen
- Buggy abmessen und prüfen, ob er den zulässigen Kabinenmaßen entspricht
- Autokindersitz auf Flugtauglichkeit prüfen (falls Du ihn mitnehmen willst)
Baby-Handgepäck für den Flug packen
- Wickeltasche mit Windeln, Wickelunterlage und Feuchttüchern
- Wechselkleidung
- Warme Kleidung: Strickjacke, Schlafsack, Socken, Decke, dünne Mütze
- Schnuller sowie Ersatzschnuller
- Babynahrung, Löffel, Lätzchen
- Flasche, Milchpulver, Stillhütchen, Stillschal
- Snacks
- Ggf. Thermoskanne mit abgekochtem Wasser
- Beschäftigung bzw. Spielsachen
- Medikamente, die das Baby regelmäßig braucht, ggf. Nasentropfen
Am Flughafen und im Flugzeug
- Rechtzeitig am Flughafen sein, damit kein Zeitdruck aufkommt
- Kind am Flughafen ordentlich auspowern lassen
- Familien-Check-In nutzen, falls vorhanden
- Mit dem Druckausgleich rechtzeitig beginnen
- Ruhig bleiben, selbst wenn Dein Kind mal weint.
Persönliche Erfahrungen
Ob Dein Baby mit dem Fliegen gut zurecht kommt oder nicht, wirst Du erst im Flugzeug sehen. Mein Kind hat das Reisen glücklicherweise von Anfang an geliebt und war ganz unkompliziert. Aber ich kenne auch Nachwuchs von Bekannten und Freunden, der es den Eltern und Mit-Passagieren nicht so leicht gemacht hat.
In unserer Gesellschaft wird schnell die Nase gerümpft, wenn Babys mit im Flugzeug sind. Aber Du hast jedes Recht der Welt mit Deinem Kind zu reisen, wohin Du möchtest. Und Dein Kleines darf auch mal weinen. Das müssen die anderen Menschen aushalten.
Wir hatten Flüge mit Baby, die waren sehr angenehm, andere waren schwierig. Wenn beide Eltern zusammen mit dem Kind reisen, ist es auf jeden Fall leichter. Aber selbst als ich alleine mit meiner Tochter geflogen bin und wir teilweise 8 Stunden Verspätung hatten, ging alles gut. Das Bordpersonal und die anderen Passagiere waren immer sehr hilfsbereit. Wenn Du also Lust auf Abenteuer hast, dann wird es Zeit, Tickets zu buchen.
In meinem Beitrag „Fernreise mit Baby“ findest Du weitere Tipps und Infos für den Urlaub mit Deinem Schatz.